2000,  Antifaschismus,  Freiraum

Sturmgewehrschüsse Hausbesetzung (Solterpolter)

Inhalt:
1. Medienbericht
2. «Solter-Polter»-Schütze in Ittigen
3. Dritter Verdächtiger festgenommen
4. Schützen


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/rechtsextreme-3/)
Schüsse im Marzili-Quartier
In der Nacht auf gestern haben Unbekannte im Berner Marzili-Quartier mehrere Sturmgewehr-Salven auf eine von Linksaktivisten bewohnte Liegenschaft abgefeuert. Verletzt wurde niemand. Vor den Schüssen schrien die Täter «Sieg Heil».
Es sei «ein grosses Wunder und Zufall, dass niemand zu Schaden gekommen ist», sagte Stadtpolizei-Sprecher Franz Märki gestern nach dem Anschlag. In der Nacht auf Montag hatten Unbekannte Dutzende von Schüssen auf die von Linksaktivisten bewohnte «Solterpolter»-Liegenschaft abgefeuert. Laut Erkenntnissen der Stadtpolizei Bern wurden dabei gleich mehrere Sturmgewehr-Magazine mit Kriegsmunition GP-90 abgefeuert. Zur Tatzeit am frühen Montag um 2.40 Uhr waren nach Polizeiangaben fünf Personen im Haus anwesend. Die Serie von Gewehrschüssen durchschlug das Schiebetor und mehrere Fenster der stillgelegten Spenglerei Soltermann. Mehrere Dutzend Schüsse drangen ausserdem in die Fassade ein. Kurz nach der Alarmierung trafen mehrere Polizeipatrouillen am Tatort ein. Sie riegelten das Gebiet grossräumig ab.
Auf der Marzilistrasse stellten sie zahlreiche Gewehrhülsen sicher.
Zum Signalement der Täter liegen bisher keine Angaben vor. Wie die Bewohnerinnen und Bewohner gegenüber der Polizei erklärten, waren kurz vor der Tat vor dem Haus «Sieg Heil»-Rufe zu hören gewesen. Das «Solterpolter»-Haus unterhalb der Marzilibahn-Talstation wurde schon mehrmals von rechtsextremen Kreisen überfallen. Im letzten Sommer schossen Rechtsextreme mit Schrot gegen Fenster. Nach den Angaben der Polizei ist im Raum Bern ein harter Kern von etwa 50 Rechtsextremen aktiv. Die Polizei schränke ihre Ermittlungen im jüngsten Fall aber nicht auf rechtsextreme Kreise ein, sagte Polizeisprecher Märki.*

«Dem Tod nur ganz kapp entronnen»
Schüsse hallten in der Nacht auf Montag durchs Berner Marzili-Quartier: Unbekannte feuerten Gewehrsalven gegen das Solterpolter-Haus. Die Bewohner kamen nur mit viel Glück unverletzt davon.

«Ich könnte mausetot sein», sagt die junge «Solterpolter»-Bewohnerin vor dem Soltermann-Areal im Marzili, das von jungen Linksaktivisten bewohnt wird. Die Frau in ihrer braunen Strickjacke zittert noch am ganzen Körper. Der Schrecken der letzten Nacht steht ihr ins Gesicht geschrieben. «Wir kamen morgens um halb drei nach Hause, dann hörten wir eine Männerstimme ‚Sieg Heil‘ durch die Nacht schreien», erzählt ihr Freund. Der junge «Solterpolter»-Bewohner ging dann auf die Toilette.

Ums Leben gerannt
«Plötzlich pfiffen mir Schüsse um die Ohren, ich rannte durch den Raum und brachte mich so in Sicherheit», erzählt der junge Mann. Nicht nur Schüsse, sondern auch Querschläger peitschten gegen die Wände. Seine Freundin rannte ebenfalls um ihr Leben. Zum Glück lag sie noch nicht auf ihrer Schlafmatratze im Hochparterre. Denn: Nur eine Handbreite unter der Matratze schlug eine Kugel ein und durchbohrte die Schlafstätte. Der junge «Solterpolter»-Bewohner zieht seinen Regenhut tiefer ins Gesicht und sagt: «Zum Glück ging meine Freundin nicht sofort schlafen, sonst wäre sie von der Kugel getroffen worden – sie hatte einen grossen Schutzengel.»

Polizei reagierte rasch
Mehrere Anwohner unterhalb der Marzili-Talstation wurden in der Nacht vom Sonntag auf den Montag von den Schüssen aus dem Schlaf gerissen. «Bei uns gingen mehrere Anrufe ein», sagt Stadtpolizei-Mediensprecher Franz Märki. Und die Polizei reagierte rasch: «Innert sechs Minuten waren sechs Patrouillenfahrzeuge vor Ort», sagt Märki. Sofort wurde das Gebiet abgesperrt. Die Polizisten fanden auf der Marzilistrasse haufenweise Patronenhülsen, die von Sturmgewehr-Munition (GP 90) stammen. Weder die fünf «Solterpolter»-Bewohner, die zur Tatzeit anwesend waren, noch die Anwohner konnten Hinweise zur Täterschaft machen.

Mehrere Magazine
Die Täter mussten mehrere Magazine ins Gebäude geballert haben. Denn: Allein das blaue Schiebetor wurde von einigen Dutzend Kugeln durchschossen. Und in den Mauern rundum sind nochmal so viele drei Zentimeter tiefe Kugeleinschüsse gut sichtbar. Viele Fenster sind im Kugelhagel geborsten. «Es ist ein Wunder und ein Zufall, dass keine Menschen verletzt oder sogar getötet worden sind», sagt Franz Märki. Beamte des Kriminaltechnischen Dienstes der Stadtpolizei suchten gestern bis gegen Abend nach Spuren der Täter. Die ehemalige Spenglerei Soltermann unterhalb der Marzilibahn-Talstation wurde in den vergangen Jahren immer wieder von Rechtsextremisten angegriffen (siehe Kasten). Ob für den jüngsten Überfall Rechtsextremisten verantwortlich sind, ist noch nicht definitiv erwiesen.

Schon im Frühling 1999 habe er vor einer Zunahme der Rechtsextremisten gewarnt, sagt Fritz Schlüchter vom Informationsdienst der Stadtpolizei. Angaben über die Grösse der Szene will er keine machen. In den letzten beiden Jahren habe sich aber die Anzahl der Vorfälle verdoppelt. «Ende 1999 ist die Situation eskaliert. Und einen weiteren Höhepunkt hat der Hass mit dem Antifa-Abendspaziergang im Januar erreicht», sagt er. *


2. «Solter-Polter»-Schütze in Ittigen (Originalquelle: https://www.antifa.ch/solter-polter-schutze-in-ittigen/)
Der Bund
RECHTSEXTREMISMUS / Der Mann, der auf das «Solter-Polter»-Gebäude geschossen hatte, ist verhaftet worden. In seiner Wohnung wurden rechtsradikale Bücher gefunden.

mmü. Der Anschlag auf das Solter-Polter»-Gebäude im Marziliquartier geht mit grösster Wahrscheinlichkeit tatsächlich auf das Konto von Rechtsextremisten. Die Schüsse, welche fünf Personen in akute Lebensgefahr gebracht hatten, wurden mindestens zum Teil von einem 22-jährigen Mann abgegeben, der gestern in Ittigen verhaftet worden ist und die Tat bereits gestanden hat. Dies teilten die Stadtpolizei und das Untersuchungsrichteramt gestern mit. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei nicht nur das persönliche Sturmgewehr des Festgenommenen, sondern ausserdem rechtsradikale Literatur. Das passt zur Aussage der «Solter-Polter»-Bewohner, die unmittelbar vor den Schüssen «Sieg-Heil»-Rufe gehört haben wollen.

Mit dieser einen Festnahme sind die Untersuchungen zum Fall allerdings noch nicht abgeschlossen. Laut Pressesprecher Franz Märki geht die Stadtpolizei davon aus, dass möglicherweise mehrere Personen an der Tat beteiligt waren. Die Suche nach den Mittätern läuft deshalb auf Hochtouren weiter. Wie Märki dem «Bund» auf Anfrage erklärte, ist ein Ermittlungsstab eingesetzt worden, der aus mehreren Beamten besteht, die sich voll auf die «Solter-Polter»-Schüsse konzentrieren.
Im Vordergrund der Ermittlungen steht nun die Suche nach einem Auto, das möglicherweise als Tatfahrzeug gebraucht worden ist. Dabei handelt es sich, wie die Polizei in einem Communiqué schreibt, um ein «dunkles jeepähnliches Fahrzeug mit Hard-Top- oder Blachenverdeck». Die Berner Kontrollschildnummer des Wagens beginnt eventuell mit den Ziffern 445 . . .
Die Ermittlungen am Tatort haben inzwischen ergeben, dass auf das «Solter-Polter»-Gebäude unmittelbar unterhalb der Talstation des Marzili-Bähnchens insgesamt viele Dutzend Schüsse abgegeben wurden – Sturmgewehr-Munition des Typs GP 90. Ob der nun festgenommene Mann auch für andere Anschläge verantwortlich ist, die in den letzten Jahren auf das von Linksaktivisten bewohnte Gebäude verübt wurden, ist noch ungeklärt.


3. Dritter Verdächtiger festgenommen (Originalquelle: https://www.antifa.ch/schusse-auf-solterpolter/)
BernerZeitung: Schüsse auf «Solterpolter»
Polizei nimmt nun auch Fahrer fest Neuer Fahndungserfolg: Die Polizei hat nach dem Ittiger Schützen nun auch den Fahrer in Wabern und einen Verdächtigen im Wallis festgenommen. Auch das Fahrzeug wurde gefunden.

*Jürg Spori Vier Tage nach den Schüssen des 22-jährigen Mannes aus Ittigen auf die «Solterpolter»-Unterkunft von Linksaktivisten im Berner Marzili-Quartier, hat die Polizei zwei weitere Personen festgenommen. Der Fahrer des Geländefahrzeuges ging nun in Wabern der Polizei ins Netz. Das gesuchte Geländefahrzeug mit dem Blachenverdeck ist sichergestellt worden.

Fahrer ist geständig
Und der 19-jährige Fahrer hat bereits ein Geständnis abgelegt: Er sei am Montagmorgen mit dem Schützen aus Ittigen ins Marzili gefahren. Nachdem dort mehrere Salven aus dem Sturmgewehr abgegeben worden waren, legte sich der Schütze zu Hause in Ittigen ins Bett, wo ihn dann die Polizei aus dem Schlaf holte. Gegenüber den Untersuchungsbehörden sagte der in Wabern festgenommene Fahrer allerdings, dass er selber nicht auf das «Solterpolter»-Gebäude geschossen habe; er bewegt sich in der rechtsradikalen Szene. Bereits in der Wohnung des geständigen Ittiger Schützen hatte die Polizei rechtsradikale Literatur sichergestellt.

Festnahme im Wallis
Und am Donnerstagabend hat die Walliser Polizei im Auftrag der Berner Stadtpolizei im Wallis einen Berner festgenommen. Er wird verdächtigt, an der Schiesserei im Marzili ebenfalls beteiligt gewesen zu sein. Die Ermittlungen gegen ihn laufen. Offenbar zahlen sich die Anstrengungen der Kantons- und Stadtpolizei in der Bekämpfung des Rechtsextremismus aus: Sie hat innert vier Tagen drei Männer aus diesem Milieu verhaftet.

Haarscharf daneben
Nach der Schiesserei hat die Polizei über hundert Sturmgewehrhülsen und Dutzende Einschlaglöcher festgestellt. Wie durch ein Wunder wurde im Kugelhagel keiner der sechs Bewohner im «Solterpolter« verletzt. Ein Schuss durchlöcherte die Wand unter der Schlafmatratze einer Frau. Und ein junger Mann, der soeben auf dem Klo sass, rannte um sein Leben und warf sich zu Boden, als die Kugeln um seine Ohren flogen. *

-Bund 15.7.00
Drei Berner in Haft
SCHIESSEREI / Im Zusammenhang mit dem Anschlag gegen das Gebäude «Solter-Polter» sind weitere Personen festgenommen worden.
pid. Im Rahmen der Ermittlungen gegen die Täterschaft, die am vergangenen Montag auf das Gebäude «Solter-Polter» im Berner Marziliquartier geschossen hatte, konnten das gesuchte Fahrzeug und der Fahrer angehalten werden. Die Stadtpolizei hat in Wabern einen 19-jährigen Berner in einem Geländefahrzeug mit Blachenverdeck gestoppt. Der Mann gesteht, den bereits am Montag verhafteten Schützen gefahren zu haben, beteuert aber, selbst nicht geschossen zu haben. Wie die Polizei mitteilt, bewegt sich der Fahrer im Umkreis der rechtsradikalen Szene. Auf Antrag der Stadtpolizei nahm am Donnerstagabend die Kantonspolizei Wallis einen weiteren Berner fest, der in dringendem Verdacht steht, an der Schiesserei beteiligt gewesen zu sein. Entsprechende Ermittlungen laufen.

Keine Verletzten
Eine vorerst unbekannte Täterschaft hatte am vergangenen Montag auf das Gebäude «Solter-Polter» der ehemaligen Spenglerei Soltermann an der Marzilistrasse 3 mit Gewehrmunition GP90 geschossen. Die sechs Bewohner des Gebäudes wurden beim Anschlag nicht verletzt. Dutzende von Einschlagspuren wurden von der Polizei am Eingangstor und den angrenzenden Mauern gesichert, über 100 Gewehrhülsen wurden gefunden. Bereits am Montag konnte dann in Ittigen ein 22-jähriger Berner verhaftet werden. Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei das persönliche Sturmgewehr wie auch rechtsradikale Literatur des Festgenommenen.


4. Zwei Schützen (Originalquelle: https://www.antifa.ch/anschlag-auf-solterpolter/)
Auch ein Arztsohn schoss
Aus Hass gegen Linke haben drei rechtsextreme Männer den Anschlag auf die Berner Solterpolter-Unterkunft verübt. Zwei haben aus Sturmgewehren geschossen, mit dabei ein Arztsohn aus Ittigen.
Jetzt ist das Motiv der drei inhaftierten Männer, die vor bald vier Wochen auf die Solterpolter-Unterkunft von Linksaktivisten im Berner Marzili-Quartier geschossen haben, klar: «Wir haben die Tat aus Abneigung gegen Linke verübt», sagten sie gegenüber den Untersuchungsbehörden aus. Wie durch ein Wunder wurden im Kugelhagel keine Bewohner getötet.
Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen ist auch klar, dass zwei der drei Täter aus zwei Sturmgewehren auf die Unterkunft gefeuert haben. Bei einem der Schützen handelt es sich um einen Arztsohn aus Ittigen. Der 22-jährige Mann wurde nur wenige Stunden nach dem Anschlag im Elternhaus in seinem Bett festgenommen. Der zweite Schütze, ein 20-Jähriger, wurde drei Tage später im Wallis verhaftet. Nicht geschossen hat ein dritter Beteiligter. Der 19-jährige junge Mann ging der Polizei in Wabern ins Netz und hat gestanden, als Fahrer des Geländefahrzeuges die Schützen zum Tatort chauffiert zu haben. Zudem gab er zu, eines der Gewehre und die Munition beschafft zu haben. Und zwar im Schützenverein, wo er einen Jungschützenkurs absolvierte. «Dieser Diebstahl einer Waffe ist ein Einzelfall», verteidigt Urs Weibel, Geschäftsführer des Schweizerischen Schützenverbandes die Jungschützenkurse. Das sei kein Grund, diese zu verbieten, betont er. Die drei Männer aus der rechtsextremen Szene bleiben auch nach Abschluss der Ermittlungen weiterhin in Haft.

Solterpolter-Anschlag aus Hass gegen Linke
Gewehr aus dem Jungschützenkurs
Die drei Männer, die den Anschlag auf das Solterpolter-Gebäude verübten, schossen aus Hass gegen Linke. Eines der verwendeten Gewehre hat sich ein Täter in einem Jungschützenkurs illegal beschafft.
Vier Wochen nach den Schüssen auf das Solterpolter-Gebäude im Berner Marzili-Quartier sind die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen. Die Fakten sind erschreckend: Die drei Männer aus der rechtsextremen Szene haben gegenüber den Untersuchungsbehörden angegeben, sie hätten die Tat aus Abneigung gegen Linke verübt. Ihren Anschlag vom 10. Juli auf das Solterpolter-Gebäude, einer links-alternativen Wohngemeinschaft, mussten sie genau geplant haben. Denn einer der drei Täter, ein erst 19-jähriger Mann, hatte sich im Jungschützenkurs unbefugt ein Sturmgewehr und Munition beschafft – dazu hatte er als Mitglied eines Jungschützenvereins Zugang. In einem Geländefahrzeug chauffierte er dann seine beiden Komplizen, zwei 20 und 22 Jahre alte Männer, ins Marzili. Morgens um halb vier Uhr feuerten die Mitfahrer des 19-Jährigen gemäss den polizeilichen Ermittlungen Salven aus zwei Sturmgewehren auf das Gebäude. Sie schossen mehrere Magazine leer. Fenster gingen im Kugelhagel in Brüche, und das blaue Schiebetor wurde von einigen Dutzend Schüssen durchbohrt.

Haarscharf daneben
Die Bewohner rannten um ihr Leben und warfen sich zu Boden. «Ich könnte mausetot sein», sagte am nächsten Morgen ein junger Mann zur BZ. Er war auf der Toilette gewesen, als die Schiesserei losging. Eine junge Frau blieb unverletzt, weil sie trotz später Stunde noch nicht im Bett war: Eine Handbreite unter ihrer Matratze schlug eine Kugel ein. «Es ist ein Wunder und ein Zufall, dass niemand getötet wurde», hielten die Untersuchungsbehörden nach dem Anschlag fest. Nur einige Stunden nach dem Anschlag nahm die Kantonspolizei einen der Schützen in seinem Elternhaus in Ittigen fest – der 22-jährige Arztsohn lag beim Eintreffen der Polizei im Bett. Die Polizei stellte bei der Festnahme auch das Sturmgewehr und rechtsradikale Literatur sicher. Der Mann gestand, wenige Stunden zuvor gegen das Solterpolter-Gebäude geschossen zu haben.

Polizei reagierte rasch
Nur vier Tage später konnte die Polizei einen neuen Fahndungserfolg verzeichnen: In Wabern wurde der Fahrer des Geländefahrzeuges festgenommen. Auch er legte sofort ein Geständnis ab, gab zu das Sturmgewehr aus dem Jungschützenkurs zu haben, beteuerte jedoch, selbst nicht geschossen zu haben. Fast zur gleichen Zeit konnte schliesslich die Walliser Polizei im Auftrag der Berner Stadtpolizei einen weiteren Tatverdächtigen festnehmen. Der 20-Jährige hat im Verlauf der Ermittlungen nun auch gestanden, dass er am 10. Juli aus dem Sturmgewehr aufs Solterpolter-Gebäude geschossen hat. Auch er stammt aus der rechtsradikalen Berner Szene. Alle drei Männer verbleiben nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen in Untersuchungshaft. Und werden wohl weiterhin dort bleiben müssen – möglicherweise bis zum Prozess. Dies deutete auch Untersuchungsrichter Hermann Wenger an. «Ob die Männer bis zum Prozess überhaupt noch freikommen, ist noch unklar», sagte er gegenüber der BZ.*
Munitionsklau

Gegen Befehl verstossen
Der Jungschütze, welcher die Munition für den Anschlag illegal beschafft hat, ist ein Einzelfall. Das sagt Urs Weibel, Geschäftsführer des Schweizerischen Schützenverbandes. Für ihn ist klar, dass der Jungschütze seine Eigenverantwortung nicht wahrgenommen und somit gegen den Munitionsbefehl verstossen hat. «Wer sich unbedingt Munition beschaffen will, der kann es an jedem Schützenfest tun», sagt Urs Weibel. Das geht so: Er kauft Übungsmunition, und statt die Patronen zu verschiessen, lässt er sie in seinem Hosensack verschwinden. Bei den Jungschützenkursen machen die Leiter auf den Munitionsbefehl aufmerksam. Für Weibel ist es möglich, dass bei diesem Einzelfall die Kontrolle versagt hat. «Das ist kein Grund, die Jungschützenkurse zu verbieten», betont er. jsp