2000,  Antifaschismus

Waffenlager Rechtsextremer ausgehoben

Inhalt:
1. Medienbericht
2. Mitglieder der Nationalen Offensive


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/waffenlager-in-bern-ausgehoben/)
RECHTSEXTREME / Die rechtsextreme Berner Szene operiert mit Sprengstoff und Splitterbomben: Die Polizei fand in den Wohnungen zweier führender Skins Waffen und anderes Material. Beide sind auf freiem Fuss. Der Fall liegt jetzt vor dem Burgdorfer Kreisgericht.
Das kriminelle Potenzial der rechtsextremen Szene in Stadt und Region Bern ist erschreckend: Die Bundesanwaltschaft hat, zusammen mit Stadt-, Kantons- und Bundespolizei, im Raum Bern ein Arsenal von selbst gebastelten Sprengkörpern sichergestellt. Die Polizeiaktion fand bereits im Mai 2000 statt. Die Bundesanwaltschaft informierte aber erst gestern über die Untersuchung. Spezialisten stufen die Bomben wegen ihrer Splitterwirkung als «sehr gefährlich» ein. Zwei führende Köpfe der «Nationalen Offensive» wurden verhaftet und kurz darauf wieder auf freien Fuss gesetzt. Die «Nationale Offensive» ist eine international vernetzte, seit Jahren lokal operierende Hammerskin-Organisation; sie ist im Staatsschutzbericht 1999 aufgeführt.

Die beiden Schweizer sind geständig, am Bau der Sprengkörper beteiligt gewesen zu sein. Die Bomben wurden aus Rahmbläser-Kapseln gebastelt und zum Kauf in der Szene angeboten. Rahmbläserkapseln sind im freien Handel erhältlich und werden vor allem in der Lebensmittelindustrie verwendet. In den Wohnungen der beiden Skins in der Stadt Bern fand die Polizei nebst 23 Bomben diverses Material wie Schlaginstrumente, Messer, Gassprays, Gewehre, Pistolen, Schlagringe, Munition, ein Elektroschockgerät sowie rassistisches Propagandamaterial. Einer der Skins hat zugegebenermassen Probezündungen in der Kiesgrube Deisswil bei Münchenbuchsee durchgeführt. Laut Bundesanwaltschaft sind die Sprengkörper aber anderswo nicht gezündet worden.

Schüsse auf «Solter-Polter»
Einer der Männer steht zudem unter Verdacht, am 21. August 1999 einen Schuss aus der Schrotflinte auf die linksalternativen Hausgemeinschaft «Solter-Polter» im Marzili abgefeuert zu haben. Mit der jüngsten Schiesserei auf «Solter-Polter» vom 10. Juli 2000 mit Kriegsmunition werden die beiden zwar nicht in Zusammenhang gebracht, die «Nationale Offensive» allerdings hat damit zu tun: Mindestens einer der Schützen ist Mitglied dieser Organisation. Auf der Liste der Verfehlungen steht wegen einer Kleber-aktion in Hindelbank von 1999 überdies die Verletzung der Antirassismus-Strafnorm.
Der Kanton Bern ist nun für die weitere Untersuchung und Beurteilung zuständig. Generalprokurator Markus Weber hat den Fall an das Burgdorfer Kreisgericht weitergeleitet. Nicht der Wohnsitz der Angeschuldigten, sondern der Ort der verübten Delikte sei Grund für diese Zuteilung, erklärt Weber. Die Sprengstoffdelikte trugen sich in einer Kiesgrube in Deisswil bei Münchenbuchsee zu: Dort hat die «Nationale Offensive» offenbar probehalber Bomben gezündet; die Herstellung der Sprengkörper erfolgte in der Region Bern-Burgdorf. Der Behörde von Deisswil sind die Treffs der Rechtsradikalen nicht bekannt. Kommentar

RECHTE GEFAHR UNTERSCHÄTZT
Rechtsextreme schiessen diesenSommer in der Stadt Bern aufWohnungen von Linken, brülleneinen Bundesrat während seiner1.-August-Rede auf dem Rütli niederund treten immer dreister in derÖffentlichkeit auf – am vergangenenWochenende in den Kantonen Luzernund Wallis. Das alles scheint aber nurdie Spitze des Eisbergs zu sein: Nunwird bekannt, dass die Polizei bereitsim Mai in der Bundesstadt selbstgebastelte Sprengkörpersichergestellt hat.

Experten warnen seit Jahren vor dersich zunehmend organisierendenrechtsextremen Szene. Ihremahnenden Worte verhallten meistungehört. Auf politischer Ebenekommt die Debatte nur langsam inGang, wird halbherzig geführt – undversandet nach kurzfristigerAufregung jeweils rasch wieder. Statteiner frühzeitigen und fundiertenAufarbeitung der komplexen undvielfältigen Ursachen desRechtsextremismus hat einegegenteilige Entwicklungstattgefunden: Grundhaltungen wieIntoleranz und Ausländerfeindlichkeitschleichen sich langsam inspolitische System ein und prägen denöffentlichen Diskurs – nicht zuletztdurch die Radikalisierung der SVP.Die Feinde der Demokratie stehenhauptsächlich rechts. BreiteAufklärungsarbeit und klareAbgrenzungen tun Not. Darüberhinaus müssen aber auch diegesetzlichen Normen – zum Beispieleine Verschärfung derRassismus-Strafnorm – angepasst unddie polizeilichen Mittel verstärktwerden. Denn Rechtsextremeoperieren international vernetzt. DassLeute, die derartige Sprengkörperbauen, nach kurzer Festnahme wiederauf freien Fuss gesetzt werden, istschwer verständlich. Sie stellen eineakute Gefahr für die öffentlicheSicherheit dar.


2. Mitglieder der Nationalen Offensive (Originalquelle: https://www.antifa.ch/braune-gefahr-2/)
SonntagsBlick
Nach Waffenfund bei Neonazis
Entlarvt: Das ist der Chef der Bombenbastler

BERN – Die beiden Bombenbastler von Bern gehören der rechtsradikalen«Nationalen Offensive» an. Ihr Anführer ist Adrian S. (21), Metzger, Neonazi undMuttersöhnchen.
Adrian S. wohnt bei Mutti, trägt kurze Haare und ein T-Shirt mit dem Aufdruck«Hammerskin». In seinem Auto liegt ein Fan-Schal der britischen Neonazi-Band«Screwdriver». Der 21-jährige Metzger aus Moosseedorf gilt als Kopf der BernerSkinhead-Szene. S. ist Anführer der «Nationalen Offensive» (NO) – lautStaatsschutzbericht eine rechtsextreme Gruppierung mit 25 Mitgliedern. Zwei davon -Matthias R. und Patrick Z. – wurden von der Polizei als Bombenbastler undWaffensammler überführt. Eine der 20 aus Rahmbläser-Kapseln und Schwarzpulvergefertigten Granaten wollten R. und Z. verkaufen. «Das ist erschreckend und zeigt,wie gewaltbereit die Szene ist», sagt Jürg Bühler, Vize-Chef der Bundespolizei.

Über seine beiden Kameraden reden mag Muttersöhnchen und NO-Boss Adrian S.nicht. «Kein Kommentar», zischt er und schmettert die Wohnungstüre zu. Minutenspäter schickt er zuerst seine Mutter und dann noch einen Nachbarn vor, umabzuklären, ob die Luft rein ist. Die Mutter ist es auch, die ihn immer wieder vorunangenehmen Fragen schützt und abschirmt. Bei seinem Arbeitgeber – einerMetzgerei in Zollikofen BE – kümmert man sich wenig um die Nazi-Ideologie vonAdrian S.: «Das interessiert mich nicht. Er ist ein guter Mitarbeiter», sagt sein Chef.Dabei ist Adrian S. kein unbeschriebenes Blatt:

Er beteiligte sich 1995 am brutalen Überfall auf das «Festival derVölkerfreundschaft» in Hochdorf LU.
Er wurde 1999 bei einer Polizeikontrolle in Luterbach SO mit über 30 Neonazi-CDs,Hakenkreuz- und Reichkriegsfahnen sowie 42 Porträts von Adolf Hitler erwischt. Er war auf dem Rütli dabei, als über 100 Glatzköpfe die 1.-August-Rede vonBundesrat Villiger störten.

Offen bleibt seine Rolle im Bomben- und Waffenfund von Bern. Nach Informationenvon SonntagsBlick taucht der Name Adrian S. in den Untersuchungsakten nicht auf -der bekennende Neonazi wurde demnach auch nicht befragt.
Fest steht nur: Die Wohnung von Bombenbastler Patrick Z. war zuvor von Adrian S.gemietet. Und die Garage, in der die Sprengsätze zusammengesetzt wurden, liegt inunmittelbarer Nähe der Wohnung von S. Nachbarn berichten zudem, dass sich diebeiden zusammen mit anderen Neonazis regelmässig zu Saufgelagen trafen – in derWohnung von Patrick Z. Dort, wo auch ein Teil der Pump-Actions, Kalaschnikows undUzis gefunden wurden. Und Adrian S. sagt: «Ich weiss von nichts.»

Einsilbig zeigt sich auch Bombenbastler Patrick Z., der sich in Moosseedorf hinterdem falschen Namen «Pfister» versteckt und in Springerstiefeln und Kampfhosendurch das Quartier marschierte. Sein Motto stand bis vor kurzem in grossen Letternauf einem Plakat auf dem Balkon: «Terror». Seit im Mai mehrere Beamten mit zweiHunden zur Durchsuchung aufgekreuzt sind, lässt er sich die Haare wiederwachsen. Auch die Hakenkreuz-Fahnen sind aus der Wohnung verschwunden -genauso wie die Aufkleber an der Haustüre mit den Slogans «Saufen bis zumUmfallen» und «Bunker88» (88 steht für «Heil Hitler»).
Anders sein Bombenbastler-Kollege Matthias R. Der Lehrer-Sohn aus Leuzigen BEtauchte vor einer Woche an der Hammerskin-Party im luzernischen Malters auf.