2002,  Antifa Spaziergang,  Antifaschismus,  Antirassismus,  Demo,  Gender

1. Antifa-Spaziergang Thun

Inhalt:
1. Aufruf
2. Medienbericht


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/04/112.shtml)
Die Antifa Thun ruft zum 1. Antifaschistischen Abendspaziergang in Thun auf
Samstag 27. April 2002, 20.00 Uhr beim Bahnhof Thun
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein
Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein
Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein
Gewerkschafter.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Wir wollen nicht länger zusehen wie sich Naziskins und andere rechtsextreme Subjekte in Thun (und anderswo) ausbreiten. Wir können nicht weiter schweigen, wenn rechtsextrem motivierte Übergriffe als simple Schlägereien zwischen Jugendlichen abgetan oder verschwiegen werden.
Kommt zahlreich.
WIR LASSEN UNS NICHT KRIMINALISIEREN!


2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/04/153.shtml)
Berberzeitung, 29.04.2002
Die bewilligte Antifaschistische Demonstration am Samstagabend in der für den Verkehr gesperrten Innenstadt verlief ruhig. Polizei und Organisatoren hatten trotz kleinen Krawallen alles im Griff.
Die Bilder der Gewalt des «Antifaschistischen Abendspaziergangs» in Bern vor sechs Wochen waren noch präsent in den Köpfen. Die Befürchtungen, dass sich in Thun ähnliche Szenen abspielen würden, wurden jedoch nicht bestätigt. Die Demonstration, zu welcher die Antifa Thun aufgerufen hatte, verlief grösstenteils ruhig.

Rund 800 Demonstranten
Schätzungsweise gegen 800 Personen besammelten sich am Samstag um 20 Uhr auf dem Bahnhofplatz zum «1. Antifaschistischen Abendspaziergang in Thun». Vor dem Start mahnte eine Stimme aus dem Megaphon die Anwesenden, sich friedlich zu verhalten, Sprayereien und Vandalenakte zu unterlassen. Kurz vor halb neun setzte sich die Masse, eskortiert von einem Polizeiwagen und mehreren Zivilpolizisten, Richtung Maulbeerplatz und der vom Verkehr abgesperrten Innenstadt in Bewegung. Die Kundgebung demonstrierte in Thun gegen Rassismus, Sexismus, Nationalismus, Intoleranz und Rechtsextreme. Mit lautstarken «Nazis raus»-Parolen taten sie ihren Ärger kund. Ab und zu flog eine Knallpetarde in den Thuner Nachthimmel. Im Bälliz gesellte sich auch Polizeivorsteher Heinz Leuenberger im orangen Polizei-Gilet zur Polizei-Eskorte.
Ein grosses «Hallo» gab es vor dem ehemaligen «Alpenrösli», dem heutigen «Gastwerk», wo sich oft Linke treffen. Ebenfalls lautstark begrüsst wurden die Insassen des Gefängnisses, welche sich mit Klopfzeichen ihrerseits bemerkbar machten. Vereinzelt wurden Flaschen gegen das Gebäude geworfen, doch die Übeltäter wurden vom internen Sicherheitsdienst der Antifa Thun sofort forsch zurechtgewiesen.

Kleine Krawalle in Selve
Kurz vor 21 Uhr begann die «heikle Phase» des Umzugs: Abbiegung von der Regiestrasse in die Scheibenstrasse, quer durchs Selve-Areal. Befürchtungen einer grösseren rechten Gegendemo bewahrheiteten sich nicht. Bereits bei den Thuner Autobahnausfahrten führte die Polizei Personenkontrollen durch, um allfällige Rechtsextreme frühzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Vor dem «Selve Gärtli» bildeten dann an die 40 Polizisten, ausgerüstet mit Helm, Schlagstock und Schutzschild, eine Mauer: dahinter ungefähr 15 Rechtsextreme. Verbale Provokationen beiderseits waren die Folge. Plötzlich flogen Glasflaschen über die Köpfe der Polizei hin und her. Krawallbereite Demo-Mitläufer nutzten die Gunst der Stunde und beteiligten sich ebenfalls am Scharmützel. Mindestens ein Demonstrant trug eine Platzwunde am Kopf davon. Das Gros der Kundgebungsteilnehmer zog friedlich weiter.
Die gute Arbeit der Polizei und der Organisatoren verhinderte Schlimmeres. «Wir wollen, dass die Selve kein Fascho-Territorium wird», verkündete die Stimme am Megaphon, nachdem die Demo die Scheibenstrasse verlassen hatte.
Der Umzug führte über die Aarestrasse zurück zum Bahnhof, wo sich die Kundgebung um 22 Uhr langsam auflöste.