2003,  Antikapitalismus,  Ausschreitungen,  Demo,  Gender,  Glasbruch,  Repression,  WEF

Nachdemo Anti-WEF

Inhalt:
1. Mitteilung Stadtpolizei
2. Liveticker

3. Bilder
4. Medienberichte
5. Offener Brief Bündnis alle gegen Rechts
6. Stellungsnahme IKUR

7. Video SRF

1. Mitteilung Stadtpolizei (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3310.shtml)
Medienmitteilung Nr. 29
Die Stadtpolizei Bern teilt mit:
Voraussichtliche Anti-WEF-Nachdemonstration in Bern
pid. Anti-WEF-Kreise haben im Verlauf des heutigen Nachmittags zu einer Nachdemonstration in Bern aufgerufen. Hinweise haben sich in den letzten Stunden verdichtet, dass über tausend Demonstranten in Extrazügen und Cars nach Bern reisen, wo sie sich zwischen 20 und 21 Uhr zu einer Kundgebung treffen wollen. Weil sich unter den Anreisenden viele gewaltbereite Demonstranten befinden, muss damit gerechnet werden, dass es in Bern zu Ausschreitungen kommen wird.Die Stadtpolizei Bern fordert daher die Bevölkerung auf, die Innenstadt zu meiden!
Polizeikommando der Stadt Bern


2. Liveticker (Originaquellen: http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3296.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3297.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3300.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3306.shtml)
-der zug aus zürich (landquart) und die leute aus davos sollten langsam in bern ankommen. dort gibts dann anti-wef und anti-rep demo und offenbar massives polizeiaufgebot.
um 20.00 vor dem hb in bern! weitersagen!
achtung, extremes polizieaufgebot!
ACHTUNG: von einer demo in zürich wissen wir nichts, scheint fehl-info zu sein.
-offenbar ist der bhf. bern von der polizei massiv abgeriegelt. eingeschätzt wird, dass die polizei versuchen wird, die ankommenden anti-wef demosntrantInnen in die reithalle runterzudrängen.
haltet die ohren steif.
-es sind ziemlich viele leute in bern. ich denke es wird in den nächsten paar minuten zu heftigen auseinanderschreitungen kommen.
die demo war bist jetzt bei:
schweizerhof & valiant und geht weiter zur UBS
-Die Züge aus Landquart sind in Bern angekommen. Massives Bullenaufgebot.
Zwischen 1000 und 2000 Leute sind per Zug in Bern angekommen. Das Gebiet um den Bahnhof ist für den Verkehr gesperrt und ein riesiges Bullenaufgebot versucht eine Demo zu verunmöglichen. Sehr wahrscheinlich versuchen die Bullen, die Leute in Richtung Reithalle abzudrängen. Ein illegales Vorgehen, zumal in der Stadt Bern spontane Demos nicht bewilligungspflichtig ist.
Tränengas, geknallte Scheiben, etc.
-Und weiter gehts in Bern. Zuerst splitterte sich die Demo auf, nun versuchen die Leute wieder zusammen zu kommen.
Bisher (21:57) wurde eine Person verhaftet. Gerüchteweise kam durch, dass der Wasserwerfer gebrannt haben soll. Ob das stimmt, who knows. Die Situation ist äusserst unübersichtlich, der Kampfgeist scheint aber ungebrochen…
-ca 300 bullen haben jetzt gerade die reithalle umstellt,zwei wasserwerfer aus zürich sind auf dem wege nach bern auf der autobahn gesichtet worden
-Die Polizei ist nicht nur rund um die Reitschule massiv präsent, sie sogar schiesst Tränengas sogar in den Hof! Somit sind auch sämtliche Räume voller Gas!!


3. Bilder (Originalquellen: http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3323.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3360.shtml)


4. Medienberichte (Originalquellen: http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3327.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3344.shtml, http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3421.shtml)
-SDA: Bei der Anti-WEF-Nachdemo in Bern kommt es zu Zusammenstössen
Strassenschlachten bei Demo in Bern. Vom Bahnhof bis zur Reithalle wurden Scheiben eingeschlagen. Rund 400 Polizisten standen im Einsatz. Sie setzten Tränengas, Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.
Nachdem die Demonstranten nach ihrer Ankunft aus Landquart rund um den Bahnhof eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatten, zog eine Gruppe via Bollwerk zur Reitschule. Dort wurden sie von der Polizei eingekesselt.
Die Demonstranten warfen vom Gelände der Reithalle aus immer wieder mit Gegenständen und Glas. Zudem setzten sie ein Baufahrzeug gegen die Beamten ein. Alleine auf der Seite des Bollwerkes standen an die 70 Polizisten in Kampfmontur und drängten sie zurück.

Der Innenhof der Reithalle füllte sich mit Reizgas. Zahlreiche Besucher der Reitschule wurden so eingeschlossen. Im Kino, wo ein Film gezeigt wurde, kam es nach Angaben eines Augenzeugen zu chaotischen Szenen.
Die Schäden in Bern sind nach Angaben von Märki immens, genaue Angaben konnte er jedoch nicht machen. Zwischen Bahnhof und Bollwerk gingen Schaufenster und Scheiben in Brüche, Telfonkabinen und Bushaltestellen wurden beschädigt.
Die Polizei nahm auch mehrere Verhaftungen vor. Ein Polizist wurde bei den Zusammenstössen verletzt. Der Mann sei zur Behandlung in ein Spital eingeliefert worden, sagte Polizeisprecher Märki.
Über 1000 Personen, darunter viele Vermummte, waren am Abend von Landquart über Zürich nach Bern gereist. Die Demonstranten setzten sich vor allem aus jenen Personen zusammen, welche am Nachmittag nicht zur Anti-WEF-Demonstration gelangten.

-Sonntagsblick: Davos-Fideris-Landquart-Zürich-Bern: Chaotenzug durch die halbe Schweiz
Bern bezahlt für Davos und Zürich
Berner Innenstadt, gestern kurz vor 21 Uhr: Während in Davos über Frieden diskutiert wird, herrscht in der Bundeshauptstadt Krieg.
Angeführt vom militanten schwarzen Block lassen über 2000 wütende Demonstranten ihren aufgestauten Agressionen freien Lauf.
Zerbrochene Scheiben, kaputte Autos, Bauabschrankungen, Steine und Strassenschilder fliegen durch die Luft. In den demolierten Geschäften kommt es zu Plünderungen. Chaos total. Berns Polizeidirektor Kurt Wasserfallen (FDP) kurz vor Mitternacht zu SonntagsBlick: «Das ist Demo-Terrorismus, der europaweit grassiert.» Er meint nicht Tourismus, er spricht von Terrorismus. Wasserfallens Truppe reagierte mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und Tränengas. Mehrere Chaoten werden verhaftet.
Die Situation erinnert an das letzte WEF in Davos im Jahr 2001. Damals verwüsteten militante Demonstranten aus ganz Europa die Innenstadt von Zürich. Doch dieses Jahr war man vorgewarnt. «Unsere Aufgabe ist es, die Sicherheit der Stadt Zürich zu gewährleisten. Das haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei gemacht», sagt Hans Peter Fäh, Info-Chef der Stadtpolizei Zürich.

Hat Zürich die Chaoten nicht einfach nach Bern exportiert? «Zum Dispositiv anderer Kantone kann ich mich nicht äussern», sagt Fäh. Berns Polizeidirektor würde am liebsten noch härter gegen die Krawallbrüder vorgehen: «Am besten würde man sie nicht mehr in die Zentren hereinlassen, sondern auf einem Feld stoppen und sie dort rigoros kontrollieren. Dazu fehlt aber die gesetzliche Handhabe.»
Dass die radikalen Demonstranten Bern als mögliche Zielscheibe im Visier hatten, wusste die Polizei. Sie unterschätzte aber das grosse Aggressions- und Frustpotenzial, das sich im Verlauf des Tages in Graubünden angestaut hatte.
Rückblende: Checkpoint Fideris gestern Morgen 9.30 Uhr. Es ist bitterkalt im Prättigau. Bei den umstrittenen Schleusen steht viel linke Politprominenz herum. Unter ihnen SP-Präsidentin Christiane Brunner. Von den erwarteten Demonstranten keine Spur. Die kampferprobte Polizei aus dem Welschland wartet auf den ersten Zug mit den Demonstranten.

Zur gleichen Zeit am Bahnhof Landquart. Eine Delegation von rund 200 Demonstranten, angeführt von Andrea S. vom Revolutionären Aufbau Zürich, besteigt den Zug nach Fideris. Alle haben sich mit der hässlich lachenden Maske der argentinischen Comic-Figur Mafalda vermummt. «Wir steigen nicht aus, und wir lassen uns nicht kontrollieren», lautet die Devise der Demonstranten. Die Polizei beharrt auf ihrer Schleusenpolitik mit Einzelkontrolle. Eine Eskalation scheint unvermeidlich. Weiter unten in Landquart droht die Situation ausser Kontrolle zu geraten. Hunderte von Demonstranten warten auf ihre Weiterreise nach Davos. In Fideris blockiert die Gewerkschaft Bau und Industrie (GBI) mit vier Reisecars die Strasse. Auch sie fordern «freien Zugang nach Davos für unbescholtene Bürger».
Die explosive Stimmung führt zu einem Umdenken der Polizei. Der Kompromiss: nur Stichproben nach gefährlichen Gegenständen. Keine Personenkontrolle. Die drohende Eskalation scheint verhindert. Der Zug mit der Delegation fährt weiter nach Davos – zur offiziellen Anti-WEF-Demo. Doch der Friede hält nicht lange. Im nächsten Zug reist der berüchtigte schwarze Block von Zürich an. Der Zug ist so überfüllt mit Demonstranten, dass darin keine Kontrolle stattfinden kann.

In Landquart setzt die Polizei zur gleichen Zeit Tränengas- und Gummischrot ein. Der schwarze Block kommt als Verstärkung hinzu. Die Demonstranten bringen den Zugverkehr auf der Hauptlinie Zürich–Chur zum Erliegen. Dann gerät die Situation zeitweise ausser Kontrolle. Der schwarze Block versucht, die Autobahn zu blockieren. Die Polizei verhindert dies mit einem massiven Einsatz von Gummischrot. Dabei kommen auch deutsche Wasser- und Tränengaswerfer zum Einsatz. Ein Demonstrant wird durch einen Schneeball am Kopf leicht verletzt.
Unterdessen ist in Davos der erste Zug angekommen. Durch Ziehen der Handbremse steigen die noch friedlichen Demonstranten zwischen Davos-Dorf und Davos-Platz aus. Mit stundenlanger Verspätung demonstrierten rund 2000 Leute friedlich. Der Rest fährt zurück Richtung Landquart. Die Demo-Bewilligung haben sie aus Protest längst verbrannt.
Später fahren die Demonstranten von Zürich-Wollishofen aus in zwei Zügen nach Bern. Dort dauerten die Krawalle nach Redaktionsschluss noch an. Bern zahlt die Zeche für Davos und Zürich.

-Tagesanzeiger: Der Berner Polizeidirektor bezeichnet Randalierer als Terroristen
BERN – Bei der Nachdemo zur Anti-WEF-Kundgebung in Bern sind 30 Personen festgenommen worden. Die Behörden gehen von einer Schadenssumme zwischen 100 000 und 200 000 Franken aus. Der Berner Polizeidirektor fordert ein nationales Dispositiv für das WEF.
„Das waren keine Demonstranten, die eine Nachdemo in Bern durchführen wollten, das waren Terroristen“, sagte der Stadtberner Polizeidirektor Kurt Wasserfallen (FDP) an einer Medienkonferenz in Bern.

Als die Demonstrierenden das Bahnhofsgebäude verlassen hätten, sei ein Polizeibeamter gezielt mit einer Signalpistole angegriffen worden. Die Petarde habe die Schutzweste des Beamten angesengt.
„Hätte die Petarde den Mann im Halsbereich getroffen, wären die Folgen unabsehbar gewesen“, sagte Daniel Blumer, Kommandant der Stadtpolizei Bern. Dieser Demonstrant habe eine „mögliche Tötung“ bewusst in Kauf genommen, meinte Wasserfallen: „Das ist Terroismus in Reinkultur.“
Wasserfallen fordert, dass das Dispositiv für das WEF künftig als nationale Angelegenheit behandelt wird. Wasserfallen forderte weiter, dass Demonstrationszüge nicht mehr in grossen Städten angehalten werden dürften. Er sagte auch: „Die Militanz muss aus den konspirativen Zentren in Bern und Zürich raus.“
An den Auseinandersetzungen nahmen zwischen 1000 und 1300 Personen teil. Ihnen standen 365 Polizeibeamten gegenüber. Drei Polizisten wurden verletzt. Über verletzte Demonstrationsteilnehmer ist bisher nichts bekannt.
Es kam zu 30 Festnahmen. Alle sind wieder auf freiem Fuss. Im weiteren wurden 150 Personen kontrolliert. In mehreren Geschäften kam es zu Plünderungen. Beim Sachschaden gehen die Behörden von einer Summe zwischen 100 000 und 200 000 Franken aus. (sda)

5. Offener Brief Bündnis alle gegen Rechts (Originalquelle: ch.indymedia.org/de/2003/01/3956.shtml)
Offener Brief des Bündnis alle gegen Rechts an die Medien, den Stadtrat und die Stadtpolizei Bern
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen an der Anti – WEF- Demo vom Samstag, 25. Januar 2003 in Bern, wurde der Antifaschistische Abendspaziergang, der am 1. März in Bern stattfinden wird, mehrfach angesprochen. Wir wehren uns vehement gegen die schon jetzt beginnende Angstmache und Hetzte gegen unseren Anlass. Wir wollen in Erinnerung rufen, dass es beim letzten Antifaschistischen Abendspaziergang zu keinen Ausschreitungen gekommen ist. Dies obwohl die Polizei die DemonstrantInnen lange schikaniert und mit Tränengas und Gummischrot beschossen hatte. Unser Ziel war und ist es, ein lautstarkes, kraftvolles und selbstdiszipliniertes Zeichen gegen Faschismus, Sexismus, Kapitalismus und Staat(-sgewalt) zu setzen.
Die Ausschreitungen vom Samstag, den 25.1., beweisen was passiert, wenn die Polizei unvermittelt über 1000 DemonstrantInnen angreift. Von uns AntifaschistInnen wird am 1.März keine Gewalt ausgehen! Sollten aber Faschos oder Polizei den Spaziergang angreifen oder zu verhindern versuchen, werden wir uns zu wehren wissen.
Wir fordern die Polizei und die Stadt auf, zu einem besonnenerem Verhalten als am Samstag zurückzukehren, wo die Innenstadt hermetisch von den Polizeikräften abgeriegelt wurde und so eine friedliche Demonstration von Anfang an verhindert wurde. Eine solche Entwicklung der Dinge liegt nicht in unserem Interesse und hoffentlich auch nicht im Interesse der Stadt! Es kann dies kein Vorgehen sein um Ausschreitungen zu verhindern.

Dies bedeutet konkret:
* Eskalative Polizeikonzepte wie am 25.01. bringen ausser Scherbenhaufen nichts.
* Wasserwerfer und ein martialisches Polizeiaufgebot in Sichtweite der DemonstrantInnen provozieren nur – diskrete oder gar keine Präsenz wären sinnvoller.
* Das Ziel der Polizei sollte ein möglichst eskalationsfreier Samstag Abend und nicht möglichst viele Verhaftungen und Anzeigen sein.
* Eine gewisse Toleranz gegenüber kleineren, einzelnen Sachschäden bringt mehr als Einschreiten bei jedem Furz. Taktik der Geduld – DemonstrantInnen das selber regeln lassen (braucht ein bisschen Zeit um zu reagieren).
* Eine total gesperrte Innenstadt trägt nicht zu einem guten Klima bei.
* Vermummte oder gut erkennbare ZivilpolizistInnen hinter, in, neben und vor der Demo sind nur Provokation.
* Auf Drohungen, Profilierungsversuche und Wahlkampfpropaganda gegen den Abenspaziergang können wir verzichten.
Kampf dem Faschismus! – Kampf dem Kapital!
Antifa Abendspaziergang
1. März 2003
Heiliggeistkirche Bern
Bündnis alle gegen Rechts


6. Stellungsnahme IKUR (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/01/3396.shtml)
Stellungnahme der IKuR zum Samstag Abend, 25.1.2003

Gestern Samstag Abend ist es nach der Rückkehr der TeilnehmerInnen der Demonstration gegen das WEF in Davos zu Zusammenstössen zwischen Polizei und DemonstrantInnen gekommen. Aus der Sicht von AugenzeugInnen ist der Einsatz der Polizei unmittelbar nach dem Verlassen des Bahnhofes gestartet worden, ohne dass es bis dahin in Bern zu Sachbeschädigungen gekommen war. Wie üblich wurde von den Medien die Reitschule „ins Spiel“ gebracht.

Bereits in unserer Medienmitteilung vom 14. Januar 2003 haben wir an die Eigenverantwortlichkeit einzelner BesucherInnen für ihre Aktionen appelliert, und aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen. Die BetreiberInnen der Reitschule sind auch nicht im Stande, Aktivitäten, die unseren Interessen entgegenlaufen, in jedem Fall zu verhindern.
Der Appell gilt gleichermassen für die Polizei, die die Demo bewusst Richtung Reitschule gedrängt hat, und somit die Reitschule, und die Anwesenden im besonderen, massiv gefährdet hat.

Die IKuR nimmt dazu wie folgt Stellung:
Bevor der Zug mit den Demo-TeilnehmerInnen überhaupt den Bahnhof Bern erreicht hatte, gelangte die Stadtpolizei mit der Mitteilung an die Medien, die Innenstadt zu meiden, da es zu einer Nachdemo mit Ausschreitungen kommen werde. Vorsorglich wurde auch der Strom der Bus- und Tramlinien abgestellt. Nach den Auseinandersetzungen in der Innenstadt wurde die Demo von der Polizei bewusst Richtung Bollwerk zur Reitschule abgedrängt.

Die Reitschule ist ein Kultur- und Begegnungszentrum, ein Medium das via Kultur politische Inhalte vermittelt. Kultur umfasst für uns alles, was uns ermöglicht, uns selbst, die Gesellschaft und die Umwelt zu erkennen, sie zu verstehen, zu entwickeln und zu verändern. Wir haben kein Interesse, Schauplatz von Strassenschlachten zu sein. Im Gegenteil: In einer kritischen Situation ziehen sich die Leute an Orte zurück, die ihnen bekannt sind und sicher erscheinen. Wer sich nach einer Demo in die Reitschule zurückziehen will, soll das tun (können). Wohin sonst sollen sich Leute im Raum Bollwerk/Schützenmatte zurückziehen oder sich nicht an der Demo beteiligen oder sich von der Polizei umstellt wissen.
Dass das das übliche Verhalten von DemonstrantInnen, BesucherInnen, BetreiberInnen der Reitschule – oder zufällig anwesenden Menschen – ist, sollte auch der Polizei bekannt sein.

Gestern fanden im Theater, Kino und Dachstock der Reitschule Veranstaltungen statt. Auch die Bars waren geöffnet – ein „normaler“ Samstagabend. Der Grosseinsatz hat die ca. 600 BesucherInnen der Reitschule massiv gefährdet. Sämtliche Innen- und Aussenräume waren voll Reizgas, da auch der Innenhof mit Gaspetarden beschossen wurde. Es gab keine Fluchtmöglichkeiten, weil die Polizei die Reitschule eingekesselt hatte. Die Lüftungen sogen anstelle von Frischluft das Reizgas in die Räumlichkeiten. Zum Glück ist es nicht zu grossen Panikreaktionen und Unfällen gekommen.

Aus der Perspektive Reitschule hat die Polizei durch ihren Einsatz bei der Reitschule, die sich bereits beruhigende Situation wieder massiv aufgeheizt.
Wir protestieren gegen den unverhältnismässigen und unverantwortlichen Einsatz der Polizei. Die Auseinandersetzungen in der Innenstadt rechtfertigten in keiner Art und Weise den Einsatz gegen die Reitschule und ihre BesucherInnen.
Wir fordern eine Untersuchung über den Befehl und seine Auswirkungen, unmittelbar vor und im Hof der Reitschule Reizgas einzusetzen.
Wir fordern, dass die Direktion Wasserfallen aufhört, die Reitschule für ihre Propagandaarbeit zu missbrauchen.
Wir fordern, dass die Polizei zu einem vernunftbestimmten Deeskalationskonzept zurückkehrt – im Interesse aller Beteiligten.
Bern, 26. Januar 2003


7. Video SRF (Originalquelle: https://www.srf.ch/play/tv/tagesschau/video/bilanz-der-wef-nachdemo?urn=urn:srf:video:3fc77c79-0b52-462f-9eb3-66dc2d43797f)
Video-Link Tagesschau (ab 15:04)
Die nächtliche Demonstration in Bern hinterlässt in jeder Beziehung einen Scherbenhaufen. Rund 1000 Teilnehmende.