2003,  Diverse Aktionen,  Repression

Anti-Kriegs-Camp bei US-Botschaft

Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué
3. Communiqué Bündnis Jugend gegen Krieg Bern
4. Medienmitteilung Stadtpolizei


1. Aufruf (Orginalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/03/6657.shtml)
Anti-Kriegs-Camp-Festival bei der Amerikanischen Botschaft in Bern vom Samstag auf den Sonntag 29./30.3.
Ab Samstag 17 Uhr beim Schönausteg/Dalmaziquai
Wir, die Jugend gegen Krieg, rufen dazu auf, die Nacht vom 29.3. auf den 30.3. in der Nähe der US-Botschaft zu verbringen. Wie wollen damit den sofortigen Stop des Kriegs im Irak und aller anderen Kriege fordern. Des Weiteren gilt es Druck auf die Schweizer Regierung auszuüben, damit endlich sämtliche Waffenlieferungen gestoppt werden. Der Widerstand muss weitergehen…
Wir fordern die Leute dazu auf, Zelte, Schlafsäcke, Biwacks, Instrumente & Musik (!), Hängematten, Holz, Transpis, Getränke, Essen usw. mitzunehmen, damit das ganze richtig Spass macht. Des Weiteren möchten wir betonen, dass es sich hier um eine friedliches Camp handelt. Die Idee ist also NICHT, mitten in der Nacht die Botschaft anzugreifen!
Der Schülerstreik letzte Woche war zwar ein voller Erfolg, es scheint uns aber wichtig, unsere Aktionen nicht nur auf Demos zu beschränken, sondern einen Schritt weiterzugehen. In diesem Camp können wir ausprobieren und aufzeigen, wie wir uns unsere Leben vorstellen und was für Alternativen zur heutigen Weltordnung wir bieten können. Ausserdem werden wir sicherlich auch einfach ein riesiges Fest feiern können.
Im Unterschied zur letzten Woche mobilisieren wir hier nicht nur unter den SchülerInnen, sondern sprechen alle Menschen an.
Ganz besonders möchten wir die Anwohner einladen, sich uns anzuschliessen. Wir wissen, dass sie unter der US-Botschaft leiden. Wir werden sicherlich versuchen, diese Anwohner so wenig wie nur möglich zu stören. Des Weiteren fordern wir, dass die US-Botschaft endlich an einen Ort zieht, wo sie Niemandem die Bewegungsfreiheit nimmt.
Kommt alle zahlreich zum grossen, lauten und lustigen Anti-Kriegs-Camp am Samstag, ab 17 Uhr beim Dalmaziquai/Schönausteg (unter der Botschaft an der Aare)!


2. Communiqué (Orginalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/03/6906.shtml)
Communiqué zur „Kein Biwak im Irak“-Aktion
Heute Abend haben ca. 300 Menschen in der Nähe der amerikanischen Botschaft friedlich campiert, um damit gegen die imperialistische Politik der USA zu demonstrieren. Stündlich versammelten sich alle Leute vor den Gittertoren der US-Botschaft um lautstark, aber friedlich ihren Widerstand kundzutun (wirklich friedlich!!).
Praktisch ohne Vorwarnung fing die Polizei gegen 22 Uhr mit einem massiven Aufgebot (ca. 150 Stadt- und KantonspolizistInnen, die Feuerwehr, sowie Krankenwagen in Bereitschaft) das Camp zu umstellen. Weil wir eine Bewegung gegen den Krieg sind, wollten wir dem offensichtlichen Willen der Polizei, einen „Krieg“ zu beginnen, nicht nachgeben.
Da das Camp friedlich und ohne Zwischenfälle verlief und es somit keinen Grund für ein Eingreifen der „Ordnungshüter“ gab, sind wir enttäuscht von der aggressiven und hirnrissigen Haltung und Handlungsweise der Polizei. Es geht nicht an, dass absolut friedliche Menschen mit Androhung von Waffengewalt daran gehindert werden, ihren Widerstand kundzutun.


3. Communiqué Bündnis Jugend gegen Krieg Bern (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/04/7099.shtml)
Communiqué vom Bündnis Jugend gegen Krieg Bern zur öffentlichen Diskussion im Anschluss an das Anti-Kriegs-Camp vor der US-Botschaft
Nach der unverhältnismässigen Räumung des Camps am Samstag, 29.3.03 kam offensichtlich eine breite Diskussion über den Polizeieinsatz auf. Via Pressesprecher der Stadtpolizei liess Kurt Wasserfallen verlauten, der Polizeieinsatz sei vom Gemeinderat genehmigt gewesen.
Laut Edith Olibeth ist im Gemeinderat nie ein Beschluss über einen solchen Einsatz gefällt worden.
Es kann doch nicht angehen, dass die Legitimierung, der Gemeinderat hätte über die Räumung entschieden, auf falschen Tatsachen beruht!
Wir verlangen, dass das Demonstrationsrecht, die Versammlungs- und Bewegungsfreiheit, sowie das Recht auf freie Meinungsäusserung auch für uns Jugendliche gelten. Das „Bündnis Jugend gegen Krieg“ versteht sich als eine ausserparlamentarische Gruppierung. Anscheinend werden solche Initiativen, die nicht die herkömmlichen Mittel der Demokratie – Petitionen, Initiativen – beinhalten, nicht als politisch relevante Stimme wahrgenommen, sondern als unbequeme politische Bewegung, welche es zu kriminalisieren gilt. Dies zeigt der enorme Polizeieinsatz letzten Samstag.
Nur dank dem deeskalativen Verhalten aller DemonstrationsteilnehmerInnen kam es nicht zu einer Prügelorgie durch die Polizei.
Ein solches Verhalten seitens der Polizei führt zweifelsohne nicht zur Beruhigung der Lage, die ohnhin schon brenzlig ist und war. Wir verstehen uns klar als gewaltfreie Gruppe, können und wollen aber auch nicht die Verantwortung übernehmen, wenn es im Rahmen solcher massiven Polizeiprovokationen in Zukunft nicht mehr so glimpflich verlaufen sollte.
Es fragt sich, was die Anwohner rund um die US-Botschaft mehr einschränkt: Der Belagerungszustand von Polizei, Militär und Privatsheriffs im Quartier; oder ein eintägiges Camp gegen den Krieg, das in etwas ausgefallenerem Rahmen stattfindet.
Durch Aussagen wie jene Ueli Stückelbergers im „Bund“ vom 1.4.03, „Schicken wir sie doch ins Eichholz – dort läuft im Sommer sowieso schon viel“, wird dem Camp seine Aussage entzogen, denn eine Grillparty im Eichholz ist nicht zu vergleichen mit einer Übernachtung vor der US-Botschaft, bei der ein Zeichen gesetzt werden sollte.
Bündnis „Jugend gegen Krieg“


4. Medienmitteilung Stadtpolizei (Orginalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/03/6906.shtml)
Resistance-Camp-Demo verlief friedlich
pid. Das Bündnis Jugend gegen Krieg hatte für Samstag auf heute Sonntag zu einem Camp vor der amerikanischen Botschaft aufgerufen. Für dieses Camp auf dem Dalmaziquaipärkli lag keine Bewilligung vor, und der Gemeinderat war nicht gewillt, die Demonstranten, die zu einem „grossen, lauten und lustigen Anti-Kriegs-Camp“ aufgerufen hatten, gewähren zu lassen. Im Verlaufe des Abends versammelten sich ca. 300 Personen beim Dalmaziquai, wo es nach 20 Uhr zu einer lautstarken, aber friedlichen Kundgebung vor der amerikanischen Botschaft kam. Die Stadtpolizei Bern, die von der Kantonspolizei Bern unterstützt wurde, zog in der Folge die Kräfte zusammen und kreiste die Demonstranten um 22 Uhr bei ihrem Camp ein. Sie wurden aufgefordert, den Park zu räumen. Der Aufforderung kamen sie nur zögerlich nach, schliesslich brachen sie aber doch auf und formierten sich zu einem Umzug, der über die Weststrasse – Bernastrasse – Helvetiaplatz – Casinoplatz – Kochergasse – Bundesplatz – Bärenplatz – Bahnhofplatz – Bollwerk um Mitternacht in die Reithalle führte. Die Kundgebung verlief friedlich, es kam mit Ausnahme einiger weniger Kreideleien zu keinen Sachbeschädigungen.
Polizeikommando der Stadt Bern