2003,  Demo,  Repression

RUAG Blockade

Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué
3. Bilder
4. Medienberichte


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/04/7459.shtml)
Heraus zum 1. Mai ! Gegen Krieg und Ausbeutung!
Kommt alle an die RUAG Blockade nach dem 1.Mai Umzug!
Besammlung 12.00 Uhr Kornhausplatz, Bern
Die bundeseigene Waffenschmiede RUAG produziert und handelt mit mörderischer Ware:
– Handgranaten made in Switzerland werden derzeit von der englischen Armee im Irak eingesetzt.
– Die Ersatzteile der FA-18 Kampfbomber der US-Army werden von der RUAG-Tochter Derendinger in Genf angefertigt und kommen ebenfalls im Irak zum Einsatz.
– Zusammen mit der israelischen Armee entwickelt die RUAG unbemannte Flugzeuge – sogenannte Drohnen. Damit werden palästinensische KämpferInnen in den besetzten Gebieten aufgespürt und liquidiert.
– Zudem können bei der RUAG Lenkwaffen und Fliegerabwehrsysteme; jegliche Art von Kleinkalibermunition, z.B. für Scharfschützengewehre; Artillerie- und Minenwerfer; Panzerabwehrsysteme und Infanteriebewaffnung, etc. eingekauft werden.
Wir wollen dieses Geschäft mit dem Tod in unserer Umgebung nicht mehr länger tolerieren. Deshalb werden wir die RUAG Zentrale in Bern am 1. Mai mit einer gewaltfreien Blockade schliessen. Gleichzeitig werden unsere unabhängigen WaffeninspektorInnen den Betrieb unter die Lupe nehmen und die Zerstörung aller gefundenen Kriegsgeräte anordnen.
In keiner Weise richtet sich unsere Blockade gegen die Angestellten der RUAG. Wir solidarisieren uns mit den ArbeiterInnen und fordern vom Bund die hundertprozentige Umstellung auf zivile Produktion und den Erhalt aller Arbeitsplätze. Produkte, die nur Tod und Elend bringen, dürfen keine Zukunft haben. Kämpfen wir gemeinsam für die Verschrottung aller Waffen, weltweit!
Kommt alle an die RUAG Blockade nach dem 1.Mai Umzug!
Besammlung 12.00 Uhr Kornhausplatz, Bern
Anti-WTO Koordination Bern, FAUCH, Infoladen Reitschule, Jugend gegen Krieg, Sans-Papier Kollektiv

2. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8448.shtml)
Medienmitteilung der Anti-WTO-Koordination Bern
Keine Waffen. Kein Krieg. Waffeninspektion und Blockade bei der RUAG
Anlässlich der 1. Mai-Feier haben wir zusammen mit anderen Organisationen zu einer Blockade bei der bundeseigenen Waffenfirma RUAG in Bern aufgerufen. Der Tag der ArbeiterInnenkämpfe ist für uns auch ein Tag des Widerstands gegen (je)den Krieg. Mit Waffenlieferungen in alle Welt machen Rüstungsbetriebe wie die RUAG das kriegerische Morden überhaupt erst möglich.
700 Menschen zogen nach der offiziellen 1. Mai-Feier friedlich, bunt und lautstark in Richtung RUAG, um die Waffenproduktion zu blockieren und eine Waffeninspektion durchzuführen. Auf der Bahnüberführung 50m vor den Toren der RUAG stiessen wir auf ein massives Polizeiaufgebot, das unserer Inspektion im Wege stand. Trotz wiederholter Aufforderung liess die Polizei uns nicht zur RUAG durch. Dies bestärkte uns in der Annahme, dass der Rüstungskonzern mörderische Waffen produziert und diese vor uns zu verbergen versucht. Die Polizei griff uns mit wiederholtem
Wasserwerfereinsatz auf Kopfhöhe und Pfefferspray an. Mehrere InspektorInnen mussten verletzt zur ärztlichen Kontrolle. Doch wir liessen uns nicht beirren und gelangten schliesslich vor die Tore der RUAG. Während der Grossteil der InspektorInnen die Zufahrtsstrasse blockierte, versiegelte eine Delegation das Tor mit PACE-Fahnen. Die Produktionsstätte indes konnten wir nicht inspizieren. Da wir davon ausgehen müssen, dass die RUAG weiterhin Waffen produziert, werden wir wieder kommen!
Keine Waffenproduktion! Für die Verschrottung aller Waffen und KriegstreiberInnen weltweit! Gegen den permanenten und globalen Krieg!


3. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8496.shtml)


4. Medienberichte (Originalquellen: http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8513.shtml & http://ch.indymedia.org/de/2003/05/8448.shtml)
-Berner Zeitung: Nachdemo vor der Ruag gestoppt
Die Berner Nachdemo zur 1.-Mai-Kundgebung richtete sich gegen den Rüstungsbetrieb Ruag. Als rund 300 Demonstranten versuchten auf das Firmengelände vorzudringen, setzte die Polizei Wasserwerfer ein.
«Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.» Die letzte Strophe der Internationalen verhallt über dem Kornhausplatz. Die offizielle 1.-Mai-Kundgebung löst sich auf. Während die Gewerkschafter still zum traditionellen Risottoessen schreiten, ertönt beim Restaurant Les Pyrénées schon der Aufruf der Linksautonomen zur Nachdemo. Kämpferische Töne auch hier: «Heute ist der Tag des Widerstandes gegen die Ausbeutung des Kapitalismus», krächzt es aus dem Megafon. «Und heute ist auch der Tag des Widerstandes gegen den Krieg.»

1. April und 1. Mai
Das Ziel der 300 bis 400 meist jugendlichen Demonstranten ist der bundeseigene Rüstungskonzern Ruag im Wyler. Dort wollen die «radikalen Waffeninspektoren» eine Waffeninspektion durchführen und den Konzern für einige Zeit blockieren. Wie das «1.-April-Komitee», das vor einem Monat einen Brandanschlag mit Molotowcocktails auf den Betrieb verübte, will auch der «1.-Mai-Umzug» gegen die Waffenlieferungen der Ruag an kriegstreibende Armeen wie jene im Irak-Krieg demonstrieren.
«Schweizer Waffen, Schweizer Geld morden mit in aller Welt» skandieren die Demoteilnehmerinnen und -teilnehmer, verhalten sich sonst aber erstaunlich ruhig. Der gefürchtete «schwarze Block» sei an die Nachdemo nach Zürich gereist, heisst es. Und so verläuft der Umzug über den Breitenrainplatz Richtung Wyler laut Polizeisprecher Franz Märki friedlich. Er stellt nur «ganz wenig Sprayereien und keine Sachbeschädigungen fest».
Als dann der Demozug allerdings die von der Polizei vorgegebene Route zum Wylerbad erlässt und direkt über die Eisenbahnbrücke auf die «Waffenschmiede» zusteuert, stellt sich ihnen ein Kordon von rund dreissig Grenadieren der Kantonspolizei entgegen. Aber die Demonstranten lassen sich nicht von ihrem Weg abbringen. Zweimal drängen sie weiter. Zweimal macht die Polizei ihnen nach kurzem Handgemenge und einem Wasserwerfereinsatz Platz. Dann aber macht Einsatzleiter Alfred Rickli klar, dass die «letzte Front», zwanzig Meter vor dem Zaun der Ruag, erreicht sei und eingehalten werden müsse. Andernfalls brächten seine Leute Reizgas zum Einsatz.

«Waffenexporte stoppen»
Die Demonstranten akzeptieren. Und während sie ihre Kleider zum Trocknen auslegen und die Grenadiere ihnen gegenüber in der Vollmontur schwitzen, darf ein halbes Dutzend «Waffeninspektoren» im weissen Overall das Haupttor der Waffenfabrik inspizieren und es mit «der längsten Friedensfahne der Schweiz» versiegeln. Derweil prangert GSoA-Aktivist Nico Lutz über Lautsprecher die «opportunistische Politik des Bundesrates» in Sachen Waffenexporten an. «Die Schweiz muss aufhören, Kriegsmaterial für den nächsten Krieg zu produzieren», fordert er. «Und die Ruag muss auf zivile Produktion umstellen.»

Polizei vermisst Schilde
Um zwei Uhr löst sich die Demo auf. Die letzten Aktivisten machen sich auf der Standstrasse Richtung Reitschule und Bahnhof auf. Doch in der Lorraine werden sie nochmals von der Polizei eingekesselt. Die rund fünfzig Beamten fordern «die beiden Schutzschilde» zurück, die ihnen im Handgemenge abhanden gekommen seien. Doch die Schilde bleiben verschwunden. Erst nach erfolgloser Suchaktion und einer wenig erfolgreichen «Kollekte» unter den Demonstranten findet die Polizei ihre Schilde schliesslich selber in einer Nebengasse und rückt ab.

-Bund: Friedliche «Inspektion» des Rüstungsbetriebs
Ein Demonstrationsmarsch von Gruppen rund um die Anti-WTO-Koordination zur Rüstungsfirma Ruag im Berner Nordquartier verlief überraschend friedlich
Die Demonstrationsroute war genehmigt, die Polizei gut gerüstet. Der Wasserwerfer kam zwar kurz zum Einsatz, doch der jugendliche Protest gegen die Ruag eskalierte nicht, sondern wurde zum regelrechten Happening.

Beobachter blickten der Blockade des Rüstungsbetriebs Ruag im Berner Nordquartier besorgt entgegen, hatten doch vor einigen Wochen militante Kriegsgegner auf dem Firmengelände Autos angezündet. Auch wurde befürchtet, die an die gewerkschaftliche Mai-Kundgebung auf dem Kornhausplatz anschliessende «Nachdemo» könnte nach Zürcher Manier ausarten. Die Blockade galt nach den Scharmützeln beim Friedenscamp vor einer Woche als zweiter Test für die Noch-Interims-Polizeidirektorin Ursula Begert.
Zum Klang von Partisanenliedernzogen die 300 bis 400 meist Jugendlichen gut gelaunt in Richtung Breitenrain. Über Lautsprecher wurde erklärt, dass die Ruag Waffen produziere, die in Kriegs- und Krisengebieten eingesetzt würden. An den Fassaden längs der Route hingen noch immer die Friedensfahnen, die den Irak-Krieg hätten verhindern sollen. Die Polizei war stets in Sichtweite präsent.

Brenzlige Minuten auf Brücke
Dort, wo die Stauffacherstrasse die Bahngleise überquert, schnitten Kantonspolizisten den Marschierern den Weg ab, was diese mit dem Ruf quittierten: «Schweizer Polizisten schützen Terroristen.» Laut Abmachung sollte das Firmengelände via Scheibenstrasse Wylerbad erreicht werden. Für kurze Zeit sah es brenzlig aus, auch wenn es aus dem Pulk tönte: «Wir wollen nicht kämpfen, nur durchlaufen.» Die Polizei bestand auf der offiziellen Route. Die Fronten standen sich auf der Brücke gegenüber, während unten Züge durchfuhren. Langsam, aber stetig drückte die Menge gegen den Polizeikordon. «Keiner wirft was, ruhig bleiben», riefen Jugendliche. «Ruhig bleiben», mahnte ein Polizist seine Leute. Um 12.45 Uhr kam ein Wasserwerfer zum Einsatz. Die Jugendlichen duckten sich unter den Transparenten. Zu einer Eskalation kam es nicht. Anton «Fashion» Schumacher und andere redeten auf die Polizei ein, die Leute durchzulassen, es passiere gar nichts. Dann durchbrach die Menge den Gürtel, worauf sich die Beamten vor der Ruag neu formierten. Bei einem weiteren Vordringen drohte die Einsatzleitung mit Tränengas. Dazu kam es jedoch nicht.

Eine Delegation in weissen «UN»-Inspektionsanzügen durfte an der Aussenseite des Ruag-Tors eine Friedensfahne anbringen und eine symbolische Waffenkontrolle durchführen, was Ruag-Angestellte während der Rauchpause erstaunt und belustigt beobachteten. Einige Jugendliche zogen die nassen Shirts zum Trocknen an der Maisonne aus, andere verpflegten sich beim Demo-Bus mit Tee und Sandwiches. Mädchen und Buben mit Zahnspangen teils nur 11- oder 14-jährig verwickelten die Beamten in Diskussionen über die Welt oder den Sinn ihres Einsatzes. Zu Scharmützeln oder Sachbeschädigungen kam es aber nicht.

-SDA: 1. Mai – Demonstration Bern – Polizei verhindert Eindringen von Demonstranten auf RUAG-Gelände
Bern (sda) Rund 300 Personen haben am Donnerstag im Rahmen einer unbewilligten Kundgebung versucht, auf das Gelände der Rüstungsfirma RUAG in Bern vorzudringen. Die Polizei verhinderte dies und setzte Wasserwerfer ein.
Die Kundgebung richtete sich gegen die Waffenexporte der Firma und verlangte, wie zuvor an der 1.-Mai-Kundgebung die grüne Berner Nationalrätin Franziska Teuscher, ein generelles Waffenausfuhrverbot für die Schweiz. Ein Transparent forderte die RUAG auf, zur zivilen Produktion überzugehen.

Die Demonstrierenden formierten sich wie angekündigt nach der 1.- Mai-Kundgebung der Gewerkschaften zu ihrem Zug in Richtung RUAG im Norden Berns. Als sie sich dem Firmengelände näherten, wurden sie von der Polizei am Weiterkommen mit Wasserwerfern gehindert.
Die Polizei erlaubte schliesslich einem halben Dutzend Demonstrierenden, die in der Art von Waffeninspektoren der UNO in weissen Overalls gekleidet waren, in die Nähe des Eingangsbereichs zu gelangen. Dort wurde symbolisch eine Inspektion abgehalten.
Auf dem Rückweg kam es erneut zur Konfrontation mit der Polizei, als diese die Herausgabe von zwei Schutzschilden verlangte, welche die Demonstrierenden zuvor «akquiriert» hatten. Die Demonstranten hatten die Schilde in einer Nebengasse versteckt, wo sie von der Polizei gefunden wurden.
Betreffend Einsatz der Wasserwerfer kam es ebenfalls zur Kontroverse, weil die Demonstranten diesen angesichts naher Stromleitungen als unverantwortlich befanden. Der Sprecher der Stadtpolizei erklärte auf Anfrage, die Polizei kenne das Problem und habe die nötigen Vorsichtsmassnahmen getroffen.