2003,  Ausschreitungen

Ausschreitung Reitschule

Inhalt:
1. Kurzbericht
2. Mitteilung Stadtpolizei
3. Medienberichte

1. Kurzbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/07/12577.shtml)
Die Nacht von Samstag 12.7. auf Sonntag 13.7.:
Ca. 200 Leute geniessen auf dem Vorplatz der Reitschule bei DJ(ane)-Klängen, Bier und Sandwiches die laue Sommernacht.
Weiter vorne auf der Schützenmatte und Schützenmattstrasse werden innerhalb 1 Stunde 2 Bullenwannen, die dort provokativ rumkurven, von einer Handvoll Jugendlichen mit Flaschen angegriffen.

Ca. um 02.00 Uhr greifen ein paar hitzköpfige PolizistInnen die Menschenmenge auf dem Vorplatz mit Gummischrot und Tränengas an. Die 200 Gäste auf dem Vorplatz flüchten in oder neben die Reitschule. In der darauffolgenden halben Stunde findet eine Strassenschlacht zwischen 10 Jugendlichen und 10 PolizistInnen statt. Flaschen und Steine gegen Gummischrot und Tränengas. Gegen Ende müssen sich die PolizistInnen wegen Munitionsmangel und dem hartnäckigen Widerstand zurückziehen.
Ca. 03.00 nachdem alles vorbei ist – formieren sich bei der Lorrainebrücke eine kleinere Gruppe Polizisten in Vollmontur – eine eher konzeptlose Angelegenheit.
Später – ca. 04.15 Uhr „beschützen“ ca. 15 Bullen in Vollmontur die Aufräumarbeiten auf der Strasse.

Interessant ist die Medienmitteilung der Stadtpolizei. Da werden doch tatsächlich aus 10 Jugendlichen 20 bzw. 40 gemacht – sehr wahrscheinlich, weil es zu peinlich wäre, zugeben zu müssen, dass ein knappes Dutzend Kidz die hochgerüstete Stadtpolizei in die Flucht schlagen kann.
Ist übrigens nicht das erste Mal, das die Stadtpolizei Zahlen beschönigt. Als vor ca. 1 Jahr ZWEI Besoffene Barrikaden bauten und die Polizei mit Flaschen und Steinen angriff, stand später in der Polizei-Medienmitteilung ZWANZIG Vermummte hätten der Polizei eine Strassenschlacht geliefert…


2. Mitteilung Stadtpolizei (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/07/12577.shtml)
Die Stadtpolizei Bern teilt mit:
Reithalle: erneute Gewalt gegen die Polizei
pid. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Polizei auf der Schützenmatte mehrmals von bis zu ca. 40 Autonomen aus der Reithalle mit Petarden, Steinen und Flaschen angegriffen. Die Vermummten zündeten Container an und errichteten auf der Schützenmattstrasse eine Strassensperre. Ein Polizist wurde durch einen Pflasterstein am Knie getroffen. Ueber Sachschäden liegen noch keine Angaben vor; mehrere Fahrzeuge dürften durch die Flaschen- und Steinwürfe beschädigt worden sein. Die Polizei setzte Gummischrot und Reizstoff ein.

Während einer Kontrolle der Drogenszene vor der Reithalle wurden um ca. 01.30 Uhr die Polizisten von ca. 20 Vermummten attackiert und mit Steinen und Flaschen beworfen. Dabei wurde das Einsatzfahrzeug beschädigt.
Um 2 Uhr sollte ein Patrouillenfahrzeug an die Engehaldestrasse ausrücken, wurde aber am Kleeplatz, wo es wegen Rotlichts wartete, von ca. 10 Vermummten angegriffen.
Kurze Zeit später stand unter der Eisenbahnbrücke ein Container in Vollbrand. Die Polizei zog nun weitere Kräfte zusammen und versuchte, den Brand zu löschen. Dabei wurden sie von ca. 40 vermummten Autonomen attackiert. Diese warfen nun nicht nur mit Steinen und Flaschen, sondern gaben gezielte Petardenschüsse auf die Polizisten ab. Die Polizei setzte Gummischrot und Reizstoff ein. Nach dem Rückzug der Polizei errichteten die Autonomen auf der Schützenmattstrasse eine Strassensperre, die sie ebenfalls anzündeten. Während die Polizei den Verkehr sperrte und umleitete, wurde sie erneut mit Petarden beschossen. Erst mit dem Einsatz der gesamten Belagschaft zogen sich die Vermummten in die Reithalle zurück, und die Polizei konnte die Sperre entfernen.
Weil der Container erneut Feuer gefangen hatte, musste die Feuerwehr beigezogen werden. Unter Polizeischutz reinigten schliesslich auch Mitarbeitende des Strasseninspektorats die von Glasscherben übersähte Strasse, bevor sie gegen 5 Uhr dem Verkehr wieder übergeben werden konnte.
Die Stadtpolizei hat rechtliche Schritte gegen die Aktivisten eingeleitet. Geschädigte Automobilisten werden aufgefordert, ebenfalls Strafanzeige einzureichen.
Während des Einsatzes bei der Reithalle gingen auf der Einsatzleitzentrale der Stadtpolizei Bern verschiedene Lärmklagen, vorab aus der Innenstadt, ein. Diesen Klagen konnte, weil die Einsatzkräfte gebunden waren, leider nicht nachgegangen werden.

Polizeikommando der Stadt Bern

3. Medienberichte (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/07/12584.shtml)
-Bund 14.7.03
Tränengas nach Angriff auf die Polizei
STADT BERN In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist es im Umkreis der Berner Reitschule wieder zu Angriffen auf die Polizei gekommen. Die Polizei wurde nach eigenen Angaben mehrmals von vermummten Aktivisten angegriffen. Diese warfen Petarden, Steine und Flaschen gegen Polizisten, zündeten einen Container an, errichteten eine Strassensperre und beschädigten mehrere Autos. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas ein. Ein Pflasterstein verletzte einen Polizisten am Knie. Über die Höhe des Sachschadens konnte die Polizei gestern noch keine Angaben machen. Die Stadtpolizei Bern hat rechtliche Schritte gegen die Aktivisten eingeleitet.
Seit Mai dieses Jahres haben die Angriffe auf Berns Stadtpolizei zugenommen; allein im vergangenen Monat gab es fünf Vorkommnisse. «Jetzt muss etwas gehen», sagte gestern Polizeidirektorin Ursula Begert. (car)

Wieder Gewalt gegen Stadtpolizei
In der Nacht von Samstag auf Sonntag griffen vermummte Aktivisten vor der Reitschule in Bern erneut Polizisten an
Rund vierzig Vermummte warfen Petarden, Steine und Flaschen gegen Polizisten und zündeten einen Container an. Die Polizisten setzten Gummigeschosse und Tränengas ein. «Jetzt muss etwas gehen», sagt Polizeidirektorin Begert – und zwar schneller, als ursprünglich angekündigt.
Seit diesem Mai häufen sich die teilweise überfallartigen Angriffe von jugendlichen Militanten gegen die Berner Stadtpolizei im Umkreis der Reitschule. Allein im Juni gab es fünf Vorkommnisse (der «Bund» berichtete). In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es erneut zu Angriffen gegen die Polizei. Diese wurde nach eigenen Angaben mehrmals von vermummten Aktivisten angegriffen. Ein Polizist wurde von einem Pflasterstein am Knie getroffen.

Der erste Angriff fand um 1.30 Uhr während einer Kontrolle der Drogenszene vor der Reitschule statt. Gemäss Mitteilung der Stadtpolizei bewarfen 20 Vermummte die Polizisten mit Steinen und Flaschen. Sie beschädigten zudem ein Einsatzfahrzeug. Eine halbe Stunde später sei am Kleeplatz ein am Rotlicht haltendes Patrouillenfahrzeug von etwa zehn Vermummten angegriffen worden.
Weil ein Container in Flammen stand, musste die Polizei kurze Zeit später abermals zur Reitschule ausrücken. Die Beamten wurden dabei von zirka 40 Vermummten attackiert. Ausser mit Steinen und Flaschen seien die Aktivisten nun auch mit Petardenschüssen auf die Polizei losgegangen. Diese setzte Gummischrot und Tränengas ein.
Nach dem Rückzug der Polizei errichteten die Autonomen auf der Schützenmattstrasse eine Strassensperre und zündeten sie an. Als die Polizei den Verkehr umleitete, wurde sie erneut mit Petarden beschossen. Erst mit dem Einsatz der ganzen zur Verfügung stehenden Belegschaft zogen sich die Vermummten in die Reithalle zurück, und die Polizei konnte die Sperre wieder entfernen, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Rechtliche Schritte eingeleitet
Durch die Flaschen- und Steinwürfe seien mehrere Fahrzeuge beschädigt worden, teilte die Polizei weiter mit. Über die Höhe des Sachschadens konnte sie noch keine Angaben machen. Die Stadtpolizei Bern hat rechtliche Schritte gegen die Aktivisten eingeleitet.
«Durch das Werfen der Petarden haben die Aktivisten bewusst in Kauf genommen, dass jemand getötet werden kann», erklärte Polizeidirektorin Ursula Begert auf Anfrage. Diese Petarden wurden erstmals im Nachgang der Anti-WEF-Demo in Bern gegen einen Polizisten geworfen. Er überlebte dank seiner Schutzweste.

Man müsse sich nun klar werden, wie man mit dieser gewaltbereiten Gruppe umgehen wolle, kommentierte Begert die Ereignisse. «Ich werde nicht tatenlos zusehen.» Sie wolle sich aber nicht zu einer simplen Patentlösung hinreissen lassen, seien doch nebst polizeilich-repressiven Massnahmen auch jugend- und gesellschaftspolitische Ansätze gefragt. Klar sei aber, dass möglichst bald etwas geschehen müsse und zwar früher als angekündigt. Bisher hatte Begert im Hinblick auf die laufenden Verhandlungen über einen Leistungsvertrag mit der Reitschule das Klima nicht anheizen wollen und für September ein Gespräch mit den «Extremisten» in Aussicht gestellt. Begert verlangt aber auch, dass die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) Verantwortung für die Gewaltakte übernehme. Die Ikur war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Zu Wort meldete sich aber eine anonyme Gruppe namens «Interessengemeinschaft Kampf und Revolution». Sie schreibt von «wüsten Übergriffen» der Polizei gegen vermeintliche Drogendealer, zu denen es vor der Reitschule vermehrt komme. Dieses Verhalten könnten viele «ReitschülerInnen» nicht länger akzeptieren, sie entschlössen sich immer öfter zu «direkten Gegenreaktionen».
«Gewisse Gruppen missbrauchen durch ihre Aktivitäten die Reitschule», sagte Michael Kaufmann vom Förderverein Reitschule. Das sei höchst bedauerlich. Mit dem eigentlichen Reitschulbetrieb hätten diese nicht viel am Hut.
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-Bernerzeitung 14.7.03
«Autonome» attackierten Polizisten mit Petarden
Die Polizei kontrolliert auf Begehren der Reithalle-Betreiber vermehrt die Drogenszene – und wird dabei angegriffen.
In der Nacht auf Sonntag gegen 1. 30 Uhr wurden Polizisten, die auf der Schützenmatte die Drogenszene kontrollierten, von «zirka 20 Vermummten attackiert» und mit Steinen und Flaschen beworfen, wie die Stadtpolizei gestern mitteilte. Eine halbe Stunde später wurde ein Patrouillenwagen beim ehemaligen Kleeplatz von rund 10 Vermummten angegriffen. Wenig später rückte die Polizei aus, um einen brennenden Container unter der Eisenbahnbrücke zu löschen. Diesmal wurden die Polizisten von «zirka 40 vermummten Autonomen» angegriffen. Diese sollen «gezielt» Petardenschüsse auf die Polizisten abgefeuert haben. Die Polizei setzte Gummischrot und Reizstoff ein. Als die Polizei später eine Strassensperre auf der Schützenmattstrasse auflöste, wurde sie erneut mit Petarden beschossen. Erst unter Beizug der gesamten Belegschaft, laut Polizeisprecher Franz Märki rund 20 Personen, zogen sich die Vermummten in die Reithalle zurück. Beim Einsatz der Signalpetarden wurde niemand verletzt, wie Märki erklärt. Die Polizei habe niemanden festgenommen, aber Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. Zur Schadenssumme konnte Märki keine Aussagen machen.

«Die Gewalt gegen die Polizei hat in den letzten Monaten zugenommen», hält Märki fest. Polizisten würden auf der «Schütz» bei «x-welchen Kontrolltätigkeiten von Autonomen angegriffen». Es sei eine «komische, ja schizophrene» Situation, sagt Märki. Die Reithalle-Betreiber hätten selber gewünscht, dass die Polizei die Drogenszene vor der Halle aktiver bekämpfe. Nun werde die Polizei von «gewissen Leuten aus dem Umfeld der Reithalle» angegriffen.