2003,  Demo

Demo es stinkt Interlaken (abgesagt)

Inhalt:
1. Medienbericht
2. Leserbrief


1. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/07/12529.shtml)
Interlaken: «Gewaltfreie Demonstration – eher ein Strassenfest»
pd/bns. Durch Vermittlung der Arbeitsgruppe «Brücken» soll ein indirekter Kontakt zu den in einer Medienmitteilung und auch auf Anfrage hin nicht näher bezeichneten aber – dem Umfeld nach zu schliessen – der «Antifa»-Szene zuzurechnenden Initianten einer geplanten Demonstration am 2. August 2003 in Interlaken aufgebaut worden.
«Es ist die erklärte und anscheinend plausible Absicht der Organisatoren eine gewaltfreie Demonstration, eher ein Strassenfest durchzuführen», führt der Polizeivorsteher der Gemeinde Interlaken, Gemeinderat Werner Prantl in der Medienmitteilung aus: «Die Polizei- und Verkehrskommission und der Gemeinderat von Interlaken akzeptieren das Recht zur freien Meinungsäusserung, aber ohne Gewalt, ohne Sprayereien und ohne zerbrochene Scheiben.» Die Organisatoren seien zurzeit noch nicht bekannt, war von Prantl auf Anfrage hin zu erfahren: «Wir erwarten in diesen Tagen ein Bewilligungsgesuch.»
Gemeinderat Werner Prantl wolle einen direkten Kontakt zu den Organisatoren aufbauen und erwarte ein Gesuch für die Durchführung der Demonstration, verlautet dazu in der Medienmitteilung: «Dieses wird mit grösstmöglicher Umsicht in bezug auf die Route, einen garantierten Verzicht auf Sprayereien und Sachbeschädigungen sowie den von den Organisatoren eingeladenen Gruppierungen geprüft werden.» Die Gemeindeorgane behielten sich vor, bei fehlenden oder nicht überzeugenden Unterlagen keine Demonstrationsbewilligung zu erteilen. – Mit Datum vom 11. Juni 2003 wird im Internet von einer «Aktion Mensch nicht Profit» anonym zu einer «Es-stinkt-Kundgebung» am 2. August auf dem Bahnhofplatz Interlaken Ost – «Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland» – aufgerufen, im Wortlaut: «Am 2. August ist es soweit, der Widerstand in Demoform fasst auch in Interlaken Fuss! Unser Konzept ist aus mehreren Gründen gewaltfrei, erstens weil wir dies für den Anfang als beste Aktionsform halten um die Bewegung zu stärken, zweitens weil die Bewegung in Interlaken und im Oberland noch ziemlich schwach ist und wir an einem Wachstum interessiert sind, drittens weil die Anonymität im Oberland nicht allzu gross ist und wir den Rechtsgerichteten keine Angriffsplattform bieten wollen! Jedoch werden wir während der Kundgebung Aktionen durchführen. Wir hoffen auf euere Toleranz gegenüber unser Aktionsform!»

Die Arbeitsgruppe «Brücken» nimmt in einer Stellungnahme die Ankündigungen für eine Demonstration am 2. August ernst. Bei den Bemühungen um einen gewaltfreien Anlass unterstütze sie Behörden und Organisatoren: «Die breit vernetzte Gruppe ‹Brücken›, die sich seit zwei Jahren in der Region Interlaken mit dem Thema Gewalt in all ihren Erscheinungsformen befasst, erhielt Kenntnis von der für den 2. August angekündigten Kundgebung in Interlaken.» Sie habe die zuständigen Behörden eingeschaltet, da sie selber über keinerlei Auftrag oder Kompetenzen verfüge. Die Gruppe hält in ihrer Stellungnahme fest, dass die Verantwortung bei der Gemeinde Interlaken liege. «Brücken» habe jedoch Kontakt mit dem Organisationskomitee der Veranstaltung aufgenommen, um auf einen gewaltfreien und geordneten Demoverlauf hinzuwirken. «Brücken» lehne jegliche Gewalt und Zerstörung ab: «Sie versucht mittels Dialog Brücken zu schlagen zwischen allen Betroffenen.»


2. Leserbrief (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2003/07/12529.shtml)
Leserbrief zu der am 2. August beim Bahnhof Interlaken Ost angesagten Demonstration
Namens der Initiantengruppe «Ringverkehr Plus» und des Komitees «für gesunde Interlakner Gemeindefinanzen» schreibt Jürg Zumkehr zu der für 2. August beim Bahnhof Interlaken Ost angesagten Demonstration (siehe auch Bericht Interlaken: «Gewaltfreie Demonstration – eher ein Strassenfest» vom Donnerstag/Freitag, 3./4. Juli 2003):

Interlaken Ost Chaoten, Randalierer, Terroristen … in Interlaken! Müssen die Höhenfeuer vom 1. August wieder zu Wachtfeuern werden? Müssen damit wieder die «beherzten Mannen aus den umliegenden Talschaften» zur Verteidigung unserer Freiheit und Werte zu Hilfe gerufen werden? – Müssen wir wieder mit Mistgabeln und Dreschflegeln (Messer und Gewehre sind ja bekanntlich verboten) fremde Eindringlinge vertreiben, welche den Begriff Patriotismus in den Dreck ziehen? – Müssen wir uns im freiheitlichen Berner Oberland solches gefallen lassen, nur weil wir friedlich und demokratisch leben wollen? Wer uns vorhalten will, wir seien mit diesen Gedanken im Mittelalter stehengeblieben, der möge bedenken, dass unser Land, unsere Freiheit und unsere Rechte genau dort entstanden sind, als unsere Vorfahren den Mut hatten, sich den fremden Tyrannen entgegenzustellen und sie zu verjagen! Deshalb fordern wir unsere Gemeindeverantwortlichen unmissverständlich auf, Mut und Einigkeit zu zeigen und die angesagte Demonstration der heutigen Tyrannen zu verbieten. Auch wenn die Veranstalter versichern «gewaltfrei» zu bleiben, weiss jedermann wie solche Anlässe ausarten – siehe «Antifaschistischer Abendspaziergang» vom 17. Mai in Thun mit Schäden von 180’000 Franken!

Auf dem zurzeit noch nicht ganz vollendeten neugestalteten Bahnhofplatz Interlaken Ost wird für 2. August zu einer «Es-stinkt-Kundgebung» aufgerufen. (Bild bns)

Das Motto der dubiosen «Aktion Mensch nicht Profit» lautet: «Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland.» In ihrem Internetaufruf steht dazu unter anderem noch folgendes zu lesen: «Es stinkt Kundgebung in Interlaken. Der Inhalt wird eng mit dem Nationalfeiertag und mit der ganzen Ignoranz und dem Egoismus der schweizerischen Bevölkerung verbunden sein … vermummt mit roten Flaggen und antinationalen Parolen auftauchen, so könnten wir den neofaschistischen Typen Gegensteuer geben … es wird Zeit, dass jemand etwas unternimmt auf dem Bödeli. Rassistische Bürgerliche, pöbelnde Naziskins, Patriotismus immer und überall. Wahrlich, es steht nicht gut ums Bödeli. Wird Zeit für eine Demo. An alle: Auf nach Interlaken. Lasst uns diesen bürgerlich-patriotisch-rassistischen Konsens durchbrechen!»

Neben den gefährdeten Geschäften, Hotels, Banken und so weiter muss auch das Image Interlakens mit all seinen Einrichtungen geschützt werden – angefangen beim Blumenschmuck und Baumpflanzungen über Kursaal und Tellspiel bis zu öffentlichen und privaten Gebäuden und dem Mysterypark. Wir erwarten von den Gemeindevertretern die volle Wahrnehmung ihrer Verantwortung, ein durchdachtes Schutzkonzept, eine umfassende laufende Orientierung und ein kompromissloses Handeln – sonst könnte es im Herbst heissen: Wahltag ist Zahltag!