2004,  Diverse Aktionen,  Repression,  WEF

Besetzung Bernerzeitung

Inhalt:
1. Communiqué
2. Bilder


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2004/01/18475.shtml)
heute Abend haben 50 personen die redaktion der Berner Zeitung BZ besetzt, um der Empörung über die falsche Berichterstattung anlässlich des Kessels in Landquart und des Widerstandes gegen das WEF im Allgemeinen abzulassen.
Communiqué
Heute Abend besammelten sich fünfzig, meist jugendliche WEF-GegnerInnen, um gegen die nicht objektive Medienberichterstattung zu protestieren.
Wir besetzten symbolisch die Redaktion der „Berner Zeitung“ und suchten das Gespräch mit den JournalistInnen, worauf der Chefredaktor zunächst mit der Polizei drohte, später ist es dann doch zu einer Diskussion mit einigen Journalisten gekommen und wir konnten eine Medienmappe mit Fotos, Filmaufnahmen und Augenzeugenberichten des Polizeikessels in Landquart übergeben.

Mit dieser Aktion wollen wir unserem Unmut über die Berichterstattung bezüglich der Proteste gegen das WEF Ausdruck verleihen.
In Landquart ist es am vergangenen Samstag zu massiven Übergriffen der Polizei gegenüber heimkehrenden Demonstranten gekommen. (Siehe dazu Erlebnisbericht im Anhang). Besonders die Reportagen über eben diese Ereignisse in Landquart haben uns sehr verärgert, da die Berichte extrem einseitig ausfielen und klare Falschmeldungen enthielten (Polizeikommuniques abschreiben ist nicht schwer). Die Rechtfertigung der Redaktion, den sda Bericht übernommen zu haben, da keine eigenen Leute vor Ort waren, und sie somit dafür keine Schuld trifft, finden wir ziemlich billig. Den Berichten nach zu schliessen hatte auch die sda keine BerichterstatterInnen in Landquart.

Wir kritisieren die monotone Berichterstattung der sogenanten freien Medien nach den Demonstrationen in Winthertur, Freiburg-Bern-Burgdorf-Langenthal, den Blockaden sowie und vor allem die Berichte über die Geschehnisse in Landquart.
Die Berichte heizten die Stimmung an und förderte den Ruf nach Repression.
Falls Demonstrationen nicht in Strassentschlachten endeten, wurde ihnen medial keine oder eine verzerrte Bedeutung zugesprochen.
Wir fordern alle Medienschaffene auf, ihrer Verantwortung gegenüber der Bevölkerung nachzukommen und WAHRHEITSGETREU und OBJEKTIV zu berichten.

Anhang:
Als Reaktion auf die verharmlosenden und schlicht und einfach falsche Berichterstattung im Zusammenhang mit den Ereignissen vom 24. 1. 2004 in Landquart besetzen wir die Redaktion der BZ.

Landquart
Entgegen der Darstellungen der Medien wurden die Geleise nicht von den AktivistInnen sondern von der Polizei mittels Gittern und bereitstehenden Wasserwerfern blockiert. Auch die Notbremse wurde erst gezogen als der Zug bereits zum Stillsand gekommen war. Gegen 17:00 Uhr begann die Polizei den Zug zu räumen. Die Menschen im Zug wurden herausgeprügelt und in einen Wagen wurde eine Tränengaspetarde geworfen. Tränengas in geschlossenen Räumen kann verheerende Auswirkungen haben. Als die Züge leer waren zog die Polizei den Kessel zusammen, worauf die meisten Leute sich auf das Perron setzten. Obwohl keinerlei Aggression von diesen Menschen ausging begannen die Sicherheitskräfte auf sie einzuprügeln, Pfefferspray wurde reichlich eingesetzt.
Die über tausend Leute wurden auf dem Bahnhofplatz eingekesselt. Gegen friedliche DemonstantInnen wurden Wasserwerfer eingesetzt. Danach wurden Leute in Fünfergruppen kontrolliert, viele davon in der Coop-Tiefgarage. Sie wurden vorübergehend mit Kabelbindern gefesselt. Die letzten konnten den Bahnhof Landquart erst gegen 23.30 verlassen – von der Polizei in Züge gezwängt.

Polizei
Der Einsatz der Polizei war absolut unverhältnissmässig und gefährdete Menschen an Leib und Leben. Es gab mehrere Verletzte, durch die bewusst provozierte Massenpanik wurden schwerste Verletzungen in Kauf genommen. Die Polizei informierte nicht und verweigerte jegliche Kommunikation. Anwohner und Leute aus der Region wurden nicht nach Hause gelassen. Sie mussten mit den anderen, ihrer Bewegungsfreiheit beraubten Leuten nach Zürich weiterfahren. Es ist offensichtlich, dass dieser Einsatz im Voraus minutiös geplant worden war

Medien
Das WEF wurde von den Medien in den höchsten tönen gelobt und die Kritik am Treffen der selbsternannten Elite höchstens am Rande erwähnt. Am schwerwiegendsten versagt haben die Medien mit der Verniedlichung des jährlich krasser auffahrenden Repressionsapparates. Die gross angelegte Einschüchterung soll die Kritiker zum Schweigen bringen und den Widerstand gegen die herrschende Ungerechtigkeit in der Welt kriminalisieren. die Medien entpuppen sich je länger je mehr als verlängerter Arm des WEF`s und Verfechter der mit der Repression eingehenden Zensur.

Fazit
Die Medien müssen sich ihrer Verantwortung wieder mehr Bewusst werden. Unabhängige Medien – nur ein Wunschtraum einiger verblendeter UtopistInnen? Es scheint, dass die Medien die Existenzangst plagt und sie deshalb absolut Wirtschaftstreu berichten. Oder fürchten sie sich vor Polizei und Militär mit denen sie in letzter Zeit Seite an Seite stehen? Die Aufgabe der Medien, also auch der Tageszeitungen die in der breiten Öffentlichkeit zur Meinungsbildung dienen, ist eine möglichst objektive Berichterstattung, die verschiedene Sichtweisen miteinbeziehen sollte. Wenn also nur Polizei und WEF-Comuniques als Grundlage zur Information der Öffentlichkeit benutzt werden, kenn davon keine Rede sein. Wir fordern von ihnen, ihrem Ruf als unabhängige Zeitung nachzukommen und nicht mit verfälschten Berichten ihre Leserschaft zu betrügen.


2. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2004/01/18483.shtml)