Neonazikonzert verhindert Thunstetten
Inhalt:
1. Medienbericht
1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/konzert-von-neonazi-rockband-verhindert/ & https://www.antifa.ch/rechtsextremen-treffen-in-letzter-minute-vereitelt/)
Langenthaler Tagblatt: Konzert von Neonazi-Rockband verhindert
Rechtsextreme Eine Geburtstagsparty vom Donnerstag im Schützenhaus entpuppt sich als Neonazitreffen
Die Neonazis sind im Oberaargau erneut aktiv: Eine CD-Taufe der Nazi-Rockband «Indiziert» im Schützenhaus von Thunstetten tarnten sie als Geburtstagsfest. Nach Indiskretionen flog das Treffen vom Donnerstag auf.
Die Gemeinde Thunstetten ist mit einem blauen Auge davongekommen. Am Donnerstag hätte in ihrem Schützenhaus Lengmatt ein Treffen von Neonazis stattfinden sollen. Die rechtsextreme Szene plante dort, die erste CD der Nazi-Rockband «Indiziert» zu taufen. Das als Geburtstagsfest geplante Neonazitreffen, zu dem gegen 60 Personen erwartet wurden, flog nach Indiskretionen aus dem Umfeld der Szene und Recherchen der Antifa Bern auf. Die Kantonspolizei Bern wollte das geplante Treffen weder bestätigen noch dementieren.
Gewalttätiger Bandleader
Gemietet wurde das Schützenhaus vom 21-jährigen Roger Wyss aus Wynau. Dieser will seinen Namen am Mobiltelefon nicht nennen, gibt den Apparat jedoch an «Indiziert»-Bandleader Dominic Lüthard weiter. Dominic ist der Bruder des Pnos-Stützpunktleiters (Partei National Orientierter Schweizer) Pascal Lüthard. Er ist jüngst an der Seite des frisch gewählten Langenthaler Pnos-Stadtrats Tobias Hirschi in der Öffentlichkeit aufgetreten. Dominic Lüthard wird ein Angriff auf Punks in Hasle (2000), der Übergriff auf eine türkische Familie vor dem Spital in Langenthal (2002) und die Teilnahme am 1.-Mai-Aufmarsch in Langenthal von diesem Jahr vorgeworfen. Wegen des Übergriffs vor dem Spital wurde er vom Kreisgericht IV Aarwangen-Wangen verurteilt. Er stammt übrigens aus dem aargauischen Glashütten.Lüthard wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen und verwies auf die Foren-Einträge auf einschlägigen Internetseiten. Verhöhnend sagte er: «Wir machen eidgenössische Musik für Eidgenossen.»
Ebenfalls zur Band zählen die Brüder Alex und Cédric Rohrbach aus Burgdorf. Alex Rohrbach ist Gitarrist und soll gemäss Antifa Bern eine der führenden Figuren der rechtsextremen Gruppe «Nationale Offensive» sein. Ihm werden Angriffe auf Punks, Massenschlägereien und Pöbeleien zur Last gelegt. Er wurde auch am 1.-Mai-Aufmarsch der Pnos in Langenthal gesichtet. Sein jüngerer Bruder Cédric wurde ebenfalls wegen einer Massenschlägerei verurteilt.Bekannt sind zwei Auftritte der Band «Indiziert». Sie spielte zusammen mit der deutschen Nazi-Rockband «Oidoxie» in einem Festzelt in Rohrmoos bei Burgdorf (wir berichteten) und am 26. Juni an einem Konzert der Schweizer Hammerskins in Wolhusen.
Gemeinde rückt Schlüssel nicht raus
«Nulltoleranz», sagt Thunstettens Gemeindepräsidentin Christine Röthlisberger. Die Gemeinde wird den Mietvertrag mit den Neonazis auflösen. «Die Gegenpartei hat uns nicht die Wahrheit erzählt», begründet sie die Haltung der Gemeinde. Hinzu kommt, dass die Organisatoren des Festes keine Bewilligung bei der Gemeinde und auch nicht beim Regierungsstatthalteramt Aarwangen eingeholt haben.
Findet das Fest doch noch statt?
Unklar ist, ob die Neonazis sich bereits vor dem Auffliegen ihres Treffens in Thunstetten nach einer Alternative umgesehen haben. Dazu Bandleader Dominic Lüthard: «Damit müssen wir immer rechnen und eine Alternative bereithalten.»Vor zwei Jahren hat die Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern (POM) Empfehlungen an Vermieter von Mehrzweckhallen, Wald- und Schützenhäuser abgegeben, damit anonyme Treffen von Neonazis verhindert werden können. In der Vergangenheit entpuppten sich öfters Geburtstags- oder Grillpartys als Treffen von Rechtsextremen. Die POM riet, unbekannte Personen kritisch zu hinterfragen und bei Zweifeln Abklärungen vorzunehmen.Nicht nur die Vermieter wurden aufgefordert, genauer hinzusehen. Auch die Kantonspolizei hat weitergehende Massnahmen verfügt. So sollen zum Beispiel vermehrt Personen- und Fahrzeugkontrollen durchgeführt, Propagandamaterial und Waffen sichergestellt und eine Konfrontation von rechten und linken Extremisten verhindert werden.Die Vorsichtsmassnahmen sind begründet: Jüngstes Beispiel ist das Treffen von rund 200 Rechtsextremen vom 4. Dezember in Erlinsbach, Kanton Solothurn. In einem Gasthof traten mehrere rechtsextremistische Bands auf.
BernerZeitung: Rechtsextremen-Treffen in letzter Minute vereitelt
Diesen Donnerstag hätte die Rockband Indiziert in Thunstetten ihre CD taufen wollen. Doch jetzt haben die Gemeinde-behörden den Anlass verboten: Die Band wird der rechtsextremen Szene zugeordnet.
Hektik gestern Montag auf der Thunstetter Gemeindeverwaltung. Da machte die antifaschistische Berner Gruppierung Antifa publik, dass das gemeindeeigene Schützenhaus in der Lengmatt am Donnerstag Schauplatz eines anrüchigen Events zu werden drohe: Die Burgdorfer «Indiziert», gemäss Antifa eine «Nazi-Rockband», werde dort am 30. Dezember ihre erste CD taufen ? Titel: «Eidgenössischer Widerstand».
Einschlägig bekannt
Tatsächlich besteht die dreiköpfige Band nach Informationen dieser Zeitung durchwegs aus einschlägig bekannten Leuten: die Burgdorfer Brüder Alex und Cédric Rohrbach, beide Anfang 20, sowie Dominic Lüthard (21) aus Glashütten AG. Letzterer ist der Bruder von Pascal Lüthard, dem Stützpunktleiter der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Die Pnos war im Herbst in die Schlagzeilen geraten, weil mit Tobias Hirschi einer ihrer Vertreter ins Langenthaler Stadtparlament gewählt wurde. Ein bisher einmaliger Vorgang in der Schweiz. Und alle drei Bandmitglieder sind bereits wegen rechtsextrem motivierter Gewalt mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Bewilligung erschlichen
Kein Wunder, fielen die Thunstetter Gemeindebehörden ob dieser Umstände aus allen Wolken. Dass sie den Anlass zuerst bewilligten, ist freilich erklärbar: Bei der Anfrage hatten die rechten Organisatoren falsche Angaben gemacht. Schützenpräsident Heinz Waldmann: «Uns wurde gesagt, es gehe um eine ganz normale private Geburtstagsparty. Zudem war die Person, mit der wir verhandelten, offenbar nur ein Strohmann.»
Für Hans Stutz, Beobachter der rechtsextremen Szene in der Schweiz, ist das «ein bekanntes Vorgehen». Er kennt die im Januar dieses Jahres gegründete Burgdorfer Band Indiziert: «Ihre Liedtexte bewegen sich im Grenzbereich der Legalität.»Nach Rücksprache mit der Kommission für öffentliche Sicherheit hat Gemeindepräsidentin Christine Röthlisberger dennoch sofort die Notbremse gezogen: «Unter diesen neuen Voraussetzungen hätte es nicht zuletzt auch eine Gastgewerbebewilligung gebraucht.»
Was Thunstetten noch stoppen konnte, war einst Wiedlisbach nicht gelungen: Im Dezember 1999 trafen sich in der Froburghalle rund 300 Neonazis zu einem Konzert. Die Organisatoren hatten die Bewilligung ebenfalls aufgrund falscher Angaben erhalten. Weil sie keine Gastgewerbebewilligung hatten, wurden sie gebüsst. Und die Gemeinde ihrerseits erhielt vom Statthalter eine Rüge: Sie müsse ihre Kontroll- und Aufsichtspflicht verbessern.sae