rassistischer Polizeiübergriff Biel
Inhalt:
1. Medienbericht
1. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/02/30217.shtml)
Ein 27-jähriger Mann, der in Biel bei einer Schlägerei schlichten wollte, ist laut Angaben der kirchlichen Gassenarbeit angeblich grundlos geschlagen und verletzt worden. Die Polizei dementiert, der Betroffene will Anzeige erstatten.
Der Zwischenfall ereignete sich laut übereinstimmender Darstellung aller Beteiligten in der Nacht auf Samstag am Unteren Quai hinter dem Swisscom-Gebäude in der Innenstadt. Der Ablauf wird dagegen unterschiedlich geschildert.
Zu schlichten versucht
Laut Angaben von Marion Schürch von der kirchlich getragenen Gassenarbeit Biel war der 27-Jährige, ein Asiate mit Schweizer Pass, zusammen mit drei Freunden und einer Freundin auf dem Heimweg von der Disco «Door72». Die Freundesclique bemerkte beim Swisscom- Gebäude eine Gruppe von vier Personen, die auf eine weitere Person mit Füssen eintraten.
Einer der Freunde habe zu schlichten versucht und sei deshalb von der Gruppe angegriffen worden. Der 27-Jährige und ein zweiter Freund hätten eingegriffen und versucht, die Personen voneinander zu trennen.
Faust ins Gesicht
Ein plötzich anwesender Polizist habe daraufhin aggressiv einen Ausweis vom 27-Jährigen verlangt. Als dieser seinerseits vom Polizisten einen Ausweis verlangt habe, habe ihn der Beamte mit der Faust ins Gesicht geschlagen, zu Boden geworfen und brutal in Handschellen gelegt.
Der Polizist habe weiter auf den Mann eingeschlagen und ihn ins Polizeiauto gezerrt. Dort sei er weiter geschlagen und von einem Polizeihund gebissen worden.
«Dreckausländer»
Vom betreffenden Polizisten sei dem Mann unter anderem gesagt worden, als «Dreckausländer» habe er in der Schweiz keine Rechte. Auf dem Polizeisposten habe der Mann während einer Viertelstunde nackt ausharren müssen und sei erneut geschlagen worden, bevor er entlassen worden sei. Den Namen des gewalttätigen Polizisten habe er nicht erfahren.
Medizinisch sei dem Mann nicht geholfen worden. Er habe unter anderem Kopfverletzungen und eine Sehstörung davongetragen und sei seit dem Übergriff psychisch traumatisiert.
Polizei: «Mit Zwangsmittel zur Wehr gesetzt»
Die Polizei habe beim Swisscom-Gebäude eine Schlägerei angetroffen, an der rund 20 Leute beteiligt gewesen seien, sagte Polizeikommandant André Glauser auf Anfrage. Bei ihrer Intervention seien die Beamten von mehreren Personen tätlich angegriffen worden und hätten sich mit «mit Zwangsmitteln zur Wehr gesetzt».
Der 27-Jährige habe bei der Festnahme erheblichen Widerstand geleistet. Ob er von einem Polizisten verletzt worden sei, könne auch nach der Befragung der Beamten nicht beurteilt werden. Auf Grund der abgeschlossenen internen Abklärungen habe keiner der Beamten grundlos Gewalt angewendet oder jemanden mit Schimpfwörtern bedacht.
Die interne Abklärung des Falles sei am Freitag abgeschlossen worden, alle beteiligten Beamten hätten verhältnismässig gehandelt, sagte Glauser. Der Fall habe keine disziplinarischen Konsequenzen. Weiter wolle er angesichts der angekündigten Strafanzeige keine Stellung nehmen.
Scherrer: «Adäquate Mittel»
Auch Polizeidirektor Jürg Scherrer (FPS) stellte sich auf den Standpunkt, die Polizei habe «adäquate Mittel eingesetzt». Die Darstellung der beteiligten Privatpersonen stimme nicht mit jener der Polizeibeamten überein. Niemand sei von der Polizei «in unangepasster Art misshandelt» worden.
Laut Schürch wird der 27-Jährige eine Strafanzeige einreichen, einen Anwalt habe er bereits beigezogen.