2005,  Diverse Aktionen,  Freiraum

G8 Basislager Thun

Inhalt:
1. Aufruf


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/06/33465.shtml)
Vom 6. – 8. Juli findet in Schottland der G8-Gipfel statt. GlobalisierungskritkerrInnen rufen zu Aktionen vor Ort auf. Auch in der Schweiz wollen AktivistInnen ein Zeichen für eine gleichberechtigte, selbstbestimmte Gesellschaft setzen und organisieren sich unter anderem im Basislager in Thun.

G8 in Schottland 6-8 Juli 2005
Wieder einmal treffen sich die Staatsoberhäupter der 7 wirtschaftsstärksten Länder (USA, Japan, GB, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada) und Russland zu ihrem alljährlichen Gipfeltreffen, dem G8-Meeting. Dieses Jahr übernimmt England den Vorsitz des Treffens und dementsprechend findet auch der Gipfel auf englischem Boden statt, genauer gesagt in einem Golfhotel in den idyllischen Highlands in Schottland.
Themen des Gipfels werden unter anderem der internationale Terrorismus, die Afrikahilfe und der Klimawandel sein. Diese vorgeschobenen Themenbereiche dienen jedoch nur der Legitimation des informellen Treffens, denn im Vordergrund stehen profitorientierte Lösungen für die 8 Mitgliedsstaaten und nicht „Lösungen“ für Afrikas Schuldenberg oder den Ausweg aus der Klimakrise. So will beispielsweise Tony Blair unter dem Vorwand des Umweltschutzes 15 neue Atomkraftwerke bauen, um dem CO2-Austoss der Kohlekraftwerke entgegenzutreten.
Auch wenn die G8 Staaten wirklich gemeinnützige Lösungen für globale Probleme suchen und finden würde, blieben es Entscheidungen einer demokratisch nicht legitimierten, auf eine Hand voll Männer reduzierte Elite. Entscheidungen sollten von allen betroffenen Menschen, in kleinen, von unten nach oben organisierten, konsensorientierten Gruppen getroffen werden und nicht von 8 Männern.

Widerstand vor Ort
Seit mehreren Jahren aber laufen die Sitzungen der selbst ernannten „Weltregierung“ nicht mehr so ruhig und von der Öffentlichkeit abgeschottet ab. Während 1990 das Treffen der G7-Staaten in London völlig ruhig und ohne gross Aufmerksamkeit zu erregen von statten ging, so geben G8-Treffen in der Gegenwart Anlass für soziale Proteste mit weltweiter Wirkung. Es gibt immer wieder heftige, von Repression seitens der Behörden überschattete Proteste gegen die von Polizei und Militär geschützten Gipfeltreffen. Auch in diesem Jahr läuft wieder eine internationale Mobilisierung gegen den Gipfel an. Es haben sich dabei drei Netzwerke gebildet, die gegen den G8 mobilisieren, sich jedoch in der Vorgehensweise grundsätzlich unterscheiden: Während grosse NGO’s und Parteien zu einer Grossdemonstration im Vorfeld des Gipfels nach Edinburgh mobilisieren, versucht das Dissent!-Netztwerk AktivistInnen bei direkten Aktionen gegen den Gipfel zu unterstützen und stellt lokal Infrastruktur bereit.
Ziel ist es, mittels aktivem Widerstand den Gipfel zu verhindern oder zu stören, sodann aber vor allem das Ausleben von alternativen Gemeinschaftsformen. So gilt es nicht „nur“ das G8-Meeting und dessen politische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen kritisch zu hinterfragen, sondern auch Alternativen aufzuzeigen. In Camps, im gemeinsamen basisdemokratischen Entscheidungsfindungsprozess und unserem solidarischen und gleichberechtigten Zusammenleben wollen wir zeigen, dass es fern von Konkurrenz und Hierarchie auch anders geht.
Verschiedene thematische Aktionen sollen dabei zur Sensibilisierung der Zivilgesellschaft beitragen und zudem ein effektives Mittel darstellen, aktiv und kreativ gegen den Gipfel in Schottland vorzugehen. Das Blockieren der Zufahrtstrassen, eine „Clownarmee“, und die „People Golfing Assoziation“ sind nur einige Beispiele der Vielfalt des Protestes.

Widerstand – weltweit
Doch nicht nur in Schottland, auch auf internationaler Ebene wird zu verschiedenen Aktionen aufgerufen. In der Nacht vor den Blockaden (5. auf 6. Juli) wollen beispielsweise AktivistInnnen in Schottland Warnfeuer auf den Hügeln um Gleneagles entfachen um damit auf den G8 aufmerksam zu machen. Dies soll auch in anderen Regionen der Welt geschehen, als Zeichen der Solidarität mit den Menschen vor Ort und als Zeichen der Ablehnung des Treffens. Sodann rufen die anarchistischen GolferInnen zu „kreativen Golfaktionen“ am 7. Juli auf. Gegolft wird nicht nur auf und um den Golfplatz von Gleneagles, sondern auch anderswo in der Welt. Dies kann beispielsweise die Aneignung von Golfplätzen im Sinne einer RTS umfassen oder als Crossgolfing durch die Städte und auf öffentlichen Plätzen. Am Samstag (9. Juli) findet zudem ein Solidaritätstag mit den Gefangenen statt.
Auch in der Schweiz wollen AktivistInnen ein Zeichen für eine gleichberechtigte, selbstorganisierte Gesellschaft setzen und organisieren sich unter anderem im Basislager in Thun. Das Basislager stellt ein Resistcamp gegen den G8 dar, in dem alternative Lebensformen erprobt und aktiv Widerstand geleistet werden kann. Das Basislager will jedoch nicht ausschliesslich globale Prozesse behandeln sondern sich auch lokalen, sozialen Konflikten widmen. Neben dem G8 stehen also auch Themen wie Erkämpfung von Freiräumen und Verdrängung aus öffentlichem Raum im Zentrum.

global Denken – lokal handeln
In Thun wird seit langem für mehr Freiraum gekämpft. Die Forderungen nach einem „Autonomen Kulturzentrum“ ertönen von verschiedenen Gruppen und fanden in vielseitigen Aktionen ihren Ausdruck. Zudem wurden Verhandlungen mit der Stadt geführt, die jedoch zu einem ernüchternden Ergebnis führten. Das Camp soll somit auch das Bedürfnis nach Freiraum zum Thema machen und eine Aktionsplattform für die Erkämpfung von Freiräumen bieten.
Aktuell kommt es in Thun , wie in andern Schweizer Städten, zu einer Vielzahl von Wegweisungen von sogenannten „Randständigen“. Nachdem der Stadtrat die Schaffung einer Drogenanlaufstelle verneint hat, führt die Polizei Grossaktionen gegen „Randständige“ auf und um den Mühleplatz durch. Sie spricht Fernhalteverfügungen aus, die annähernd die gesamte Innenstadt betreffen um so “Störende”, den bürgerlichen Idealen nicht Entsprechende aus dem Stadtbild zu verbannen. Wir sprechen uns gegen eine repressive Drogen- und Wegweisungspolitik aus und wollen auch dieses Thema am Camp aufgreifen und zur Sprache bringen. Das Camp soll natürlich auch den Bedürfnissen der AktivistInnen entgegenkommen und offen für andere Themen sein.

Basislager 8. – 10. Juli
Das Basislager soll eine politische und kulturelle Veranstaltung sein. Gestartet wird am Freitag Abend mit dem Aufbau des Camps und einem Konzertanlass. Die oben genannten Themen werden am Samstag in Workshops behandelt und durch Aktionen auf die Strasse getragen. Hier besteht auch Raum für unterschiedlichste Aktionen und Themen. Gleichberechtigte Diskussion, Konsensfindung und die Übertragung unserer Ideen in die Praxis sind die Maxime des Basislagers.
Um eine Vielzahl von Aktionen und Aktionsformen durchführen zu können und ein starkes Zeichen gegen herrschende Verhältnisse zu setzen, ist es wichtig, dass viele AktivistInnen dem Camp beiwohnen. Einen Inhaltlichen Film bildet das Ende des Aktionstages. Als Abschluss des Camp findet am Sonntag eine von der anti-WTO-Koordination organisierte Bootsfahrt auf der Aare von Thun nach Bern statt.