Antifa-Demo Thun (verhindert)
Inhalt:
1. Aufruf
2. Kurzbericht
3. Communiqué
4. Communiqué Basislager
5. Mitteilung Gemeinderat Thun
6. Medienbericht
1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34180.shtml)
Demo gegen Nazi-Übergriffe
Do. 14.7.05, 20h Bhf. Thun
Kein Raum für Faschos – nirgendwo!
In Thun kam es am vergangenen Wochenende zu mehreren Zwischenfällen mit Neonazis. Bei einem Zwischenfall am Freitag feuerte ein Neonazi in eine Gruppe von LinksaktivistInnen. Ein Jugendlicher aus Thun wurde dabei am Bein getroffen und musste ins Spital eingeliefert werden.
Eine weitere Demo gegen rechte Gewalt findet am näxten Donnerstag 14.07. um 20.00 Uhr beim Bahnhof Thun statt.
Nazipack wir kriegen dich – Übegriffe rächen sich!
Kommt alle
2. Kurzbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34296.shtml)
letzten freitag, am 8.7. wurde ein teilnehmer des g8-camps in thun von einem rechtsradikalen angeschossen. das anliegen, gegen rumballernde rechtsradikale zu demonstrieren, scheint also nicht übermässig an den haaren herbeigezogen, ich könnte mir gut vorstellen, dies auch eher bürgerlich denkenden bekannten plausibel zu machen.
am sonntag waren bereits über 100 deswegen auf der strasse. unsere zeitgenossInnen in blau konnten übrigens „keine zwischenfälle“ ausmachen. und heute am donnerstag 14.7. war nochmal eine demo angesagt. zwar mag es nicht sonderlich originell sein, zweimal nacheinander zu demonstrieren. dennoch ist dieser langeweilefaktor ja noch so zumutbar, es sei nur darauf verwiesen, wie langweilig unsere zeit derzeit insgesamt aussieht.
die leute aus thun warteten auf unseren verspäteten zug aus bern und als wir ausgestiegen waren, versuchten einige redlich, sich zu einer demo zu formieren, doch nach ein paar metern war bei der ersten polizeikette schluss. hunde bellten, die leute mit dem transparent bewegten sich wieder zurück und tränengas war zu riechen. dann bisschen im bahnhof rumgewuselt, alles sah ziemlich eingekesselt aus, verhinderte demonstrantInnen und gummischrotjoggerbrigaden rannten im zeug rum. ich zog es vor, den zug zurück nach bern zu nehmen. später erfuhr ich von verhaftungen aus einem zug heraus und kratzte ein wenig am kopf.
hallo komatöse zivilgesellschaft, ein rechtsradikaler hat (mal wieder) einen politischen gegner mit einer schusswaffe angegriffen, jede demo dagegen ist nicht nur vom linksradikalen standpunkt aus hundertmal berechtigt, ob es jetzt dem teilzeit-polizeidirektor (sp, pfarrer) in den kram passt, wo durch, oder nicht. er ist halt schnell einmal überfordert, wenn die schäfchen anzeichen von rebellischem verhalten zeigen, der gute. es könnte ja nach der demo eine parole an einer wand stehen oder gar eine fensterscheibe kaputt aussehen. gott stehe uns bei im kampf gegen diese schwarzen gestalten.
3. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34289.shtml)
Communique zu der verhinderten Antifa-Demo vom 14.7.05 in Thun
Am vergangenen Freitag feuerte ein stadtbekannter Neonazi beim Bahnhof Thun 3 Schüsse in eine Gruppe von LinksaktivistInnen. Ein jugendlicher Aktivist erlitt dabei einen Oberschenkeldurchschuss. Wie durch ein Wunder hatte die Verletzung keine schlimmeren Folgen. Nach einer ambulanten Behandlung konnte der Jugendliche wieder aus dem Spital entlassen werden.
Dieser Schusswaffenangriff stellt den Höhepunkt einer rechtsmotivierten Übergriffsserie dar, die Thun in der letzten Zeit überrollt. Anpöbeleinen, Schlägereinen und andere Übergriffe von Seiten der Neonazis gehören in Thun zum Alltag. Dies scheint aber die Medien und die Politik nicht zu beunruhigen, spielen sie doch die Vorfälle regelmässig herunter.
Doch damit nicht genug:
Antifaschistischer Widerstand wird in der „Hauptstadt des Berner Oberlandes“ kriminalisiert, verdrängt und verhindert was das Zeug hält. Heute zeigte die Stadt Thun unter der Federführung von „Sozialdemokrat“ und Pfarrer Heinz Leuenberger einmal mehr ihre hässliche, kleinbürgerliche Fratze. Eine Manifestation gegen rechte Gewalt und schiesswütige Neonazis wurde im Keim erstickt.
Mehrere hundert AntifaschistInnen aus Thun und der Region wurden nicht zum Besammlungspunkt vorgelassen. AktivistInnen die mit dem Zug anreisten wurde am Bahnhofsplatz eingekesselt. Als die AktivistInnen versuchten trotzdem eine Demo durchzuführen, verhinderte das Grossaufgebot der Polizei diesen Versuch. Dabei kam es vereinzelt zu Rangeleien mit den äusserst aggressiv auftretenden Polizeigrenadieren und Polizeihundeführern. Ein Teil der DemonstrantInnen versuchte sich zurückzuziehen und bestieg einen Zug. Die Polizei stürmte den Zug und verhaftete wahllos ZugsinsassInnen, darunter viele unbeteiligte Fahrgäste. Auch ausserhalb des Zuges wurden Leute verhaftet. Insgesamt wurden mindestens 30 Verhaftungen beobachtet.
Der masslose, unverhältnismässige und unbegründbare Polizeieinsatz wiederspiegelt die Haltung der Thuner Behörden. Anstatt dem Naziproblem aktiv entgegenzuwirken, werden lieber AntifaschistInnen mit massiver Repression eingeschüchtert. Doch wir werden diesen Zustand nicht hinnehmen und im Gegensatz zu den Behörden aktiv bleiben!
Weitere Aktionen werden sicherlich Folgen. Thun hat ein Neonaziproblem und wir finden uns damit nicht einfach ab!
Aufruhr, Widerstand, es gibt kein ruhiges Hinterland!
Wir werden keine Ruhe geben und den Nazis und ihren UnterstützerInnen das Handwerk legen!
Thun will be – Nazi free!
AntifaschistInnen Raum Oberland
4. Communiqué Basislager (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34305.shtml)
Gestern Donnerstag sollte, anlässlich des Schusswaffengebrauchs eines Rechtsextremisten vom letzten Wochenende, eine Demonstration gegen Faschismus und rechte Gewalt stattfinden.
Gegenüber dem Vermittler Basislager – Behörden gab Polizeivorsteher Heinz Leuenberger zu verstehen, die Demonstration vom Donnerstag nicht zu bewilligen, jedoch zu tolerieren. Weitere Andeutungen in diese Richtungen wurden ebenfalls während eines Telefonats von Mittwoch gemacht.
Nun zu den Ereignissen vom Donnerstag:
Schon am frühen Abend fand sich ein grosses Polizeiaufgebot aus den Kantonen Bern, Solothurn, Basel und weiteren Kantonen in Thun ein. Unter anderem neun Kastenwägen und ein Wasserwerfer.
Als sich um ca. 20.00 DemonstrationsteilnehmerInnen auf dem Bahnhofsplatz besammelten, wurden diese sofort von der Polizei eingekesselt. So dass die OrganisatorInnen sich gar nicht mehr zu der Gruppe gesellen konnten.
Anreisende aus Bern und der übrigen Schweiz wurden bereits in Ostermundigen angehalten, so dass der Intercity erst mit 25 Minuten Verspätung eintraf. Die Polizei begann einerseits Leute in dem Zug willkürlich festzunehmen. Die bereits Ausgestiegenen wurden andererseits auf dem Perron aufgehalten, wobei es verständlicherweise zu einem kleineren Gerangel kam.
Die Demonstration an sich konnte sich so gar nicht besammeln. Insgesamt hätten schätzungsweise wohl ca. 300 DemonstrantInnen an dem Protest teilgenommen.
Noch bis spät in die Nacht wurden Leute, teilweise auch unbeteiligte Jugendliche, auf ganzem Stadtgebiet kontrolliert und längere Zeit festgenommen, unter anderem auch Minderjährige, deren Eltern nicht pflichtgemäss benachrichtigt wurden. Insgesamt wurden ungefähr 30 Personen festgenommen. Das Aufgebot wurde erst spät in der Nacht zurückgezogen, die letzten Festgenommenen konnten den Posten um ungefähr 2.30 verlassen.
Die Polizeiaktion zur Verhinderung der Demonstration war offenbar seit längerem geplant. So wurden bereits zwei Tage vorher Häuser von den Behörden angeeignet und darin Kameras installiert. Auch die Verhinderung der Besammlung stützt diese These. Ein Gewaltpotential, welches diesen Einsatz legitimieren würde, war nicht vorhanden. Es kam zu keinen Sachbeschädigungen.
Im letzten Jahr herrschte zwischen der Bewegung und den Behörden ein stillschweigender Konsens über Zusammenarbeit. So verhielten sich die Behörden deeskalativ und die AktivistInnen hielten sich an Abmachungen und zeigten sich jederzeit verhandlungsbereit. Dieser Konsens wurde nun einseitig gebrochen. Herr Leuenberger ist offenbar nicht mehr an einem Dialog interessiert. Offenbar sollte hier, unter Druck der Bürgerlichen und der Presse, ein Exempel statuiert werden.
Demonstrieren ist und bleibt ein Bürgerrecht und die Behörden haben nicht das Recht Demonstration zu verhindern, nur weil diese nicht in das Bild einer sauberen und sicheren Stadt passen.
Die Bewegung in Thun muss sich nun überlegen, wie in diesem repressiven Klima weiter vorgegangen wird. Gegebenenfalls müssen Aktionsformen und der Wille nach einer einvernehmlichen Lösung überdenkt werden.
OK Basislager
5. Mitteilung Gemeinderat Thun (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34295.shtml)
Zwischen 50 und 70 meist vermummte Demonstranten wurden am Donnerstagabend beim Bahnhof Thun von der Polizei daran gehindert, in die Innenstadt vorzudringen. Die Demonstration von linken Aktivisten der Antifa-Bewegung war nicht bewilligt. Es gab keine Verletzten und nach bisherigen Erkenntnissen keine Sachschäden. Die Personalien der Demonstrierenden wurden überprüft.
Kurz vor halb neun Uhr am Donnerstagabend machten sich auf dem Bahnhofplatz Thun zwischen 50 und 70 Demonstrierende der Antifa-Bewegung auf den Weg Richtung Maulbeerplatz und Innenstadt. Die grösstenteils Vermummten wurden jedoch am Nordrand des Platzes von Ordnungsdienstkräften der Polizei daran gehindert und zum Bahnhofgebäude zurück gedrängt. Im Anschluss wurden ihre Personalien aufgenommen.
Der Vorsteher der Direktion Sicherheit der Stadt Thun, Gemeinderat Heinz Leuenberger, hatte den Demonstrationszug nicht bewilligt. Er vereinbarte mit der Polizei Thun im Vorfeld, dass ein Vordringen des Demonstrationszuges in die Innenstadt verhindert werden soll. Gemäss ersten Polizei-Erkenntnissen waren nur wenige der Teilnehmenden aus Thun.
Antifa-Aktivisten hatten nach einer Schussabgabe auf eines ihrer Mitglieder in der Nacht vom letzten Freitag auf Samstag zu Demonstrationen aufgerufen. Eine erste hatte am Sonntagnachmittag statt gefunden. Ein Mann hatte einen Jugendlichen durch einen Schuss verletzt. Die gerichtlichen Untersuchungen dazu sind noch im Gange. Der Thuner Gemeinderat verurteilt jede Form von Gewalt aufs Schärfste und ist erleichtert, dass am Donnerstagabend weder Menschen verletzt noch Sachschäden angerichtet wurden.
Auskünfte an die Redaktionen:
Heinz Leuenberger, Gemeinderat, Vorsteher der Direktion Sicherheit
6. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/07/34298.shtml)
ANTIFA-DEMO IN THUN
50 Chaoten wollten Krawall machen
Rund 50 Vermummte wollten gestern Abend in Thun Krawall machen. Die Polizei verhinderte dies mit einem Grossaufgebot.
Rund 20 Personen hatten sich gestern Abend um 20 Uhr vor dem Thuner Bahnhof versammelt, um «Gegen rechte Gewalt in Thun» zu demonstrieren. Dies im Nachgang zur Demonstration vom letzten Freitag, an welcher ein linker Aktivist von einem Rechtsextremen angeschossen worden war. Kurz nach 20.20 Uhr kamen gegen 50 Vermummte aus Bern an. Sie wollten die Führung des Demo-Zuges übernehmen und Richtung Innenstadt marschieren. Als die Polizei, die mit einem Grossaufgebot präsent war, dies verhinderte, gingen die Vermummten Chaoten mit Pfefferspray, Flaschen und Petarden auf die Beamten los. In der Folge kam es zu einzelnen Scharmützeln, bis sich die mehrheitlich jugendlichen Krawallbrüder in einem Zug verschanzten. Dort nahm sie die Polizei in Gewahrsam und kontrollierte sie.
In der Innenstadt störte einzig die massive Polizeipräsenz die Idylle eines Sommerabendverkaufs. Zahlreiche Passanten lobten auch auf dem Aarefeldplatz das rigorose Auftreten der Polizei, die den Marsch der Krawallbrüder in Richtung Innenstadt verhinderte. Die BLS hatte der Vorsicht halber sämtliche Schiffe aus dem Schifffahrtskanal in die Werft im Dürrenast und nach Spiez verlegt. maz/mi/nel/gx