2005,  Demo,  Freiraum

Reclaim the Streets

Inhalt:
1. Aufruf
2. Kurzbericht
3. Bilder
4. Mitteilung Stadtpolizei

1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/09/35320.shtml)
RTS, 29.10.05, 17.15 Hirschengraben, Bern
ReCLAIM THE StReetZ !
(Mobile Strassenparty für Freiheit und Selbstbestimmung)
in Bern
29.10.2005
17.00 Uhr Pauluskirche oder 17.15 Uhr Hirschengraben
Aus allfaelligen Repressionsgruenden nicht in grossen Gruppen anreisen!!!
Fuer eine easy strassenparty ohne repression!

2. Kurzbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/10/35983.shtml)
Gestern fand in Bern eine RTS statt. Die „Demo“ verlief grösstenteils selbstdiszipliniert und ohne Zwischenfälle – allerdings glänzten auch die politischen Inhalte mit völliger Abwesenheit…
Da ich bisher kein Communiqué oder Flugi irgendeiner Art der OrganisatorInnen finden konnte, hier mal ein kleiner Bericht aus persönlicher Perspektive.
Kurz nach der Besammlung stiess ich zu dem Demozug, welcher leider von aussen gesehen überhaupt nichts mit fröhlicher und spielerischer RTS zu tun hatte, sondern eher einem martialischen BB-Grossaufgebot glich. Nun gut, Vermummung mag Selbtschutz sein, doch etwas mehr Kreativität wäre an einer RTS doch wünschenswert. Eher skeptisch schloss ich mich dem Ganzen an und war positiv überrascht, da kaum sinnlose Tags gesprayt wurden, kaum Flaschen zerbrachen, eigentlich kaum irgendwas gemacht wurde. Dies war wohl auch der Grund, dass die RTS problemlos durch die Strassen ziehen konnte, ohne von den omnipräsenten Bullen gestoppt zu werden. Die Zivihorden behielten das Ganze skeptisch im Auge, zwischendurch hörte mensch wieder Sätze wie „einige Sprayereien aber nichts Grosses“ oder „jetzt gabs eine Aktion mit Scherben, keine Ahnung was“ usw. usf. Mit zunehmendem Alkoholisierungsgrad der Teilnehmenden wurde leider auch die Stimmung zunehmends merkwürdiger, immer häufiger wurden sinnlos Flaschen gegen die Bullenwagen geschmissen, immer häufiger wagten sich die super-politischen Tager an die Fassaden. Nach längerem Marsch durch die Innenstadt pausierte die Demo beim Bubenbergplatz. Auch hier leider keinerlei Mitteilungen der OrganisatorInnen was denn eigentlich Sinn und Zweck der Pause, geschweige denn Sinn und Zweck der RTS sei. Nun gut, nach einiger Zeit gings weiter Richtung Länggasse. Plötzlich tauchte von hinten eine grosse Horde Zivis auf (ca. 10 Stück) welche gezielt einen Sprayer aus der Demo festnehmen wollten, was ihnen leider trotz Warnungen auch gelang. Da es in diesem Moment zu einem kurzen Aufruhr/Gerangel kam, stiegen auch gleich die Bullen in Vollmontur aus dem Wagen um ihre lieben zivilen Mitstreiter (keine -innen) zu schützen, die Situation war kurz vor der Eskalation. Trotzdem schafften es die Teilnehmenden die Eskalation zu verhindern, leider auf Kosten der Wenigen, die dort tatsächlich verhaftet wurden. Es stellt sich nun die Frage, ob nicht ein besser organisiertes und entschlossenes Auftreten der Demo dies hätte verhindern können. Hier muss wiederum ein grosser Vorwurf an die OrganisatorInnen gemacht werden, denn hätte es ein Rücktranspi gehabt (ein richtiges Rücktranspi, nicht das kleine PdA-Ding welches keinen Schutz irgendwelcher Art bietet), hätten die Zivis nicht so mir nichts dir nichts von hinten in die Demo reinstürmen können. Zudem ist anzumerken, dass kurz nach diesem Vorfall von dem Sound- und dem Barwagen der OrganisatorInnen nichts mehr zu sehen war. Die Demo wurde ohne Skrupel zurück gelassen, denn schliesslich hat mensch ja nichts damit zu tun…
Fazit: RTS an und für sich wäre eine gute Sache, doch was daraus gemacht wurde ist ein inhaltsloser, sinnloser Strassenpartyzug.
3 Stunden lang Elektrosound und kein einziges politisches Wort, keine aufklärenden Flugblätter für PassantInnen, martialisch wirkendes Black Block Auftreten, keine Organisation zum Schutz vor Bullen (Rücktranspi!) und Abhauen der Organisation bei den ersten Anzeichen einer kritischen Situation…
Schade, mensch hätte so viele Inhalte vermitteln können, denn wann konnte das letzte Mal eine Demo 3 Stunden lang unbehelligt durch die Stadt ziehen, sogar durch die gesamte Innenstadt?
Werde das nächste Mal sicher nicht mehr dabei sein, Party kann ich auch sonst irgendwo haben, dazu braucht es keine RTS.

3. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/10/36000.shtml)

4. Mitteilung Stadtpolizei (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2005/10/35971.shtml)

Medienmitteilung Nr. 339, 30.10.2005
Die Stadtpolizei Bern teilt mit:
Reclaim the streets: Sachbeschädigungen bei unbewilligter Demonstration
pid. Am Samstagabend demonstrierten ca. 350 meist jugendliche Personen in der Berner Innenstadt und in der Länggasse für mehr Freiheit und Selbstbestimmung. Die Stadtpolizei Bern, unterstützt von der Kantonspolizei Bern, war während des ganzen Umzugs stark präsent und führte bereits im Vorfeld mehrere Personenkontrollen durch. Im Verlaufe der Kundgebung wurde die Polizei mehrmals von Vermummten angegriffen. Die Polizei nahm sechs Personen vorübergehend fest, eine davon konnte sie in flagranti beim Sprayen anhalten. Es kam zu Sachbeschädigungen.
Der Umzug, der um 17.30 Uhr beim Bühlplatz startete, führte zuerst ins Monbijouquartier, anschliessend zu Bundesplatz, Waisenhausplatz und Theaterplatz und zurück durch Markt- und Spitalgasse zum Hirschengraben, von da aus nochmals zurück in die Länggasse und schliesslich via Mittelstrasse, Neubrückstrasse vor die Reitschule, wo sich die Kundgebung um 20 Uhr weitgehend auflöste. Während sich die Kundgebungsteilnehmenden in der Innenstadt vorwiegend friedlich verhielten, attackierten Vermummte die Polizei zunehmend gegen Ende der Demonstration. Es flogen immer wieder Bierflaschen, Petarden und Leuchtraketen gegen die Einsatzkräfte und deren Fahrzeuge. Auch nach der eigentlichen Kundgebung wurden die im Einsatz stehenden Polizeikräfte von Seiten einiger Demonstranten angegriffen. Dabei musste die Polizei vereinzelt Gummischrot einsetzen.
Ein Patrouillenfahrzeug wurde mit Stahlkugeln aus einer Hochleistungsschleuder beschossen und beschädigt. Neben Hausfassaden, Telefonzellen und Schaufenstern, wurden auch sechs Trams und zwei Bus von BernMobil versprayt. Der Sachschaden dürfte sich zwischen 40’000.— und 50’000.— Franken bewegen. Einzelne der festgenommenen Personen müssen sich wegen Landfriedensbruch oder Sachbeschädigung verantworten.
Polizeikommando der Stadt Bern