Homofeindlicher Reggae Grosse Halle
Inhalt:
1. Offener Brief
2. Stellungsnahme Grosse Halle
3. Konzert ins „National“ verlegt
1. Offener Brief (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/06/41509.shtml)
Schwulenfeind Buju Banton in der Grossen Halle am 24.6.06
Liebe Leute von der Grossen Halle
Mit Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass BUJU BANTON am 24.6.06 im Rahmen des SWISS REGGAE SPLASH 2006 in der Grossen Halle der Reitschuleauftreten soll. Mensch kennt Buju Banton zusammen mit anderen Herren der Superhetero-Schöpfung als Vertreter der umstrittenen Schwulen/Lesben-Killerfraktion der jamaikanischen Reggaeszene.
Buju Banton verweist zwar gerne auf sein jugendliches Alter beim Schreiben des hauptumstrittenen Textes „Boom Bye Bye“, in dem er zur Erschiessung von Schwulen auffordert, er hat sich aber bis heute nicht offiziell und überzeugend davon distanziert.
Schwullesbische Gruppen in Deutschland, der Schweiz und anderswo haben in den letzten Jahren erfolgreich Kampagnen gegen Buju Banton-Konzerte geführt und seine Auftritte meistens verhindern können.
Dies inspiriert und zwingt mich – als Reggae-, Dancehall- und Ragga-Fan und eigentlich gar nicht bedrohter Hetero – einige Forderungen aufzustellen, damit dieser Abend für mich und meine hetero-schwul-lesbischen FreundInnen, Bekannten und sonstigen Mitmenschen würdig über die Bühne gehen kann:
– Entwaffnung von Buju Banton und seiner Crew
– Gratis-Eintritt für Schwule, Lesben und Bisexuelle
– Gratis-Infostände für Schwulen- und Lesbenorganisationen
– Ahndung aller schwulen-/lesbenfeindlicher Sprüche und Übergriffe auf der
Bühne oder im Publikum mit Rausschmiss und Hausverbot
– Verlesung der Menschenrechtserklärung und eines Manifests, das sich gegen
Gewalt an Schwulen und Lesben richtet durch Buju Banton
– Bei unkooperativem Verhalten von Buju Banton: Absage seines Konzerts und
schwullesbische Ersatzband
– Gratiskondome für alle KonzertbesucherInnen
– 10% der Einnahmen des Festivals an eine Hilfsorganisation für Opfer homophober Gewalt
– Eine Distanzierung von Homophobie, Sexismus und Rassismus der Grosse Halle-BetreiberInnen auf www.grossehalle.ch
Ich hoffe, ihr könnt meine Forderungen gegenüber den veranstaltenden Gruppen (Gideon Production, Afro Splash, Rasta Youth Promotion) durchsetzen oder noch besser, sie davon überzeugen.
Ich fordere die weiteren EmpfängerInnen dieses Emails dazu auf, meine Forderungen zu unterstützen und auch eigene aufzustellen.
Ich hoffe im weiteren, dass in Zukunft keine Bands in der Grossen Halle spielen können, die Homophobie, Rassismus, Sexismus oder sonstige Unterdrückungsformen propagieren. Mit solchen Bands meine ich z.B. Indiziert, Landser, Zillertaler Türkenjäger, Absurd, Death In June, Allerseelen, Endlösung, Kraftschlag und wie sie alle heissen. Ihr könnt diese Bands u.a. auch unter http://www.turnitdown.de/bands.html finden oder bei der Antifa Bern erfragen ( http://www.antifa.ch).
Für weitere Infos über Buju Banton und die Schwulen/Lesben-Killerfraktion der Reggae-Szene verweise ich auf die Links und den WoZ-Artikel unten.
Liebe Grüsse
Büro gegen finstere Zeiten Bern
2. Stellungsnahme Grosse Halle (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/06/41571.shtml)
Medienmitteilung
Warum Bujo Banton in der Grossen Halle nicht auftritt
Am 24. Juni 2006 sollte der jamaikanische Musiker Buju Banton im Rahmen des SWISS REGGAE SPLASH 2006 in der Grossen Halle der Reitschule Bern auftreten. Der Vorstand der Grossen Halle hat kurzfristig den Auftritt von Buju Banton abgesagt. Warum?
In den 1990er Jahren veröffentlichte Bujo Banton den Song „Boom Bye Bye“ zum Erschiessen Homosexueller. Die im Song ausgedrückte Haltung ist in der Reggae-Szene verbreitet. Ob sie Ausdruck einer Überzeugung ist oder diese Überzeugung in scharfer Weise anden Pranger stellt und ad absurdum führt, muss offen bleiben. Tatsache ist, dass schwullesbische Gruppen und die Organisation „Outrage!“ den Sänger führen diesen Text und weitere Songs scharf kritisiert und Konzerte in verschiedenen europäischen Ländern verhindert haben. Bujo Banton bezeichnete den Song darauf als Jugendsünde, distanzierte sich aber nie klar davon. Eine vor kurzem angeblich erfolgte „Versöhnung“ der Organisation „Outrage!“ mit karibischen Musikern führte nicht dazu, dass zum Beispiel Buju Banton auf jegliche homophoben Texte und Anspielungen verzichtet.
Dies hat vor wenigen Tagen einzelne Arbeitsgruppen in der Reitschule und weitere Organisationen bewogen, gegen das Konzert von Bujo Banton aufzutreten und zu mobilisieren. Bis heute war es nicht möglich, die aktuelle Haltung des Musikers unzweifelhaft zu ermitteln und die Vorwürfe an ihn zu klären. Der Vorstand des Vereins Grosse Halle lehnt einen Auftritt ab, bei dem der Respekt vor der Menschenwürde in Frage steht. Er muss zudem feststellen, dass angesichts der militant geübten Kritik ein störungsfreier und sicherer Verlauf des Auftritts für den Musiker und für das Publikum nicht gewährleistet werden kann. Aus diesen Gründen hat sich der Vorstand des Vereins Grosse Halle zehn Tage vor der geplanten Veranstaltung entschieden, Bujo Banton abzusagen. SWISS REGGAE SPLASH 2006 wird ohne ihn stattfinden.
Vorstand Verein Grosse Halle
Bern, 16. Juni 2006
3. Konzert ins „National“ verlegt (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/06/41581.shtml)
Medienmitteilung http://www.gideonproduction.ch vom 17.6.2006
Buju Banton am 24.6.2006 in Bern
Das Buju Banton Konzert im Rahmen des Swiss Reggae Splash ist nicht abgesagt. Neu findet der Swiss Reggae Splash im National in Bern statt. Die Tickets sind begrenzt und wir empfehlen den VV zu nutzen. Die entstandene Kontroverse, die aus unserer Sicht unerwartet und viel zu spät losgetreten wurde, wollen wir nun nutzen um gemeinsam über dieses Thema zu informieren. In Zusammenarbeit mit der Reitschule Bern, Reggae.ch und weiteren Gruppierungen, werden wir im Verlaufe der kommenden Tage ein Forum einberufen und verschiedene Aktionen starten, welche zur Aufklärung und Information beitragen werden. Weiterhin ist die Organisationen Pink Cross mit einem Infostand am Swiss Reggae Splash eingeladen. Weiter garantieren wir, dass am Event keine schwulenfeindlichen Darbietungen stattfinden. Wir wollen in keinem Fall provozieren, sondern wie erwähnt, die Kommunikation fördern und sicherstellen, dass weder auf Seiten der Homosexuellen noch auf Seiten der Reggae Fans und Musiker, eine Diskriminierung wortlos hingenommen werden muss.
Gideon Production, AfroSplash, R.Y.P