2006,  Antifaschismus

Neonazikonzert Lozwil

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/yxc-5/ & https://www.antifa.ch/nazi-konzert-hat-folgen/)
SonntagsZeitung.: 300 Neonazis feierten im Bernbiet
Glatzköpfe tarnten Hassmusik-Konzert als «Geburtstagsfeier»
LOTZWIL/ROTHRIST · Gestern abend um 21.30 Uhr, auf einer Anhöhe bei Lotzwil in der Nähe Langenthals BE: Aus dem Wald dröhnen durch die stockdunkle Nacht Gitarren- und Schlagzeugklänge. Auf einer abgesperrten Waldlichtung bei der Burgerhütte haben sich gegen 300 Neonazis aus der Schweiz und Deutschland versammelt. Das Bier fliesst in Strömen, und die erste Band hat eben zu Spielen begonnen.
In den Stunden zuvor waren alle glatzköpfigen Rechtsradikalen von der Berner Kantonspolizei kontrolliert worden. Bei einer Abzweigung auf dem Weg zur Waldhütte hatten die Beamten einen Kontrollposten eingerichtet. Die Beamten stoppten die Autos und nahmen die Personalien der Besucher auf. Die Polizei überprüfte, ob die Neonazis Waffen oder Material bei sich hatten, das gegen die Antirassismus-Strafnorm verstösst.
Die Worte auf den T-Shirts der Neonazis waren eindeutig: Auf einem stand «Waffen-SS», auf einem anderen war «Nazi-Alarm» zu lesen. Der Sprecher der Kantonspolizei schätzte die Zahl der kontrollierten Personen auf 200.
Bei Redaktionsschluss war das Konzert noch im Gang. Beamte der Kantonspolizei Bern waren vor Ort, um zu beobachten, ob sich die Neonazis mit rassistischer Hassmusik strafbar machten. Laut Polizei war keine der angekündigten deutschen Bands vor Ort. Beobachter gingen jedoch davon aus, dass mindestens eine der auftretenden Bands aus Deutschland angereist war. Einige Musiker aus Deutschland waren schon vor dem Konzert von der Kapo Bern aufgegriffen und auf Grund von Einreisesperren weggewiesen worden.
Die Burgergemeinde wusste als Vermieterin nichts
Die Hütte hatten sich die Veranstalter offenbar mit einem Trick erschlichen. Laut dem Lotzwiler Gemeinderat Urs Ehrsam wird die Waldhütte nur für Geburtstagspartys bis zu 30 Personen vermietet. Von einem Neonazi-Konzert mit mehreren hundert Besuchern wusste weder der Gemeinderat noch die Burgergemeinde, die die Hütte vermietet.
Getroffen hatten sich die Rechtsextremen gegen 17 Uhr in der Region Rothrist. Rund 100 Beamte der Kapo Aargau führten am vereinbarten Treffpunkt, dem Parkplatz des Möbelhauses Hubacher, Kontrollen durch. Gegen 18 Uhr wurden die Neonazis per SMS über den Veranstaltungsort informiert.

BernerZeitung: Nazi-Konzert hat Folgen
«Helvetien rockt» ? das unbewilligte Rechtsextremen-Konzert in Lotzwil vom September, hat ein juristisches Nachspiel: Die Kantonspolizei Bern hat die Organisatoren verzeigt wegen Verstosses gegen das Gastgewerbe- sowie das Wald- und Wildtierschutzgesetz. Damit nicht genug. Auch im Grossen Rat kommt «Helvetien rockt» zur Sprache: Die Grossräte Blaise Kropf (Bern/Grüne) und Corrado Pardini (Lyss/SP) wollen im November mit parlamentarischen Vorstössen Genaueres über die Hintergründe des Neonazikonzerts wissen, namentlich auch über die Rolle der Polizei. Es gehe nicht an, dass die Polizei bei solchen Anlässen nicht eingreife, sagte Kropf gegenüber der «Mittelland-Zeitung».

Ans Konzert von Mitte September in der Waldhütte der Burgergemeinde Lotzwil waren rund 250 Rechtsextreme aus der Schweiz und dem Ausland angereist (wir berichteten).