2006,  Antikapitalismus,  Arbeitskampf,  Demo

Lohndemo

Inhalt:
1. Aufruf
2. Bericht


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/09/43224.shtml)
Seit Jahren stecken sich die Patrons, die Manager und die Aktionäre immer mehr Geld in den eigenen Sack. Dafür stagnieren die Löhne. Von 1995 bis 2005 erhöhten sich die Reallöhne in der Schweiz nur gerade um 4,2 Prozent – in den meisten Branchen noch weniger. Das reicht nicht, um die stark steigenden Mieten, Pensionskassenbeiträge und Krankenkassenprämien zu decken. Allein die Krankenkassenprämien sind in den letzten 10 Jahren durchschnittlich um 78 Prozent gestiegen.

Am härtesten trifft es die Frauen. Ihre Löhne sind weiterhin viel zu tief. Im Durchschnitt erhalten sie 21 Prozent weniger.
Während die Gehälter der Manager explodieren, nimmt die Kaufkraft der Lohnabhängigen ab! Das ist nicht nur schlecht für die Arbeitnehmenden, es ist auch schlecht für die Schweizer Wirtschaft. Andere Länder machen es besser und geben einen grösseren Teil der verbesserten Produktivität an die Lohnabhängigen weiter.
Diese ungerechte und falsche Lohnpolitik muss aufhören:
Alle an die grosse Lohndemo! Löhne rauf – und Lohngleichheit jetzt!

Samstag, 23. September
Treffpunkt: 13.30 Uhr, Schützenmatte, Bern


2. Bericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/09/43274.shtml)
1 Über 25’000 Menschen demonstrierten am Samstag (23.9) in Bern für eine substanzielle Lohnerhöhung. Ein grossteil der DemonstrantInnen sind bei der Unia dabei – die erste branchenüberschreitende Lohndemonstration in der Schweiz wird als grossen Erfolg gewertet.

Starke Präsenz der Unia (von der Unia Homepage)
Unia-Leitungsmitglied Andreas Rieger geisselte in seiner Eröffnungsansprache die Doppelmoral der Manager und Patrons, welche selber Rekordgewinne und phantastische Boni einsteckten, gegenüber den Arbeitnehmenden aber den Wirtschaftsaufschwung wegredeten. Die Löhne stagnierten nun bereits seit 15 Jahren, so Rieger zu den DemonstrantInnen, und eine kräftige Lohnerhöhung sei schon lange verdient. Nun wolle man diese mit dem nötigen Nachdruck einfordern. Unia-Gewerkschafterin Vania Alleva kritisierte, dass in den meisten Branchen die Frauen immer noch weniger als die Männer verdienten. Diese verfassungs- und gesetzeswidrige Lohndiskriminierung müsse nun endlich ein Ende haben. Deshalb seien für die Frauen über die für alle verlangten 4 Lohnprozente hinaus zusätzliche Lohnerhöhungen nötig.

Die Unia fordert deshalb auf dem Bau, in den Gewerbebranchen und im Strassentransport eine monatliche Lohnerhöhungen von mindestens 220 Franken, im Gastgewerbe den vollen 13. Monatslohn ab Stellenantritt, im Detailhandel je nach Betrieb monatliche Lohnerhöhungen von 120 bis 150 Franken und das Doppelte für die Frauen sowie in der Industrie 4 Prozent für alle undebenfalls eine doppelte Lohnerhöhung für die Frauen.

Revolutionäre Beteiligung
Auch revolutionäre Organisationen wie der Revolutionäre Aufbau, die Freie ArbeiterInnen Union, und die Organisation socialiste libertaire nahmen an der Demo teil.
Der Aufbau schreibt: „Mehr Lohn zu fordern ist richtig, aber nicht als Bonus oder als „individueller Leistungslohn“, also als Geschenk des Chefs. Denn damit geht genau die Solidarität kaputt, die wir brauchen, wenn wir wirklich mehr Lohn wollen. Ohne Vereinigung im Kampf haben die Kapitalisten ein leichtes Spiel, unsere Forderungen in Verhandlungen leer laufen zu lassen oder die Löhne wieder zu senken.
„Mehr Lohn“ ist zuwenig, solange wir im Teufelskreis des Kapitalismus bleiben. Der Kapitalismus beruht auf Ungleichheit. Damit garantiert er einigen Wenigen ein Leben in Luxus, der Mehrheit aber Stress und Beschwerden, sogar in der reichen Schweiz! Wenn wir heute schon für den Kommunismus kämpfen, dann tun wir es genau deshalb. Der Kommunismus ist machbar. Wir können besser als sie dafür sorgen, dass das Nötige und Nützliche für die ganze Gesellschaft produziert wird – ohne dass wir uns abschinden müssen.“

Bauarbeiter demonstrieren Kampfbereitschaft: nationaler Aktionstag am 24 Oktober Neben dem Frauenblock an der Spitze des Demonstrationszuges besonders auffällig war die starke Beteiligung der BauarbeiterInnen. Sie protestierten gegen die Haltung des Baumeisterverbandes, welcher unlängst die Lohnverhandlungen abgebrochen hat und sich trotz anhaltendem Bauboom nicht einmal bereit zeigt, allen Bauleuten die Teuerung auszugleichen und über ihre Lohnforderung zu diskutieren. Dies ist für die Bauarbeiter ums so weniger akzeptabel, als sie – wie die Arbeitnehmenden der meisten anderen Branchen – in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten trotz ständig wachsender Arbeitsproduktivität und zunehmendem Stress auf eine angemessene Lohnanpassung verzichtet haben. Jetzt, in einer Phase der Hochkonjunktur und des Baubooms, wollen sie für diese Bescheidenheit entschädigt werden. Sie wollen nach der heutigen Demonstration weiter für anständige Löhne und die Kompensation der Kaufkraftverluste kämpfen und künden für den 24. Oktober einen nationalen Aktionstag an.