2007,  Gender

Störaktion Eva Herman

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2007/03/47349.shtml )
Mediencommuniqué der AktivistInnen vom Sonntag, 5. März:
Am Samstag, 3. März 2007 hielt Eva Herman, die Autorin des Buches „ Das Eva-Prinzip“ einen öffentlichen Vortrag im Rahmen der Hauptversammlung der Vereinigung „Pro Libertate“. Eva Herman vertritt in ihrem Buch und in ihren Referaten die Meinung, dass Männer und Frauen verschiedene Aufgabenbereiche zu erfüllen hätten – und zwar bedingt durch ihre biologischen Unterschiede. Der Feminismus habe die Frauen um ihre Weiblichkeit gebracht, um ihre „wahren Aufgaben“ wie beispielsweise die Erfüllung der Mutterrolle und die Bereitstellung eines Heimes für Ehemann und Kinder.

Ca. 40 AktivistInnen fanden sich im vollbesetzten Unionssaal des Hotel Bern ein. Eine erste Gruppe rollte zu Beginn des Vortrags ein Transparent aus mit der Aufschrift: „Das EVA-Prinzip: Eingemacht, Verkocht, Altbacken!“ und verteilte Flugblätter an die Anwesenden. Darauf wurden die AktivistInnen unsanft aus dem Saal gestossen. Eine weitere Gruppe versuchte mit jubelndem Zuruf den Beginn des Vortrages zu verzögern. Aufgebrachte ZuhörerInnen und Vorstandsmitglieder von Pro Libertate packten die AktivistInnen abermals hart an und zwangen sie unter Androhung und Anwendung von massiver körperlicher Gewalt den Saal zu verlassen. Eva Herman wurde in der Folge weitere Male von AktivistInnen mit Jubelrufen unterbrochen. Mehrere Pro Libertate – SympathisantInnen verloren angesichts der Jubelrufe (!) die Beherrschung und schlugen wahllos auf Jubelnde, aber auch auf Unbeteiligte ein. Eine Aktivistin wurde mehrere Male von verschiedenen Männern gewürgt, zu Boden gestossen und geschlagen, eine andere an Händen und Füssen brutal aus dem Saal geschleift. Letztere musste sich anschliessend ärztlich behandeln lassen. Die betroffenen Personen ziehen es in Erwägung, Anzeige zu erstatten. (Siehe Bild)

Während des Referats versammelten sich auch Herman-KritikerInnen vor dem Hotel Bern, sie verteilten Flugblätter (Vgl. Anhang) an die PassantInnen und spielten Musik ab. Nach kurzer Zeit griff Pro Libertate-Sympathisant und JSVP-Stadtrat Erich J. Hess AktivistInnen, die bei der Musikanlage standen tätlich an, und schnitt mit einem Taschenmesser eigenhändig das Kabel der Anlage durch.

Die heute involvierten Herman-KritikerInnen sind empört über die gewalttätigen Übergriffe der OrganisatorInnen und ZuhörerInnen aus den Kreisen von Pro Libertate und der SVP. Nichtsdestotrotz aber sehr zufrieden, dass mit diesem friedlichen Protest das Publikum aufgerüttelt und ein Zeichen des Widerstandes gegen die Eva-Lüge gesetzt werden konnte.

2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2007/03/47339.shtml)
-20min: Feministische Störaktionen bei Vortrag von Eva Herman
Mit Tumulten wurde die deutsche Ex-Tagesschau-Lady Eva Herman am Samstag in Bern empfangen. Feministinnen störten ihren Auftritt. Sie wurden unsanft aus dem Saal geschmissen.
«Eva go home», stand auf einem Transparent, das die Aktivistinnen im Hotel Bern entrollten. Aber Eva Herman wollte nicht heim an den Herd: Vielmehr war sie aus Deutschland gekommen, um fast 200 Gästen der Vereinigung Pro Libertate ihr konservatives Frauenbild und ihr umstrittenes Buch zu präsentieren.

Doch während der ersten Viertelstunde kam sie nicht zu Wort: «Zuerst haben wir uns über den langen Beifall gefreut», sagt Ami Bossard Gartenmann von Pro Libertate. Aber dann hörten rund 30 Frauen nicht auf zu applaudieren. Mehrere aufgebrachte Gäste, unter ihnen SVP-Nationalrat Simon Schenk, griffen durch: Unsanft bugsierten sie die Störenfriede vor die Tür. Die Frauen klagen, sie seien brutal geschlagen, gewürgt und rausgeschleift worden. Eine Aktivistin musste sich ärztlich behandeln lassen und erwägt, Anzeige zu erstatten.

Als von draussen auch noch ein Lautsprecherwagen den Vortrag übertönte, sagte sich JSVP-Stadtrat Erich Hess: «Gut, dass ich als echter Schweizer immer ein Sackmesser dabei habe», und schnitt das Kabel der Lautsprecheranlage durch. Hess: «Weil die Polizei zu spät eintraf, mussten wir uns eben selbst helfen.»

-derBund: «Schreien Sie sich ruhig aus»
Die deutsche Autorin Eva Herman stellte unter Protesten das «Eva-Prinzip» in Bern vor
Eva Herman, Ikone der neokonservativen Bewegung gegen «Werteverfall, Verlust der Weiblichkeit und Entrechtung der Eltern», war am Samstag Stargast an der Versammlung der rechtsbürgerlichen Vereinigung Pro Libertate in Bern. Dabei kam es zu tumultartigen Szenen.

Bereits zehn Minuten vor dem geplanten Beginn des öffentlichen Vortrags von Eva Herman ist der grosse Saal im Hotel Bern fast bis auf den letzten Platz besetzt. An langen Tischen vorne sitzen diejenigen, die noch früher gekommen sind, meist ältere Männer und Frauen. Hinten füllen sich die Stuhlreihen mit jüngerem Publikum, meist Frauen. Nicht alle sind aus Begeisterung für das «Eva-Prinzip» gekommen, wie sich sofort herausstellt. Als Pro-Libertate-Präsidentin Ami Bosshard die Referentin begrüsst, stellt sich eine Gruppe von Aktivistinnen aus der autonomen Szene mit einem Transparent («Das Eva-Prinzip: Eingemacht, Verkocht, Altbacken») vor das Rednerpult und skandiert «Eva go home!».
Das Transparent wird von den Veranstaltern, unter ihnen SVP-Gross-rat Thomas Fuchs und JSVP-Stadtrat Erich J. Hess, binnen Sekunden heruntergerissen, die Demonstrantinnen aus dem Saal gedrängt. Erzürnte Männer zerreissen die Protestkartons, rufen «Use, use!». Und: «Verschwindet, sonst gibt es auf die Schnitz!» Vorne ruft Ami Bosshard mit bebender Stimme zu Respekt vor «unserer direkten Demokratie» auf.

Als Eva Herman schliesslich das Wort erteilt wird, kommt grosser Applaus auf. Hinten springen wiederum Aktivistinnen auf, rufen «Bravo!» und «Eva!» und hören nicht mehr auf zu klatschen. «Geht doch in die Kinderkrippe!», ruft ein wütender Mann den Claqueuren und Claqueurinnen zu. Die Einzige, die völlig ruhig bleibt, ist Eva Herman. Sie fühle sich an einen Sketch von Loriot erinnert, «der fängt auch hundert Mal von vorne an», sagt sie, als sie zum dritten Mal durch Klatschen und Bravo-Rufe unterbrochen wird. «Schreien Sie sich alles von der Seele und gehen Sie dann ruhig nach Hause», sagt Eva Herman unbeeindruckt, bittet aber die Veranstalter, «jetzt vielleicht doch die Polizei zu rufen». Das ist nicht mehr nötig. Inzwischen sind alle Demonstrierenden teils grob aus dem Saal bugsiert worden.
Mit halbstündiger Verspätung beginnt Eva Herman ihr Plädoyer für die Rückkehr zur Weiblichkeit und zur Aufwertung der Familie. Im Saal wird es mucksmäuschenstill. Die frühere «Tagesschau»-Sprecherin und heutige Talkmasterin fesselt mit norddeutscher Eloquenz, spricht 90 Minuten ohne Unterbruch, unterhält, belehrt, sorgt für Lacher und häufiges Kopfnicken. Nur als sie länger bei der Wichtigkeit des Stillens für die frühkindliche Entwicklung bleibt («mein Lieblingsthema, da brennt mir das Herz») rutschen einige Männer unruhig auf ihren Sitzen herum.

Möglichen Widerspruch löst Eva Herman gleich selbst auf. Man halte ihr vor, mit dem «Eva-Prinzip» überholte Rollen- und Familienmodelle der Fünfzigerjahre zu propagieren, sagt sie. «Wenn man aber so nahe am Abgrund steht wie unsere Gesellschaft, kann uns nur noch ein doppelter Salto rückwärts retten.» Dazu sei nötig, dass «wir die Unterschiede zwischen Mann und Frau akzeptieren» – die inzwischen durch Hormon- und Hirnforschung belegt seien, so Herman, die sich durch die Thesen der US-Neuropsychiaterin Louann Brizendine («Kleiner Bund» vom 17. Februar) bestätigt sieht.
Obwohl sie «von den Medien systematisch diskreditiert» werde, ist Eva Hermans Fangemeinde gross. In diesen Tagen erscheint eine Fortsetzung ihres Bestsellers. In «Liebe Eva» verarbeitet die Autorin die 5000 Zuschriften («95 Prozent positiv»), die sie als Reaktion auf «Das Eva-Prinzip» erhalten hat.

-Bernerzeitung: Protestaktion artet aus
Eva Herman kam am Samstag nach Bern. Doch die Autorin des «Eva-Prinzips» blieb Statistin. Erzürnte Feministinnen störten den Vortrag, Anwesende, unter ihnen Politiker wie Bernhard und Erich Hess, griffen unsanft ein.
Eva Herman beginnt ihr Referat. Das heisst, sie will es beginnen, doch eine Gruppe von Frauen steht auf, applaudiert. Laut, sehr laut, Bravorufe erklingen in endloser Rotation. Das konservative Publikum reagiert gereizt, einige Männer, unter ihnen Nationalrat Bernhard Hess, Grossrat Thomas Fuchs und Stadtrat Erich Hess, reissen die Frauen unsanft von ihren Stühlen, schieben und zerren sie zum Ausgang, während die anderen Zuschauer sie zusätzlich mit den Füssen treten. Ruhe kehrt ein. Aber nur solange Eva Herman nicht redet. Als sie wieder beginnt, erhebt sich auch der Applaus wieder, diesmal aus einer anderen Ecke.
Die selbst ernannten Rausschmeisser werden aggressiver, denn es gibt einige Gruppen von Übeltäterinnen. Zwanzig Minuten nach dem eigentlichen Beginn kann Eva Herman einem ihr nunmehr zustimmenden Publikum ihre Botschaft erläutern. Doch die Stimmung bleibt aufgeheizt bis am Schluss. Eine Entwicklung, die laut Pro-Libertate-Präsidentin Annemarie Bossard nicht zu erwarten gewesen sei.

Keine Proteste erwartet
Denn zu erwarten war: eine in ruhigen Bahnen verlaufende Jahresversammlung der nationalkonservativen Vereinigung, Mineralwassertrinken an den in Festbankmanier aufgestellten Tischen, anschliessend der eigens aus Deutschland angereisten Eva Herman zuzuhören und nach lockerem Geplauder wieder nach Hause zu reisen. Im schlimmsten Fall wäre vielleicht ein Ei an der Schulter der streitbaren deutschen Ex-Tagesschau-Moderatorin und heutigen Werberin für «eine neue Weiblichkeit» abgeprallt. Geworfen von einer erzürnten und hysterischen Feministin.
Doch es kommt anders, am Samstagnachmittag im Hotel Bern. Es mischen sich viele jüngere Frauen ins Publikum. Schliesslich ist Eva Herman zum ersten Mal in der Schweiz. Sie, die sagt, dass eine Frau, die sich entscheide, nur für Haushalt und Kinder da zu sein, «einen unendlich wertvollen Dienst» an der Gesellschaft leiste, sie, die sagt, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau auch zu unterschiedlichen Aufgaben führten. Keine Eier fliegen, dafür wird ein Plakat ausgerollt, direkt vor Eva Herman, mit den Worten: «Das Eva-Prinzip: eingemacht, verkocht, altbacken!» Man weist die Übeltäterinnen aus dem Raum. Ziemlich unsanft, doch das ist erst der Anfang.
Eva Herman redet immer wieder gegen Applaus, Tränen, Geschrei und laute Punkmusik an. Symptomatisch ein älteres Mitglied der Vereinigung Pro Libertate: Der Mann packt eine jüngere, hinter ihm sitzende Frau grob an den Schultern, schüttelt sie und schreit: «Zeigen Sie Ihre Tasche her!» Doch die laute Musik kommt entgegen seiner Vermutung nicht von dort, sondern von draussen auf der Strasse. Dort stehen um die 30 Frauen und einige Männer, die zuvor unsanft aus dem Saal gewiesen worden waren.

Provokationen und Gewalt
Pro-Libertate-Präsidentin Bossard würde die Veranstaltung nochmals gleich durchziehen, sagt sie. Sie könne das Verhalten der Frauen, die sie «der Reitschule» und dem «schwarzen Block» zurechnet, nicht nachvollziehen. Dass Mitglieder und Sympathisanten ihrer Vereinigung gewalttätig reagiert haben, das versteht sie. «Schliesslich haben die Frauen Gewalt mit Worten ausgeübt.» Man habe die Polizei gerufen, doch diese sei zu spät gekommen.
Da mussten die Veranstalter selbst reagieren: Mit einem Sackmesser schnitt Jung-SVPler Erich Hess das Kabel des Verstärkers der Musikanlage der Protestierenden eigenhändig durch.