2008,  Demo,  Repression,  WEF

Erneute Anti-WEF Demonstration

Inhalt:
1. Aufruf
2. Demo bewilligt
3. Communiqué
4. Bilder
5. Erlebnisbericht

1. Aufruf (Originalquelle: https://ch.indymedia.org/de/2008/01/56662.shtml)
Das Bündnis für globalen Widerstand ruft auf zu einer erneuten
Anti-WEF Demonstration am Samstag, 26. Januar 2008 in Bern. Beginn ist 14.00 Uhr, Waisenhausplatz, Bewilligung eingereicht.
Die Blutspur des Kapitals führt auch dieses Jahr wieder in die Bündner Berge, wo sich Kriegsverbrecher und Wirtschaftskriminelle, beschützt von schweizerischen und deutschen Polizisten und der Armee, die Hand reichen und ihre Geschäfte einfädeln.
Die Demo vom 26. Januar richtet sich aber auch gegen die Staatsgewalt und ihren kontinuierlichen Versuch, den breiten und vielseitigen Widerstand zu kriminalisieren, zu diffamieren und einzuschüchtern. Die zuerst bewilligte und dann verbotene Demo vom letzten Samstag ist ein Beispiel dafür, wie sich die lokalen Behörden mit Hilfe der Medien vom Staatsschutz instrumentalisieren lassen.

Das Bündnis für globalen Widerstand hat den Charakter der Demonstration immer klar und deutlich formuliert: eine kräftige ruhige Demo, radikal im Inhalt, bei der es zu keinen militanten Aktionen kommt. Das wird auch am kommenden Samstag die Form und Charakter der Demonstration sein. Trotz der Ankündigung der Kantonspolizei und dem Gemeinderat, keinen Umzug und keine Manifestation zu dulden (Nulltoleranz), haben am letzten Samstag gegen 1000 Menschen ihre Zivilcourage bewiesen, liessen sich von der militärischen Besetzung der Innenstadt nicht einschüchtern und haben ihr Recht auf freie Meinungsäusserung und Demonstrationsfreiheit erobert. Zweifellos sind aber viele WEF-KritikerInnen zu Hause geblieben, aus Angst vor der staatlichen Repression, wie wir sie in den letzten Jahren immer wieder erfahren mussten (Landquarter Kessel, Fideris, etc.).
Wir fordern die Berner Behörden auf, von der Politik der Angstmacherei und Einschüchterung Abstand zu nehmen und das gestern vom Bündnis für globalen Widerstand eingereichte Demonstrationsgesuch zu bewilligen. Damit wollen wir allen die Möglichkeit geben, ihre Kritik am WEF und der Blutspur des Kapitals öffentlich und kollektiv kund zu tun, insbesondere auch jenen, die am letzten Samstag aus Angst vor einer Konfrontation mit dem Polizeiapparat zu Hause geblieben sind.
Die Demonstration beginnt um 14 Uhr auf dem Waisenhausplatz. Die eingegebene Route führt über die Zeughausgasse, Kornhausplatz. Rathausgasse, Rathausplatz, Kramgasse, Kornhausplatz und Waisenhhausplatz.
Pressegruppe vom Bündnis für globalen Widerstand, 23.1.2008


2. Demo bewilligt (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56717.shtml)
Die Demonstration gegen das WEF vom 26. Januar 2008 in Bern ist bewilligt. Die Demo richtet richtet sich gegen die Blutspur des Kapitals, die auch dieses Jahr wieder in die Bündner Berge führt, wo sich Kriegsverbrecher und Wirtschaftskriminelle, beschützt von schweizerischen und deutschen Polizisten und der Armee, die Hand reichen und ihre Geschäfte einfädeln.
Die Demo von morgen richtet sich aber auch gegen die Staatsgewalt und ihren kontinuierlichen Versuch, den breiten und vielseitigen Widerstand zu kriminalisieren, zu diffamieren und einzuschüchtern.
Die heute erteilte Bewilligung (Demoroute und die diversen Bedingungen) entspricht wortwörtlich der vor einer Woche entzogenen Bewilligung. Wir halten klar fest, dass die von uns akzeptierten Auflagen, schon vor einer Woche Bestandteil der Bewilligung waren und von uns auch eingehalten wurden. Zu keinem Zeitpunkt hat das Demobündnis zu militanten Aktionen an der Demo aufgerufen. Unsere Worte brachten den Charakter der Demo immer klar zum Ausdruck: eine kräftige, ruhige Demo, radikal im Inhalt, bei der es zu keinen militanten Aktionen kommt. Jung und Alt sind an der Demo willkommen.

Unsere Wortwahl betreffend dem Charakter der Demo lassen wir uns nicht von der Polizei vorschreiben. Und die ist für die Demo am Samstag klar (siehe oben). Wir sehen jedoch keinen Grund, warum wir uns von anderen Protestformen und Aktionen gegen das WEF distanzieren sollten, die zurzeit in der ganzen Schweiz durchgeführt werden. Diese sind Ausdruck einer breiten, vielfältigen Bewegung gegen das WEF und das Kapital.
Wir hoffen, dass morgen wieder so viele Leute wie letzten Samstag nach Bern kommen werden um gegen das WEF zu protestieren, obwohl die Behörden absichtlich bis zur letzten Minute gewartet haben mit der Erteilung der Bewilligung. Wir fordern die Polizei auf, sich morgen im Hintergrund zu halten und auf Provokationen und Personenkontrollen zu verzichten und diesmal die Meinungsäusserungsfreiheit vollumfänglich zu respektieren.


3. Communiqué (Originalquelle: https://ch.indymedia.org/de/2008/01/56763.shtml)
Über Tausend Leute haben heute in Bern gegen das WEF und die Polizeirepression vom vergangenen Samstag demonstriert. Die Demo richtete sich gegen die Blutspur des Kapitals, die auch dieses Jahr wieder in die Bündner Berge führt, wo sich Kriegsverbrecher und Wirtschaftskriminelle die Hand reichen und ihre Geschäfte einfädeln, beschützt von schweizerischen wie deutschen Polizisten und der Armee.
Die Demonstration verlief, wie wir sie angekündigt haben: kräftig und lautstark. Es gab Live-Schaltungen zu den Demonstrationen gegen das WEF in Davos, sowie der Sans-Papiers Demo in Fribourg. Die Grussbotschaften wurden telefonisch über die Lautsprecher vermittelt. Zum Schluss wurden verschiedene Communiques zu den diversen militanten Interventionen vorgelesen, die in den vergangenen Tagen durchgeführt wurden.
Die Demo richtete sich auch gegen die Staatsgewalt und ihren kontinuierlichen Versuch, den breiten und vielseitigen Widerstand zu kriminalisieren, zu diffamieren und einzuschüchtern. Wir sind empört, dass die Polizei im Vorfeld der Demo erneut zahlreiche Leute grundlos verhaftete: uns sind mindestens 15 Verhaftungen bekannt. Die Verhafteten wurden in eine Turnhalle in Ittigen verbracht und dort in Gitterkäfige gesperrt.
Dieser Samstag hat mit den dezentralen Demos wieder einmal die Stärke und Vielfalt der Anti-WEF-Bewegung gezeigt.
Demobündnis, 26.1.2008


4. Bilder (Originalquelle: https://ch.indymedia.org/de/2008/01/56786.shtml & https://ch.indymedia.org/de/2008/01/56763.shtml)



5. Erlebnisbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2008/01/56778.shtml)
Erlebnisbericht über die bewilligte Demo gegen das WEF heute in Bern.
Schon im Vorfeld gab es einige Kontrollen. Es war sehr schwierig ohne auf Bullen zu treffen in die Stadt zu kommen. Da bereits beim Wankdorf Autos kontrolliert wurden. Auch beim Bollwerk bzw. Kornhaus waren Wannen aufgestellt.
Um 14 Uhr waren kaum Leute beim Treffpunkt. Jedoch in jeder Seitengasse mehrere Wannen. Mensch hatte fast den Eindruck, dass mehr Journis und Zivis da waren als Demonstranten. Erst nach und nach kamen immer mehr Leute, so gegen 14:25 waren ca. 200 Leute beim Waisenhausplatz. Viele kleinere Gruppen waren zudem in Wartestellung. Bevor die Demo gegen 14:30 begann, wurde noch eine Telefonschaltung nach Davos gemacht, wo auch eine Demo mit rund 100 Leuten stattfand. Vor allem viele Autonome und Anarchisten aus der ganzen Schweiz waren gekommen und bildeten einen starken Rot-Schwarzen Block. Mensch lief durch die Zeughausgasse über die Nägeligasse Richtung Kornhausplatz. Dort wurde die erste Rede gehalten. Die Menge war jetzt auf rund 300 Leute angewachsen. Mensch zog dann weiter Richtung Rathaus wo die nächste Rede gehalten wurde. Da wurden auch zwei Mitglieder der PNOS entdeckt die fleissig am Fotografieren waren, leider verschwanden sie sehr schnell und konnten auch später nicht mehr abgepasst werden. Als mensch dann weiter zur Kramgasse ging, wurde auch kurz was für die Fitness getan (10…9…8…7…6…5…4…3…2…1…0 Alerta Alerta Antifasista 😉 )
Beim Kornhausplatz wurden dann weitere reden gehalten. Gut 400 Leute und 100 Stadtbummler, Zivis, Journis lauschten mit. Plötzlich bildete sich eine Menschenmenge. Ein Mann (vermutlich Zivi?) versuchte eine Konfrontation zu provozieren. Die Demonstranten behielten jedoch kühlen Kopf und beförderten den Mann aus der Menge. Nach einer weiteren Telefonschaltung nach Freiburg zur Sans-Papier Demo ging mensch weiter wieder über die Zeughausgasse Richtung Waisenhausplatz, wo immer noch dieselben Wannen von vor 2 Stunden standen. Nach weiteren Reden, zog dann der noch übrig gebliebene Teil der Demo zur Reitschule.
Verhaftungen sind laut Anti-Rep erst 14 bekannt, ich schätze mal dass mindestens 30-50 Leute festgenommen wurden. Obwohl in Bern heute fast weniger Stadtbummler da waren als vor einer Woche, so waren die meisten sehr intressiert. Jedoch waren sehr viele verdächtige Leute am filmen und fotografieren, vor allem einige Journis rückten mensch regelrecht auf die Pelle.

Nun zum subjektiven Teil.
Ich bin sehr schwer von Demoleitung enttäuscht. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass wäre ihre erste Demo, die sie organisiert hätten. So wurde gegen Ende der Demo beim Kornhausplatz behauptet, dass rund 2000 Menschen heute mitlaufen würden. Es macht uns einfach unglaubwürdig wenn die Anzahl der Teilnehmer fünfmal höher geschätzt wird. Nur weil die Medien gerne lügen, müssen wir es ihnen nicht nachmachen. Die Reden waren schlecht verteilt, denn was bringt es wenn am Schluss Reden gehalten werden, wenn der grösste Teil schon weg ist?
Oder am Schluss als Rede um Rede gehalten wurde und mensch gerne die Transpis zurück zur Reitschule bringen wollte. Solch ein Verhalten ist einfach nur fahrlässig, wenn nur noch knapp 100 Leute da sind und mensch dann zurück zur Reitschule will, da ist ein Kessel schon fast vorprogrammiert. Die Polizei hätte dann von irgendeiner Nachdemo gesprochen, oder hätte die Vermummungen als Vorwand genommen um da mal aufzufahren. Natürlich wurde uns zugesagt, dass alle Demonstranten nach der Demo keine Übergriffe bzw Kontrollen zu befürchten hätten, aber seit wann trauen wir der Polizei?
Ich glaube ich spreche für viele, wenn ich sage, dass mensch sich in Zukunft echt überlegen muss wieder so eine schlecht organisierte Demo zu besuchen.
So gingen vom Lautsprecherwagen nie Ansätze für Parolen oder so aus. Mensch musste also auf eigene Initiative Parolen anstimmen, da nicht einmal ein Megafon da war.
Dies soll keine Kritik an die Demo selbst sein, ich bin froh, dass heute viele Leute trotz allem was vorgefallen war gekommen sind. Aber die Demoorganisatoren sollten in Zukunft professioneller planen.
….Wipe out WEF