2010,  Antifa Spaziergang,  Antifaschismus,  Antikapitalismus,  Antirassismus,  Demo

10. Antifa Abendspaziergang

Inhalt:
1. Aufruf
2. pragmatische Bewilligung
3. Magazin zum AS
4. Communiqué
5. Bilder
6. Medienbericht

1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2010/08/76989.shtml)
Damals hätten sich die Mitglieder der ersten Stunde wohl kaum vorstellen können, dass das Bündnis über 10 Jahre aktiv bleiben sollte und einst zum 10. Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern aufrufen würde. Im vergangenen Jahrzehnt, hat das BAgR so einiges erlebt und geleistet: Die Wechsel im Team; die Änderungen der Organisationsform; die Sprayereien und Kreidekritzeleien; die Interviews; die Repression; die Umarmungsversuche und die Kriminalisierung von Seiten der Behörden; die bürgerliche Berichterstattung; über 4000 Leute an den unbewilligten Antifaspaziergängen 4 und 5; einen gewaltigen Dämpfer nach dem Aufgeben der Verschiebetaktik beim 7. Spaziergang; neuer Schwung bei der überregionalen Antifa-Kampagne “die Dinge in Bewegung bringen“; Beteiligung an diversen Bündnissen und Aktionen; unzählige Sitzungen; Solibars; Konzerte; Übungen; Demos; Diskussionen… Alles in Allem “same procedure as every year”. Bei aller Freude über die vielen kleinen Erfolge, die errungen werden konnten: Es gibt keinen Grund sich auszuruhen, denn die Ursachen, die zur Gründung des BAgR bewegt haben, bestehen weiterhin.
Deshalb rufen wir zum 10. Mal zum Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern auf: Erneut wollen wir zeigen, dass es in Bern keinen Platz für FaschistInnen gibt und ein Zeichen gegen den kapitalistischen Alltag setzen.
Denn solange Rassismus, Ausgrenzung, Ausbeutung und Konkurrenz weiter existieren, werden wir auf die Ursachen dafür hinweisen und dagegen angehen.

Die Ideologien und Hetzkampagnen von Rechts verfehlen ihre Wirkung nicht: Fremdenfeindlichkeit ist eine weit verbreitete Reaktion auf die gravierenden Probleme unserer Zeit. Angst um „das Wohl der Nation“, die Arbeitsstelle, die Wohnung und sogar um die heimatliche Natur: In der Überfremdung der Eidgenossenschaft sehen viele ZeitgenossInnen das Problem für ihr ganzes Elend. Für sie gibt es kein Problem, für welches sich nicht AusländerInnen als Sündenböcke heranziehen liessen. So beliebt wie diese Schlussfolgerungen sind, so falsch sind sie.
• Es sind nicht die AusländerInnen, welche die Konkurrenz um Arbeitsplätze und Wohnungen eingerichtet haben, sondern die Staaten, welche die kapitalistischen Verhältnisse durchsetzen und garantieren.
• Die ArbeitgeberInnen, nicht die ausländischen Arbeitskräfte, haben Interesse daran, die Löhne zu drücken wo es nur geht, um den Profit zu maximieren.
• Es ist der weltweit eingerichteten, profitorientierten Produktionsweise zu „verdanken“, dass rücksichtlos alle natürlichen Ressourcen vernutzt und Natur und Umwelt zerstört werden.
• Es ist der Kapitalismus, welcher die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört und sie zu Flüchtlingen macht.
• Es sind nicht die Flüchtlinge, sondern die Regierungen, die „ihre“ Nationen im Kampf um Einfluss, Macht und Ressourcen zum Mittel des Krieges greifen lassen.
• Es ist Unsinn von Überfremdung zu sprechen, weil es die Staaten sind, welche Menschen überhaupt erst zu In- und AusländerInnen machen. Kaum auf der Welt, wird den Menschen auch schon ein Zwangsverhältnis aufgedrückt: Die Volksangehörigkeit per Pass! Durch dieses Herrschaftssystem werden überhaupt In- und AusländerInnen geschaffen.

Wir haben nicht länger Bock, diese Verhältnisse stillschweigend und widerspruchslos zu akzeptieren. Schliess dich dem Kampf gegen Staat, Kapital und Faschismus an!
Antikapitalistisch vorangehen, statt der Welt beim Untergang zusehen.
Heraus zum 10. Antifaschistischen Abendspaziergang, Samstag 02.10.2010, 20.00 Uhr, Heiliggeistkirche Bern

2. pragmatische Bewilligung (Originalquelle: http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Stadt-bewilligt-pragmatisch-den-Abendspaziergang/story/15751709)
Die Berner Stadtbehörden werden den 10.antifaschistischen Abendspaziergang vom Samstag voraussichtlich bewilligen – obschon kein Gesuch eingereicht worden ist. Dieser «pragmatische Weg» habe sich bewährt.
Mit dem deutlichen Bekenntnis zur Reitschule hat das Berner Stimmvolk ein Zeichen gesetzt. «Am kommenden Samstag ist es nun an den Reitschülerinnen und Reitschülern zu beweisen, dass dieses Vertrauen gerechtfertigt ist», sagt der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause.
Die Jubiläumsausgabe des antifaschistischen Abendspaziergangs steht auf dem Programm, organisiert vom «Bündnis Alle gegen Rechts», unterstützt und beworben von der Reitschule. Die letzten beiden Auflagen gingen friedlich über die Bühne, in Erinnerung sind aber auch «Abendspaziergänger», die in Bern Sachschäden in Höhe von Hunderttausenden von Franken zurückliessen und sich mit der Polizei Strassenschlachten lieferten. Letztmals im Jahr 2006.

«Pragmatischer Weg»
Mit solch wüsten Szenen rechnet am Samstag niemand: «Wir hoffen, dass es friedlich bleibt, denn die Zeichen stehen nicht auf Konfrontation», sagt Sicherheitsdirektor Nause. Vonseiten der Stadt tue man alles dafür, damit es nicht zu einer Eskalation komme. Damit erklärt sich auch, weshalb die Stadt den Antifa-Spaziergang voraussichtlich bewilligt, obschon von den Organisatoren gar kein Gesuch eingereicht worden ist. «Wir gehen einen pragmatischen Weg, der sich in den letzten zwei Jahren bewährt hat», sagt Nause.
Das «Gesuch» prüfen und die Bewilligung erteilen muss das städtische Polizeiinspektorat. «Wie schon bei den letzten beiden Spaziergängen stehe ich in Kontakt mit den Veranstaltern», sagt Marc Heeb, stellvertretender Polizeiinspektor. Er habe vom «Bündnis Alle gegen Rechts» alle nötigen Angaben erhalten. Noch müssten einige Details geklärt werden. Aber: «Aus unserer Sicht spricht nichts gegen eine Bewilligung», sagt Heeb.

Route durch die Innenstadt
Der Antifa-Spaziergang soll um 20 Uhr bei der Heiliggeistkirche starten und via Innenstadt und Altstadt zurück zur Schützenmatte führen, wo die Kundgebung gegen 22 Uhr endet. Hier kommt die Reitschule ins Spiel.
Sie stand jeweils in der Kritik, wenn sich gewalttätige Demonstranten in die Reitschule zurückziehen konnten. Wie gehen die Reitschul-Betreiber mit möglichen Ausschreitungen um? «Wichtigstes Ziel wird auch diesen Samstag sein, dass alle Gäste und Betreiberinnen bei ihrem Besuch respektive ihrer Arbeit in der Reitschule gesund bleiben», schreibt die Mediengruppe. «Wir fordern von allen Beteiligten den Respekt gegenüber der körperlichen und psychischen Integrität unserer Mitmenschen.» Falls während oder nach dem Spaziergang Teilnehmende in die Reitschule kämen, «würden wir sie nicht kollektiv als gewalttätig diffamieren».
Die Reitschüler betonen weiter, dass sie seit mehreren Jahren während der Öffnungszeiten «immer über das sogenannte Kontakttelefon in Kontakt mit den Behörden» seien. Die Reitschule werde sich «an die Abmachungen aus der Vereinbarung () halten». Bei Problemen das grosse Tor zu schliessen, sehen die Betreiber «noch immer nicht als selig machende Lösung». Neben der Tatsache, dass man sich als offenes Haus verstehe, sei es auch aus Sicherheitsgründen nicht möglich, Fluchttüren verschlossen zu halten.

Polizei «präsent»
Vonseiten der Stadt rechnet man für den Abendspaziergang mit «einigen Hundert» Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Keine Schätzungen wollte die Polizei vornehmen, welche am Samstag in der Stadt «präsent» sein wird, wie es Nause ausdrückt. Der Auftrag der Stadt ist klar: Die Polizei soll sich im Hintergrund halten. Nause: «Falls es zu Sachbeschädigungen käme, müsste sie natürlich einschreiten.»

3. Magazin AS (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/media/2010/10//77866.pdf)

Magazin zum 10. Antifa-Abendspaziergang


4. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2010/10/77843.shtml)
Über 1000 Leute haben heute den 10. Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern begangen und damit ein deutliches Zeichen gegen faschistische Umtriebe und gegen den kapitalistischen Alltag gesetzt.
Über 1000 Leute haben heute den 10. Antifaschistischen Abendspaziergang in Bern begangen und damit ein deutliches Zeichen gegen faschistische Umtriebe und gegen den kapitalistischen Alltag gesetzt. Die Jubiläumsausgabe des Antifa-Spaziergangs die unter dem Motto „Antikapitalistisch vorangehen, statt der Welt beim Untergang zusehen!“ stattfand, verlief ohne grössere Zwischenfälle; die Route führte haupsächlich durch die Berner Altstadt.

Auch über 10. Jahre nach der ersten Ausgabe des Antifaschistischen Abendspaziergangs ist antifaschistischer und antikapitalistischer Widerstand bitter nötig: In den vergangenen 10. Jahren mag sich zwar viel verändert haben, aber leider kaum zum Guten. Rechte Ideologien und Hetzkampagnen haben ihre Wirkung nicht verfehlt: Fremdenfeindlichkeit ist eine weit verbreitete Reaktion auf die gravierenden Probleme unserer Zeit. Egal ob es um die Angst um das Wohl der eigenen Nation, die Arbeitsstelle, die Wohnung oder sogar um die Natur geht: In der „Überfremdung der Eidgenossenschaft“ sehen viele ZeitgenossInnen die Ursache für ihr ganzes Elend. Für solche Leute gibt es kein Problem, für welches sich nicht AusländerInnen als Sündenböcke heranziehen liessen. So beliebt wie diese Schuldzuschiebungen sind, so blöd sind sie: Denn sie treffen die Falschen!

– Es sind nicht die AusländerInnen, welche die Konkurrenz um Arbeitsplätze und Wohnungen eingerichtet haben, sondern die Nationen, welche die kapitalistischen Verhältnisse durchsetzen und garantieren.
– Die ArbeitgeberInnen, nicht die ausländischen Arbeitskräfte, haben Interesse daran, die Löhne zu drücken wo es nur geht, um ihren Profit zu maximieren.
– Es ist der weltweit eingerichteten, profitorientierten Produktionsweise zu „verdanken“, dass rücksichtlos alle natürlichen Ressourcen vernutzt und Natur und Umwelt zerstört werden.
– Es ist der Kapitalismus, welcher die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört und sie zu Flüchtlingen macht.
– Es sind nicht die Flüchtlinge, sondern die Regierungen, die „ihre“ Nationen im Kampf um Einfluss, Macht und Ressourcen zum Mittel des Krieges greifen lassen.
– Es ist Unsinn von Überfremdung zu sprechen, weil es die Staaten sind, welche Menschen überhaupt erst zu In- und AusländerInnen machen. Kaum auf der Welt, wird den Menschen auch schon ein Zwangsverhältnis aufgedrückt: Die Volksangehörigkeit per Pass! Durch dieses Herrschaftssystem werden überhaupt In- und AusländerInnen geschaffen.

Wir danken allen TeilnehmerInnen für die lautstarke Demonstration und hoffen auch in Zukunft auf eure Solidarität im Kampf gegen Staat, Kapital und Faschismus zählen zu können!
Der Kampf geht weiter! Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Bündnis Alle gegen Rechts


5. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2010/10/77851.shtml & http://ch.indymedia.org/de/2010/10/77843.shtml)


6. Medienbericht (Originalquelle: http://www.derbund.ch/schweiz/standard/Viel-Schall-und-Rauch-der-Antifaschisten/story/18015323)
Viel Schall und Rauch der Antifaschisten
In der Berner Innenstadt haben am Samstagabend rund 1000 Personen am zehnten antifaschistischen Abendspaziergang teilgenommen. Die Kundgebung verlief lauthals aber friedlich.
Die Teilnehmenden wollten nach eigenen Angaben ein Zeichen «gegen Staat, Kapital und Faschismus» setzen. Kurz nach 20 Uhr setzte sich der beachtliche Demonstrationszug bei der Heiliggeistkirche in Bewegung. Auf dem Marsch durch die Stadt wurden via Lautsprecher Neonazi-Übergriffe der letzten zehn Jahre verlesen, als Zeichen dafür, dass es die antifaschistische Bewegung brauche und der Kampf weitergehe, wie Redner sagten.
Einer der Sprecher führte aus, dass sich die «Antifa-Bewegung» in Zukunft verstärkt dem antikapitalistischen Kampf widmen wolle. «Antikapitalistisch vorangehen, statt der Welt beim Untergang zusehen», rief der Sprecher das Motto der Kundgebung in Erinnerung.

Polizei im Hintergrund
Ihren Anliegen verschafften die teilweise vermummten Demonstranten Nachdruck mit Transparenten, Knall- und Feuerwerkskörpern sowie Rauchpetarden. Die Polizei hielt sich am Samstagabend im Hintergrund.
Nach der Schätzung einer SDA-Journalistin vor Ort versammelten sich etwas über 1000 Leute, die Kantonspolizei Bern sprach auf Anfrage von gegen 1000 Teilnehmenden.
Ins Leben gerufen hat die antifaschistischen Spaziergänge seinerzeit die Gruppierung «Bündnis gegen Rechts». Die «Antifa»- Spaziergänge erhitzen seither immer wieder die Berner Gemüter.

In der Vergangenheit Katz-und-Maus-Spiele
In der Vergangenheit arteten die «Spaziergänge» nicht selten in gewalttätige Ausschreitungen aus. Es kam zu stundenlangen Katz-und- Maus-Spielen mit der Polizei. Brennpunkt des Geschehens war meist das Quartier rund um die Berner Reithalle, wohin sich die Antifa- Aktivisten gerne zurückzogen.
Auf politischer Ebene gab es zahlreiche Versuche, den «Demo- Chaoten» den Riegel zu schieben. Auch die Frage der Bewilligung solcher Kundgebungen gab immer wieder Anlass zu grossen Diskussionen in der Öffentlichkeit.
Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich die «Antifa»-Spaziergänge aber gehalten. In jüngster Zeit sind die Veranstaltungen meist recht friedlich über die Bühne gegangen.