2016,  Repression

Neuer Kontrolldienst Bernmobil

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/nachrichten/Neuer-Kontrolldienst-von-Bernmobil-tritt-Dienst-an/story/23479806)
Neuer Kontrolldienst schaut in Bernmobil-Bussen zum Rechten
Ein neuer Kontrolldienst soll dafür sorgen, dass sich in der Stadt Bern die Bernmobil-Fahrgäste gesitteter verhalten.
Die laut Unternehmen «bestens ausgebildeten» Kontrolleure haben am (heutigen) Donnerstag offiziell ihren ersten Dienst angetreten. Die Hauptaufgabe des sogenannten «Kontrolldiensts plus» bleibe die Fahrausweiskontrolle, sagte Bernmobil-Direktor René Schmied am Donnerstag vor den Medien. Im Unterschied zum bisherigen Kontrolldienst, der bestehen bleibt, haben die Mitarbeiter vom Kontrolldienst plus aber weitere Kompetenzen.

So dürfen diese etwa Ausweiskontrollen vornehmen und Personen wegweisen, was den herkömmlichen Kontrolleuren untersagt ist.

Der neue Sicherheitsdienst solle aber nicht den Eindruck erwecken, dass die Sicherheitslage zurzeit problematisch sei, sagte Schmied. Im Gegenteil, es ist alles «im grünen Bereich». Er verwies etwa auf die Ergebnisse einer Kundenbefragung, wonach die Zufriedenheit mit der Sicherheit bei 4,3 von möglichen 5 Punkten liege.

Die Sicherheitslage könne sich aber «rasch» verändern, sagte Schmied. Der Aufbau eines solchen Sicherheitsdienstes brauche hingegen eine gewisse Zeit. «Nun wären wir bereit, falls es einmal zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage kommt.»

Probleme mit zu lautem Telefonieren
Als zweiten Grund für den neuen Kontrolldienst nennt Schmied «zunehmende Nutzungskonflikte». Dazu gehörten beispielsweise das laute Telefonieren im Fahrzeug, Musikanten, Bettler, Mittagspicknicks von Schülern oder das «Vorglühen», also das Trinken von Alkohol vor dem Ausgang.

Damit sich die Fahrgäste künftig gesitteter verhalten, hat Bernmobil den hauseigenen «Knigge» ergänzt und zur «Fahrzeugordnung» aufgewertet. Vieles darin hat aber nach wie vor nur den Status einer Empfehlung. So ist etwa das Trinken von Alkohol zwar unerwünscht, bleibt aber grundsätzlich erlaubt. Explizit verboten ist neuerdings das Betteln. Für das Musizieren und das Verteilen von Werbung gilt künftig eine Bewilligungspflicht.

Trotzdem: Wer gegen den Knigge verstösst, kann es von nun an mit den Leuten vom Kontrolldienst plus zu tun bekommen. Diese sollen allerdings nicht mit Pfefferspray und Schlagstock bewaffnet Leute aus dem Bus befördern, wie Schmied betonte, sondern «höflich aber bestimmt» die Probleme ansprechen und auf Einsicht abzielen.

Bernmobil will keine «Warmduscher»
«Bei der Schulung der Kontrolleure habe wir viel Wert auf gewaltfreie Kommunikation gelegt», sagte Reto Würgler, der Leiter Security von Bernmobil. Die Mitarbeiter vom Kontrolldienst plus seien ohnehin «bestens» ausgebildet. So dauere die Schulung mit 26 Tagen doppelt so lange wie diejenige von herkömmlichen Kontrolleuren.

Allerdings: «Warmduscher können wir im Kontrolldienst plus nicht gebrauchen», sagte Würgler. Die Leute müssten etwa im Notfall bereit sein, sich selber zu verteidigen.

Stellt sich die Frage, ob ein solcher Kontrolldienst nicht mehr Probleme schafft, als er löst. Schliesslich reagieren Alkohol trinkende Jugendliche teilweise aggressiv, wenn man sie auf ihr Verhalten anspricht. «Das ist die grosse Herausforderung unserer Aufgabe», sagte Würgler dazu. Er zeigte sich aber überzeugt, dass das Personal so gut geschult ist, dass die Kontrollen keine zusätzlichen Aggressionen auslösen werden.

Der Sollbestand des Kontrolldienst plus beträgt 21 Personen. Sie sollen einerseits die gewöhnlichen Kontrolleure begleiten, aber auch in Sondereinsätzen während Wochenenden und Grossereignissen an den neuralgischen Punkten auftreten. Bernmobil rechnet mit Mehrkosten von jährlich 500’000 Franken.

Wird Güggu arbeitslos?
Als die Pläne von Bernmobil im März publik wurden, sorgte vor allem die neue Bewilligungspflicht für Musikanten für Kritik. Die Junge Alternative (JA) lancierte etwa eine Petition gegen das verschärfte Reglement. «Wir wollen eine Stadt mit Gesang, Tanz, Lärm und Leben! Uns gefällt Musik im Tram!», schrieb die Jungpartei in der entsprechenden Medienmitteilung.

Zu reden gab in diesem Zusammenhang vor allem der stadtbekannte Musikant «Güggu», der seit Jahren in Berns Bussen und Trams Lieder vorträgt. Bernmobil-Sprecher Rolf Meyer stellte ihm über die Medien eine Bewilligung in Aussicht. Nun kommuniziert er zurückhaltender: «Wir stehen mit Güggu bezüglich einer Bewilligung in Kontakt», sagte Meyer an der Medienkonferenz von Donnerstag.