2016,  Antikapitalismus,  Farbanschlag,  Farbe,  Sprays

Sprays Aarequai Thun

Inhalt:
1. Communiqué


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2016/08/97861.shtml)
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag dem 4.8.2016 wurde der Aarequai in Thun mit folgenden Parolen markiert.
Maschinen nehmen uns die Arbeitsplätze weg, Hurra!
Ich bin mehr Wert als mein Mehrwert
D‘ Zahl ufm Konto si d‘ Meter vo mim Freirum -Tommy V-
Mit dieser Aktion wollen wir auf die prekäre Situation der Lohnarbeiter_Innen aufmerksam machen.

Um diese besser darzulegen, haben wir folgende Texte verfasst, welche auch auf unserer Website zu finden sind http://ask-thun.ch:
Maschinen nehmen uns die Arbeitsplätze weg. Hurra!
Die technologische Entwicklung schreitet voran, immer mehr Geräte und Systeme sind fähig menschliche Arbeit teilweise oder ganz zu ersetzen. Es braucht immer weniger menschliche Arbeit, um eine immer grössere Menge an Produkten herzustellen. Bereits jetzt sprechen alle von einer Überflussgesellschaft. Alles wunderbar, mehr Freizeit und Müssiggang also? Nicht in der Marktwirtschaft!
Obwohl wir dieses logische Verhältnis zur Arbeit im Privaten kennen (Beispiel: Kauf einer Waschmaschine zwecks Erleichterung der Arbeit und Zeitgewinn), will diese Gleichung im „Berufsleben“ nicht richtig gelten.
Ein Grossteil der Gesellschaft ist mangels Alternative auf Lohn als Einkommensquelle angewiesen. Ohne Lohn kommen sie in der Gesellschaft der Privateigentümer nicht mal an das Nötigste heran. Grundsätzlich sind Lohnabhängige also mal daran interessiert, so viel wie möglich arbeiten zu können, um wenigstens genügend Geld für ihre essentiellen Bedürfnisse zu erhalten. Umgekehrt bedeutet das: Wenn Arbeit von Maschinen erledigt wird, heisst das Lohnausfall und damit Probleme bei der Bedürfnisbefriedigung.
Ob Lohnabhängige überhaupt einen Lohn erhalten, ist noch nicht einmal ihre eigene Entscheidung. Unternehmen stellen Arbeiterinnen ein, um mit ihnen einen Gewinn zu erwirtschaften. Sie lassen sie Produkte herstellen und Dienstleistungen erbringen. Erfüllt sich der Zweck (Gewinnmaximierung), erhalten Arbeiter einen kleinen Teil des Profits als Lohn, tut er es nicht, werden sie entlassen.
In der kapitalistischen Rechnungsweise ist Lohn Abzug vom Gewinn, deshalb wollen ihn alle Kapitalisten so gering wie möglich halten. Eine Möglichkeit ihn zu senken ist, uns als Lohnbezügerinnen überflüssig zu machen und statt dessen Maschinen einzusetzen. Sie sind somit ein Mittel der Unternehmen, den Gewinn zu steigern. Um in der marktwirtschaftlichen Konkurrenz zu bestehen, reicht das aber noch nicht aus. Schliesslich verwenden die konkurrierenden Unternehmen ebenfalls Maschinen. Deswegen lassen Betriebe die übrig gebliebenen Angestellten gleich noch etwas intensiver und länger arbeiten.
Schlussendlich stehen auf der einen Seite immer mehr, für die Profitmacherei unbrauchbare Erwerbs- und damit zwangsläufig Brotlose. Auf der anderen Seite die wenigen übrig gebliebenen Angestellten, ständig gestresst und in steter Angst, auch bald überflüssig zu sein. Maschinen, welche uns normalerweise die Arbeit erleichtern oder sogar abnehmen würden, führen im Kapitalismus glatt gegenteilige Resultate herbei; Armut, Zukunftsangst und Stress. Von wegen Fortschritt.
Das ist nur einer von vielen absurden Eigenschaften und Abscheulichkeiten, welche die Marktwirtschaft für uns bereit hält.

Ich bin mehr Wert als mein Mehrwert
Sophie arbeitet als Bäckerin.
Damit sie ihre Bedürfnisse befriedigen kann, benötigt sie im Kapitalismus Geld. Sie verfügt über kein Eigentum und keine Produktionsmittel, dass heisst beispielsweise, Sophie besitzt weder Immobilien, die sie gegen Geld vermieten kann, noch eine Bäckerei welche für sie Brot produziert. Deshalb bleibt ihr wie den meisten von uns nichts anderes übrig, als ihre Arbeitskraft an einen Kapitalisten zu verkaufen, um damit an Geld zu kommen. Dieses kann Sophie später einsetzen, um Waren zu kaufen. Durch den Einsatz ihrer Arbeitskraft schafft sie einen Mehrwert, der vollumfänglich dem Kapitalisten zu Gute kommt. Alle Brötchen die sie bäckt gehören nicht ihr, sondern automatisch dem Chef(Kapitalist). Sophie bringt dem Betrieb mehr ein, als sie in Form von Lohnzahlungen kostet. Mit jeder Stunde, die Sophie für ihren Chef tätig ist, vermehrt sich sein Eigentum. Denn jedes Brot, das sie bäckt, gehört automatisch ihrem Chef. Falls sie Hunger verspürt und ein Brot haben möchte, muss sie das Brot, welches sie selber gebacken hat, ihm abkaufen. Damit werden die bestehenden Eigentums- und Machtverhältnisse weiter zementiert. Der Lohn, den die Arbeiterin erwirtschaftet, reicht nur zur Wiederherstellung und Erhaltung ihrer Arbeitskraft (Lebensmittel, Wohnkosten, Versicherungen, etc.) aus. Es reicht aber bestimmt nicht dafür, eigene Produktionsmittel zu erwerben. Während der Chef sich weiteres Eigentum hinzu kaufen kann, bleibt Sophie bei ihrem Status und versucht Jahr für Jahr, ihre Rolle als Ausgebeutete in der kapitalistischen Gesellschaft etwas bequemer zu gestalten.
Kampf der Lohnarbeit, für eine schönes Leben
ASK – Aktion gegen Staat und Kapital