2017,  Besetzung,  Freiraum

Hausbesetzung Marienstrasse Kirchenfeld

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: http://www.derbund.ch/bern/stadt/villa-im-kirchenfeld-besetzt/story/15267195)
Erneut eine Hausbesetzung in der Stadt Bern, diesmal im Kirchenfeldquartier. Die Behörden möchten künftig auch bei privaten Liegenschaften stärker vermitteln.
«Wenn etwas wächst, lasst es blühen», steht in bunten Buchstaben auf dem Plakat, das an der Villa in der Marienstrasse 17 hängt. Seit dem 1. Januar 2017 besetzt ein Kollektiv, das sich «Familie Ohana» nennt, das Haus im Berner Kirchenfeldquartier. Umgeben ist das besetzte Haus von prächtigen Villen und bürgerlich gepflegten Reihenhäusern.
Ihre «Familie» bestehe aus Studenten und Handwerkern, sagt ein junger Mann mit vermummtem Gesicht zur «Bund»-Reporterin vor Ort. Mit dem Besitzer des Hauses habe man seit der Beschlagnahmung bereits mehrfach versucht Kontakt aufzunehmen, so der junge Mann. Eine Rückmeldung habe man jedoch nie erhalten.

«Erhaltenswerte Häuser abzureissen ist falsch»
In der Stadt Bern würden zu viele leerstehende, jedoch bewohnbare und erhaltenswerte Häuser abgerissen. Dies sei falsch. Das Haus an der Marienstrasse habe über längere Zeit leergestanden. Man wolle die Immobilie nun beleben und sich dafür einsetzen, dass sie künftig erhalten bleibe.
Die Hausbesetzung im Kirchenfeld ist die vierte in Bern innert eines halben Jahres. Mitte Juli 2016 besetzte das Kollektiv «Cassiopeia » gleich drei Häuser an der Effingerstrasse 58 im Monbijou-Quartier. Daraufhin folgte anfangs Dezember die Besetzung einer anderen Gruppe des Wohnblocks an der Effingerstrasse 29. Kurz zuvor hatten sich «Herr Apfel», «Frau Birne» und «Herr Nuss» in einem Haus auf dem Berner Burgernziel-Areal einquartiert.
In allen drei Fällen gaben die Besetzer an, ein Zeichen für mehr erschwinglichen Wohnraum in der Stadt Bern setzen zu wollen. Bei der Besetzung des Wohnblocks in der Effingerstrasse 29 und der auf dem Burgernziel-Areal kontaktierten die jeweiligen Eigentümer die Kantonspolizei, die dafür sorgte, dass die Hausbesetzer das Feld räumten.

Konzept der Zwischennutzung soll Abhilfe schaffen
«Wir haben den Eindruck, dass die Hausbesetzer-Szene in den letzten Monaten aktiver ist als auch schon», sagt Dagmar Boss von Immobilien Stadt Bern am Donnerstag auf Anfrage des «Bund». Da die Stadt jedoch nicht über alle Hausbesetzungen auf städtischem Boden informiert werde, könne man nicht sagen, ob sich eine allgemeine Tendenz nach oben abzeichne, so Boss.
Mit der Zwischennutzungsstelle der Stadt wolle man Häuserbesetzungen von städtischen Liegenschaften zukünftig möglichst verhindern, sagt Boss. Sollte es dennoch zu einer Besetzung kommen, beantrage man in der Regel eine Räumung der Liegenschaft, damit jene, die sich an das Gesetz hielten und eine Zwischennutzung beantragten, nicht benachteiligt würden.
Bei der Besetzung von privaten Liegenschaften wolle die Stadt Bern künftig zwischen den Parteien vermittelnd tätig werden. Letztendlich müsse aber der oder die Eigentümerin mit diesem Vermittlungsmandat einverstanden sein und selber auf die Stadt zukommen.

Haus im Kirchenfeld ist Mehrfacheigentum
Gemäss den Angaben des Grundbuchamts Bern-Mittelland ist das besetzte Haus in der Marienstrasse im Eigentum mehrerer Personen. Einige davon seien wohnhaft in Genf, eine Person in Monaco. Auf Anfrage des «Bund» wollte sich von den Besitzern niemand zu der Beschlagnahmung der Immobilie äussern. Man habe jedoch Kenntnis davon, dass das Haus besetzt sei.