2017,  Farbe,  Repression

Katz-und-Maus-Spiel Reitschuldach

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/stadt/katz-und-mausspiel-auf-dem-reitschuldach/story/29953172)
Katz-und-Maus-Spiel auf dem Reitschuldach
Die Stadt Bern liess eine Botschaft auf dem Dach der Reitschule übermalen. Einen Tag später griffen Aktivisten erneut zum Farbroller.

Zuerst stand da «Smash G20», daneben ein brennender Molotow-Cocktail. Die Botschaft auf dem Dach der Berner Reitschule wies auf die Demo gegen das Gipfeltreffen im Hamburg Anfang Juli hin. Das passte aber der Stadt Bern, der Eigentümerin der Liegenschaft, gar nicht: Per eingeschriebenem Brief, der in den sozialen Medien kursierte, forderte sie die Betreiber auf, die Bemalung zu entfernen. Ohne Erfolg. Am Dienstag liess die Stadt die Sujets selber übermalen, wie Dagmar Boss von Immobilien Stadt Bern (ISB) gegenüber dem «Bund» bestätigt. Ausschlaggebend sei der Aufruf zur Gewalt und die indirekte Drohung gegen Personen gewesen.

Aktivisten demonstrierten am Mittwoch umgehend, was sie davon halten: Zwei maskierte Personen begaben sich am Nachmittag mit Farbrollern auf das Dach – und nun steht da «Shoot G20», daneben ein Sturmgewehr.

«Wir wissen nicht, wer das macht»
Bei den ISB ist man nicht erfreut. «Wir werden nun dasselbe Vorgehen erneut anvisieren.» Das heisst: einen Brief an die Reitschule verschicken und die fraglichen Sujets allenfalls erneut entfernen lassen. Eine Entfernung koste 600 bis 800 Franken und erfolge auf Rechnung der Reitschule, sagt Boss. Dies geschehe aber nicht regelmässig: «Es gibt Jahre, wo die Reitschule nicht oder kaum je aufgefordert werden muss, Bemalungen zu entfernen, und es gibt Jahre, wo es mehrmals der Fall ist.»

Bei der Reitschule hinterfragt man dieses Vorgehen. Die Massnahmen stellten ein «viel zu grosses Cabaret» dar. «Es ist nicht die Betreiberschaft, die solche Botschaften anbringt, und wir wissen auch nicht, wer das macht», hält die Mediengruppe fest. Es geschehe häufig über Nacht. Das Dach lasse sich via Räuber- oder Feuerwehrleiter leicht besteigen. «Wir hindern aus Sicherheitsgründen auch regelmässig Personen daran, da hochzuklettern.»

Für die Reitschüler sei es ausserdem nicht ersichtlich, wie sich aus der G-20-Botschaft ein Gewaltaufruf ableiten lasse. «Da geht es um die Teilnahme an einer Demo – wenn schon, müsste sich die Stadt über Graffiti ärgern, die den Tod von Polizisten fordern, und solche gibt es auf dem ganzen Stadtgebiet.» Für die Betreiber kommt es denn auch nicht infrage, die Botschaften eigenhändig zu entfernen. Dies sei höchstens denkbar, wenn sich die eigenen Anliegen überhaupt nicht damit deckten. «Das Dach der grossen Halle ist zweifellos ein wirksamer Ort für solche Botschaften. Wir setzen auf andere Kanäle, die eine wesentlich grössere Reichweite haben.»

Beliebter Fleck für Parolen
Es ist nicht das erste Mal, dass Parolen auf dem Reitschuldach zu reden geben. 2011 prangte der Slogan «Welcome to Hell» im Vorfeld einer SVP-Kundgebung, eine Anspielung auf ein Plakat, das während der Ausschreitungen beim «Marsch auf Bern» von 2007 die Runde machte. Der Anlass ging als «Schande von Bern» in die Geschichte ein. Ein Teil davon wurde später übermalt. Vor den Wahlen im November 2016 hiess es «Nause in den Blausee», eine Zeile aus einem Rapsong. Damit brachten Aktivisten das angespannte Verhältnis zwischen Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) und der Reitschule zum Ausdruck.