2018,  Antifaschismus,  Antikapitalismus,  Demo,  Gender,  Ökologie,  Repression,  Tierbefreiung

Demo gegen Jagd- & Trophäenausstellung Thun

Inhalt:
1. Aufruf
2. Aufruf revolutionärer Block
3. Erlebnisbericht


1. Aufruf (Originalquelle: https://barrikade.info/article/691)
Es gibt viel zu tun in Thun.
Jedes Jahr wiederholt sich eine blutige „Tradition“ in Thun. Diese findet unter dem Namen der Kantonal Bernischen Trophäenausstellung dem Fell und Pelzmarkt statt. Bei diesem Anlass wird vom kleinen Hasenfell über Fuchsfell bis hin zu Jagd-Gewehren und anderer Ausrüstung die dem ermorden von fühlenden Lebewesen dient, ausgestellt und feil geboten.

Diese „Tradition“ ist längst veraltet und gehört abgeschafft weil Pelz in der heutigen Zeit untragbar ist. Pelz geht immer einher mit Gewalt und Tod. In jedem noch so kleinen Pelzkragen hat einmal ein Herz geschlagen. ♥

Zur Geschichte der Proteste: Vor paar Jahren waren wir eine handvoll Aktive, die sich den Jäger_innen entgegen stellten und mit Schildern vor dem Hotel Freienhof für die Abschaffung der Jagd protestierten. Mit jedem Jahr wuchs der Protest und wir veranstalteten Platzdemos auf dem Waisenhausplatz. Nun haben die Veranstalter_innen ihren Marktstammplatz aufgegeben und das Hotel Freienhof wird umgebaut, daher musste sich die Jägerschaft eine neue Lokalität suchen. Das Thuner Expo-Gelände bietet den Jäger_innen nun Platz um ihre Trophäen auszustellen und zu handeln. Diese veränderten Begebenheiten veranlassten uns dazu unsere Strategie zu ändern und dieses Mal neben der Platzkundgebung auch einen Umzug anzumelden. Die Demo ist bewilligt und wird von der Polizei begleitet.

Wir von Aktivismus für Tierrechte rufen gemeinsam mit der Anti Fur League, ATAZ, LSCV – Schweizer Liga gegen Tierversuche und für die Rechte des Tieres, LSCV-Ligue suisse contre l’expérimentation animale, International Marine Mammal Conservation Society Germany e.V. und tier-im-fokus.ch (tif) dazu auf am 3. Februar gemeinsam für die Befreiung aller Tiere auf die Strasse zu gehen.

Zeigen wir den Thuner_innen laut, friedlich und bunt warum wir die zur Schaustellung von Leichenteilen und das sinnlose Töten von fühlenden Lebewesen nicht dulden.

Die Tiere haben eine – Stimme machen wir sie noch lauter.
Ablauf der Demo und Rahmenprogramm

– 11.00 bis 13.20 Uhr: Gelegenheit sich schminken zu lassen. Weitere Infos folgen…
– 13.00 Uhr: Besammlung auf dem Waisenhausplatz
– 13.15 Uhr: Begrüssungsrede und Parolen mit Megaphone-Einsatz.
– 13.30 Uhr: Start des Umzuges
Strecke: Waisenhausplatz, Bälliz, Postbrücke, über Aarestrasse auf Mittlere Strasse, in unmittelbarer Nähe vom Expo-Areal/Armeegelände und zurück zum Ausgangspunkt. Zeit nur für den Umzug rund 30 Minuten. Einsatz von Megaphonen. Mittragen von Transparenten und Schilder.
– 14.00 Uhr: Kreativaktion (DIE-IN) bei dieser Aktion legen sich alle Teilnehmer_innen kurz auf den Boden. Dauer nur paar Minuten und nur bei verhältnismässig, verträglichen Wetterverhältnissen und (Jagdszene) Dauer 10 Minuten.
– 14.10 Uhr: Redebeitrag und Parolen mit Megaphone-Einsatz.
– 14.15 Uhr: Kreativaktion (Tierschilder-Aktion/Silent-Aktion) Dauer 10 bis 15 Minuten.
– 14.30 Uhr: Umzug zurück
Strecke: Expo-Areal, Mittlere Strasse, über Aarestrasse, Postbrücke, Bälliz, Waisenhausplatz. Abschlusskundgebung auf dem Waisenhausplatz.
– 15.00 Uhr: zweites DIE-IN: Dauer nur paar Minuten und Jagdszene. Dauer rund 10 Minuten.
– 15.10 Uhr: Redebeitrag
– 15.15 Uhr: Tierschilder-Aktion/Silent-Aktion. Dauer rund 10 Minuten.
– 15.30 Uhr: Parolen mit Megaphone-Einsatz und Abschlussrede
– 16.00 Uhr: Ende der Demo
– 16.30 Uhr: Abbau der Stand und aufräumen.
– 16.30 Uhr: Abendprogramm im AKuT, Thun (http://akut-thun.ch/) Weitere Infos folgen…


2. Aufruf revolutionärer Block (Originalquelle: https://barrikade.info/article/703)
Seit 84 Jahren findet in Thun der alljährliche Pelz- und Fellmarkt statt, sowie seit 1961 die kantonal Bernische Trophäenausstellung.

Zum fünften Mal jährt sich aber auch der Widerstand dagegen.

Die Tradition der Ausbeutung von Tieren ist tief verwurzelt. Nicht nur der Fleischkonsum wird immer wieder als essenzieller kultureller Aspekt betrachtet, auch das Jagen und das Herstellen von Pelzen wird zelebriert. 2012 wurde die Bernische Trophäenausstellung mit dem Pelz- und Fellmarkt in Thun in die Liste lebendiger Traditionen des Kantons Bern aufgenommen.

Wir sind der Überzeugung, dass jegliche Unterdrückungsformen bekämpft werden sollten, egal ob es sich um eine Tradition handelt oder nicht. Somit ist der Antispeziesismus, sowie die Überwindung der patriarchal-kapitalistischen Gesellschaftsordnung, elementar für das Ziel einer herrschaftsfreien Welt.
Deshalb ist unser Antispeziesismus auch ein revolutionärer, antikapitalistischer, feministischer und antifaschistischer.
Raus zum revolutionären Block an der Demo gegen Jagd- und Trophäenausstellung!
Gegen jede Herrschaftsform – Speziesismus ist ein Teil davon!


3. Erlebnisbericht (Originalquelle: https://barrikade.info/article/797)
Letzten Samstag, 3. Februar 2018, fand in Thun eine Demonstration gegen den alljährlichen Jagd- und Pelztrophäenmarkt statt. Dazu aufgerufen haben unter anderem „Aktivismus für Tierrechte“. Auch ein revolutionärer Block war an der kleinen Demonstration dabei. Mit etwa 100 Leuten liefen wir vom Waisenhausplatz in Richtung Messegelände los.

Während dem Umzug wurden Flyer verteilt und Kleber geklebt. Die Demo bahnte sich ihren Weg über Trottoirs und Fussgängerstreifen, die Strassen wurden kaum genommen. An der Absperrung zum Messegelände wurde ein Theater vorgespielt, anschliessend gab es diverse Reden. Eine Rede die mir besonders geblieben ist handelte davon, dass wir den Wald wie einen souveränen Staat behandeln und anschauen sollen und die Tiere darin die „rechtmässigen“ Bürger*innen sind. Deshalb sollen wir dem Wald gegenüber Respekt zeigen, uns höflich benehmen und nicht einfach eintreten. Dieser Vergleich ist in verschiedenen Punkten reaktionär und diskriminierend. Durch die Staaten werden viele Unterdrückungs- und Diskriminierungformen reproduziert und erhalten. Staatliche Organe wenden Repression an um unter anderem gegen nicht konformes Verhalten, Proteste oder gegen Menschen die laut ihnen keinen legalen Aufenthaltsstatus haben vorzugehen. Mauern werden gebaut um die privilegierten und ausbeuterischen Staaten für alle anderen unerreichbar zu machen. Währenddessen profitieren genau diese durch die Ausbeutung und der Armut der anderen Staaten und derer Bevölkerung. Würde ich einen Wald behandeln wie ein Staat, würde das bedeuten, dass ich gegen ihn ankämpfe, und das will ich nicht.
Es ist wichtig, dass die Kämpfe gegen Tierausbeutung stets verbunden sind mit anderen emanzipatorischen Bewegungen und diese sich gegenseitig unterstützen und ergänzen, anstatt sich gegeneinander auszuspielen und solche haarsträubende Vergleiche aufzustellen.
Die unsolidarische und „staatstreue“ Haltung vieler Demonstrationsteilnehmenden, zeigte sich kurz darauf auch wieder, als einige Menschen von der Polizei beschuldigt wurden Kleber auf Jäger*innen-Autos zu kleben und die Polizei versuchten sie zu kontrollieren und dazu zu zwingen die Kleber wieder zu entfernen. Anstatt sich zu solidarisieren und einander zu helfen, wurde über das Megafon von Demonstrationsteilnehmenden verkündet, dass das Anbringen von Stickers an Autos und allgemein unkonstruktiv sei und dies nicht erwünscht ist an der Demonstration.
Dank der Solidarität innerhalb des revolutionären Blockes, konnten die Menschen zurück in die Demo, ohne kontrolliert zu werden. Ich habe jedoch gehört, dass im Anschluss an die Demonstration trotzdem noch einige Menschen von Polizist*innen in Vollmontur mit Gummigeschossgewehren kontrolliert wurden.
Diese Demonstration war weder kämpferisch, noch emanzipatorisch. Proteste, welche wie dieser nur für Tierschutz einstehen, gehen zu wenig weit und lassen die strukturelle Unterdrückung vom Menschen gegenüber den nicht menschlichen Tieren, aber auch gegenüber der menschlichen Tieren unthematisiert. Tierausbeutung ist eine Form der Herrschaft, aber bei weitem nicht die einzige. Ohne die Ablehnung aller Herrschaftsformen, wird sich auch nicht die Herrschaft über Tiere auflösen. Um für eine Welt ohne Herrschaft und Ausbeutung zu kämpfen, ist es notwendig auch gegen die Staaten, gegen Rassismus, das Patriarchat und alle anderen Herrschaftsformen anzukämpfen und diese Kämpfe zu verbinden und sich zu unterstützen. Die Polizei ist Teil eines Staates, welcher emanzipatorische, selbstorganisierte und antiautoritäre Bewegungen bekämpfen will und kein Interesse an einer herrschaftsfreien Welt hat, deshalb gilt es auch diese nicht einfach zu tolerieren oder sogar zu unterstützen, sondern sich zu wehren und gemeinsam gegen Repression vorzugehen.
Ich hoffe auf weitere solidarischere Proteste gegen Jäger*innen, Polizist*innen und allen Unterdrückungsformen! Ausserdem fände ich eine Auseinandersetzung zu dieser Thematik spannend.