2018,  Freiraum,  Repression

Polizeieinsätze Reitschule

Inhalt:
1. Stellungsnahme Reitschule


1. Stellungsnahme Reitschule (Originalquelle: https://www.facebook.com/Reitschule/posts/10155807498500660)
Stellungnahme der Reitschule zu den letzten Polizeieinsätzen.
In den letzten zwei Wochen gab es zahlreiche Einsätze der KaPo in und um die Reitschule, welche den Betrieb teils massiv gestört haben – die Medien berichteten…

Zum Beispiel am Mittwoch-Abend, 7.2.2018 oder am Freitag 2.2.2018 (Video):
Das fast ausgebuchte Sous le Pont wurde um ca. 20.10 Uhr während laufendem Betrieb von der Polizei gestürmt.
Beamte in Vollmontur blockierten die Tür, ihre (zivilen) Kollegen standen mit Gummischrot-Gewehren (Innenraum! Mindestabstand?) und in Vollmontur vor dem Buffet und in den WCs um mutmassliche Dealer*innen zu verhaften. Es entstand ein riesen Durcheinander und an einen Normalbetrieb des Spezialitäten-Abends war nicht mehr zu denken. Personal und Gäste wurden von bewaffneten Polizisten eingeschüchtert, bedroht und teilweise tätlich angegangen, obwohl sie sich passiv verhielten und niemand den Polizeieinsatz behinderte. Das Personal bat um Informationen und darum, den Betrieb nicht zu stören und das Mobiliar nicht zu beschädigen (Beamte drohten, WC-Türen einzuschlagen und stiegen auf Lavabos). Die Antwort des Einsatzleiters war eindeutig: «Euer Betrieb ist uns scheissegal!»

Der Unmut über die Polizeieinsätze in der Reitschule, die den Deal – im Gegensatz zum Kulturbetrieb – nicht einmal kurzfristig zum Erliegen bringen, war bei Gästen und Betreiber*innen offensichtlich, trotzdem blieben sie ruhig.

Dass das Drogenproblem nicht mit Repression zu lösen ist, sollte nach gefühlten 100 Jahren praktischer Erfahrung auch bei der KaPo angekommen sein. Es scheint diese allerdings wenig zu kümmern, in gewohnt trauriger Art und Weise jagen Polizist*innen seit Wochen immer wieder ausschliesslich dunkelhäutige Personen in das Innere der Reitschule, um sie dann dort unter Anwendung von brutaler Gewalt zu verhaften. Von gezielten Aktionen kann nicht gesprochen werden. Viele der Verhafteten werden dann auch nicht wegen Drogendelikten zur Anzeige gebracht, sondern wegen Verstössen gegen das Ausländergesetz etc.

Die Reitschule weiss, dass die ökonomische Situation der Strassenhändler, sowie die staatliche Prohibition und die seit jahrzehnten nutzlose Repressions- und Vertreibungspolitik gegen die kleinen Fische des Drogenhandels für das „Drogenproblem“ vor der Reitschule verantwortlich sind. Und sie weiss auch, dass der Deal mit den Drogen uns ein Konsumrauschpublikum beschert und Gewalt ins Haus bringt.

Wir wollen ein Polit-, Begegnungs- und Kulturzentrum sein und nicht ein stadtbekannter Drogenumschlagplatz. Hinter dem Drogenhandel stecken mafiöse und menschenverachtende Strukturen, die unter anderem mit dem weltweiten Menschen- und Waffenhandel verstrickt sind. Wir wollen keinen Deal und keinen Konsum von harten Drogen in und um die Reitschule.

Und trotzdem: Wir wehren uns gegen das übergriffige Verhalten der KaPo, kritisieren immer wieder das «Racial Profiling» und wollen dem etwas entgegenhalten: Wir rufen darum Gäste und Besucherinnen der Reitschule auf, ihre Beobachtungen fotografisch oder auf Video festzuhalten und Gedankenprotokolle zu verfassen – damit wir unsere Kritik noch besser belegen können.

Unter folgendem Link findet ihr Videomaterial der Razzia vom 26.1.2018 (und nicht vom 2.2.2018 wie zuerst geschrieben, entschuldiung):