2018,  Demo,  Ökologie

Demo gegen Autobahnausbau Biel

Inhalt:
1. Medienmitteilung
2. Medienbericht


1. Medienmitteilung (Originalquelle: https://www.westastsonicht.ch/download/pictures/c0/44d0ymlyvvc6jj4muecghovioowl6x/mm_181103_d_final.pdf)
Medienmitteilung
Über 4500 Menschen demonstrieren gegen die Bieler Stadtautobahn
Das Komitee „Westast so nicht!“ freut sich, dass heute 4500 bis 5000 Menschen aller Altersgruppen an der Grossdemonstration gegen den A5 – Westast in Biel teilgenommen haben – deutlich mehr als noch vor einem Jahr. Damit wurde ein starkes Zeichen für eine lebenswerte Stadt und gegen die 270 Meter langen offenen Anschlüsse mitten im Stadtzentrum gesetzt.
Die Stadtautobahn werde nicht gegen den Willen der Bielerinnen und Bieler gebaut, hatten Baudirektor Christoph Neuhaus und seine Vorgängerin immer wieder beteuert. Über 4500 aufgebrachte Seeländerinnen und Bieler haben die Kantonsvertreter heute beim Wort genommen und einen Planungsstopp für das Kantonsprojekt verlangt, über das sie nie abstimmen durften. „Macht unsere Stadt nicht kaputt!“, „So nicht mit uns!“, „Stop Westast!“ und „2035? Y aura plus de pétrole!“, lauteten einige der Parolen der friedlich Demonstrierenden.

„Der Westast ist ein Projekt aus dem letzten Jahrhundert, ausgeheckt von ergrauten Herren aus dem letzten Jahrhundert“, erklärte Ivo Thalmann, Architekt und Obmann regionalen Bauberater beim Schweizer Heimatschutz. Mit den für die Autobahn vorgesehenen 2,2 Milliarden Franken würde man besser ein Regiotram und ein neues Spital bauen – und die Hamburger Elbphilharmonie dazu. „Wir verlangen einen Marschhalt!“ Eine neue Generation von Politikern müsse das veraltete Projekt beerdigen. Neben den Berner Sektionen von Heimatschutz und WWF hatten der VCS, Pro Velo sowie politische Parteien von links bis mitterechts zur Kundgebung aufgerufen. Darüber hinaus hatten Institutionen wie das Bieler Kunstmuseum Pasquart sowie der bekannte Bieler Rapper Nemo für den Anlass mobilisiert.
Das Komitee freut sich über den grossen Aufmarsch. Es war nach Angaben der Behörden die grösste Demonstration in Biel der letzten 30 Jahre. Es fühlt sich gestärkt im Kampf gegen das Bieler Teilstück der A5 mit den zwei Anschlüssen im Stadtzentrum. 2,2 Milliarden Franken soll der 7,2 Kilometer lange Westast laut offiziellen Angaben kosten, der Unterhalt würde sich jährlich auf 43 Millionen Franken belaufen, weil er mitten durchs Grundwasser führt – ein Europarekord. Die Demonstration wurde vom initiativen Frauentrio von „Biel wird laut“ organisiert, vom Komitee „“Westast so nicht!“ finanziell und ideell massgeblich unterstützt und von weiteren Gruppierungen wie „Biel notre amour“ und der „IG Häb Sorg zur Stadt“ mitgetragen.

Das Komitee hat vor einem Jahr den Gegenvorschlag „Westast so besser!“ präsentiert, der ohne die beiden 270 Meter langen offenen Schneisen im Stadtzentrum auskommt, 600 Millionen günstiger wäre und doppelt so schnell gebaut werden könnte – ohne dass 74 Häuser enteignet und 745 Stadtbäume gefällt würden. Der neue bernische Baudirektor Christoph Neuhaus hat das Alternativprojekt Ende August mit einem Parteigutachten abgeschmettert und wurde dafür von den Stadtregierungen von Biel und Nidau kritisiert. „Westast so nicht!“ hat letzte Woche zudem aufgezeigt, dass die für die Planung der A5 relevanten Verkehrsprognosen auf fragwürdigen Annahmen fussen: Ein Jahr nach der Eröffnung des Ostasts zeigt sich, dass die Prognosen um 40 Prozent zu hoch lagen und anstelle des befürchteten Chaos vielerorts eine Verkehrsberuhigung eintrat. „Westast so nicht!“ ist mit über 2000 Mitgliedern die grösste Bürgerbewegung im Kanton Bern.
Weitere Auskünfte:
Komitee „Westast – so nicht!“


2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/laute-demo-gegen-den-a5westast/story/19961807)
Laute Demo gegen den A5-Westast
Biel
Mehrere tausend Menschen versammelten sich am Samstag in Biel, um gegen den Westast der Autobahnumfahrung zu protestieren.
Zwischen 3500 und 5000 Personen haben sich am Samstag in Biel versammelt, um gegen den Westast der Autobahnumfahrung zu protestieren. Die Westast-Gegner wehren sich gegen die Verkehrsführung und deren Auswirkungen auf die Stadt.

Die Bürgerbewegung «Biel wird laut» fordert insbesondere den Verzicht auf die beiden offenen Autobahnanschlüsse im Stadtzentrum. Diese würden nur noch mehr Verkehr in die Stadt pumpen. Über 700 Bäume und rund hundert Gebäude würden von dem riesigen Bauprojekt tangiert. Wegen der Bauarbeiten wäre der Zugang zum See 15 Jahre lang eingeschränkt.
«Biel bleibt laut» stört auch, dass das nun vorliegende Projekt von den Kantons- und Bundesbehörden ohne Einbeziehung der lokalen Bevölkerung entstanden sei. Die Bevölkerung könne nicht über das Projekt abstimmen, weshalb den Gegnern dieses «Planungsirrsinns aus den 1950er Jahren» nichts anderes übrig bleibe als erneut zu demonstrieren, macht das Bündnis geltend.

Mit viel Lärm gegen den Westast: Die Protestanten werden dem Motto «Biel wird laut» mehr als gerecht. Video: Keystone SDA
Bereits vor einem Jahr gingen rund 3000 Westast-Gegner auf die Strasse. Diesmal waren es laut Polizei etwa 3500, nach Angaben der Organisatoren 4500 bis 5000 Menschen jeglichen Alters. Damit handelte sich um die grösste Kundgebung in Biel seit über 20 Jahren.

Alternative vorhanden
Die Gegner des Westasts pochen auf ein alternatives Projekt, das vom Komitee «Westast, so nicht!» erarbeitet wurde. Das Alternativprojekt sieht einen zweispurigen Tunnel zwischen Bahnhof und See vor – ohne offene Autobahnanschlüsse mitten in der Stadt. Für den Lokalverkehr soll ein Boulevard entstehen. «Stadtraum statt Autobahn» hat sich das Komitee auf die Fahne geschrieben.
Das offizielle Projekt sei altmodisch und dem Denken des 20. Jahrhunderts verpflichtet, wonach mehr Verkehr mit noch mehr Strassen begegnet werden müsse. Heute sei dieses Denken längst überwunden, ist das Komitee überzeugt.

Die Berner Kantonsregierung hat die beiden Projekte evaluiert und die Alternative der Westastgegner verworfen. Das Alternativprojekt würde nicht im gleichen Umfang eine verkehrsentlastende Wirkung entfalten, hielt der Regierungsrat fest.
Die Westast-Gegner wiederum fühlen sich von der Regierung nicht ernst genommen. «Wir haben das Gefühl, dass uns die Behörden nicht hören wollen», sagt Sabine Kronenberg, eine der drei Bielerinnen, die die Bürgerbewegung «Biel wird laut» mitbegründet haben.

Zweite Kundgebung
Mit der zweiten Kundgebung nach 2017 unter dem Motto «Biel bleibt laut» will das Bündnis den Druck auf die Behörden aufrecht erhalten.
Nachdem Biel jahrelang eine Autobahnumfahrung gefordert hat, wird diese nun gebaut. Der Ostast der Umfahrung ist bereits seit rund einem Jahr in Betrieb. Dieser hatte kaum Opposition hervorgerufen. Ganz anders der Westast, für den auch Häuser weichen müssten.

Die Westast-Eröffnung ist frühestens 2035 vorgesehen, und die Kosten werden auf rund 2,2 Milliarden Franken geschätzt. «Ein Kilometer Autobahn Westast kostet 800 Millionen Franken» rechnen die Gegner vor. Damit wäre der Westast wohl die teuerste Autobahn, die je in der Schweiz gebaut wurde, lautet ihr Schluss.
Zudem bezweifelt das Komitee, dass es bei den veranschlagten Kosten bleibt. «Mehrkosten sind absehbar», schreibt es auf seiner Homepage.