2018,  Antifaschismus,  Antirassismus,  Demo,  Gender

Demo Bunt statt braun!

Inhalt:
1. Aufruf
2. Bericht Anarchistische Gruppe Bern
3. Text PNOS Genick
4. Medienberichte


1. Aufruf (Originalquelle: https://www.facebook.com/events/192459611689674/)
Am 1. Dezember wollen sich Faschist*innen der PNOS in der Region Bern zum Parteitag treffen. Auf der Gästeliste finden wir einen Auszug der neofaschistischen Prominenz aus aller Welt: Richard Spencer, Neonazi, Vertreter der White-Supremacy Bewegung sowie antifeministischen Ansichten und der ganzen Palette von reaktionärem Gedankengut. Mit dabei sind auch Eric Weber und Ableger*innen der ungarischen Jobik. Was diese Menschen verbreiten und wofür sie einstehen ist Teil der Ideologie der PNOS und ein Angriff gegen alle unsere Mitmenschen. In den letzten Monaten profilierte sich die PNOS mit Texten gegen queere Menschen, klarer Haltung gegen das Recht auf Selbstbestimmung der Frau*, Unterstützung der Lebenschutzbewegung/ Marsch fürs Leben oder Aktionen gegen Migrant*innen – und erweitert die gesellschaftliche Akzeptanz für menschenfeindliche Ansichten.

Deshalb wollen wir am 1.12 um 14:00 bunt auf die Strasse gehen! Wir setzen ein Zeichen für ein solidarisches Zusammenleben, in dem Menschen nicht in Schubladen gesteckt werden. Wir stehen geschlossen zusammen gegen alle Angriffe von Rechts und kämpfen dafür, dass sich alle Menschen sicher und ohne Unterdrückung an der Gesellschaft teilnehmen und mitbestimmen können

Damit Menschen aus allen möglichen Lebensrealitäten mit uns auf die Strasse können, ist diese Demonstration bewilligt. Lasst die Spraydosen zu Hause – gemeinsam sind wir bunt und geschlossen sind wir stark. Kein Fussbreit dem Rassismus, Sexismus und der Queerophobie!
Am Montag 26.11 findet um 19:00 die zweite offene Sitzung statt. Kommt zahlreich und lädt eure Freund*innen ein. Zusätzliche Helfer*innen werden weiterhin gesucht.


2. Bericht Anarchistische Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/1186888734792814)
Heute gingen in Bern rund 1000 Menschen gegen den PNOS Parteitag und Rechtsextremismus auf die Strasse. Trotz der Bewilligung hatte die Demo einen entschlossenen und militanten Charakter. Auffallend viele junge Antifaschist*innen liefen mit und zeigten, dass Antifaschismus nach wie vor ein wichtiges Thema ist. Bleibt dennoch wachsam bezüglich neuer Infos zum Parteitag der PNOS, diese werden am Abend auf barrikade.info aufgeschalten.




3. Text PNOS Genick (Originalquelle:  https://barrikade.info/article/1667)
PNOS Genick brechen? – Bunt gegen Braun
„Ein Baum, ein Strick, ein PNOS-Genick!“ – Dieser Spruch wurde an der Bunt gegen Braun Demo am 1.Dez als Transpi und als Parole wiedergegeben. Natürlich finde ich die PNOS scheisse, doch egal wie scheisse ich sie finde, eine Morddrohung geht für mich zu weit. Ich konnte mich nicht mehr wohl fühlen mit dem Bild eines erhängten Menschen im Kopf und so vielen Menschen um mich herum, die es scheinbar nicht störte hinter einem Plakat mit dieser Aussage darauf, zu stehen und zu gehen. Es fühlte sich für mich an, als wäre der Demozug der Meinung, die PNOS Mitglieder zu ermorden sei etwas gutes. Für mich war das psychisch sehr schwer. Ich habe den Demozug verlassen. Was denkst du darüber?

Ich nehme den Ausspruch „Ein Baum, ein Strick, ein PNOS-Genick!“ als sehr kontraproduktiv auf, weil:

– Er schreckt viele Menschen ab, die dann eine Abneigung gegen die linksautonomen Bewegungen entwickeln. Mir scheint es aber erstrebenswert, sie nicht abzuschrecken, sondern eher ihre Probleme aufzugreifen und aufzuzeigen, dass diese oft durch unseren Staat und den Kapitalismus ausgelöst werden, so dass sie sich vielleicht irgendwann auch dagegen wehren wollen.

– Er spricht gegen eine funktionierende Anarchie. In einer Anarchie sollten wir Probleme lösen können ohne dafür einen Staat zu brauchen und es wäre aus meiner Sicht erstrebenswert dies durch gewaltfreie Kommunikation und Diskussion zu tun. Deshalb finde ich es gefährlich gleich mit Mord zu Drohen, wenn Menschen Scheiss machen. Ich glaube, das dies für Gegner*innen des Anarchismus ein Beweis dafür ist, dass er nicht funktionieren würde, weil sich dann die Menschen dauernd gegenseitig abschlachten würden.

– Es sind entweder leere Worte, oder dumme Worte. Entweder ihr(die Menschen, die das Transpi geschrieben haben, oder unterstützen) sagt, dass ihr die PNOS-Mitglieder umbringen wollt, tut es aber nicht und dann sehe ich wenig Sinn darin es zu sagen. Oder ihr meint es ernst. Wenn ihr also versuchen würdet ein Mitglied der PNOS umzubringen, oder es sogar schaffen würdet, dann würde dies nur einen wachsenden Widerstand gegen Links bedeuten. Nur wegen einem Toten in der PNOS würden nicht plötzlich alle Rechten ihre Meinung ändern. Nein, sie würden eher bestärkt werden darin, das die Linke gefährlich und schlecht sei.

– Sie zeugen von Vereinfachung und Schwarz-weiss-denken. Es werden zwei Fronten gebildet. Wir und die Andern. Wir sollen leben und die Andern sollen sterben. Doch warum sind die Menschen der PNOS so geworden, wie sie sind und was könnte mensch machen, damit es weniger Leute gibt die so denken? Ich bin davon überzeugt, dass Menschen nicht grundsätzlich schlecht oder gut sind, sondern das die herrschenden Systeme viele Menschen zu Unmenschen machen. Um dies zu verändern, sollten wir Alternativen bieten, Auswege, Freiheiten, niederschwelligen Zugang zur linken Szene, Offenheit. So das sich Menschen anhören können, was wir zu sagen haben und verstehen, was unsere Gedanken sind. Nur durch Diskurs erfahren sie überhaupt, was Rassismus, Faschismus und Sexismus in der heutigen Gesellschaft für eine Bedeutung haben und wie mensch Widerstand leisten kann. Leider klärt unsere Bildung die Menschen über solche Themen nämlich nicht auf. Wenn wir uns also damit auseinandersetzen, wäre es doch wichtig dies anderen weiter zu geben, statt ihnen Angst zu machen, denn die Meisten verstehen gar nicht, wo genau die Probleme liegen.

Mein Lösungsvorschlag wären zugänglichere und reflektiertere Transpis, da die Demos ja da sind, um unsere Meinung unter die Leute zu bringen.

Falls Menschen wirklich die Leute der PNOS umbringen wollen, dann können sie natürlich weiterhin solche Transpis tragen, da ich ihnen diese Freiheit nicht nehmen kann oder will. Ich möchte es einfach nicht unterstützen und fände es gut, wenn alle, die dies auch so sehen, sich von solchen Sprüchen distanzieren würden und nicht einfach blind zusehen und trotzdem mitgehen. Auch im Nazionalsozialismus fanden es viele falsch, dass Jüd*innen ermordet werden, doch sie wendeten sich trotzdem nicht von dieser Aussage ab, da sie den Rest der Bewegung gut fanden. Wir sollten das anders machen. Wenn wir nicht wollen, dass Menschen der PNOS umgebracht werden, dann sollten wir unser Wort erheben gegen die, die das fordern. Klar mensch kann sich entscheiden, ob er*sie in die PNOS will, aber nicht ob er*sie jüdisch, queer oder schwarz ist und das ist ein wichtiger Unterschied zwischen rechter und linker Gewalt. Trotzdem will ich einfach mal die Frage aufwerfen, ob ihr wirklich total hinter dieser Morddrohung stehen könnt. Mach dir doch mal Gedanken darüber, wie du dazu stehst.

Es nervt mich, dass ich hier zu einer Aufspaltung der Linken aufrufe, da wir natürlich stärker sind, wenn wir zusammen kämpfen, aber ich habe während dieser Demo einfach gespürt, dass ich diese Bewegung so nicht unterstützen kann. Dauernd hatte ich das Bild von diesen erhängten und sterbenden Menschen im Kopf und es hat mich sehr getroffen. Kein Mensch ist illegal.


4. Medienberichte (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/stadt/mehr-als-500-demonstrieren-in-bern-gegen-rechtsextreme/story/11821519 & https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Friedliche-Demo-heikles-Plakat/story/10244953)
-Bernerzeitung: Friedliche Demo, heikles Plakat
Die Anti-Pnos-Demo vom Samstag verlief ohne Zwischenfälle. Einzig ein fragwürdiges Transparent sorgte – auch unter den Protestierenden – für Kopfschütteln.

Die Stadt Bern erlebte am Samstag wieder mal einen Demonstrationstag. Unter dem Motto «Bunt statt braun!» hatten linke Kreise zum Protest gegen den gleichentags stattfindenden Parteitag der ultrarechten Pnos (Partei National Orientierter Schweizer) aufgerufen. Rund 500 Personen nahmen am Nachmittag an der bewilligten Kundgebung in der Berner Altstadt teil. Die Demonstration, welche ab 14 Uhr vom Bärenpark bis auf die Schützenmatte führte, verlief friedlich. Einzig der öffentliche Busverkehr war vorübergehend beeinträchtigt. Die aufgebotene Polizei hielt sich im Hintergrund.
Zu reden gab jedoch ein Transparent, welches Demonstrierende in die Höhe hielten. «Ein Baum, ein Strick, ein Pnos-Genick» war dort zu lesen. Dieser Spruch ging wohl auch einigen Protestierenden zu weit. Auf dem linken Nachrichtenportal Barrikade.info schreibt ein anonymer Demoteilnehmer, er finde die Pnos zwar auch daneben, «eine Morddrohung geht für mich aber zu weit». Er habe deshalb den Demozug verlassen.

Pnos war in Melchnau
Um den Pnos-Parteitag herrschte lange Zeit Verwirrung. Der Treffpunkt wurde geheim gehalten, um sich vor linken Störmanövern zu schützen. Ursprünglich sollte das Treffen in Oensingen SO stattfinden. Doch am Freitag verhinderten die örtlichen Behörden die Durchführung in ihrer Gemeinde.
Wie TeleBärn am Sonntag berichtete, ging der Parteitag schliesslich im Restaurant Linde im oberaargauischen Melchnau über die Bühne. Der Wirt erklärt gegenüber dem Regionalsender, die Hintergründe der Veranstaltung nicht gekannt zu haben.

Ohne Spencer
Laut einem Facebook-Eintrag der Pnos waren 70 Leute am Parteitag dabei. Aus dem Eintrag geht hervor, dass der eingeladene Richard Spencer nicht vor Ort war. Dem Anführer der amerikanischen White-Supremacy-Bewegung seien die Ausreise aus den USA und die Einreise in die Schweiz verboten worden. Anwesend waren hingegen Alt-Nationalrat Valentin Oehen sowie Eric Weber von der «Volksaktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat».
-DerBund: Mehr als 500 demonstrieren in Bern gegen Rechtsextreme
In der Berner Altstadt fand am Samstag eine Kundgebung statt, die sich gegen die rechtsradikale Partei Pnos richtet. Die Demonstration verlief friedlich.

Mit einer halben Stunde Verspätung ging es kurz nach 14.30 Uhr los. «Siamo tutti antifascisti» wurde im Chor skandiert, und dann zogen die mehr als 500 Demonstrantinnen und Demonstranten vom Berner Bärengraben in Richtung Innenstadt. Ziel der bewilligten Kundgebung: Viel Lärm und Stimmung gegen die rechtsradikale Partei Pnos machen. Die Rechtsextremen wollen am Samstag ihren Parteitag in der Region Bern durchführen. Die Polizei begleitete den Umzug, hielt sich aber die ganze Zeit im Hintergrund.
Organisiert wird die Demonstration von verschiedenen politischen Gruppierungen, darunter die Jungsozialisten (Juso). Sie begründen in einer Medienmitteilung die Demonstration damit, dass die Ideologie der Rechtsradikalen eine konkrete Bedrohung für viele Menschen bedeute. Das von der Pnos vertretene Frauenbild degradiere diese zu Gebärmaschinen und unterwerfe sie vollständig dem «weissen Mann», heisst es. Die Organisatoren geben sich nach der Demonstration zufrieden. Man habe nicht mit so vielen Teilnehmern gerechnet, wie sie gegenüber einem «Bund»-Reporter vor Ort sagen.

Unklarheiten um Pnos-Parteitag
Nach wie vor Verwirrung herrscht um den Grund für die Demonstration, den Parteitag der Pnos. Derzeit ist immer noch nicht bekannt, ob und wo der Anlass am Samstagabend stattfindet. Angekündigt wurde er an einem Ort in der «Region Bern». Am Freitag verhinderten die Behörden von Oensingen die Durchführung in ihrer Gemeinde, wie der Regionalsender Telebärn berichtete.
Auch über die eingeladenen Gäste herrscht Unklarheit. So postete die Pnos ein Bild, das Richard Spencer in einer Bar in Langenthal zeigen soll. Der Vertreter der White-Supremacy-Bewegung gilt als einer der Verantwortlichen für die Ausschreitungen in Charlottesville, wo eine linke Demonstrantin getötet wurde. Spencer steht auf der Rednerliste des Parteitags.

Am Sonntag meldete sich die Pnos in einem ausführlichen Schreiben zum Parteitag auf Facebook. In der Zusammenfassung der verschiedenen Beiträge der einzelnen Redner wird auch klar: Richard B. Spencer war nicht in der Schweiz. Ihm sei die Ausreise aus den USA und die Einreise in die Schweiz verboten worden, schreibt die Pnos. Er wurde am Pnos-Parteitag live aus Amerika zugeschaltet.
Auch Eric Weber aus Basel und Vertreter der rechtsradikalen ungarischen Jobik-Partei wurden angekündigt. Wo genau die Veranstaltung abgehalten wurde, ist nach wie vor nicht bekannt. Auf Facebook schreibt die Pnos einzig, es hätten sich rund 70 Leuten im Oberaargau «an einem urchigen Ort» zu «angeregten Diskussionen» getroffen. (spr/nfe)