2019,  Farbe,  Repression,  Türkei & Rojava

Sprayaktion & Amokfahrt Polizei Bern

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienmitteilung Reitschule
3. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: https://www.facebook.com/rjgbern/videos/359965264855879/?v=359965264855879)
+++ Amokfahrt der Polizei Bern +++
Edit: Offenbar gab es mindestens eine verletzte Person

Heute 2. März kurz nach 00.00 Uhr begaben sich einige Menschen auf die Neubrückstrasse, sperrten die Busspur und begannen ein politisches Graffiti für Ivana Hoffmann, eine in Rojava gefallene deutsche Internationalistin, an die Wand zu sprayen. Mehrere Bernmobil Busse wurden durchgelassen und die Stimmung war friedlich.
Nach einigen Minuten tauchte ein ziviles Polizeifahrzeug (VW Passat, BE xxx xxx) auf und blieb stehen. Da die Sprüher*innen keine Konfrontation mit der Polizei suchten, blieb die Gruppe ruhig, stoppte mit dem Sprayen und zog sich zurück. Dabei wollte die Polizei einige Sprüher*innen anhalten und fuhr gegen rechts auf die Wand zu. Als die Sprühenden wegrannten, drehte der Wagen und es begann eine schockierende Amokfahrt.
Der Polizist am Steuer steuerte das Auto weg von der Strasse, direkt und gezielt in die Menschengruppen hinein, welche sich auf dem Trottoir neben der Reitschule befanden. Da aufgrund der Graffitiaktion viele Zuschauer*innen dort standen, wurden bewusst Unbeteiligte gefährdet. Das Auto wurde als Waffe eingesetzt. Der Polizei war es jederzeit möglich auf der Strasse ohne Gefahr wegzufahren, dennoch beschleunigte der Polizist und fuhr den ganzen Weg bis nach der Brücke auf dem Gehsteig ohne Rücksicht auf umstehende Menschen.

Augenzeug*innenberichte und Videomaterial gerne an: medien@reitschule.ch


2. Medienmitteilung Reitschule (Originalquelle: https://barrikade.info/article/1923)
Gestern Abend fuhren zwei Kantonspolizisten mit ihrem zivilen Dienstwagen in eine Menschengruppe bei der Reitschule Bern. Dies geht aus gestern veröffentlichtem Videomaterial sowie Zeugenaussagen hervor. Den Darstellungen der Kantonspolizei Bern widersprechen wir vehement.

Die beiden Polizisten befanden sich mit ihrem Fahrzeug auf der Neubrückstrasse und beobachteten, wie mehrere Personen ein Graffiti an einer Wand nahe der Brücke anbrachten. Als diese Personen sich auf das Trottoir zurückzogen, legten die Polizisten den Rückwärtsgang ein, setzen einige Meter zurück und lenkten ihren Wagen von der Strasse auf das Trottoir. Sie beschleunigten das Fahrzeug und fuhren gezielt in eine Gruppe von Menschen, die die Situation vom Trottoir aus beobachteten. Darunter befanden sich auch viele Unbeteiligte. Viele dieser Personen mussten sich mit einem Sprung zur Seite retten, um nicht vom Auto erfasst zu werden. Mehrere Personen wurden bei dem Vorfall verletzt. Eine Person wurde zwischen Polizeifahrzeug und Mauer eingeklemmt und wurde am Knie verletzt.

Die Reitschule Bern sammelt Bild- und Videomaterial sowie Augenzeugenberichte, die den Tathergang genauer dokumentieren. Wir bitten alle Zeug*innen und Verletzten des Vorfalls, mit uns via medien@reitschule.ch Kontakt aufzunehmen. Verschlüsselte E-Mails nehmen wir gerne auf mediengruppe_reitschule@immerda.ch entgegen.
Die Reitschule erwägt zudem, Strafanzeige einzureichen.
Mediengruppe Reitschule Bern


3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/aktivisten-werfen-berner-polizei-schockierende-amokfahrt-vor/story/16215339)
Linke Aktivisten werfen der Polizei «Amokfahrt» vor
Bei der Berner Reitschule ging die Polizei gegen Sprayer vor. Eine angebliche «Amokfahrt» sei im «Schritttempo» erfolgt, beteuert die Polizei.

Die Mediengruppe der Berner Reitschule hat am Samstag happige Vorwürfe gegenüber der Berner Kantonspolizei erhoben. Ein ziviles Polizeifahrzeug soll vor dem alternativen Kulturzentrum in eine Gruppe Menschen gefahren sein. Die Polizei widerspricht dieser Darstellung. Die Reitschule beruft sich auf Zeugenaussagen und gestern veröffentlichtes Videomaterial, wie die Mediengruppe in ihrer Mitteilung schreibt.

In dm mit «Amokfahrt der Polizei» betitelten Video, das die Revolutionäre Jugendgruppe Bern auf Facebook verbreitet, lässt sich die Version der Reitschule jedoch nicht eindeutig erhärten. Zu sehen ist zunächst eine Gruppe Vermummter, die eine Wand besprayen.

Als nächstes wird ein schwarzer Personenwagen sichtbar, der zurücksetzt leicht beschleunigt und anschliessend durch eine Menschengruppe fährt, die in der Nähe der Sprayer stand. Weiter ist zu sehen, wie Personen vor dem Auto wegrennen oder -springen.
Auszumachen sind im Video auch Vermummte, die mit nicht näher identifizierbaren Objekten nach dem Auto werfen. Auch Feuerwerkskörper und Rauch sind zu sehen. Genaueres lässt sich nicht erkennen. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf Samstag. Die Reitschule erwägt nach eigenen Angaben, Strafanzeige zu erstatten.

Aktion abgebrochen
Die Berner Kantonspolizei bestätigte gegenüber Keystone-SDA den Einsatz. Eine Patrouille in einem zivilen Fahrzeug habe auf der Neubrückstrasse bei der Eisenbahnbrücke mehrere Vermummte gesichtet, die dort gesprayt hätten, führte Sarah Wahlen, Sprecherin der Berner Kantonspolizei auf Anfrage aus.
Auch auf der Strasse hätten sich vermummte Personen befunden. Als die Vermummten die Polizei erkannt hatten, sei ein Grossteil Richtung Reitschule weggegangen. Eine Person habe weiter gesprayt und auf das zivile Polizeifahrzeug eingeschlagen.

Diese Person habe die Patrouille anhalten wollen und sei ihr mit dem Auto Richtung Trottoir gefolgt, wo sich weitere vermummte Schaulustige befanden. Dort wurde das Auto gemäss Wahlen von Vermummten mit diversen Wurfgegenständen beworfen. Die Patrouille entschied in der Folge, den Einsatz abzubrechen und fuhr über das Trottoir zurück auf die Strasse Richtung Bollwerk.

Der Lenker des zivilen Polizeiautos habe bei seiner Fahrt gehupt und sei in angepasstem Tempo gefahren. Die Aktion habe die Patrouille auch abgebrochen, um keine Menschen zu gefährden. «Das war das oberste Ziel», betonte Wahlen.
Von Verletzten hat die Polizei keine Kenntnis. Die Reitschule spricht von mehreren Verletzten.