Räumung Fabrikstrasse (Fabrikool)
Inhalt:
1. Live-Ticker
2. Solidaritätserklärung Revolutionäre Jugend Gruppe Bern
3. Medienbericht
1. Live-Ticker (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/1297189690429384?__tn__=-R & https://barrikade.info/article/2274)
++ 6:30 Uhr: Die Räumung des Fabrikools hat heute morgen begonnen ++
++ 8:30 Uhr: Erste Zusammenfassung. Heute morgen fuhr ein grosses Polizeiaufgebot vor dem Fabrikool vor. Zugleich wurde sich Zutritt zum Gebäude verschafft und mit der Räumung begonnen. Solidarische Menschen wurden im Verlauf des Morgens kontrolliert und weggewiesen. Nebst der Zerstörung der Infrastruktur wurden auch Bäume gefällt. Das Grosseaufgebot der Polizei sorgte für bei vielen Student*innen und Quratierbewohner*innen für Unverständnis. Besonders gross ist die Wut darüber, dass ein belebtes Gebäude nun verkommerzialisiert wird. Die Räumung hält noch an und sollte noch einige Stunden dauern.
++ 9:45 Uhr: Ein grosser Teil des Aufgebotes ist mittlerweile abgezogen. Das Gebäude erhält ein Baugerüst – somit wird auch bald saniert. Haltet eure Augen und Ohren offen für weitere Infos. Die heutige Räumung war die staatliche Antwort auf eine klare politische Haltung. Die Besetzer*innen hatten bewusst die Zwischennutzung gekündigt, weil der Kanton immer wieder Steine in den Weg gelegt und das Haus an ein gewinnorientiertes Projekt verkauft hatte.
++ 11:00 Uhr Nachtrag: Bei der Räumung der Effy29 2017 wurde die Sondereinheit Enzian notfallmässig aufgeboten. Heute kamen Sonderheiten bereits präventiv zum Einsatz. Gefährliche Standards, die hier durchgesetzt werden.
++ 12:00 Uhr: Seit den frühen Morgenstunden wird das besetzte Haus Fabrikool in der Länggass in Bern von Vertretern des Kantons und Cops geräumt.
Das Gebäude ist grossräumig abgesperrt und von etwa 25 Grenmobs mit Hunden umstellt.
Rund um das Gebäude werden alle Bäume abgeholzt, ein Gerüst aufgebaut, alle Fenster mit Brettern von innen zugeschraubt und alles was sich draussen befand, von Pizzaofen über Trampolin bis Aussenküche, wird demontiert und reingeräumt.
Immer wieder wurden Cops mit Bolzenschneidern und Vorschlaghammern gesichtet, die sich eifrig im Gebäude an ihr zerstörerisches Werk machten.
Der überaus motivierte Kantonsvertreter Beat Keller ist natürlich persönlich vor Ort und ist sich nicht zu schade, beim Wegräumen mit anzupacken.
Viele solidarische Menschen – auch aus der Nachbar*innenschaft – sind vor Ort und beobachten das Geschehen. Den ganzen Morgen über wurden mehrere Leute Personenkontrollen unterzogen, es wurden Rayonverbote erteilt und zwei junge Menschen verhaftet, nachdem sie von einem Haufen Robocops durchsucht und festgehalten worden waren.
Nur weil die Behörden meinen, sich mal in Ruhe in unserem Haus austoben zu können, ist es noch lange nicht vorbei! Deshalb: Augen und Ohren offen halten, weitere Infos folgen.
2. Solidaritätserklärung Revolutionäre Jugend Gruppe Bern (Originalquelle: https://revolutionär.ch/?p=4155)
Wir als RJG Bern solidarisieren uns mit dem Fabrikool Kollektiv. Unsere Unterstützung gilt Euch! Euer Kampf ist unser Kampf! Gemeinsam gegen dieses System welches uns trennen und verwerten will.
Mit dem Fabrikool wurde ein wunderbarer und selbstorganisierter Raum geschaffen. Kreativität und eine radikale Kritik an den herrschenden Verhältnisse mischten sich und brachten einen lebendigen, spannenden Ort der Begegungen hervor. Mit viel Liebe und Elan wurde die Bruchbude zu einem schönen Ort -offen für alle- umfunktioniert.
Diese zwei lebendigen Jahre sind nun vorbei. Vermutlich wird jedoch bald ein neuer Raum zum Leben erweckt werden. Doch der Scheune in der Länggasse wird nun wieder einige Zeit des Leerstandes bevorstehen. Eine sehr dumme Entscheidung der kantonalen Beamten. Dies in einer Zeit, wo gerade städtische Wohn -und Freiräume mehr als knapp sind.
Freiraum heisst ein Raum der Frei von der Logik des Kapitals ist, welcher frei ist von den Zwängen des Staates, welcher frei ist von dem kranken Gedanken (und leider auch Recht) des Eigentums, frei vom zerstörerischen Charakter des Patriarchates! Der erbärmliche Versuch der Stadt/Kantone mit Zwischennutzungen Besetzungen zu verhindern wird nie funktionieren. Denn Freiräume können nicht in ihren grauen Aktenordnern gedeihen – Freiräume werden erkämpft, sie bieten Abenteuer und folgen nicht den profitgelenkten Pläne der kapitalistischen Stadtplaner*innen. Freiräume sind radikal gelebter Widerstand in einem mörderischen System der Ausbeutung und Ausgrenzung.
In diesem Sinne: Kämpfen wir gemeinsam weiter. Für viele Inseln der kollektiven Vernunft und des schönen, da selbstbestimmten Lebens!
Danke Fabrikool! Danke Osterhasen! Danke Furia! Danke Denk:Mal! Danke CafeToujours! Danke Reitschule! Danke Böxli! Danke Wagenplätze! Danke an die anonym bleibenden Besetzungen… Schön das es euch gibt!
3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/fabrikool-am-ende-neuhaus-verteidigt-raeumung/story/10038378)
«Fabrikool» am Ende – Neuhaus verteidigt Räumung
Die Besetzung der Alten Schreinerei in der Länggasse ist Geschichte. Die Polizei hat das vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzte Gebäude am Dienstagmorgen geräumt. Dies sei keine Absage an Zwischennutzungen, betonte Baudirektor Christoph Neuhaus.
Seit Ende April war es eine Frage der Zeit, bis die besetzte Schreinerei in der Berner Länggasse polizeilich geräumt sein würde. Nachdem das «Fabrikool»-Kollektiv die vom Kanton gesetzte Frist zum Auszug hatte verstreichen lassen, reichte dieser Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung ein. Und er stellte einen Räumungsantrag. «Diesen haben wir vollzogen», sagte Ramona Mock von der Medienstelle der Kantonspolizei Bern am Dienstag auf Anfrage.
Kurz vor sieben Uhr am frühen Dienstagmorgen vermeldeten auf den sozialen Medien die ersten Einträge, dass im Morgengrauen die «Fabrikool»-Räumung begonnen habe. Offenbar waren zu Beginn auch Sondereinheiten im Einsatz, die abgezogen wurden, als klar war, dass sich niemand im Haus befand.
Im Lauf des Vormittags entfernten Handwerker unter dem Schutz von Polizeikräften, die das Areal umstellten, Transparente von der Hausfassade, fällten einen Baum, rissen Sträucher aus. Ein Fenster nach dem anderen wurde mit Holztafeln verschalt, und am Nachmittag war das ganze Haus mit einem Gerüst umstellt.
«Bis das Haus umgebaut werden kann, wird es mit einer vier Meter hohen Schutzwand gesichert, und eine Sicherheitsfirma überwacht das Gebäude», sagte der kantonale Baudirektor Christoph Neuhaus (SVP) am Nachmittag an einer kurzfristig angesetzten Medienorientierung.
Neuhaus: «Wir dulden keinen vertragslosen Zustand»
Neuhaus betonte, dass er Zwischennutzungen sinnvoll finde, und der Kanton wolle auch weiterhin dazu Hand bieten. Beim alten Gebäude an der Fabrikstrasse, das Anfang 2017 vom «Fabrikool»-Kollektiv besetzt wurde, seien die Voraussetzungen dafür aber nicht mehr gegeben gewesen.
«Wir dulden keinen vertragslosen Zustand», erklärte Neuhaus. Zu diesem war es gekommen, weil das Besetzerkollektiv nach dem Verkauf der Liegenschaft im September 2018 den nach der Besetzung mit dem Kanton ausgehandelten Zwischennutzungsvertrag fristlos kündigte. Das Haus sei jetzt wieder besetzt, erklärte das Kollektiv, und man werde die nächsten fünfzig Jahre bleiben.
In den letzten Monaten habe sich das «Fabrikool»-Kollektiv von einem Verein mit klar bezeichneten Ansprechpersonen zu einer Gruppe gewandelt, mit der kaum noch kommuniziert werden konnte, sagte Neuhaus an der Medienkonferenz. Weil der Kanton für das Gebäude zuständig sei und im Notfall Zugang haben müsse, habe dies nicht akzeptiert werden können.
Zudem seien die Käufer – zwei Architekten, die einen Quartiertreffpunkt mit Markthalle, Restaurants und Studentenwohnungen realisieren wollen – verunglimpft und bedroht worden. Schliesslich schädigten die Besetzer laut Neuhaus mit Sprayereien oder mit dem Einbau von Fenstern sowie eines Ofens zunehmend die Substanz des denkmalgeschützten Hauses, in dem grosse Brandgefahr herrsche.
Am späteren Morgen hatten sich rund 20 Sympathisierende vor dem Haus eingefunden, die das Geschehen ruhig beobachteten. Laut Regierungsrat Neuhaus hätte das Kollektiv unter geregelten Bedingungen bis Ende Jahr im Haus bleiben können. Bis dann möchten die Verantwortlichen über eine Baubewilligung verfügen, 2021 soll das sanierte und umgebaute Haus bezogen werden können.
In den letzten Monaten habe sich das «Fabrikool»-Kollektiv von einem Verein mit klar bezeichneten Ansprechpersonen zu einer Gruppe gewandelt, mit der kaum noch kommuniziert werden konnte, sagte Neuhaus an der Medienkonferenz. Weil der Kanton für das Gebäude zuständig sei und im Notfall Zugang haben müsse, habe dies nicht akzeptiert werden können.
Zudem seien die Käufer – zwei Architekten, die einen Quartiertreffpunkt mit Markthalle, Restaurants und Studentenwohnungen realisieren wollen – verunglimpft und bedroht worden. Schliesslich schädigten die Besetzer laut Neuhaus mit Sprayereien oder mit dem Einbau von Fenstern sowie eines Ofens zunehmend die Substanz des denkmalgeschützten Hauses, in dem grosse Brandgefahr herrsche.
Am späteren Morgen hatten sich rund 20 Sympathisierende vor dem Haus eingefunden, die das Geschehen ruhig beobachteten. Laut Regierungsrat Neuhaus hätte das Kollektiv unter geregelten Bedingungen bis Ende Jahr im Haus bleiben können. Bis dann möchten die Verantwortlichen über eine Baubewilligung verfügen, 2021 soll das sanierte und umgebaute Haus bezogen werden können.