2019,  Besetzung,  Freiraum,  Repression

Besetzung & Verdrängung Bauwagen Uferweg

Inhalt:
1. Communiqué


1. Communiqué (Originalquelle: https://www.facebook.com/raumraub/posts/2351548811729052?__tn__=H-R)
Einen kleinen Platz an der Aare entdeckten wir – schnell war der Platz von Gestrüpp befreit. Viele Menschen mit grossen Träumen, vielen Ideen und Hoffnungen sowie ein kleiner Bauwagen fanden dort sofort Anschluss. Über die Stadtentwicklung, Konsumverhalten und Zukunftswünsche wollten wir diskutieren. Doch diese Diskussionen und Träume wurden zu früh von Unkraut wieder übersät.

Der kleine Bauwagen wurde am Donnerstag, 27. Juni 2019 auf das Fundament am Uferweg an der Aare – zwischen Lorrainebrücke und alter Brauerei – gestellt. Der Platz wurde vom Gestrüpp befreit und geputzt. Aus Holz wurden Sitzmöglichkeiten und Infowände gebaut. Menschen kamen vorbei und Gespräche entstanden. Es stellte sich schnell heraus, dass viele Menschen aus dem Quartier grosse Freude am Projekt hatten und sich neugierig hinsichtlich des zu erwartenden Programms zeigten. Gleichzeitig zeigten sich viele Menschen erfreut darüber, dass der Platz, den sie für ihre Turnübungen gerne nutzen, gereinigt wurde. Die Besitzenden wurden per Briefpost informiert und eingeladen den umgestalteten Platz zu besuchen.
Ein paar Tage später, Montag 1. Juli 2019: Anstelle einer Antwort erhielten wir Besuch von der Polizei. Während wir versteckt die Polizei dabei beobachteten, wie sie auf uns warteten, erhielten wir eine Mail von den Besitzenden. Der Platz müsse bis 18.00 Uhr geräumt werden. Auf unsere Bitte, dass wir mehr Zeit benötigen um den Platz zu räumen, gingen die Besitzenden nicht ein – ,Wir verhandeln nicht mit Ihnen’ hiess es von Seiten Pagano und Gutknecht.
Mit kleiner Verspätung wurde der Bauwagen weggeschafft, die Möbel der Allgemeinheit überlassen und die Infowand mit Broschüren gefüllt. Doch nun ist das Fundament eingezäunt, jegliches Betreten ist verboten. Ein Austausch zwischen den Menschen vor Ort und den Besitzenden konnte nie stattfinden.
In der Stadt Bern fehlt es an unkommerziellen Freiräumen. Gleichzeitig werden vielgenutzte Orte zunehmend mit Bars zugepflastert. Dass der ungenutzte und mit Gestrüpp überwachsene Platz am Uferweg nicht zu einer kleinen Oase in der Stadt werden kann, zeigt das grundlegende Problem des Eigentums auf: Ungeachtet der Bedürfnisse vieler Menschen dürfen Pagano und Gutknecht den Platz nicht nur über Jahre leer lassen, sondern ihn polizeilich räumen und einzäunen lassen. Das richterliche Verbot zur Nutzung des Platzes liegt seit September 2012 vor.
Und so scheint es, als würde das Fundament am Uferweg weitere Jahre ungenutzt bleiben, während Freiräume schwinden und der öffentliche Raum weiter kommerzialisiert wird.
Doch wir geben nicht auf. Freiräume werden nicht geschenkt, sie müssen erkämpft werden. Gestärkt durch die Erfahrungen an der Aare ziehen wir mit unserem kleinen Bauwagen weiter und wissen, dass der Tag kommen wird, an dem der Boden nicht mehr in privaten Händen liegt, sondern der Allgemeinheit gehört.

Pagano & Gutknecht enteignen