2019,  Antifaschismus,  Diverse Aktionen,  Transpiaktion

Vorfälle BSC YB vs. Roter Stern Belgrad

Inhalt:
1. Antifaschistisches Kleistern RJG Bern
2. Transpiaktion Anarchistische Gruppe Bern
3. Medienbericht


1. Antifaschistisches Kleistern RJG Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/rjgbern/posts/1430114010474448)
Heute Spielen die Berner Young Boys gegen den Roten Stern Belgrad. Mehrere tausend Hools und Ultras aus Belgrad kommen heute nach Bern.
Der serbische Rekordmeister wurde ursprünglich von der antifaschistischen und sozialistischen Jugendvereinigung USAOS gegründet. Doch dieses Erbe hat der Verein nicht bewahrt. Ein Grossteil der Fans sind faschistische Nationalisten, der Verein findet nur lobende Worte für sie.
Immer wieder kommen anlässlich internationaler Fussballspiele rechtsradikale Hools in grosser Zahl nach Bern. Vielen ist noch in Erinnerung, wie im letzten Jahr Anhänger von Dynamo Zagreb Frauen* an der Aare belästigten und rechtsradikale Symbole sprühten.

Aus diesem Grund haben wir gestern Abend zwischen dem Bahnhof Bern und dem Wankdorfstadion Plakate gekleistert und Parolen an die Wände geschrieben, um dem Faschoaufmarsch wenigstens ein wenig Gegensteuer zu geben. Auf den Plakaten schrieben wir in serbischer Sprache „Смрт фашизму“ („Tod dem Faschismus“) und unter dem gut sichtbaren Antifa Logo und einem rot-schwarzen Stern eine Solidaritätsbekundung an jene, welche in Belgrad gegen den Faschismus kämpfen und gekämpft haben.

Dass grosse Faschogruppen für Fussballspiele nach Bern reisen ist nicht unüblich. Die Plakate und Parolen sind dabei nur ein kleine symbolische Aktion. Lasst uns in Zukunft massenhaft und organisiert gegen die Faschos vorgehen!


2. Transpiaktion Anarchistische Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/photos/a.527339417414419/1375356965945989/)
Während des heutigen Spieltages zwischen BSC YB und Roter Stern Belgrad kam es zu diversen Angriffen durch rechtsradikale Fans von Belgrad. Dies reiht sich ein in eine Vielzahl von diversen Übergriffen durch Rechtsradikale in Rahmen von Fussballspielen in Bern. Auch in den lokalen Vereinen schleicht sich vermehrt neofaschistisches Gedankengut ein. Ob in Stadt oder in den Stadien – lasst uns den Nazis nicht den Raum überlassen.

Heute zogen Hunderte, darunter viele rechtsradikale Fans von Belgrad, durch Bern. Bei der Hodlerstrasse wurden «Randständige» brutal zusammengeschlagen. Beim Café Kairo wurden Bierdosen geworfen, weil eine LGBT*-Fahne wehte. In der ganzen Stadt wurden diverse Kleber mit rassistischem, sexistischem und faschistischem Gedankengut angebracht. All dies ist kein Zufall, sondern Ausdruck des rechtsradikalen Gedankengutes. Dieses zelebriert einen männlichen Gewaltfetisch und richtete diese Gewalt gegen Menschen, die nicht in ihr Weltbildpassen, wie beispielsweise LGBTIQ*-Menschen oder Linke.

Solche Aufmärsche werden oftmals bei der Reitschule vorbeigeführt. Während ausserparlamentarische Demos gerne mit voller Härte der Repression niedergeschlagen werden, ist bei den rechten Fanmärschen kaum Polizei zu sehen – so wie heute bei der Hodlerstrasse. Sollte also einmal aus einem Marsch heraus die Reitschule angegriffen werden, so kommt dies der jetzigen Law-and-Order Politik ganz gelegen. Deswegen müssen wir heute und an anderen Tagen selbest aktiv werden und einen antifaschistischen Selbstschutz organisieren. So wie heute mit einem Solidaritätstranspi beim Kairo oder wie die RJG Bern durch antifaschistisches Kleistern.


3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.langenthalertagblatt.ch/region/bern/brutaler-angriff-waehrend-fanmarsch/story/13977215)
Brutaler Angriff während Fanmarsch
Während des Fanmarsches der serbischen Anhänger von Roter Stern Belgrad kam es am Mittwochabend zu mehreren Zwischenfällen. Bei einer Massenschlägerei gab die Polizei gar Warnschüsse ab.

Mit den Fans aus der serbischen Hauptstadt Belgrad waren am Mittwoch heissblütige Gäste in Bern. Das Hinspiel der Champions-League-Qualifikation zwischen YB und Roter Stern Belgrad wurde als Hochrisikospiel eingestuft.

Dass ein massives Polizeiaufgebot gerechtfertigt war, zeigte sich schon rund drei Stunden vor dem Spiel. Weit über tausend serbische Fans begaben sich vom Waisenhausplatz aus auf einen unbewilligten Fanmarsch. Die Kantonspolizei liess diesen gewähren, begleitete den Fantross jedoch eng.

Kurz vor der Lorrainebrücke – bei der Drogenanlaufstelle – kam es zu einem brutalen Zwischenfall. Leserreporter-Videos auf diversen Newsportalen zeigten, dass mindestens 15 Fans auf mehrere Personen einprügelten – teils mit Eisenstangen.

Die Polizei versuchte mit Schlagstöcken und Tränengas die Angreifer in Schach zu halten. Doch das reichte offenbar nicht. Ein Polizist gab gar mehrere Warnschüsse in die Luft ab, ehe sich die Szene beruhigte.

Die Kantonspolizei bestätigte die Schussabgaben. Laut einem «Blick»-Leserreporter griff ein Mann mit einem Stock die Roter-Stern-Anhänger an, woraufhin die Attacke der Fans folgte.

Dosenwürfe auf Bar-Gäste
Kurze Zeit später verletzte sich zudem eine Person auf der Lorrainebrücke. Die Ambulanz wurde aufgeboten. Dies führte dazu, dass die Brücke bis nach 20 Uhr teilweise gesperrt blieb. Auch in diesem Fall blieben die Hintergründe vorerst unklar.

Es waren nicht die einzigen Zwischenfälle, die vom Besuch der Roter-Stern-Fans einen sauren Nachgeschmack zurücklassen. Im Lorrainequartier warfen serbische Fans mehrere volle Bierdosen gegen die gut besetzte Gartenterrasse des Cafés Kairo.

Offenbar störten sich homophobe Fans an einer LGBT-Fahne am Haus, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Beim Kiosk am Nordring sowie an einer Tankstelle im Breitenrainquartier sollen Fans ausserdem Bierdosen geklaut haben, wie ein Leserreporter gegenüber «20 Minuten» berichtete.

Als die Belgrad-Fans durch die Lorraine marschierte, wirkte die Stimmung ruhig. Aber der Eindruck täuschte. Video: Christian Häderli

Nach 45 Minuten trafen die lautstark skandierenden Roter-Stern-Anhänger beim Stade de Suisse ein. Die Stimmung blieb aufgeheizt. Vereinzelt waren gar Scharmützel innerhalb der Fangruppen zu beobachten. Auch der Stadioneinlass verlief nicht ohne Probleme. Offenbar versuchten serbische Fans, Teile des Sektors C zu stürmen.

Berüchtigte Fangruppe
Es schien am Mittwoch so, dass weit mehr als die 2000 serbischen Fans, welche Tickets für den Gästesektor hatten, in Bern zugegen waren. Das hatte sich in den letzten Tagen in Internetforen angekündigt.

Am Mittwochnachmittag hing an einer Autobahnbrücke gar ein Transparent mit dem Aufruf an alle serbischen Fans, doch allesamt nach Bern zu kommen. Davon zeugte ein Foto auf Twitter. YB-Fans ärgerten sich, dass offenbar Saisonabo-Besitzer mit Vorkaufsrecht Tickets an serbische Fans weiterverkauft hatten. So sassen im Sektor C nicht wenige Zuschauer in rot-weissen Shirts.

Streitereien auch nach dem Spiel
Auch nach dem Spiel bis zur Abreise der Gästefans kam es laut Polizeiangaben zu Tätlichkeiten und Streits. Bei verschiedenen Vorfällen wurden nahe des Stadions eine Frau und ein Mann verletzt. Sie wurden ins Spital gebracht.

Insgesamt nahm die Polizei am Abend drei Personen vorübergehend in Gewahrsam. Gegen einen Mann lag demnach eine Einreisesperre vor, ein weiterer hatte mutmassliche gefälschte Eintrittstickets bei sich. Nach dem Spiel widersetzte sich zudem eine Person einer Kontrolle und wurde abgeführt.

Die Berner Young Boys und Roter Stern Belgrad kämpfen diese und nächste Woche um den Einzug in die Gruppenphase der Fussball-Champions League. Im Hinspiel am Mittwochabend in Bern treten sich die beiden Teams unentschieden 2:2. Das Rückspiel folgt nächsten Dienstag in Belgrad.

Serbische Medien heizten ein
Die zuweilen sehr polemischen Medien in Serbien heizten im Vorfeld der Partie die Stimmung unter den eigenen Fans ordentlich an. Die Zeitung «Kurir» behauptete etwa, serbische Fans, die sich nicht im Gästesektor aufhielten, würden aus dem Stadion weggewiesen.

Der serbische Anhang – und vor allem die berüchtigte Fangruppe Delija – steht bei der Uefa unter Dauerbeobachtung. Im letzten Jahr wurde dem serbischen Spitzenclub im Playoff zur Königsklasse zu Hause gegen Salzburg ein Geisterspiel auferlegt, weil sich Fans zuvor rassistisch verhalten hatten. Die Ultras gelten als radikale Nationalisten.

Mit dem Besuch der Fussballgäste aus Serbien erlebten Bernerinnen und Berner am Mittwoch eine Art Déjà-vu. Bereits vor einem Jahr machte die Stadt unschöne Erfahrungen mit Fangruppen aus dem Balkan.

Fans von Dinamo Zagreb und deren Untergruppe Bad Blue Boys belästigten Schwimmerinnen an der Aare. Auch sie veranstalteten einen unerlaubten Fanmarsch durch die Stadt, bei dem auch Nazi-Parolen skandiert wurden.