2019,  Demo,  Ökologie,  Türkei & Rojava

Demo Revolutionäre Kämpfe verbinden

Inhalt:
1. Aufruf
2. Mobivideo Revolutionäre Jugend Gruppe Bern
3. Communiqué
4. Bericht Anarchistische Gruppe Bern
5. Medienbericht


1. Aufruf (Originalquelle: https://barrikade.info/article/2872)
Zehn Jahre nach der Weltwirtschaftskrise zeigen sich die langfristigen Auswirkungen; die prekären Situationen der Menschen haben sich nicht verbessert, die alltäglichen Kosten werden weiterhin erhöht, die Arbeitsbedingungen sind weiterhin miserabel und das Erstarken der faschistischen Ideologien führt zu vermehrten Vertreibungen, Morden und ständiger Unsicherheit. Die Wälder werden abgebrannt, die Lebensgrundlage vieler Communities wurden und werden zerstört und die Meere weiterhin verschmutzt. Nun reichen an vielen Orten eine weitere Erhöhung der Lebenskosten um das Fass zum Überlaufen zu bringen und breite, massive Proteste auszulösen. Überall auf der Welt leisten Menschen Widerstand und bauen neue Strukturen auf – sie übernehmen kollektive Verantwortung. Sie vertrauen nicht mehr auf die Regierungen und organisieren ihr Leben gemeinsam.Es ist klar wer die Verantwortung für die Zerstörung und Ausbeutung der Menschen und der Umwelt trägt, so richtet sich auch der Protest gegen all die Grosskonzerne und Regierungen.
Die westlichen Länder profitieren durch die tiefen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen; all die neuen Technologien können nur durch den ständigen Abbau von Ressourcen und der damit verbundenen Zerstörung der Umwelt in den südlichen Regionen entwickelt und produziert werden.
Auch die Schweiz ist darin verwickelt.
Die Schweiz profitierte schon immer vom Sklavenhandel, vom Kolonialismus und vom Neokolonialismus; nur wegen der weltweiten Ausbeutung gehört die Schweiz zu einem der reichsten Länder. Etliche Schweizer Unternehmen und Banken profitieren von und investieren in die Kriege, die Waldbrände und die miserablen Arbeitsbedingungen.

Chile
Im Oktober wollte die Regierung Chiles den Preis der Metrotickets innerhalb der Hauptstadt erhöhen. Dieser Anlass löste Proteste unter Student*innen aus, welche bald auf die restlichen Menschen überschwappten. Nun werden die Anliegen der Bevölkerung auf die Strasse getragen und das Land ist im Ausnahmezustand.

Rojava
Die Menschen in Nordsyrien konnten sich in den Wirren des Syrischen Bürgerkrieges, selber organisieren und ihre Selbstverteidigung übernehmen. So bekämpften und besiegten sie erfolgreich den Islamischen Staat. In der Gesellschaft wird viel Wert darauf gelegt, dass jede Ethnie und Religion seine Vertretungen hat. Auch in Sachen Gleichberechtigung erzielten die Menschen riesen Schritte, so organisieren sich Frauen* selber und kämpfen in eigenen Verbänden. Nach dem Abzug der USA aus dem Gebiet wird das emanzipatorisches Projekt mit Ausstrahlungskraft auf ganz Vorderasien durch Erdogans Angriffs- und Vernichtungskrieg wieder stark bedroht. Die Menschen vor Ort leisten riesigen Widerstand, dies ganz ohne Unterstützung der internationalen Mächte – jedoch mit einer grossen internationalen Solidaritätsbewegung welche unzählige Aktionen und Proteste organisiert.

Brasilien & Indigene
Seit Bolsonaros Amtsantritt gibt es immer mehr Übergriffe durch Grossgrundbesitzer*innen, Bergbau, Holz- und Drogenmafia auf Indigene. Doch diese erheben sich und demonstrieren um ihre Rechte vor dieser faschistischen Regierung zu verteidigen.
Ecuador

Elf Tage lang gab es in Ecuador schwere Proteste gegen ein Sparprogramm zu Missgunsten Indigener und Kleinbauern und -bäuerinnen. Nach einer Einigung Mitte Oktober sitzen immer noch über Tausend Demonstrant*innen in Haft. Die Proteste gegen die herrschende Regierung und ihr Handeln werden bis heute kriminalisiert, hören aber dennoch nicht auf.

Hongkong
Seit letzten Frühling ein Gesetzesentwurf vorgeschlagen wurde, der unter anderem die Auslieferung von Menschen nach Festland-China erlaubt, gehen Milionen von Menschen regelmässig gegen die Regierung auf die Strasse. Obwohl der Gesetzesentwurf zurückgezogen wurde, flachten die Proteste nicht ab. Die Menschen entwickelten verschiedene Aktionsformen, damit der Protest nicht nur auf der Strasse stattfindet.

Irak
Diesen Herbst sind im Irak breite Proteste gegen die Regierung, gegen Korruption und gegen die prekären Lebensbedingungen entflammt. Obwohl bei den Protesten schon um die Hundert Menschen von der Polizei ermordet wurden, sind weiterhin tausende Menschen auf der Strasse.

Kuwait
Inspiriert durch die Proteste im Irak sind im Nachbarland Kuwait seit mehreren Tagen tausende Menschen gegen Korruption auf der Strasse.

Frankreich
Exakt vor einem Jahr startete die GiletsJaunes Bewegung mit ihren Protesten. Kreisel wurden besetzt, Kaufhäuser blockiert und es kam zu starken militanten Protesten in den Grossstädten. Auslöser dazu war auch die angedrohte Treibstofferhöhung. Trotz dem Rückzug ebendieser Erhöhung machten die Leute weiter. Sie lernten in den Zeiten des Kampfes was es bedeutet sich zusammen zu schliessen und viele sahen, dass sie mit ihrer prekären Lebenssituation nicht alleine sind. Tausende Menschen wurden in diesem Jahr verletzt, hunderte befinden sich nach wie vor im Gefängnis, die Bewegung kämpft weiter.
Gleichzeitig entstand auch die Bewegung der Gilets Noir, die gegen die Umstände in denen (undokumentierte) migrierte Menschen in Frankreich leben müssen, kämpften.

Haiti
In Haiti finden seit Mitte September heftige Massenproteste statt. Diese Proteste richten sich gegen den herrschenden Präsidenten und dessen Regierung und fordern dabei zahlreiche Tote, doch die Menschen geben nicht auf.

Athen
Seit im Sommer 2019 die linke Syriza Partei von der rechten NeoDemokratia abgelöst wurde weht wieder ein rechter Wind in Griechenland. Oberstes Ziel der wieder an die Macht gekommenen Partei ist es Migrant*innen und Linke zu bekämpfen. So wurden in den letzten zwei Monaten viele migrantische Projekte angegriffen und geräumt, die Flüchtlingslager auf den Inseln zur Grenze der Türkei sind massiv überfüllt und es kommt zu brutaler und tödlicher Staatsgewalt. Die Solidarität und der Zusammenhalt unter den Geflüchteten führt jedoch auch immer wieder zu spontanen Aufständen und Widerstand gegen die rassistische Polizei.

Bundeslager & Asylcamps
Die Festung Europa rüstet ständig auf, trotzdem überwinden tausende von Menschen jährlich die Grenzen. In den Lagern, in die die migrierten Menschen gesteckt werden, brodelt es immer wieder und kommt zu heftigen Protesten gegen die Einsperrung und Isolierung. Auch in der Schweiz leisten die Menschen, die in den Bundes- und Asyllager eingesperrt sind immer wieder Widerstand und organisieren sich gegen die Asylmaschinerie.

Libanon
Seit einem Monat gibt es ständig Demonstrationen. Die Massenproteste wurden ausgelöst durch die wachsende Korruption der Regierung, Vetternwirtschaft und sozialer Ungerechtigkeit. Hunderttausende Libanes*innen verleihen ihrer Wut auf der Strasse Ausdruck.

Kampf gegen Landenteignungen und Grosskonzerne
In vielen Regionen Afrikas und Südamerikas gibt es immer wieder heftige Proteste gegen hauptächlich westliche Grosskonzerne, die den lokalen Menschen ihr Land rauben und dabei nicht vor Mord und Entführungen zurückschrecken.

Dies ist nur ein Bruchteil all der Kämpfe, die weltweit stattfinden; wir laden dazu ein, weitere emanzipatorische Kämpfe an die Demo zu tragen, sei es in Form einer Rede, einer Aktion, eines Banners…

Was all diese Kämpfe gemeinsam haben, ist die Diversität der Widerstandsformen und dadurch auch die breite Beteiligung daran. Die Proteste haben keine Führung, im Gegenteil sie richten sich häufig gegen Institutionen und Parteien, die die Proteste vereinnahmen wollen. Die Kraft geht von den Menschen aus, die kaum mehr was zu verlieren haben – die die Auswirkungen des kapitalistischen Systems am stärksten zu spüren bekommen.
Die Bewegungen sind internationalistisch – sie beziehen sich aufeinander, zeigen sich solidarisch und profitieren aus den gemachten Erfahrungen.

Lassen auch wir uns inspirieren, zeigen uns solidarisch und lernen von den weltweiten Kämpfen. Nehmen wir unsere Verantwortung in einem der privilegiertesten Länder wahr und zeigen die Rolle der Schweiz in der weltweiten Ausbeutung und Zerstörung der Menschen und Umwelt auf. Tragen wir die Stimmen und Parolen der Kämpfe auf die Strassen Berns.

2. Mobivideo Revolutionäre Jugend Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.youtube.com/watch?v=gJ780j_xOI)


3. Communiqué (Originalquelle: https://barrikade.info/article/2917)
Die Kämpfe der Welt waren heute für ein paar Stunden in den Strassen Berns präsent. Rund 500 Menschen nahmen an der „Revolutionäre Kämpfe verbinden“ Demo teil. Wir solidarisieren uns mit der rebellischen Bevölkerung rund um den Globus. Wir zeigten auf, dass die Schweiz an vielen dieser ausbeuterischen Verhältnisse und prekären Lebensbedingungen Mitverantwortung trägt.

Lautstark, unbewilligt und selbstbestimmt zogen wir am vorweihnachtlich Verkaufssamstag durch die Hauptgassen. Es wurden Reden gehalten zu dem eindrücklichen Widerstand in Rojava, zur Lage in Chile, zu dem einjährigen GiletsJaunes Jubiläum und auch zur Situation der Feministin und Internationalistin Nekane, die wieder vom Spanischen Staat bedroht wird. Aus Solidarität mit der widerständigen Bevölkerung in Bolivien und gegen den rechten Putsch der dort gerade stattfand wurde beim Münsterplatz ein Transparent gehängt. Hunderte Broschüren mit Texten zu Algerien, Griechenland, Iran, Irak, Libanon, HongKong, GiletJaunes und der Rolle der Schweiz in der globalen Ausbeutungsmaschine konnten verteilt werden.

Die anarchistischen Kämpfe in Exarchia und in Indonesien, sowie die Zapatists/EZLN und die kämpfenden Guerillas PKK, sowie für die Selbstverteidigungseinheiten YPG/YPJ in Nordsyrien wurden auf schönen Transparenten präsent gehalten.

Die verschiedenen Kämpfe überall auf der Welt bewegen zurzeit viele Menschen, dies konnten wir auch auf den Gassen spüren. Es gab viele positive Rückmeldungen. Gebannt blicken wir zu den verschiedenen Brennpunkte weltweit, wir lernen von ihnen und wir greifen die Verantwortlichen hier an. So können wir uns solidarisieren und unsere revolutionäre Verantwortung warnehmen



4. Bericht Anarchistische Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/1461309227350762?__tn__=-R)
An der heutigen Demo liefen ca. 400 Menschen unter dem Motto „Revolutionäre Kämpfe verbinden“ durch Bern.
Zur Zeit spielen sich aktuell überall auf der Welt Kämpfe ab, welche sich gegen Staat, Kapital und Patriarchat richten. So demonstrieren in Chile die Menschen seit mehreren Wochen gegen die Regierung. Obschon von den Herrschenden versuchte wurde die Proteste mit grosser Repression und dem Militär niederzuschlagen. In Hongkong kämpfen die Menschen gegen die Polizei und organisieren sich kollektiv um dem Staat entgegen zu halten.
Weltweit wird der Widerstand grösser: Dies ist kein Zufall, sondern eine Reaktion auf die Unterdrückung. Die Kämpfe stehen in Verbindung und Solidarität zu einander.

Vergessen wir die weltweit kämpfenden Menschen nicht und zeigen wir unsere Solidarität.
Egal ob in Rojava, Exarchia, Chile, Hongkong oder sonst wo, wir vergessen Keine*n!


5. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/unbewilligte-demo-in-bern/story/15780158)
Demo «Revolutionäre Kämpfe verbinden»
Am Samstagnachmittag fand in Bern die unbewilligte Demo «Revolutionäre Kämpfe verbinden» statt.

Am Samstagnachmittag fand in Bern eine unbewilligte Demonstration unter dem Motto «Revolutionäre Kämpfe verbinden» statt. Um 15 Uhr besammelten sich einige hundert Demonstranten, um anschliessend mit Transparenten durch die Innenstadt zu ziehen. Via Spitalgasse, Marktgasse und Kramgasse zogen sie zur Kreuzgasse, wo eine Rede gehalten wurde. Viele der Demonstranten waren vermummt und zündeten Rauchpetarden.

Die Teilnehmer der Demo bewegten sich danach durch die Münstergasse zum Bundesplatz. Dort warteten viele Polizeigrenadiere, die für den Ernstfall ausgerüstet waren.
Die Demonstranten zogen weiter Richtung Bubenbergplatz, wo sie zum Ärger von etlichen Leuten Trams und Busse blockierten. Auch Autos, die aus Parkhäusern fahren wollten, wurden an der Weiterfahrt behindert. Ansonsten ging es friedlich zu und her.
Gegen 17.15 Uhr begaben sich die Demonstrierenden via Bollwerk zur Reithalle, wo sich der Umzug auflöste.