2001,  Antifaschismus

Auseinandersetzung Rechte & Linke Schüpfen

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/der-bahnhof-ist-ein-heisses-pflaster/ & https://www.antifa.ch/kein-platz-fur-gewalt/)
-Der Bund: Der Bahnhof ist ein heisses Pflaster
SCHÜPFEN / An den letzten Wochenenden ist es am Bahnhof zu Auseinandersetzungen gekommen. Eine anonyme Gruppierung warnt nun vor «rechtsextremem Treiben».

rr. Die Gruppe kam in der Nacht. Am Mittwochmorgen fanden zahlreiche Schüpfener – vor allem Bewohner der Quartiere nördlich der Bahnlinie – ein mit «Wir kämpfen für kommendes Recht» unterzeichnetes Flugblatt im Briefkasten. Mit der Aktion soll «auf die zunehmende Verängstigung» unter den Jugendlichen des «Dörfchens» aufmerksam gemacht werden, heisst es in einem Begleitbrief an die Medien. Denn: Vermehrt seien «teils gewaltbereite rechtsextreme Skinheads» unterwegs, die rund um den Bahnhof gewalttätige Auseinandersetzungen anzetteln würden. Zwei Vorfälle sind es, die bei den anonymen Autoren die Angst vor «Ausnahmezuständen» wie in der Nachbargemeinde Münchenbuchsee geweckt haben. Zum einen seien am Samstag, dem 5. Mai, «missliebige Jugendliche durch acht Rechtsextreme bedroht» worden. «Die Neonazis warfen mit Eisenstangen nach ihnen und verfolgten sie anschliessend.» An diesem Abend wurde auch die Kantonspolizei alarmiert, wie diese gestern dem «Bund» mitteilte. Als aber eine Polizeipatrouille beim Bahnhof Schüpfen auftauchte, «konnte nichts festgestellt werden». Zum andern schreibt die Gruppierung in ihrem Begleitbrief, dass am letzten Samstag sechs Neonazis am Bahnhof Schüpfen auf heimkehrende Jugendliche warteten. «Es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.» Auch hier wurde die Kantonspolizei nach Mitternacht alarmiert, worauf sie «eine Auseinandersetzung» von etwa 20 Personen vorfand. Der Polizei sei es aber gelungen, «die Gemüter zu beruhigen». Mehrere Personen – allesamt nicht aus Schüpfen – wurden kontrolliert. Strafanzeigen seien im Zusammenhang mit den Vorfällen keine eingegangen. Auch weiss die Polizei von keiner Gruppierung von Rechtsradikalen in Schüpfen. Im Dorf allerdings sind zwei oder drei Jugendliche bekannt, die ihre rechtsextreme Gesinnung offen zur Schau stellen. Sie sollen auch in den Vorfall am 5.Mai involviert gewesen sein. Die Zwischenfälle haben auch die Dorfpolitiker aufgeschreckt. Bereits an der letzten Sitzung des Gemeinderates sei über die Auseinandersetzung des vorletzten Samstags diskutiert worden, sagte Gemeindepräsident Ueli Hunziker (svp) gestern. «Wir haben umgehend darauf reagiert», und die Polizei aufgefordert, ihre Präsenz in den letzten beiden S-Bahn-Zügen am Samstagabend zu verstärken, versicherte Hunziker. Das sei auch geschehen, bestätigte SBB-Pressesprecher Christian Kräuchi. «Wir konnten aber keine Probleme feststellen.» Reagiert hat auch Gemeinderätin Petra Zürcher (Schüpfen plus), zuständig für Jugendfragen. Bereits in der nächsten Woche werde sich die Jugendkommission an einer ausserordentlichen Sitzung treffen, um gemeinsam mit Vertretern der Kirchgemeinde, der Polizei, der Lehrkräfte und der Fürsorge die gesamte Problematik zu diskutieren. «Es muss etwas passieren, und zwar schnell», so Zürcher. Bereits an der Gemeindeversammlung in zwei Wochen «wollen wir etwas vorlegen».

-Der Bund: «Kein Platz für Gewalt»
SCHÜPFEN / Im ländlichen Dorf vor den Toren Berns sind viele wegen der Zusammenstösse beim Bahnhof verunsichert. Nun gibt die Gemeinde Gegensteuer.
rr. So viel ist klar: «Wir wollen nicht warten und die Schwierigkeiten verharmlosen», sagt die Schüpfener Gemeinderätin Petra Zürcher (Schüpfen plus). Nachdem es diesen Monat an zwei Wochenenden beim Bahnhof zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Jugendlichen gekommen ist, möchte Zürcher das neu aufgetauchte Problem «breit abgestützt» lösen (siehe auch «Bund» vom 18. Mai). Deshalb trafen sich vorgestern Vertreter der Kirchgemeinde, der Jugendarbeit, der Schule, der Fürsorge, des Sozialdienstes und der Jugendkommission mit auswärtigen Experten. Fazit dieser eiligst einberufenen Sitzung: «In Schüpfen hat menschenverachtendes Gedankengut keinen Platz», sagt Zürcher. Was nicht heisse, dass der Gemeinderat – dessen Präsident Ueli Hunziker (svp) an der Zusammenkunft am Montag ebenfalls anwesend war – für eine politische Gesinnung Partei ergreife. «Gewalt aber akzeptieren wir in unserem Dorf nicht», sagt Zürcher.

Hilfe aus Münchenbuchsee
Nach den zwei Vorfällen beim Bahnhof gebe es im Dorf ein Klima der Angst, weiss die Gemeinderätin. Damit die Verunsicherung nicht weiter um sich greife, seien zwei Sofortmassnahmen geplant. Zum einen werden in den Nächten auf Samstag und Sonntag die Polizeikontrollen rund um den Bahnhof verstärkt. Damit wird eine Aktion auf Schüpfen ausgedehnt, die beim Bahnhof Münchenbuchsee und an anderen Treffpunkten von Jugendlichen im Amt Fraubrunnen bereits zu einem «starken Rückgang» der Zahl von Zwischenfällen gesorgt hat, wie die Kantonspolizei gestern mitteilte. Zum anderen will die Gemeinde in den nächsten Tagen mit einem Flugblatt an alle Schüpfener Haushalte auf ein bereits existierendes Angebot gegen Gewalt und Rechtsextremismus aufmerksam machen. Unter dem Namen GGG-fon gibt es im Nachbardorf Münchenbuchsee seit November 2000 einen telefonischen Beratungsdienst für Betroffene. Das vom dortigenGemeinderat initiierte GGG-fon stehe nun explizit auch den Schüpfenern zur Verfügung. Über weitere Schritte bei der Bekämpfung von Gewalt unter Jungen herrsche noch Unklarheit, sagt Zürcher. Sie hoffe aber, nächsten Donnerstag an der Gemeindeversammlung zusätzliche Informationen liefern zu können.