2001,  Ausschreitungen,  Demo,  Freiraum,  Repression

Spontandemo Kündigung Zwischennutzung Hodlerstrasse

Inhalt:
1. Medienbericht
2. Nach Ausschreitungen an Kündigung wird festgehalten


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.antifa.ch/krawall-nach-kundigung/ & https://www.antifa.ch/illegale-demo-116-festnahmen/)
-Sonntagszeitung: Krawall nach Kündigung
3. Juni 2001 Berner Jugendliche randalierten nach Rauswurf aus städtischer Liegenschaft Bern – Bei einer unbewilligten Demonstration in Bern ist es gestern Abend erneut zu massiven Ausschreitungen und Sachbeschädigungen gekommen. Über 70 Personen wurden laut Polizeiangaben verhaftet. Wie bereits am Donnerstag und Freitag protestierten rund 120 Jugendliche aus dem Umfeld des alternativen Kulturzentrums Reithalle gegen die fristlose Kündigung einer von jungen Leuten genutzten Liegenschaft an der Hodlerstrasse. Die Polizei setzte wieder Tränengas und Gummischrot ein, die Demonstranten warfen Steine, Farbbeutel und Molotow-Cocktails. Die Kundgebung war laut Polizeisprecher Franz Märki nicht bewilligt. Die Demonstranten besammelten sich gegen 20 Uhr vor der ehemaligen Notschlafstelle «Sleeper». Sie zogen zu-nächst friedlich durch die Innenstadt. Die Polizei hielt sich im Hintergrund. An der Predigergasse 5 flogen Farbbeutel gegen ein Gebäude der Stadtverwaltung. In der unteren Altstadt kam es später zu weiteren Sachbeschädigungen: Mehrere Abfalleimer wurden in Brand gesteckt und bei der Tübeli-Bar an der Rathausgasse, die laut Märki als Treffpunkt der rechten Szene bekannt ist, wurden die Fenster eingeschlagen. Als die Demonstranten Molotow-Cocktails warfen, schritt die Polizei in der Kramgasse mit Tränengas und Gummischrot ein und nahm etwa 20 Personen fest. Die Kundgebung löste sich nach dem Polizeieinsatz auf; ein Teil der Demonstranten flüchtete in das Matte-Quartier. Laut Märki lieferten sich einzelne Demonstranten danach weitere Scharmützel mit der Polizei. Rund 50 Personen wurden im Marzili-Quartier eingekesselt und verhaftet. Über das Ausmass der Schäden konnte Polizeisprecher Märki noch keine Angaben machen. Nach der Kündigung begann der Kampf um das Haus Der «Sleeper» war im März von einer Gruppe junger Leute aus der linksalternativen Szene besetzt worden. Von der Stadt erhielten sie einen Vertrag für eine Zwischennutzung bis Ende Juni. Letzten Donnerstag wurde der Vertrag von der Stadt vorzeitig gekündigt und die Bewohner aufgefordert, das Haus sofort zu verlassen. Die Stadt begründet die Kündigung damit, dass die Bewohner gegen «praktische jede Vereinbarung» im Nutzungsvertrag verstossen hätten.

-Sonntagsblick: Illegale Demo – 116 Festnahmen
3. Juni 2001 Mollies und fliegende Steine in Bern BERN – Molotow-Cocktails, Steine und Farbbeutel: 120 Chaoten suchten am Samstag abend wieder Bern heim. Bei ihrer unbewilligten Kundgebung beschädigten sie Gebäude und Fahrzeuge. 116 Personen wurden festgenommen. Der Protestzug in die Altstadt richtete sich gegen die fristlose Kündigung einer von jungen Leuten genutzten Liegenschaft. Die Berner Stadtpolizei schritt in der Kramgasse ein und setzte Tränengas und Gummischrot ein. Ein grosser Teil der Demonstranten flüchtete darauf in das Matte- Quartier. Dort gelang es den Beamten, die noch rund 50 Demonstranten einzukreisen und festzunehmen. Insgesamt seien 116 Personen festgenommen worden. 41 davon seien Jugendliche, teilte die Polizei mit. Neben Gebäudeschäden seien auch ein Kehrichtkübel angezündet, eine Schaufensterscheibe eingeschlagen und an diversen Fahrzeugen die Rückspiegel abgeschlagen worden.


2. Nach Ausschreitungen an Kündigung wird festgehalten (Originalquelle: https://www.antifa.ch/nach-ausschreitungen-um-sleeper-begert-halt-an-kundigung-fest/)
Nach Ausschreitungen um Sleeper: Begert hält an Kündigung fest
Der Bund
BERN Ursula Begert vor dem Sleeper / sda. Nach den Ausschreitungen in der Berner Altstadt vom Samstag hat Gemeinderätin Ursula Begert am Montag betont, an der Kündigung des Zwischennutzungsvertrages werde festgehalten.
Gemeinderätin Ursula Begert vor dem alten Sleeper. Béatrice Flückiger
sda. Begert zeigte sich von der der Kritik aus dem Umfeld der Besetzer unbeeindruckt. In einem Communiqué aus dem Umfeld der Bewohner des ehemaligen «Sleepers» war Begert am Sonntag massiv kritisiert worden. Die fristlose Kündigung des Zwischennutzungsvertrages sei «kopflos und unsensibel». Es sei zudem «arrogant», den angeblich von Rechtsextremen gelegten Brand beim «Sleeper» von letzter Woche den Bewohnern in die Schuhe zu schieben.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda rechtfertigte Ursula Begert am Montag ihr Vorgehen. Man habe mit fünf Personen einen Vertrag zur Zwischennutzung geschlossen. Darin wurde vorgesehen, dass nicht mehr als 10 Personen in der Liegenschaft an der Hodlerstrasse wohnten. «Damit haben wir nicht gemeint, ein neues AJZ zu schaffen», sagte Begert.
Die Situation sei den Bewohnern dann wohl über den Kopf gewachsen. Nachbarn hätten sich über übermässigen Lärm beklagt, und die Feuerwehr habe mehrmals wegen Bränden in dem Holzhaus ausrücken müssen. Schliesslich habe die Stadt die Verantwortung nicht mehr übernehmen können und den Vertrag gekündigt.

Daran werde festgehalten. Wenn die Bewohner die Liegenschaft nicht freiwillig verlassen, werde geräumt. Bereits mit der Kündigung habe man den Bewohnern die Räumung angedroht. Leider habe man darüber die Polizei nicht informiert, weshalb sich diese von der ersten Demonstration am späten Donnerstagabend überraschen liess.
Das sei aber der einzige «Schnitzer», der dem Gemeinderat im Zusammenhang mit dem ehemaligen Sleeper passiert sei. Dafür habe sie sich bei der Polizei auch entschuldigt. Begert sieht aber keinen Grund, sich bei den Besetzern zu entschuldigen, «wenn sich die anderen nicht korrekt benehmen.»