2002,  Antirassismus,  Asyl/Migration,  Brandanschlag,  Politische Gefangene,  Repression,  Türkei & Rojava

Brandanschlag Amt für Migration Kt. Bern (Lüfti)

Inhalt:
1. Medienbericht
2. Stellungsnahme Sans-Papiers-Kollektiv Bern


1. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/12/2307.shtml)
eBund: 16. Dezember 2002, 16:30 Uhr
Bekennerschreiben nach Brandanschlag auf Amt für Migration
Täter unbekannt / Unbekannte haben in der Nacht auf heute Montag einen Brandanschlag auf das kantonale Amt für Migration und Personenstand in der Stadt Bern verübt. Der Sachschaden beträgt mehrere 10´000 Franken. Bei den Medien ging ein anonymes Bekennerschreiben ein.

sda. Die Unbekannten hatten zuerst erfolglos versucht in das Gebäude an der Eigerstrasse einzudringen. Danach holten sie bei einer benachbarten Garage Benzin und legten an der Fassade Feuer.
Eine Botschaftsüberwachungspatrouille entdeckte den Brand und konnte ihn vor Eintreffen der Feuerwehr weitgehend löschen, wie die Stadtpolizei mitteilte.

Gegen «rassistische Migrationspolitik»
In einem Bekennerschreiben an die Medien wandten sich die mutmasslichen Täter heute «gegen die von der SVP geprägte rassistische Migrationspolitik». Mit dem Aufruf «Freiheit für Luetfi» stellten die anonymen Absender einen Bezug her zum Fall eines kurdischen Mitglieds des Berner Sans-Papiers-Kollektivs.
Der 30-jährige türkische Staatsangehörige sitzt seit dem 5. Dezember in Ausschaffungshaft. Das Kollektiv hatte mehrfach das Vorgehen der Behörden kritisiert und die Freilassung des Mannes gefordert.

Kollektiv nimmt keine Stellung
«Wir wissen von nichts», sagte eine Sprecherin des Kollektivs dazu auf Anfrage. Sie könne sich nicht vorstellen, dass Mitglieder des Kollektivs zu solchen Mitteln greifen würden. Im Namen des Kollektivs könne sie zu dem Vorfall jedoch keine Stellung nehmen.
Über die Authenzität des Bekennerschreibens konnte ein Sprecher der Stadtpolizei auf Anfrage keine Angaben machen.


2. Stellungsnahme Sans-Papiers-Kollektiv Bern (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2002/12/2357.shtml)
Nach dem Brandanschlag auf das Kantonale Amt für Migration vom frühen
Montagmorgen sind wir von verschiedenen Medien um eine Stellungnahme
angegangen worden.
An die Medien
Nach dem Brandanschlag auf das Kantonale Amt für Migration vom frühen
Montagmorgen sind wir von verschiedenen Medien um eine Stellungnahme
angegangen worden.
Unsere basisdemokratischen Strukturen erlauben uns leider nicht, auf
unvoraussehbare Ereignisse kurzfristig zu reagieren. Dies holen wir hier nach.
Das Berner Sans-Papiers-Kollektiv hat nichts mit diesem Brandanschlag zu
tun. Wir führen einen offenen, demokratischen und gewaltfreien Kampf.
Eine solche Tat gehört ganz einfach nicht zu unserem Repertoire.
Wir bedauern die starre, unflexible Haltung der Behörden, die sich
geweigert haben, die Ausweisung von Lütfi Ertürk zu verschieben, damit
er seine schweizer Freundin heiraten kann. Durch diese unverständliche
Haltung hat sich die entstandene Wut jetzt auf diese Art entladen.
Wir fordern alle Beteiligten auf, zur Vernunft zurückzukehren, um
gemeinsam nach demokratischen Lösungen der Probleme der Sans-Papiers zu
suchen: Weder Gewaltakte noch sture Verteidigung eines unhaltbaren
Istzustandes können uns weiterbringen und die betroffenen Menschen, den
Sans-Papiers, helfen!
Eine ernsthafte, gesellschaftliche und politische Auseinandersetzung ist
mehr denn je gefragt. Sonst ist eine Gewaltspirale zu befürchten:
staatliches Unrecht und Repression schüren Gegengewalt.
Wir werden uns weiterhin für diese überfällige gesellschaftliche
Diskussion einsetzen und die Einhaltung der Menschenrechte der
Sans-Papiers einfordern.
Der Kampf für eine kollektive Regularisierung geht weiter!
Berner Sans-Papiers-Kollektiv