2004,  Repression,  WEF

Auftritt Polizeikommandant Graubünden verhindert

Inhalt:
1. Aufruf
2. Medienbericht


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2004/11/27768.shtml)
Markus Reinhardt, Oberst Dr. Kommandant Polizeikommando Graubünden wurde für den 7. Dezember 2004 an die Uni Tobler in Bern eingeladen.
Liebe Interessenten,
So langsam hat sich die kalte Jahreszeit wieder bei uns eingeschlichen.
Leider rieselt in dieser Jahreszeit nicht nur der Schnee fröhlich über uns herein, sondern es gibt auch einige „Touristen“, die sich in diesem tummeln wollen.
Eine Schar prominenter „Gäste“ findet sich jeden Winter in Davos ein. Diese Ansammlung nennt sich World Economic Forum. Diese „Institution“ ist heftigst umstritten und eigentlich gibt es kaum noch jemanden der dem WEF nicht wenigstens mit Vorbehalten gegenübersteht.
Trotzdem hat sich das Historische Institut der Universität Bern dazu entschlossen, einfach diesen Vortrag ins Vorlesungsverzeichnis zu setzen:
Markus Reinhardt, Oberst Dr. Kommandant Polizeikommando Graubünden Das World Economic Forum in Davos aus polizeilicher Sicht 7. Dezember 2004
14.15 – 15.00 Uhr
Ort: UniTobler, Lerchenweg 36, Hörsaal: F-122
Markus Reinhardt ist in beträchtlichem Masse verantwortlich für die regelmässige Eskalation der WEF-Proteste sowie für die „Abriegelung“ von Davos.
Welche Meinung Markus Reinhardt am 7. Dezember vertreten wird, ist klar:
«Warum wird der Polizei mit dem Antirassismusgesetz gedroht, wenn sie kommuniziert, dass über die Hälfte aller Kriminaltaten von Ausländern begangen werden? Warum wird der Polizei diejenige Munition vorenthalten, die sie selbst und die Bürgerinnen und Bürger besser schützen kann? Warum ist es einfacher, den Datenaustausch über die Landesgrenzen hinweg zu tätigen als innerhalb der Schweiz?»
Markus Reinhardt In: Brigadezeitschrift «Kristall» (Januar 2002).
Da dies eine Frechheit ist und dieses unkritische und undifferenzierte Verhalten des Historischen Instituts zu verurteilen ist, seid ihr aufgerufen, so zahlreich wie möglich zu diesem Vortrag zu erscheinen und eure Meinung kund zu tun.
Diese Propagandaaktion darf nicht wie geplant stattfinden.


2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2004/12/28161.shtml)
Aus Südostschweiz, 1. Dezember 04
Drohungen lassen Auftritt des Bündner Polizeichefs platzen
Markus Reinhardt ist in den Augen der Gegner des World Economic Forumeine Reizfigur. Jetzt hätte der Bündner Polizeikommandant an der Uni Bern einen Vortrag halten sollen. Wegen Drohungen wurde sein Auftritt aber abgesagt.
Professor Laurent F. Carrel ist empört. Seit 20 Jahren besitzt der Chef für Strategische Führungsausbildung beim Bund einen Lehrauftrag an der Universität Bern. Doch dass er je einen Anlass wegen Drohungen gegen einen seiner Gastreferenten streichen musste, das hat er noch nie erlebt. «Das hat nichts mit Demokratie zu tun und ist völlig daneben», sagte er gestern über entsprechende, im Internet kursierenden Aufrufe; darin fordern anonyme Verfasser die Verhinderung eines Auftritts des Bündner Polizeikommandanten Markus Reinhardt. Auf der von linken Kreisen betriebenen Nachrichtenplattform Indymedia heisst es beispielsweise: «Diese Propaganda-Aktion darf nicht wie geplant stattfinden», und «einer, der über 1000 Personen in einen Polizeikessel zusammentreiben lässt und mit Gummischrot, Schockgranaten und Tränengas reinschiesst, hat eine aufrechte Antwort verdient.»

«Es gab keine Alternativen»
Am Dienstagnachmittag kommender Woche hätte Reinhardt vor Studierenden verschiedener Fachrichtungen der philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern ein Referat zum Thema «Das World Economic Forum in Davos aus polizeilicher Sicht» halten sollen. Er war nur einer von vielen Referentinnen und Referenten, die Carrel eingeladen hatte, um unter dem Übertitel «Politisches Krisenmanagement, Strategiegestaltung, Leadership» Vorträge zu halten. Gemäss Carrel war die Stadtpolizei Bern nach den Aufrufen davon ausgegangen, dass es nicht nur zu Störungen im Hörsaal selbst, sondern auch vor dem Uni-Gebäude kommen würde. Die Polizei habe deshalb vorgeschlagen, bereits am Vormittag vor der Universität Personenkontrollen durchzuführen. «Wegen einer Vorlesung kann man aber nicht den ganzen Universitätbetrieb stören, das ist nicht machbar», so Carrel. Deshalb habe er im Einvernehmen mit Reinhardt den Entscheid getroffen, dessen Referat abzusagen: «Das ist absolut bedauerlich, aber es gab keine Alternativen.»

«Am Rande des Schwachsinns»
Er habe sich wegen der Aufrufe überhaupt nicht bedroht gefühlt, meinte Reinhardt gestern auf Anfrage. Der Absage habe er zugestimmt, weil er nicht eine Situation habe schaffen wollen, die am WEF zu Störaktionen oder Retourkutschen führen könnte. Und natürlich werde er auch weiter Referate halten.
Den Aufrufen zur Verhinderung wurde auf Indymedia aber nicht kritiklos zugestimmt. So gab ein anonymer Verfasser folgendes zu bedenken: «Ist das nicht letztlich faschistoider Meinungsterror und damit schlimmer als das, was man den politischen Gegnern immer vorwirft?» Und in einem anderen Beitrag stand: «Das Niveau von Indymedia befindet sich mittlerweile am Rande des Schwachsinns.»