2006,  Antirassismus,  Freiraum,  Gender

Kulturstreik Reitschule

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/04/39999.shtml)
Pressecommuniqué der Arbeitsgruppen, Reitschule Bern
Aufgrund wachsender Probleme mit gewaltbereiten, zum Teil bewaffneten Gruppen und mit organisierten Taschendieben, hat sich das Veranstaltungs-Kollektiv Dachstock der Reitschule am Dienstag entschlossen, die Veranstaltungen vom 7. und 8. April 2006 abzusagen. Nach weiteren Gesprächen solidarisierten sich die Arbeitsgruppen der Reitschule (SLP, I-Fluss, Kino, Tojo, Frauenraum) mit dem Entscheid und schliessen sich am kommenden Wochende dem Kulturstreik gegen Gewalt an.
Seit mehreren Wochen spitzt sich die Situation in und um die Reitschule betreffend Gewalt und organisiertem Diebstahl massiv zu, so dass sich die Reitschul-Betreibenden nicht mehr in der Lage sehen, ihre Grundsätze, ohne selbst zu Mitteln der Gewalt zu greifen, durchzusetzten. Für die Reitschule gelten weiterhin die Grundsätze aus unserem Manifest:

kein Rassismus,
kein Sexismus,
keine physischen, psychischen oder sexuellen Übergriffe,
keine Homophobie,
keine Ausbeutung und Unterdrückung,
keine Selbstbereicherung,
kein Konsumzwang,
wir versuchen Konflikte gewaltfrei zu lösen,
wir verhalten uns respektvoll miteinander und gegenüber der Infrastruktur.
Auf diesen Grundsätzen beruht der Freiraum Reitschule und wir sind nicht mehr bereit, ihn durch die Macht des Stärkeren dominieren zu lassen.
Wir danken unseren Gästen für ihr Verständnis und bitten sie, uns in den nächsten Wochen weiterhin mit ihrer Anwesenheit und ihrem Interesse für Kultur und den Freiraum Reitschule zu unterstützen.
Wir werden Sie über das weitere Vorgehen informieren.

Die Arbeitsgruppen der Reitschule
Trotzdem werden wir aus Solidarität mit den Arbeitenden von la Boillat in Reconvillier am Samstag von 12.00-19.00 Uhr das I-Fluss öffnen, um die Demonstrierenden bewirten zu können.


2. Medienbericht (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2006/04/39981.shtml)
Aus Protest gegen die anhaltende Gewalt in der Reitschule treten die Kulturveranstalter dieses Wochenende in Streik. An der Vollversammlung am Sonntag wird über die Einführung eines Security-Dienstes diskutiert.

Die Kulturveranstalter in der Reitschule haben die Nase voll. Kein Wochenende vergeht, ohne dass es in und um die Reitschule zu Gewalttätigkeiten kommt. Besucher werden bestohlen, Mitarbeiter bedroht, Einrichtungen demoliert und Personen angegriffen. «Wir kommen dem Problem nicht mehr bei», sagt ein altgedienter Reitschulaktivist resigniert. Alle Versuche, die Störenfriede aus dem Begegnungs- und Kulturzentrum auszugrenzen, seien bisher gescheitert.

Anlässe abgesagt
Nun greifen verschiedene Betriebsgruppen zu drastischen Massnahmen. Sie treten in Streik. Das Konzert von AWOL one vom Freitag sowie die Disco Northern Soul am Samstag im Dachstock wurden abgesagt. Im Theater Tojo fällt das Stück «Verunsicherung» aus. Und auch die I-fluss-Bar wird sich voraussichtlich dem Streik anschliessen. Ob das Restaurant Sous le Pont am Wochenende offen haben wird, war gestern Abend noch nicht entschieden. «Ich gehe aber davon aus, dass ausser dem Kino alle Betriebe stillgelegt sein werden», sagt der Szenekenner.

Einzigartige Aktion
Dass eine derartige Aktion in der Reitschule von so vielen Gruppen getragen wird, ist einzigartig in der Geschichte und zeugt vom Ausmass der ganzen Problematik. Mehr noch: Sogar die Einführung eines Security-Dienstes scheint mittlerweile mehrheitsfähig. Bis vor kurzem hat die Schaffung eines internen Sicherheitsdienstes noch ein absolutes Tabu gegolten. Nun aber steht der Reitschule in dieser Frage eine externe Beratungsfirma zur Seite. Und am Sonntag wird das Thema an einer Vollversammlung, dem entscheidenden Gremium, debattiert.