2011,  Antirassismus,  Diverse Aktionen,  Repression

SVP Familienfest & ganz FEST gegen Rassismus

Inhalt:
1. Medienberichte Frühling
2. Medienbericht Vorfeld
3. Aufruf
4. Communiqué
5. Medienbericht
6. Mitteilung Kantonspolizei


1. Medienberichte Frühling (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/02/80116.shtml)
SVP ruft trotz den Krawallen von 2007 wieder nach Bern
Auch die SP plant im Wahlherbst einen Aktionstag auf dem Bundesplatz.
Die SVP will es erneut wissen. Wie schon 2007 will sie auch diesen Herbst kurz vor den Wahlen ihre Anhänger in Bern zusammenrufen. Wie Recherchen des „Bund“ zeigen, hat die Partei bei der Stadt ein Gesuch für eine Platzkundgebung mit Option auf einen Umzug eingereicht. Die Sicherheitsdirektion von CVP-Gemeinderat Reto Nause will in den nächsten Tagen mit der Partei besprechen, was geplant und was möglich ist.
Dabei werden unweigerlich auch die Erfahrungen vom 6. Oktober 2007 zur Sprache kommen. Damals verhinderten linke Chaoten den geplanten SVP-Marsch durch die Innenstadt, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen mit mehreren Verletzten und hohem Sachschaden. Deswegen auf eine erneute Kundgebung zu verzichten, kommt für die SVP indes nicht infrage. „Solche Anlässe müssen möglich sein“, sagt Vize-Generalsekretärin Silvia Bär. Die Versammlungsfreiheit sei in der Schweiz ein hohes Gut.

Es wird eng auf dem Bundesplatz
Diese Meinung teilen die anderen Parteien – trotzdem beobachten sie die SVP-Pläne mit Skepsis. CVP-Generalsekretär Tim Frey warnt davor, den Anlass zur Provokation zu nutzen. „Auch die Partei muss alles daran setzen, dass es nicht zu Gewalt kommt.“ SP-Chef Christian Levrat vermutet derweil, dass die SVP genau darauf spekuliert. Sie hoffe wohl insgeheim, dass sich ihr wieder einige Dummköpfe in den Weg stellten. Anders als 2007 plant freilich auch die SP dieses Jahr einen nationalen Aktionstag auf dem Bundesplatz, wofür sie sich zwei Termine im Herbst reservieren liess.
Mit gemischten Gefühlen beobachtet Gemeinderat Nause das Gezerre um den Bundesplatz. Er denkt darüber nach, vor Wahlen – ähnlich der Beschränkung von Wahlumfragen – einen Termin zu setzen, nach dem politische Aktionen vor dem Bundeshaus nicht mehr zugelassen wären.

Berns Strassen werden zur Wahlkampfarena
Nach den Krawallen von Bern 2007 plant die SVP wieder eine Wahlkundgebung. Weil auch die SP den Bundesplatz beansprucht, denken die Behörden über ein Demo-Moratorium vor den Wahlen nach.
Im Herbst 2007 endete es in der „Schande von Bern“. Als die SVP zwei Wochen vor der Nationalratswahl zum „Mobilisierungstag“ nach Bern rief, erlebte der Wahlkampf seinen dunkelsten Moment: SVP-Bundesrat Christoph Blocher und die Seinen mussten geschützt von Leibwächtern in der unteren Altstadt warten. Und während die überforderte Polizei die Konfrontation von Links- und Rechtsextremen zu verhindern versuchte, schlugen auf dem Bundesplatz Chaoten des Schwarzen Blocks die Feststände nieder.
Der Aktion der Randalierer folgte die Reaktion an der Urne. Die Krawalle gaben allen Umfragen zufolge der SVP Auftrieb, die SP musste dafür büssen. „Die Hälfte der Verluste sind den Krawallen in Bern vor den Wahlen zu verdanken“, analysierte später der damalige SP-Präsident Hans-Jürg Fehr.

Auch die SP will auf den Platz
Nun nimmt die SVP einen zweiten Anlauf. Die Partei hat bei der Stadt Bern wieder eine Bewilligung für einen ähnlichen Anlass im Wahlherbst beantragt. Darin ersucht sie um eine Platzkundgebung auf dem Bundesplatz, mit der Option eines Umzugs durch die Stadt, wie der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause bestätigt. „Das Gesuch durchläuft derzeit das reguläre Verfahren“, sagt Nause. Darin ist auch vorgesehen, dass die Stadt mit der Partei über die Rahmenbedingungen wie Uhrzeit, Umfang und Ordnungsdienst diskutiert.

Was sie genau im Schilde führt, will die SVP noch nicht offenlegen. Man führe zuerst die Gespräche mit den Behörden, sagt die stellvertretende Generalsekretärin Silvia Bär. Und noch ist offen, ob für die SVP auch wirklich Platz ist auf dem Bundesplatz. Denn in Nauses Sicherheitsdirektion liegt bereits auch ein Gesuch der Sozialdemokraten. Sie möchten den Platz am 24. September oder am 8. Oktober für sich beanspruchen und haben sich diese Daten darum schon früh provisorisch reservieren lassen. Wofür genau, ist laut SP-Kampagnenleiterin Andrea Sprecher noch offen. Klar ist nur: Es soll ebenfalls ein Wahlanlass werden. Allerdings könnte der SP auch die Gewerkschaft Unia im Weg stehen. Diese hat provisorisch den 24. September eingegeben, um mit ihrer traditionellen Lohn-Demo in die herbstlichen Lohnverhandlungen zu steigen.
Sicherheitsdirektor Nause stellt sich damit die heikle Frage, unter welchen Auflagen er wann welche Kundgebung bewilligen soll. Im Prinzip möchte er alle Aktionen zulassen. „Wir legen grössten Wert auf die Beachtung der Meinungsäusserungsfreiheit.“ Die Massierung der Anfragen für den Wahlherbst bereitet Nause trotzdem einige Sorgen. „Wir müssen uns überlegen, ob wir die Veranstaltungen staffeln wollen“, sagt er. Dabei denkt er auch an die Belastung der Bevölkerung und der Polizei. Denn die Krawalle von 2007 haben gezeigt, dass auch ein Grossaufgebot von 427 Polizisten im Nachhinein als zu dürftig erachtet werden musste. Und die Scharmützel vor drei Wochen bei der Albisgüetli-Tagung der SVP Zürich lassen kaum den Schluss zu, dass die Kontrolle politischer Kundgebungen dieses Jahr einfacher wird.

Volk wollte nicht verschärfen
Nause denkt deshalb auch weiter. Er überlegt sich, ob man künftig vor den Wahlen eine Frist setzen soll, nach welcher politische Aktionen auf dem Bundesplatz nicht mehr zugelassen würden. Schliesslich, so der CVP-Politiker, gebe es auch bei den Wahlumfragen eine ähnliche Beschränkung.
Mit Abstrichen am Demonstrationsrecht hat Nause indes bisher kein Glück gehabt. Nach den Krawallen von 2007 wollte das Stadtparlament mit seiner Unterstützung Demonstrationen auf die Plätze beschränken und Umzüge durch die engen Berner Gassen verbieten. Das Verwaltungsgericht lehnte dieses Verbot später aber als verfassungswidrig und unverhältnismässig ab. Und wenig später scheiterte an der Urne auch der Versuch, das Kundgebungsreglement mit einem Entfernungsartikel für renitente Demonstranten zu verschärfen.


2. Medienbericht Vorfeld (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/08/82888.shtml)
Nervosität vor SVP-Fest auf dem Bundesplatz
Der letzte Aufmarsch der SVP auf dem Bundesplatz endete in einem Fiasko. Jetzt legt sie das «Familien-Fest» neu auf. Militante Linksextreme drohen wieder mit Randalen. Die Partei will Chaoten notfalls selbst festnehmen.
250 Treichler, mindestens so viele Schweizerfahnen und Jodel: Am 10. September lädt die SVP zum «Familien-Fest» auf dem Bundesplatz, um sich auf die Wahlen einzustimmen. Das Fest birgt Zündstoff: Im Internet rufen Linksautonome bereits dazu auf, die SVP in Bern anzugreifen. Sie werde sich eine «blutige Nase» holen, heisst es etwa.
Die Sicherheitschefin des Fests: Andrea Geissbühler (SVP). Die Sicherheitschefin des Fests: Andrea Geissbühler (SVP). Infografik Wahlen 2011 Video Nach Attacke: Hans Fehr fordert Null-Toleranz
Vor vier Jahren wurde die Kundgebung der SVP von ­zerstörungswütigen Links-
extremen angegriffen. Diese lieferten sich wüste Strassenschlachten mit einer
völlig überforderten Polizei. Der 6. Oktober 2007 wurde zur «Schande von Bern».

SVP engagiert Broncos
Die SVP will um jeden Preis verhindern, dass sich eine solche wiederholt: «Wir fordern ein rigoroses Vorgehen. In der Vergangenheit hat oft der politische Wille gefehlt, ernsthaft gegen diese Chaoten vorzugehen», sagt Andrea Geissbühler, die Sicherheitschefin des Fests. Auf dem Platz ist die SVP selbst für die Ordnung verantwortlich.
Sie hat neben «eigenen Leuten» die private Sicherheitsfirma Broncos engagiert. «Es gilt zu verhindern, dass sich Gruppen von Linksextremen einschleichen.» Falls Krawallmacher bis zum Bundesplatz vordringen sollten, werde man sie «festnehmen und der Polizei übergeben», so die Polizistin und SVP-Nationalrätin.

Gewalt vorprogrammiert?
Laut Samuel Althof von
der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention kann man davon ausgehen, dass es erneut zu gewalttätigen ­Auseinandersetzungen kommen wird: «Wir befinden
uns in einer Spirale der Gewalt. SVP-Politiker werden in den Augen der Linksextremen nicht als Menschen, sondern als Zielobjekte eines feindlichen Systems gesehen.»


3. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/08/83056.shtml)
Vier Jahre nach ihrem misslungenen „Marsch auf Bern“ mobilisiert die rechtspopulistische Partei SVP (Schweizerische Volkspartei) dieses Jahr erneut in die Bundeshauptstadt. Zwar soll es dieses Jahr keinen Umzug durch die Stadt geben – die SVP will sich auf ein Fest auf dem Bundesplatz beschränken. Nach den Auseinandersetzungen, welche 2007 medial um die Welt gingen, drohen sowohl die Stadt als auch die Partei selbst mit immenser Repression. Die Stadt stellt ein martialisches Polizeiaufgebot, die SVP Schwinger und Broncos, welche es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden.
Aus diesem Grund findet unter dem Motto „ganz FEST gegen Rassismus“ eine Gegenveranstaltung in der Reitschule statt.

PROGRAMM:
ab 10.00 öffnet die Reitschule und die Beiz
ab 12.00 bis 18.00 finden Workshops statt – definitiv sind bis jetzt folgende:
– Siebdruck
– Buttons herstellen
– Theater
– AntiRep
– Wie schreibe ich ein Communiqué?
– Flyer gestalten
– Fahnen, Transpis gestalten
– Wandzeitung
– und wahrscheinlich noch vieles mehr!
Wenn du eine eigene Idee für einen Workshop hast, dann kannst du dich entweder per Mail melden bei: info@halts-maul.ch oder du kommst am Tag selbst beim Infotisch vorbei!
ab 16.00 werden Filme gezeigt
ab 17.00 gibt es einen Vortrag zum Thema „SVP: von der Volks- zur rechtspopulistischen Partei“
ab 18.00 – 21.00 Konzerte auf dem Vorplatz
ausserdem ganztags VoKü und Infotisch


4. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/09/83172.shtml)
Medienmitteilung zum Protesttag gegen das „SVP-Familienfest“ auf dem Bundesplatz und dem temporären Polizeistaat in der Berner Innenstadt
Ganz FEST gegen Rassismus: Alternativen zur „SVP-Welt“ schaffen
Sehr geehrte Medienschaffende
„Ganz FEST gegen Rassismus“ hat begonnen: Seit heute 10.00 Uhr findet im Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule die Gegenveranstaltung zum SVP-Wahlpropaganda-Fest auf dem Bundesplatz statt. Mit dem „Ganz FEST gegen Rassismus“ wird der Bevölkerung Gelegenheit gegeben, gemeinsam mit anderen Zivilcourage zu zeigen und ihrem Protest gegen die rassistische Propaganda, die Stimmungsmache und die Eskalations-Strategie der SVP ein Gesicht zu geben. Aber auch um ihre Ablehnung des ewigen feigen und duckmäuserischen Schweigens und der geistigen Kapitulation der meisten anderen Parteien gegenüber der SVP auszudrücken.
Die Reitschule kritisiert und verurteilt die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP in den Medien. Die SVP versucht angesichts ihrer gesellschaftlichen Isolation und ihrer schwindenden Anziehungsskraft verzweifelt, mit dem Schüren von Angst und der Anheizung der Stimmung mediale Aufmerksamkeit zu erhaschen. Im Stil einer Sekte mobilisiert sie ihre Wählerschaft in einem Klima der permanenten Paranoia auf den Bundesplatz. Jegwelchem Protest gegen die SVP wird die Legitimation abgesprochen und ihre GegnerInnen pauschal als „Chaoten“ diffamiert. Die SVP gefällt sich dabei in ihrer ewigen Rolle als „Opfer“, dem „die anderen“ Böses wollen.
Dass sich die Stadtberner und kantonalen Polizeibehörden dabei zu willfährigen Handlangern und Gratis-Wachhunden der SVP degradieren lassen und mittels Sonderrecht auf Kosten der Bevölkerung in der Innenstadt temporär den Polizeistaat einrichten, ist ein Skandal. Aber auch Ausdruck der totalitären Gesellschaft, die die SVP anstrebt.
Das Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule Bern bietet deshalb gerne eine Alternative zu dieser „SVP-Welt“. Programm und Aufruf zum heutigen „Ganz FEST gegen Rassismus“ finden sie im Anhang und auf http://www.halts-maul.ch.
Mit freundlichen Grüssen
Mediengruppe
Reitschule Bern

AUFRUF
He Du!
Hast Du gesehen wie sie wieder zündeln, die Brandstifter? Wie sie Deine Nachbarschaft zupflastern mit Parolen, auf dass die sich in Dein Unterbewusstsein brennen? Wie sie auf ihrem Weg an die Macht wieder das tun, was sie am besten können: Ängste schüren, Neid entfachen, Hass säen…
Das Schlimmste: Sie sind erfolgreich, sie dominieren. Die Minarett- und die Ausschaffungsinitiative: Hättest Du noch vor wenigen Jahren geglaubt, sie könnten sie gewinnen? Die Saat, sie geht auf…
Und hast Du gesehen, wie zahlreich jene geworden sind, die ihnen glauben, die sie wählen? Du kannst sie überall treffen, auf der Strasse, in der Beiz, im Internet, im Stadion: Jene, die sich als Teil einer rechten Revolution fühlen, die automatisch nachplappern, was ihre AnführerInnen (und deren PR-BeraterInnen) behaupten, immer und immer wieder, je absurder, desto besser. Hast Du gesehen, wie sie sich gegenseitig anstacheln, wie sie missionieren, wie es sie berauscht, zusammen die Anderen zu treten, verbal, an der Urne, vielleicht schon bald auf der Strasse.
Du bist die Anderen. Der Hass, er gilt Dir:

* Du, der Du eines Tages vielleicht nicht mehr Arbeiten kannst. Verspottet, gedemütigt als Sozialschmarotzer, Faulenzer.
* Du, die Du geflohen bist, auf der Suche nach einem besseren Leben: Am Arbeiten gehindert, tyrannisiert, weggesperrt.
* Du, die Du Dich wagst, Dich gegen die Brandstifter zu wehren. Verhöhnt als Naivling, als Gutmensch.
* Du, der Du hier lebst, aber nicht in der Schweiz geboren bist. Sündenbock für alles und jedes.
* Du, die Du heute noch meinst, Du seiest nicht mitgemeint.

Und was tun jene, die sich Liberalität und Christentum auf ihre Fahnen geschrieben haben? Statt ihre Inhalte zu verteidigen, haben sie kapituliert, sind zu KomplizInnen der Brandstifter geworden. Die Kollaborateure und das Original, selbst auf den Plakaten kaum mehr zu unterscheiden: „Schweizer wählen SVP“, „Die Schweiz – unser Zuhause“, „Aus Liebe zur Schweiz“.
Was meinst Du? Ist es nicht an der Zeit, dass wir uns wehren, dass wir diesen unheimlichen Patrioten ein unmissverständliches „Halts Maul, Schweiz“ entgegensetzen? Ist es nicht an der Zeit zu sagen: „Wir stellen uns quer.“?
Ertragen wir die Hetze nicht einsam, bis uns schlecht wird. Es ist Zeit, uns zu organisieren, in der Nachbarschaft, an der Schule, in der Fankurve. Banden zu bilden, die halten. Auf dass wir unsere Wut nicht schlucken, sondern dass sie uns antreibt, gemeinsam zu handeln.
Wir haben begonnen. Bist Du dabei?


5. Medienbericht (Originalquelle: http://www.derbund.ch/bern/Kuhglocken-Folklore-und-riesiges-Polizeiaufgebot-an-SVPKundgebung/story/16995564)
Kuhglocken, Folklore und riesiges Polizeiaufgebot an SVP-Kundgebung
Mehrere tausende Mitglieder und Sympathisanten sind am Samstag an die als Familienfest betitelte Wahlkundgebung der SVP auf dem Bundesplatz gepilgert. Die Polizei verwandelte die Stadt Bern in eine Festung. Zu Gegendemonstrationen kam es nicht.
Rund um den Anlass wurden 55 Personen angehalten. Diese wurden für weitere Abklärungen auf eine Wache gebracht, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Bei Mehreren fand die Polizei gefährliche Gegenstände wie Messer, Reizstoff, Brandbeschleuniger, Spraydosen, Vermummungsmaterial und Teile einer Pistole. Die meisten Angehaltenen wurden nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Fünf der Angehaltenen waren Jugendliche. Gegendemonstrationen am Abend blieben aus, wie die Polizei nach 22.30 Uhr mitteilte
Das enorme Sicherheitsdispositiv habe sich bewährt, sagte der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause der Nachrichtenagentur sda. Die Gewaltbereitschaft sei durchaus da gewesen. Er ziehe eine positive Bilanz, da grössere Zwischenfälle ausgeblieben seien, sagte Nause. Allerdings sei es betrüblich, dass man einen derartigen Aufwand habe betreiben müssen.
Unterstützt wurde die Kantonspolizei Bern von mehreren Korps anderer Kantone. Insgesamt standen nach Angaben der Polizei rund 1000 Polizisten im Einsatz. Für die Kosten muss gemäss dem Kundgebungsreglement der Steuerzahler aufkommen. Zum Vergleich: Ein Hochrisiko-Fussballspiel in Bern wird mit etwa 600 Polizisten gesichert, was Kosten von einer Viertelmillion Franken verursacht..

Polizisten auf den Dächern
Die Stimmung in der Bundesstadt war angespannt. Grund dafür waren schwere Ausschreitungen bei der SVP-Wahlkundgebung vor vier Jahren. Linke Aktivisten verwüsteten damals unter anderem die aufgebaute Infrastruktur auf dem Bundesplatz.
Am Samstag war die Polizei vor allem am Bahnhof und in der Innenstadt Berns klar sichtbar. An jeder Ecke standen Polizisten, immer wieder wurden Personenkontrollen durchgeführt. Auch gepanzerte Fahrzeuge waren vielerorts zu sehen. Der Bundesplatz war grossräumig mit Absperrgittern abgeriegelt. Wer auf den Platz wollte, musste dem Sicherheitspersonal den Inhalt seiner Taschen zeigen.
Manche mussten sich gar mehr als einmal kontrollieren und durchsuchen lassen. Ein Mann, der während der Rede von Brunner ein «Halt’s Maul Schweiz»-Plakat in die Höhe hielt, wurde vom Sicherheitsdienst der Broncos abgeführt und sofort der Polizei übergeben.
Sogar auf den Dächern der Gebäude um den Bundesplatz waren Polizisten positioniert. Mit Ferngläsern beobachteten sie das Geschehen. Das immense Polizeiaufgebot war auf und neben dem Bundesplatz das grosse Gesprächsthema.

Urchiges und Altbekanntes
Auf dem Bundesplatz selbst bekräftigten die SVP-Redner bei heissen Temperaturen und strahlender Sonne die bekannten Wahlthemen der Partei. Präsident Toni Brunner betonte sechs Wochen vor den Nationalrats- und Ständeratswahlen, dass die SVP Anspruch auf einen weiteren Sitz im Bundesrat habe.
Wie Brunner kritisierte auch SVP-Übervater Christoph Blocher jegliche Bestrebungen, sich der EU auf irgendeine Weise anzunähern. Blocher kam beim Publikum besonders gut an. Es reagierte regelmässig mit tobendem Applaus und frenetischen Zurufen auf seine Botschaften. Bundesrat Ueli Maurer rief das Publikum auf, weiterhin kritisch zu sein und den Mut zu haben, auf Missstände in der Schweiz hinzuweisen.
Untermalt wurde die Platzkundgebung mit urchigen Alphorn- und Jodelklängen, Blasmusik, Fahnenschwingern und Trychler-Umzügen. SVP- Nationalrat Oskar Freysinger trug auf der Bühne ein eigenes Lied vor.
Beim Publikum, das zum Teil in Reisecars aus der ganzen Schweiz angereist war, war insbesondere auch das SVP-Maskottchen beliebt, der Geissbock Zottel. Die Partei schätzte die Teilnehmerzahl auf 6000 Personen.

Gegenveranstaltung in der Reitschule
Derweil führen linke Aktivisten zeitgleich zum «SVP-Familienfest» eine Gegenveranstaltung in der nur einen Kilometer entfernten Reitschule durch. Organisiert wurden unter dem Motto «Ganz FEST gegen Rassismus» Workshops, Filmvorführungen, Vorträge und Konzerte.
Die Reitschule kritisiere damit auch «die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP», teilten die Organisatoren mit. Zudem werfen sie den Behörden vor, «in der Innenstadt temporär den Polizeistaat» einzurichten.
Laut Mitteilung der Reitschule vom Samstagnachmittag wurden vor allem Jugendliche in der Innenstadt mit der Begründung «Sie sind nicht SVP» weggewiesen. Die Reitschule verlangt daher eine unabhängige Untersuchung des Polizeieinsatzes.


6. Mitteilung Kantonspolizei (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/09/83172.shtml)
Stadt Bern: Mehrere Anhaltungen während Kundgebung (Stand 1700 Uhr)
pkb. Das „SVP-Familienfest“ am Samstagnachmittag in Bern ist ohne Zwischenfälle verlaufen. Rund um die Veranstaltung auf dem Bundesplatz mussten rund 50 Personen angehalten werden. Es wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt, darunter Brandbeschleuniger.
An der von der Stadt Bern bewilligten Kundgebung der Schweizerischen Volkspartei (SVP) haben am Samstag, 10. September 2011, mehrere tausend Personen teilgenommen. Die Kantonspolizei Bern war mit einem Grossaufgebot präsent und wurde durch zahlreiche Kräfte aus anderen Kantonen unterstützt. Dies um die Sicherheit der Veranstaltung gewährleisten und den Auftrag der Stadt Bern umsetzen zu können, keine parallelen Kundgebungen an diesem Tag zuzulassen. In Folge wurden insbesondere rund um den Bundesplatz zahlreiche Personenkontrollen vorgenommen.
Rund 50 Personen wurden für genauere Abklärungen angehalten und auf eine Polizeiwache gebracht. Bei mehreren wurden Gegenstände wie Messer, Reizsstoff, Spraydosen und Vermummungsmaterial gefunden. Zwei Personen führten zudem Brandbeschleuniger mit sich, eine Teile einer 9 Millimeter-Pistole. Der Grossteil der Angehaltenen konnte kurze Zeit darauf wieder entlassen werden. Einige Personen wurden angewiesen, sich nicht mehr in die Region Bundesplatz zu begeben.
Der Einsatz der Kantonspolizei Bern dauert an und sie wird vorerst das Dispositiv in der Innenstadt aufrecht erhalten.