2011,  Antifaschismus,  Antikapitalismus,  Arbeitskampf,  Demo,  Ökologie,  Tierbefreiung

antikapitalistische Demo (AK-Kampagne)

Inhalt:
1. Aufruf
2. Video
3. Communiqué
4. Bilder
5. Stellungsnahme Pfeffersprayeinsatz
6. Medienbericht

1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/10/83669.shtml)
Am kommenden Samstag 08. Oktober 2011 wird in Bern gegen Staat und Kapital demonstriert. Zum Abschluss der Kampagne „In Bewegung bleiben – Kapitalismus abschaffen“ tragen wir unsere Kritik auf die Strasse.
Dass der Kapitalismus für Natur, Tier und die meisten Menschen schädlich ist, lässt sich leider an unzähligen Beispielen zeigen…
…Die Lohnarbeiter_innen sind gezwungen ein Leben lang ihre Arbeitskraft zu veräussern und müssen dabei (Berufs-)krankheiten, Unfälle und psychische Erkrankungen in Kauf nehmen.
…Die kapitalistische Produktion nimmt auf die Umwelt als Lebensgrundlage keine Rücksicht und zerstört sie zu grossen Teilen.
…Das Dasein als Lohnabhängige bedeutet für viele Menschen ständig abzuwägen, ob ein Bedürfnis befriedigt werden kann oder darauf verzichtet werden muss. Existenzängste gehören zum Alltag vieler Menschen.
…Den herrschenden Gegensätzen dieser Gesellschaft sind die Menschen andauernd ausgesetzt. Die Konkurrenz macht vor niemandem Halt und durchdringt alle Lebensbereiche.

Diese Härten kommen nicht von ungefähr und sind erst Recht nichts Natürliches. Weil im Kapitalismus nach dem Kriterium des Profits produziert wird, bleibt so manches Bedürfnis der Leute auf der Strecke. Und wer kein Geld oder Eigentum hat, kommt in diesem System kaum dazu auch nur ein Bedürfnis zu befriedigen. Für die meisten Leute bedeutet dies ein Leben als Lohnarbeiter_in und abhängige Variabel der Eigentümer_innen über die Produktionsmittel. Und damit die ganze Chose auch ordentlich funktioniert, wacht der Staat mit Gesetz, Gewalt und seinen blauen Repräsentanten_innen.
Dieses System wollen wir nicht! Auch nicht mit irgendwelchen reformistischen Änderungen. Wir wollen eine Wirtschaft, die für die Bedürfnisse der Leute produziert, die Natur nicht zerstört und für jeden genügend hergibt. Wir wollen eine selbstorganisierte, herrschaftslose Gesellschaft!

Mit der Demonstration kommenden Samstag verleihen wir dem lautstark Ausdruck. Treffpunkt ist um 16.00 Uhr bei der Heiliggeistkirche am Bahnhofsplatz.
Zwei Tage zuvor, also am 6. Oktober 2011 um 18.00 Uhr startet zudem das antikapitalistisch Einkaufswagenrennen. Das Spektakel soll die Aufmerksamkeit der Passant_innen auf unsere Inhalte lenken und den Beteiligten jede Menge Spass bereiten. Phantasievoll gestaltete und mit antikapitalistischen Parolen verzierte Einkaufswagen treten beim Zeitfahren und im Massenrennen gegeneinander an.
Natürlich stellen sich den Einkaufswagen – ganz wie im richtigen kapitalistischen Alltag – diverse Hindernisse in den Weg: Geld, Kasse, Eigentümer, Ladendetektiv usw. müssen geschickt gemeistert werden. Den erfolgreichen Teilnehmer_innen winken Preise 😉



2. Video (Originalquelle: https://www.youtube.com/watch?v=BD26XqHLL6I)

https://www.youtube.com/watch?v=BD26XqHLL6I


3. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/10/83744.shtml)
Zum Abschluss der Kampagne „In Bewegung bleiben – Kapitalismus abschaffen“ haben heute über 150 Leute in Bern lautstark gegen Staat und Kapital demonstriert. Nach mehr als einem Monat, in dem mit vielfältigen Aktionen und Inhalten auf die Härten des Kapitalismus aufmerksam gemacht wurde, haben wir unsere Kritik erneut auf die Strasse getragen. Abgesehen von zwei kleinen Zwischenfällen, bei denen reaktionäre Kleinbürger mit übertriebenem Geltungsdrang den Demozug aufzuhalten versuchten und gegen Demonstrierende handgreiflich wurden, verlief die Demo ohne Zwischenfälle. Die Störer wurden von Demoteilnehmenden ruhig gestellt.

Besammlungspunkt war 16.00 Uhr bei der Heiliggeistkirche am Bahnhofplatz, wo die Demoteilnehmenden begrüsst wurden und mit Beispielen aufgezeigt wurde, welchen Schaden der Kapitalismus tagtäglich anrichtet. Mit Sprechchören und Feuerwerk zog die Demo durch die Altstadt. Mit einer Rede zu Bedarfswirtschaft wurde beim Kornhausplatz auf unseren täglichen Kampf für eine Welt ohne Staat und Kapital aufmerksam gemacht. So würde in einer Bedarfswirtschaft solidarisch produziert und verteilt, was die Menschen brauchen. Jeder nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Ebenfalls beim Kornhausplatz wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Scheiss auf Wahlkampf, wir wollen Klassenkampf“ aufgehängt. Beim Hirschengraben wurden Teilnehmenden sowie Passanten, mit einer Rede, unsere Kritik am Kapitalismus und dessen Garant, dem bürgerlichen Staat, vermittelt. Darin wurde auch ersichtlich, wieso Reformen niemals eine grundlegende Verbesserung der Verhältnisse bringen werden. Lautstark zog der Demozug anschliessend über den Bahnhofplatz zur Reitschule, wo die Demonstration ihren Abschluss fand.

Die Demonstration stellt den Abschluss der antikapitalistischen Kampagne dar, jedoch ist damit noch lange nicht erreicht, was wir wollen. Unser Kampf gegen ein System, in dem täglich zehntausende verhungern, während andere durch Eigentumsrechte Milliarden anhäufen; gegen ein System in dem die grosse Mehrheit gezwungen ist ihre Arbeitskraft zu verkaufen; gegen ein System in dem eine kleine Minderheit über alles verfügt und bestimmt; gegen ein System, das keine Rücksicht nimmt auf Natur, Tier und Mensch, geht weiter. Es ist ein täglicher Kampf, in dem wir euch alle aufrufen, zu diskutieren, selbst aktiv zu werden, euch zu organisieren und dadurch einen Beitrag zu leisten dieses System über den Haufen zu werfen. Denn dieses System wollen wir nicht! Wir wollen eine Wirtschaft, die für die Bedürfnisse der Menschen produziert, die Natur nicht zerstört und für jeden und jede genügend hergibt. Wir wollen eine selbstorganisierte, herrschaftslose Gesellschaft.

Wir werden keine Ruhe geben, bis der Kapitalismus abgeschafft ist und bleiben auch weiterhin in Bewegung! Für die soziale Revolution!


4. Bilder (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/10/83748.shtml)


5. Stellungsnahme Pfeffersprayeinsatz (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2011/10/83785.shtml)
Wir nehmen erstaunt zur Kenntnis, dass uns in den bürgerlichen Medien wiederholt unterstellt wurde, Stadträte „angegriffen“ zu haben und stellen hiermit klar, dass die Angriffe nicht von unserer Seite ausgingen.
Stadtrat Jimy Hofer (Parteilos) stellte sich im Bollwerk einer Gruppe von ca. 60 Demonstrant_innen in den Weg, die unterwegs zum Besammlungsort war. Er pöbelte zuerst verbal, versuchte dann das Fronttransparent zu entreissen und wurde dabei auch gegenüber einem Demonstrierenden handgreiflich. Erst daraufhin wurde Pfefferspray eingesetzt um den Angriff abzuwehren.
Bei der Heiliggeistkirche pöbelte Stadtrat Manfred Blaser (SVP) beim Rücktransparent, er versuchte ebenfalls das Transparent herunterzureissen. Er liess erst los, als ein Demonstrant ihn an den Händen packte. Blaser stiess Drohungen und Beleidigungen aus, zog sich aber zurück.
Stadtrat Mario Imhof (FDP) und Stadtrat Roland Jakob (SVP) beleidigten die Leute an der Spitze des Demozuges. Roland Jakob wurde handgreiflich, was er anfangs noch bestritt, in der heutigen Ausgabe von 20 Minuten aber sogar bestätigt. Allerdings verdreht er die Tatsache, dass die Tätlichkeit zuerst von ihm ausging. Er versuchte mit den Fäusten auf einen Demonstranten einzuschlagen, nachdem es ihm nicht gelang, dessen Vermummung herunter zu reissen. Deshalb wurde gegen den Angreifer Pfefferspray eingesetzt.
Unser Anliegen ist es, an Demonstrationen und Aktionen antikapitalistische Inhalte zu vermitteln. Es versteht sich von selbst, dass wir dabei Form, Inhalte und Teilnehmer_innen vor An- und Übergriffen schützen.
Freundliche Grüsse
AK-Kampagnen-Team


6. Medienbericht (Originalquelle: https://www.nzz.ch/lautstarke_kundgebung_gegen_kapitalismus-1.12902262 & http://www.derbund.ch/bern/PfeffersprayAttacke-bei-Demonstration-gegen-den-Kapitalismus/story/16423601)
-NZZ: Lautstarke Kundgebung gegen Kapitalismus
Rund 100 Personen haben am Samstagnachmittag in Bern lautstark gegen den Kapitalismus demonstriert. Sie zogen mit Knallpetarden, Bengalfackeln und dröhnender Musik durch die Innenstadt. Zwei Berner Stadträte wurden mit Pfefferspray besprüht.
Bei den beiden Legislativpolitikern handelt es sich um den Fraktionschef der SVP Stadt Bern, Roland Jakob, sowie um den parteilosen Jimy Hofer. Hofer hatte sich den Demonstrierenden mitten auf der Strasse entgegenstellt, wie er auf Anfrage sagte. «Dann kamen vier Vermummte auf mich zu und nebelten mich mit Tränengas ein.»
SVP-Stadtrat Jakob stellte sich etwas später neben den Demonstrationszug. «Dann beschimpfte mich einer der Vermummten», sagte Jakob. Er habe diesen aufgefordert, die Maske abzunehmen. Dann habe ihn ein anderer Kundgebungsteilnehmer mit Pfefferspray attackiert.
Drei Personen angehalten
Sachbeschädigungen blieben bis zum Samstagabend aber aus, wie Polizeisprecher Fichter sagte. An der Demonstration kam es zu einigen Personenkontrollen. Drei Personen wurden angehalten und auf eine Wache gebracht. Kurze Zeit später wurden sie wieder entlassen.

Die meisten Teilnehmer der Kundgebung waren schwarz gekleidet und vermummt. Auf einem grossen Transparent stand das Motto der Demonstration: «In Bewegung bleiben, Kapitalismus abschaffen.» Mehrmals hielt der Demonstrationszug mitten in der Berner Altstadt an. Dann hielt einer der Teilnehmer jeweils eine Rede via Megaphon.
Die Kundgebung fand noch während der Öffnungszeiten der Geschäfte in der Berner Innenstadt statt. Dementsprechend waren besonders viele Passanten unterwegs. Zahlreiche Schaulustige blieben stehen und schauten dem Treiben in der Berner Altstadt zu.
Ohrenbetäubende Petarden

Der Demonstrationszug war zwar nicht gross, dafür aber laut: Immer wieder feuerten die Kundgebungsteilnehmer ohrenbetäubende Petarden ab. Die Bengalfackeln nebelten mitunter die Gassen der Altstadt mit dichtem Rauch ein. Untermalt wurde das Ganze von Musik aus den Lautsprechern eines Kleinbusses der Demonstrierenden.
Die Demonstrierenden beendeten ihre Kundgebung nach fast zwei Stunden in der Berner Reitschule. Zur Demonstration aufgerufen hatte die Antikapitalistische Kampagne (Antika). Diese sieht im Kapitalismus ein «schädliches und menschenfeindliches System», das abzuschaffen sei.

-DerBund: Feuer, Rauch und Pfefferspray, jedoch kein Sachschaden
Die antikapitalistische Demonstration in der Berner Innenstadt verlief weitgehend friedlich.
Es ist Samstag, 15.45 Uhr. In der Berner Marktgasse stehen zwei Polizeiautos. Ansonsten sind keine Uniformierten zu sehen. Vom Bollwerk her zeugen Böllerschüsse von der herannahenden Demonstration gegen den Kapitalismus. Etwa 30 schwarzgekleidete und vermummte Personen ziehen mit Transparenten über den Bahnhofplatz Richtung Heiliggeistkirche. Begleitet wird der Umzug von einem VW-Bus, auf dem Lautsprecher den thematisch passenden Soundtrack zur Demonstration liefern. Zwischen Heiliggeistkirche und Loeb wird angehalten, der harte Kern wird nun von circa 50 weiteren unvermummten und farbiger gekleideten Personen ergänzt.
Während eine junge männliche Stimme zu «Klassenkampf statt Rassenwahn» aufruft, lotst ein Bernmobil-Mitarbeiter Trams und Busse durch – die Demonstrierenden haben sich so in der Mitte der Spitalgasse aufgestellt, dass ein Durchkommen für den ÖV möglich bleibt. Als der vermummte Knallpetardenzünder seine Tätigkeit einstellt und auch die Sprechchöre verstummen, ist nur noch das leise Rattern des Benzingenerators auf dem Dach des VW-Busses zu hören. Derweilen laufen die meisten Passanten an der Demonstration vorbei. Einige schauen zu, einige schmunzeln, einige runzeln die Stirn. Zeitweise hat die Demonstration mehr Zuschauer als Teilnehmer.

Damoklesschwert «unbewilligt»
Fast scheint die Szene friedlich. Wäre der Anlass nicht unbewilligt und daher die Gefahr latent, dass es bei einer Auflösung durch die Polizei zu wüsten Strassenschlachten kommt. Diese bleiben aus, dank der Polizei, die sich diskret im Hintergrund hält und sich nicht provozieren lässt, sowie den Demonstrierenden, die an der Demonstration selber geschlossen gewaltlos bleiben. Dieser Eindruck wird später relativiert, als sich herausstellt, dass während der Demonstration zwei Berner Stadträte von Demo-Teilnehmern mit Pfefferspray besprüht wurden.
16.10 Uhr. Die Demo setzt sich in Bewegung. Durch die Spitalgasse an den Märit-Ständen auf dem Waisenhausplatz vorbei, werden Parolen wie «Bürger lasst das Schaffen sein, steckt die Sachen einfach ein» skandiert. Ob deswegen ein Fahrzeug eines Märit-Standbetreibers den Weg Richtung Zeughausgasse temporär versperrt, bleibt Spekulation. Neben dem Stadttheater werden ein paar der aus den Fussballstadien bekannten Bengalfackeln gezündet.
Später hängt ein Aktivist ein Transparent an einem Baugerüst in der Nähe des Chindlifrässer-Brunnens auf. Gefordert wird «Klassenkampf statt Wahlkampf».

Viel Schall und Rauch
Beobachtet wird die Szene von zwei Polizisten der Stadtpolizei. Sie begleiten die Demonstration und filmen im Hintergrund. Ein spanischer Tourist fragt neugierig, was die Demonstration bezwecke. 16.51 Uhr. Der Zug biegt in die Marktgasse ein. Wieder werden Fackeln gezündet. Beissender Rauch zieht durch die Lauben. Das Gros der Einkaufenden lässt sich davon nicht aufhalten. Ein älterer Mann jedoch, sichtlich verstört von den regelmässig abgefeuerten Knallpetarden und den Fackeln, fragt laut, wo die Polizei bleibe.
17.30 Uhr. Mittlerweile ist die Demonstration nach einem Schlenker zum Hirschengraben wieder am Bollwerk angelangt und begibt sich zur Reitschule, wo die Demonstration zu Ende geht. Unterwegs wurden zwei Gebäude mit rot-schwarzen Fahnen geschmückt und weitere Reden gehalten, Pyros und Knallkörper gezündet und laute Protestmusik abgespielt. Gut 90 Minuten hat die unbewilligte Demonstration gedauert – so lange wie ein Fussballspiel. Fragt sich nur, wer gewonnen hat.
Politische Reaktionen blieben nicht aus: Die CVP der Stadt Bern nimmt zufrieden zur Kenntnis, dass sich die Deeskalationsstrategie von Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) und Kantonspolizei bewährt hat. Von der FDP sind bezüglich Polizeieinsatz kritischere Töne zu hören: Polizeikräfte seien während des Marsches kaum zu sehen gewesen. Und weiter: «Einmal mehr gestand die rot-grüne Regierung einer Handvoll Chaoten Privilegien zu, von welchen normale Bürger nur träumen können.»