Kongress Recht auf Stadt (abgesagt)
Inhalt:
1. Aufruf
2. Medienbericht
1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2012/06/86730.shtml)
Vom 6. bis 9. September 2012 laden wir, ein überregionales Netzwerk von stadtpolitisch Interessierten, politischen AktivistInnen, kritischen KünstlerInnen und AkademikerInnen, zum „Recht auf Stadt“ Kongress in Bern.
Der Kongress soll eine offene Plattform sein. Wir wollen mit dem Kongress Raum schaffen, für einen produktiven Austausch zwischen allen, die sich für das Thema Stadt im weitesten Sinne interessieren. Geplant ist eine Mischung aus offenen Workshops, Inputveranstaltungen, Filmvorführungen, VoKü’s, Diskussionen, Vernetzungsveranstaltungen, Stadtrundgängen usw.
Insgesamt sind drei Zeitfenster à 2 Stunden (zwei am Freitag und eines am Samstag) für Workshops vorgesehen. Hierbei können beliebig viele (bis wir keine Räume mehr haben) Workshops parallel durchgeführt werden. Die Workshop-Blöcke sind ganz für eure Projekte, Ideen, Initiativen und Präsentationen reserviert!
Daneben ist der ganze Samstag Nachmittag frei für Stadtrundgänge, Exkursionen, längere Workshops und sonstige Projekte. Hier sind Inputs ebefalls sehr willkommen!
Unter Workshop verstehen wir nichts Spezifisches. Ihr könnt einen Text vorbereiten, der gemeinsam gelesen und diskutiert wird, Vernetzungstreffen durchführen, ihr könnt ein Kunstprojekt vorstellen bzw. gemeinsam vorbereiten, einen Vortrag halten usw. Der Kongress ist grundsätzlich offen.
Interessiert, dann meldet euch unter stadtkongress(a)immerda.ch
Eingabefrist ist der 31.07.2012
Bitte gebt bei der Eingabe folgend Infos an:
– Titel eurer Veranstaltung
– Gruppe oder Name
– Form der Veranstaltung (Lesung, Vortrag etc.)
– Kurzzusammenfassung von ca. 300 Worten
Wir freuen uns auf eure Inputs!
2. Absage (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2012/07/86998.shtml)
Mit schwerem Herzen sehen wir uns dazu gezwungen den „Recht auf Stadt“-Kongress, der vom 6.-9. September in Bern in den Räumlichkeiten der Reitschule, des Progr und der Brasserie Lorraine hätte stattfinden sollen, abzusagen.
Grund dafür ist, dass wir nach einigen beruflich und privat bedingten Ausfällen personell unterbesetzt sind und uns dadurch als Gruppe mit diesem ambitionierten Projekt überfordert sehen. Die personelle Besetzung war zwar von Anfang an etwas knapp, doch bauten wir stark darauf in der aktuell in mehreren Schweizer Städten entstehenden stadt- und freiraumpolitischen Dynamik Menschen für das Projekt begeistern zu können. Wir waren diesbezüglich wohl zu optimistisch und die erwünschte bzw. notwendige Unterstützung aus anderen Berner Initiativen – wie etwa aus Unigruppen, Quartierträffs und -leiste oder dem neu entstandenen „Bündnis“ zum Nachtleben – aber auch aus Initiativen in anderen Schweizer Städten blieb beinahe gänzlich aus.
Angedacht war ein Kongress, der unter dem Motto „Dokumentieren – Informieren – Vernetzen – Animieren“ einen breiten Austausch über unterschiedliche Partikularinitiativen hinaus möglich machen sollte. Es wäre uns darum gegangen Perspektiven einer linken Stadtpolitik zu eruieren, um so konkrete Alternativen zu den gegenwärtigen stark der marktwirtschaftlichen Logik folgenden Stadtentwicklung anzudenken. Dafür haben wir breit eingeladen und schon im Vorfeld des Kongresses versucht eine offene Gesprächskultur zu schaffen. Ziel war es möglichst viele Gruppen und Initiativen für das Projekt zu gewinnen und so dem Kongress ein vielseitiges Gesicht abseits von Einzelpersonen zu geben. Mit der Einladung zur Eingabe von Workshops und anderen Programminhalten war eine weitere Ebene der Öffnung anvisiert, über welche sich am Kongress Beteiligende hätten einbringen können und so „ihren“ Kongress selbst hätten gestalten können.
Doch weder auf die Einladungen zur gemeinsamen Vorbereitung noch auf den Aufruf Workshops einzureichen kamen die erhofften Rückmeldungen. Über die Gründe hierfür kann nur spekuliert werden. Dies insbesondere, da die Themen Stadtentwicklung, Verdrängung, fehlende Freiräume, Ökonomisierung, Gentrifizierung etc. mittlerweile in fast allen Schweizer Städten zu drückenden Realitäten geworden sind.
Eine Ursache für den Mangel an Rücklauf waresicher, dass wir als organisierende Gruppe von Anfang an aus Kapazitätsgründen eine intensive persönliche Bewerbung des Kongresses innerhalb der Zielgruppen nicht leisten konnten. Dies führte dazu, dass wir es nicht schafften die angesprochenen Gruppen auch wirklich zu begeistern. Weiter dürften interessierte Gruppen ihrerseits auch an Kapazitätsgrenzen gestoßen sein, weshalb eine Beteiligung für sie nicht möglich war. Zum anderen sehen wir im Fernbleiben der angesprochenen Gruppen und Initiativen aber auch einen für die Linke im Schweizer Kontext schon fast typische Feindlichkeit gegenüber inhaltlichen Auseinandersetzungen und Versuchen sich über den eigenen lokalen und gruppenspezifischen Kontext hinaus zu vernetzen.
Gleichzeitig erstaunt es uns zu sehen, dass in Bern über 18‘000 Menschen an der “Tanz dich frei 2.0” teilnehmen und Freibier und unzählige Soundsysteme organsiert werden können, während an einer inhaltlichen Auseinandersetzung zu den Ursachen und Hintergründen der kritisierten Politik offensichtlich kaum ein Interesse besteht. Dies ist keine Kritik an der Party an sich, denn die hatte ihre Legitimität. Doch sind urbane Freiräume und politische Projekte wie die Reitschule auch bedroht, wenn nicht gerade Regierungsstatthalter Lerch mit einer Verfügung vor der Haustüre steht. Wir konstatieren somit enttäuscht – gerade auch in den sich als politisch verstehenden Kreisen – einen Mangel an Sensibilität für die politischen Hintergründe und den stadtpolitischen Kontext vielerlei repressiver und freiraumvernichtender Politiken in Bern und anderswo.
Dennoch, die Organisation von Austausch und Debatten über politische Strategien gegen die gegenwärtige Stadtpolitik erachten wir weiter als dringend notwendig. Da nicht wenige Städte auch im Schweizer Kontext zu Enklaven der Reichen zu verkommen drohen. Das Projekt eines “Recht auf Stadt”-Kongresses ist also weiterhin legitim und notwendig. Unter den gegeben Umständen, dem offensichtlichen Desinteresse und Konsumverhalten (Teilnehmen: Ja; Mitorganisieren: Nein) sehen wir uns derzeitig aber außer Stande das Projekt im vorgenommenen Umfang weiter zu stemmen.
Aktuell angedacht ist ein „light“-Programm am Donnertagabend, 6.9., und Freitag, 7.9, über das wir euch weiter auf dem Laufenden halten werden. Das angedachte Programm schliesst damit gleich an die Forschungswerkstatt der Kritischen Geograph_innen vom 3.-6.9. in Bern ( http://rageo.twoday.net) an.
Zum Schluss wollen wir euch noch einmal um Entschuldigung für diese abrupte Absage und allfällig entstandene Unannehmlichkeiten bitten. Wir hoffen dennoch die Eine oder den Anderen von euch mal zu treffen und uns über stadtpolitische Themen auszutauschen. Vielen Dank auf jeden Fall all denen die sich bis anhin an den Vorbereitungen beteiligten und Workshops etc. einreichten.
Beste Grüsse
Das Organisationskollektiv