2014,  Antifaschismus,  Antinationalismus,  Antirassismus,  Demo

Auftaktdemo (Ich bin ja kein Rassist…)

Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué


1. Aufruf (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2014/09/93271.shtml)
Im Herbst 2014 wird eine Kampagne gegen Rassismus und Nationalismus stattfinden. Mit der Kampagne soll erklärt werden, was Nationalismus ist und wie er wirkt, wem er nützt und wem er schadet.
Die Auftaktdemo zur Kampagne wird am Samstag, dem 04. Oktober 2014, um 16:00 Uhr bei der Heiliggeistkirche starten.
„Ich bin ja kein Rassist, aber…“
Diese Aussage hört man am Stammtisch, in der Schule, auf der Arbeit, kennt man aus Zei-tungen und Fernsehen. Alle, vom Antifaschisten bis zum hardline SVPler, sind sich einig, dass Rassismus keine feine Sache ist. Wie kann es also sein, dass in einer Gesellschaft, in der sich die meisten von Fremdenfeindlichkeit distanzieren, diese trotzdem immer wieder vor-kommt?
Patriotismus und Nationalismus werden leider gemeinhin für unschädlich gehalten. Schlim-mer sogar, es ist die geläufige Art zu denken. Es ist die unhinterfragte Zustimmung zum ei-genen Staat und zu den Verhältnissen, die in ihm herrschen. „Staatsangehörige” denken, ja fühlen (!) sich sogar als Schweizer_innen, Deutsche, Türk_innen oder Brasilianer_innen. Als Staatsbürger_innen nehmen sie die Umwelt durch diese nationalistische Brille wahr – und das trübt den Blick ganz gewaltig.
Einige Beispiele: Wenn Schweizer Neonazis einen Ausländer verprügeln, weil er für sie nicht hierher gehört, dann wird das von der grossen Masse als „ausländerfeindlicher Übergriff” erkannt und verurteilt. Nicht selten mit dem Zusatz, solches Verhalten sei „unschweizerisch” und schade dem Ansehen „unseres” Landes. Wenn allerdings Schweizer Polizisten einem Ausländer Gewalt antun, ihn fesseln, knebeln und ausschaffen, weil er keine Aufenthaltsbewilligung hat – also „nicht hierher gehört” – dann wird das von der grossen Masse gutgeheissen. Oder wenn irgendwo im Ausland ein Unglück geschieht, wird über die Anzahl der Opfer berichtet und darüber, ob sich Angehö-rige der eigenen Nation darunter befunden haben oder nicht. „Unter den Opfern befinden sich keine Schweizer…” wird einem dann mit Erleichterung mitgeteilt, als ob ein Schweizer Menschenleben mehr wert sei.

Nationalismus führt zu einem krassen Realitätsverlust: Nationalist_innen können nämlich den eigenen Erfolg und den ihrer Nation nicht mehr auseinanderhalten. So denken sich bei-spielsweise Angehörige ganzer Völker, dass sie z.B. Papst sind, obwohl sie nie im Vatikan wa-ren, oder dass sie Weltmeister sind, obwohl sie selber keinen Fussball spielen. Noch übler wird es, wenn Staatsbürger_innen für den Erfolg ihres Landes selber zurückste-cken: Wenn Leute einsehen, dass sie auf höhere Löhne oder mehr Ferien verzichten „müs-sen”, weil es der Schweizer Wirtschaft schlecht geht und die Unternehmensgewinne stim-men müssen. Oder wenn Leute – im reichsten Land der Welt – einsehen, dass die Renten zu hoch sind. Die Leute machen sich Sorgen um die Schweiz, dabei haben sie doch selbst genug Sorgen. Und diese Sorgen – wegen dem Geld und der Gesundheit, der zunehmenden Arbeitsbelas-tung und den Steuern, wegen den Löhnen und der Arbeitszeit, der Abschlussprüfung und der
Jobsuche – diese Probleme werden nicht kleiner, wenn schweizerische Grosskonzerne Rekordgewinne feiern und die Schweiz zu den erfolgreichsten Nationen gehört: im Gegenteil!
Die grosse Mehrheit findet es sogar völlig natürlich, dass Menschen in den Krieg ziehen, wenn das Vaterland ruft. Dass mündige Bürger_innen also ihr Leben für die Interessen ihrer Nation direkt aufs Spiel setzen und auf Leute, die dasselbe für eine andere Nation tun, schiessen. Leute mit denen sie kein persönliches Problem haben, Leute die sie nicht einmal kennen. Da wird klar: Nationalismus schadet nicht nur den vermeintlich Anderen, also denen, die auf diesem Fleck Erde gerade Ausländer sind. Sondern auch denen, die zum vermeintlichen „wir” dazugehören. Denn das bedingungslose Dafürsein für dieses „wir”, heisst – nicht nur im Krieg, sondern auch im Alltag – davon absehen, dass die Interessen des Staates und die Interessen der einzelnen Bürger_innen sich nicht decken. Und davon, dass auch unter den Landsleuten ganz gegensätzliche Interessen und unterschiedliche Mittel vorhanden sind; wie etwa zwischen Unternehmer_innen und Arbeiter_innen, Mieter_innen und Vermieter_innen oder Politiker_innen und Bürger_innen.
Mit unserer Kampagne wollen wir erklären, was Nationalismus ist und wie er wirkt, wem er nützt und wem er schadet. Und warum er nicht erst bekämpft werden soll, wenn er sich „rassistisch” betätigt. Nationalismus begreifen, benennen, bekämpfen!



2. Communiqué (Originalquelle: http://ch.indymedia.org/de/2014/10/93389.shtml)
Heute Nachmittag haben in Bern über 500 Personen lautstark gegen Nationalismus und Rassismus demonstriert. Die Demonstration bildet den Auftakt zu der Kampagne gegen Nationalismus und Rassismus, die während den nächsten Wochen in Bern stattfindet.
Die Kampagne zeigt auf, dass Nationalismus nicht erst bekämpft werden muss, wenn er sich rassistisch betätigt. Bereits die staatlich vorgenommene Einteilung in In- und Ausländer_innen bedeutet für die Menschen nichts Gutes. Sie zeigt, dass alle einer Herrschaft unterliegen, für die sie sich nützlich machen müssen. So kommen die eigenen Interessen auf Kosten derer der Nation zu Schaden.
An der Demonstration sorgten die Rapper „Migo und MQ“ sowie „Radical Hype“ für kämpferische Stimmung. In der Innenstadt wurde verschiedene Transparenten gegen Nationalismus und Rassismus aufgehängt. Auch die Stadt Bern unterstützte die Demonstration, in dem sie im Vorfeld alle Nationalflaggen in der Altstadt entfernen liess. Ob die Stadt, im Rahmen der „Antiflag Action Weeks“ beabsichtigt die Fahnen in den kommenden zwei Wochen im Restaurant Sous le Pont gegen ein Getränk einzutauschen, entzieht sich unserer Kenntnis.
Beim Bahnhof Bern provozierten rund ein dutzend Faschist_innen mit Hitlergrüssen die Demonstration, aufgrund der entschlossenen antifaschistischen Gegenwehr mussten die Faschist_innen in den Bahnhof flüchten.

Neben den Antiflag Action Weeks werden in den kommenden Wochen im Rahmen der Kampagne folgende Aktionen stattfinden:
Di. 14.10.14, 19 Uhr, Film: „The Wind That Shakes the Barley“, Kino Reitschule
Do. 16.10.14, 19 Uhr, „Festung Europa stürmen – Das Spiel zur Tragödie” Bahnhofsplatz, Bern

Heute Samstag gingen nicht nur in Bern Menschen gegen Nationalismus auf die Strasse. Auch in Winterthur wurde gegen das Treffen der rechtsnationalistischen AUNS und des rassistischen Chefs der UKIP (United Kingdom Independence Party) demonstriert.
Alle weiteren Informationen, sowie auch die Broschüre „Ich bin kein Rassist, aber…“, findet ihr auf www.buendnis-gegen-rechts.ch