2015,  Besetzung,  Freiraum

Hausbesetzung Bernstrasse (Familie Osterhase)

Inhalt:
1. Medienbericht


1. Medienbericht (Originalquelle: https://www.derbund.ch/bern/region/Familie-Osterhase-besetzt-Haus-in-Ostermundigen/story/23106177)
Hausbesetzer in Ostermundigen erhalten eine Frist
Das Kollektiv «Familie Osterhase» hat an der Bernstrasse in Ostermundigen ein Haus besetzt. Die Liegenschaftsbesitzerin HRS hat den Besetzern nun eine dreiwöchige Frist gegeben. Grund ist ein Sozialprojekt der Gemeinde.

«Familie Osterhase», nennt sich das Kollektiv,welches seit Sonntagmorgen die Liegenschaft an der Bernstrasse 29A in Ostermundigen besetzt. Die Eigentümerin HRS Real Estate lässt die Hausbesetzer noch knapp drei Wochen in der Liegenschaft bleiben.

«Den Besetzern wird eine Frist bis zum Abend des 12. April 2015 gegeben, um die Liegenschaft wieder zu verlassen», sagt Cornelia Ackermann von HRS auf Anfrage. Denn danach würden die Häuser für ein «Sozialprojekt» der Gemeinde Ostermundigen gebraucht.

Thomas Iten, Gemeindepräsident von Ostermundigen, bestätigte gegenüber dem DerBund.ch/Newsnet dass eine derartige Zwischennutzung bereits länger in Planung sei. «Einen Leerstand nach dem Nein zum Tram Region Bern wollen wir vermeiden». Konkrete Angaben zum Projekt würden demnächst folgen.

Die Häuser an der Bernstrasse warem seit Februar unbewohnt. «Es war sei nie beabsichtigt, sie einfach leer stehen zu lassen», so Ackermann. Eine «sinnvolle Zwischennutzung» nach dem negativen Volksentscheid zur Tram Region Bern sei sowohl für die Gemeinde, wie auch für die Eigentümerin immer im Vordergrund gestanden.

Besetzer befürchten Abbruch
Das Kollektiv begründete ihre Besetzung mit deren Leerstand. Das besetzte Haus sowie weitere Objekte auf dem angrenzenden Acifer/Tamoil-Areal seien dem Zerfall ausgesetzt, heisst es in der Mitteilung der Besetzer. Grund: Die Abstimmung zu Tram Region Bern.

Den Bewohnern der Liegenschaft an der Bernstrasse 29A sei im Vorfeld der Abstimmung zum Bauprojekt Tram Region Bern das Mietverhältnis gekündigt worden. Denn es wurde angenommen, dass das Haus der neuen Tramlinie weichen müsse. Tatsächlich wurde die Liegenschaft an der Bernstrasse 29A in einem technischen Bericht der Planungsgemeinschaft Tram Region Bern in einer Liste von abzubrechenden Gebäuden erwähnt.

«Affront gegen Bevölkerung»
Laut den Besetzern steht die Liegenschaft bereits seit mehreren Monaten leer. Sie sehen das als «Affront gegenüber der Bevölkerung». Es dürfe nicht sein, dass im Vorfeld eines so riesigen Bauvorhabens ganze Strassen ausquartiert werden, um für Grossprojekte Platz zu schaffen, die nach einem Nein an der Urne einfach leerstehen. Dadurch gehe wichtiger Lebens- und Wohnraum verloren.

Mit der Besetzung der Liegenschaft wollen die Besetzer weder «Salz in die noch frische Wunde streuen» noch weiteren Vorhaben auf diesem Gelände einen Riegel vorschieben. «Unser Interesse liegt darin, dass die Liegenschaft in den kommenden drei bis vier Jahren, in denen sie ungenutzt leerstehen wird, sinnvoll von uns genutzt werden kann.» Den Besetzern schwebt eine Nutzung als Lebens- Arbeits- und Begegnungsraum vor.

Polizei hat Kenntnis
Wer steckt hinter der «Familie Osterhase»? «Wir sind ein Kollektiv, bestehend aus jungen Menschen, das eine breite Palette von Ausbildungszweigen abdeckt», schreiben die Besetzer. Das Kollektiv sei schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Liegenschaft, um ihr Wohn- und Arbeitsprojekt verwirklichen zu können. Mit ihrem Vorhaben seien sie schon bei diversen Liegenschaftsverwaltungen in Bern und Umgebung vorstellig geworden. «Wir wurden eiskalt abgewiesen.»

Grund dafür sieht das Kollektiv an seinem Mangel an finanziellen Mitteln. Deshalb habe man sich für eine Besetzung entschlossen. Durch die Nutzung des Gebäudes soll die Bernstrasse wieder in das Gemeindeleben einbezogen werden.

Ob die Besetzer mit dem Liegenschaftsbesitzer in Verhandlungen stehen, ist dem Schreiben nicht zu entnehmen. Die Kantonspolizei Bern hat Kenntnis von der Besetzung. «Der Kontakt mit den Hausbesetzern und dem Liegenschaftseigentümer konnte hergestellt werden», sagt Mediensprecher Andreas Hofmann. Weitere Abklärungen seien nun im Gang. (mer/agr)