2017,  Antikapitalismus,  Besetzung,  Flyertext

Stellungnahme Vorkommnisse Effingerstrasse (Effy29)

Inhalt:
1. Video


1. Video (Originalquelle: https://www.youtube.com/watch?v=1B-ZxdqwobQ)

Effy 29 meldet sich zu Wort.

Chronologie der Ereignisse rund um die Besetzung der Effingerstrasse 29

Mai 2016: Die letzten Bewohner*innen müssen ausziehen. Die Effingerstrasse 29 ist ab jetzt unbewohnt.

5. Dezember: Das Haus ist besetzt. Judihui, viel Raum für Ideen und neue Möglichkeiten. Effy lebt!

Einige Tage später: Der Immobilienverwalter Daeppen steht wütend vor dem Haus und brüllt durch den Türspalt. Er will in den Keller. Der Zugang wird ihm gewährt.

Mitte Dezember: Im Email-Postfach finden wir eine unfreundliche Nachricht und die Ankündigung der totalen Gesprächsverweigerung: „…ihr habt euch das falsche Haus ausgesucht!“. Im Briefkasten liegt das Ausweisungsgesuch.

Im Verlauf der nächsten zwei Monate: Effy lebt weiter! Geschäftiges Treiben in und ums Haus. Es werden Broschüren gedruckt, Videos gedreht, Plakate und Flyer gestaltet, Bilder gemalt, Verrücktes gebaut, getanzt, politisiert und gesungen. Solidaritätskundgebungen finden statt, Essen und Tee wird verteilt.

22. Februar: Ohne Ankündigung wird die Effy 29 geräumt. Als die Polizisten schliesslich zu den Besetzenden vordringen, verkündet ein Polizist wortwörtlich: „…Die Siechä müesse aui blüetä!“

23. Februar: Zurück auf der Strasse. Die Medien berichten von den bösen Besetzer*innen, die nur die Sprache der „massiven Gewalt“ sprechen.
Bis zur plötzlichen Räumung haben die Besetzenden mindestens sieben Mal versucht mit dem BBL das Gespräch zu suchen. Jegliche Kommunikation wurde seitens der Eigentümer verweigert.


Das Resultat: Ein riesiges Spektakel, eine blockierte Stadt und ein zerstörtes Haus – das jetzt wieder leer steht.
Warum sind wir geblieben und haben das Haus verteidigt?
Der Bund droht mit polizeilicher Räumung, Strafverfolgung und finanziellen Sanktionen – wir bleiben trotzdem. Denn wir sind nach wie vor der Meinung, dass Leerstand genutzt werden sollte, lassen uns nicht einschüchtern und stehen weiterhin für unsere Überzeugungen ein. Ohne diese Bereitschaft werden auch die letzten Freiräume reglementiert werden und verschwinden.Wie weiter?
Es geht um mehr, als nur das besetzte Haus an der Effingerstrasse. Wenige Leute besitzen den Grossteil der Infrastruktur, der Rest muss für die Miete schuften. Wäre eine bessere Verteilung des Wohnraumes nicht im Sinne der meisten von uns?
Unser Horizont endet nicht bei den Häusern. Der berechtigte Kampf um selbstbestimmten Freiraum hat weder mit der Effy 29 begonnen, noch hört er mit deren Räumung auf.
Wir werden weiterhin Wohnungsnot, Leerstand und sonstiges kapitalistisches Unrecht durch Besetzungen anprangern und versuchen den öffentlichen Diskurs voranzutreiben.
Wir sind nicht damit einverstanden, dass dieser Diskurs durch heuchlerische Zwischennutzungsstellen in den Sitzungszimmern begraben oder mit Gewalt verhindert wird.

Wir hoffen, dass nach den reisserischen Schlagzeilen eine ernsthafte Diskussion über Eigentum im Kapitalismus entstehen kann – denn das betrifft uns alle und ist bitter nötig!

Fragend schreiten wir voran, komm doch mit!
Die Menschen aus und um die Effy 29.