Sabotage an Bernmobil
Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht
1. Communiqué (Originalquelle: https://barrikade.info/Sabotage-an-Bernmobil-075)
Wir haben in der Nacht auf den 14 März die Münz- und Kartenschlitze der Bernmobilticketautomaten der grossen Hauptlinien mit Leim verklebt. Zum einen bedeutet das ’gratis Trämli fahre’ für alle, aber auch einen erheblichen Einnahmeverlust für Bernmobil. Zudem soll dies auch eine Warnung sein an alle modernen Sklaventreiber*innen, dies ist nicht die erste und nicht die letzte Aktion!
An alle solidarischen Menschen, packt euch Sekundenleim, eine Basketmütze, Handschuhe und verklebt die Münz- und Kartenschlitze der Automaten eurer Wahl.
Der nachfolgende Text wurde auf bernmobil.noblogs.org gefunden und 2014 im Rahmen von Aktionen gegen Bernmobil geschrieben und veröffentlicht. Da Bernmobil jedoch heute immer noch auf das gleiche ausbeuterische, rücksichtslose und rassistische Geschäftsmodell von ’Team Sauber’ setzt, ist der Text immer noch aktuell.
„Das ‘Team Sauber’ ist eines von mehreren Arbeitsintegrationsprogrammen für Asylsuchende des ‘Kompetenzzentrums Integration’ der Stadt Bern. Von Seiten des Kompetenzzentrums ist das Ziel des Programms, die Teilnehmenden fit für den Arbeitsmarkt zu machen, ihnen eine Tagesstruktur zu geben. Weiter sollen sie lernen, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, einzustempeln, Formulare auszufüllen und Arbeitskleidung zu tragen. Auftraggeber von ‘Team Sauber’ ist Bernmobil. Seit dem Aufkommen von Gratis-Zeitungen, reicht die abendliche Reinigung der Fahrzeuge nicht mehr aus, nicht zuletzt darum wurde das ‘Team Sauber’ ins Leben gerufen. Jeden Monat sammeln die Asylsuchenden in den weissen Westen etwa 2 Tonnen Abfall in den Trams.
Die Arbeitsprogramme werden ähnlich einem Unternehmen geführt. Die Teilnehmenden arbeiten zu einem Pensum von 50% und erhalten für ihre Arbeit keinen Lohn, sondern eine sogenannte Motivationszulage von maximal 200 Franken im Monat sowie das Verbunds-Abonnement für den Berner ÖV. Niemand kann zu der Arbeit im Team Sauber verpflichtet werden. Alle Migrant_innen arbeiten freiwillig. Soweit die offizielle Version.
Welche Interessen verfolgt Bernmobil mit dem ‘Team Sauber’? Was verbirgt sich alles unter dem Deckmantel der Arbeitsintegration? Die Teilnehmenden des Programms ‘Team Sauber’ sind primär Asylsuchende und Migrant_innen mit dem F-Ausweis. Den F-Ausweis besitzen Menschen, die sogenannt vorläufig in der Schweiz aufgenommen sind, was bedeutet, dass sie das Land wieder verlassen müssen, sobald sich die Lage in ihrem Herkunftsland “stabilisiert” hat. Der F-Ausweis erlaubt es ihnen grundsätzlich Arbeit zu suchen. Aufgrund der ständigen Möglichkeit, das Land wieder verlassen zu müssen, ist es für sie aber praktisch unmöglich eine reguläre Stelle zu finden. Die Situation jener, die sich in einem laufenden Asylverfahren befinden, ist noch aussichtsloser. Ihnen ist es untersagt Arbeit zu suchen. Die einzige legale Möglichkeit über mehr Geld zu verfügen, als die jämmerlichen 8.5 Franken pro Tag, die sie von der Sozialhilfe erhalten, ist an Arbeitsintegrationsprogrammen teilzunehmen. Bei der herrschenden Asylpolitik verwundert es kaum, dass Migrant_innen mit alternativen Varianten wie Deal, Diebstahl oder Schwarzarbeit Geld beschaffen. Wer sich aber dafür entscheidet, sich den unterdrückenden und ausbeuterischen Strukturen zu entziehen und sich selbst zu organisieren, lebt in ständiger Gefahr, da eine Kontrolle Gefängnis und wahrscheinlich Ausschaffung bedeutet.
Migrant_innen werden in ihrer alternativlosen Situation von Arbeitsintegrationsprogramme wie ‘Team Sauber’ ausgenutzt. Sie erhalten für ihre geleistete Arbeit Tiefstlöhne von maximal neun Franken am Tag. Das Reinigungspersonal aus dem regulären Arbeitsmarkt würde mindestens das achtfache verdienen, somit spart Bernmobil jährlich hunderttausende von Franken. Dieser Fakt erwähnt Bernmobil mit keinem Wort. Im Gegenzug wird Bernmobil nicht müde zu betonen, wie viel ‘Team Sauber’ zur Integration von Asylsuchenden beiträgt.
Das ‘Kompetenzzentrum Integration‘ rechtfertigt den lächerlichen Lohn der Teilnehmenden mit dem Argument, dass es sich nicht um reguläre Arbeit, sondern viel mehr um ein Bildungs- und Beschäftigungsprogramm handelt, in dem die Migrant_innen durch Bildungsmodule und Sprachkurse gefördert werden. Diese Bildungsmodule zielen vor allem darauf ab, die Migrant_innen zu willigen, braven Arbeiter_innen zu erziehen. Ausserdem dienen sie der Legitimation des tiefen Lohnes. Der Bernmobil geht es also vor allem um die billigen Arbeitskräfte, nicht um den Aspekt der Integration. Diese Kritik gilt für den ganzen Markt der Arbeitsintegration. Die Arbeitsintegration ist der schöne Deckmantel für die wirtschaftliche Ausnutzung von Menschen, die nicht wirklich eine andere Wahl haben und ist ein gewinnbringendes Geschäft.
Arbeitsintegration wird in der breiten Öffentlichkeit unkritisch als positiv wahrgenommen. Diese wohlgesinnte Haltung wird zusätzlich durch die oft erwähnte “Zufriedenheit” vieler Arbeitsprogrammteilnehmenden gestärkt. Es ist nicht abzustreiten, dass die Migrant_innen in ihrer Situation ein solches Programm begrüssen. Doch ihre Situation ist gezeichnet von Zwang, Unterdrückung und Erpressung. Der Alltag der Migrant_innen ist sehr eintönig, über Monate oder Jahre hinweg ist Warten ein alltäglicher Zwang. Viele Tätigkeiten sind verboten, und was nicht verboten ist, kostet Geld, welches nicht legal beschafft werden kann. Es gilt nicht nur, sich keine Gesetzesverstösse zukommen zu lassen. Die Migrant_innen müssen auch Reglemente in Asylzentren befolgen, sich regelmässig bei verschiedenen Behörden melden, jede gewünschte Information über ihr Privatleben herausrücken und sich allen Autoritäten gegenüber so folgsam und demütig wie möglich verhalten. Auch die Teilnahme an einem Arbeitsintegrationsprogramm erhöht die Chance auf einen positiven Asylentscheid. Diese Tatsachen zur Ausbeutung der Migrant_innen zu gebrauchen, ist mehr als zynisch.
‘Team Sauber’ von Bernmobil ist nicht das einzige Arbeitsprogramm, das unter dem Deckmantel der Arbeitsintegration Migrant_innen ausbeutet und von ihnen profitiert. So betreibt die ABS AG (die vor allem im Raum Basel und Zürich tätig ist) ‘Littering Plus’, ein Programm, welches Migrant_innen den öffentlichen Raum reinigen lässt. Viele weitere Organisationen, Firmen und Institutionen bedienen sich der Migrant_innen als billige Arbeitskräfte. Dies ist ein Drecksgeschäft, welches enttarnt, angeprangert und sabotiert werden muss.“
Hier haben wir noch einige Adressen, E-Mails und Telefonnummern von profitierenden Menschen aus dem Verwaltungsrat von Bernmobil aufgelistet. Seid kreativ und lasst nicht locker!
2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Linke-Saboteure-verkleben-reihenweise–BernmobilAutomaten/story/16775957)
Dutzende Billettautomaten in Bern und Umgebung sind ausser Betrieb. Unbekannte verklebten in der Nacht auf Dienstag die Münz- und Kartenschlitze. Bernmobil beute Migranten aus, so der Vorwurf der Saboteure.
Der Automat will den Fünfliber einfach nicht fressen. Wieder und wieder versucht die Dame beim Rosengarten ein Billett zu lösen. Vergebens. Am Ende bleibt ihr nur die Option Schwarzfahren übrig.
Wie ihr erging es am Dienstag unzähligen Passagieren von Bernmobil. Der Grund: Unbekannte haben in der Nacht auf Dienstag eine Sabotageaktion gegen das Transportunternehmen durchgeführt. Sie verklebten an einer grösseren Anzahl Billettautomaten in der ganzen Stadt die Münz- und Kartenschlitze mit Leim.
Rolf Meyer, der Sprecher von Bernmobil, bestätigt auf Anfrage, dass Automaten in der ganzen Stadt und in verschiedenen Quartieren von der Sabotageaktion betroffen sind. Von Bümpliz bis Muri habe Bernmobil am Dienstagmorgen zahlreiche Beschädigungen feststellen müssen. Die Rede ist von einer grösseren Anzahl, sicherlich mehr als zwanzig Stück. «Die Schlitze wurden verklebt und müssen nun gereinigt oder ersetzt werden», so Meyer.
Bernmobil war am Dienstagnoch daran, sämtliche Automaten zu kontrollieren. Im Verlauf des Tages waren noch nicht alle geputzt, die Arbeit geht am Mittwoch weiter. Wie hoch der Sachschaden ist, weiss Bernmobil noch nicht. Der Einnahmeausfall durch die Gratisfahrten wird wohl nur schwer zu beziffern sein, wie es heisst.
Von den Ausfällen betroffen sei aber der ganze Libero-Tarifverbund und nicht nur Bernmobil. Das Unternehmen wird – wie üblich bei Sachbeschädigungen – Anzeige gegen Unbekannt erstatten.
Vorwürfe gegen Bernmobil
Die Unbekannten publizierten auf einschlägigen, als linksextremistisch bekannten Internetseiten eine Art Bekennerschreiben. Die Aktion sei nicht die erste und nicht die letzte ihrer Art und solle eine Warnung sein. Der Vorwurf der Saboteure: Die Asylsuchenden und Migranten, die für das «Team Sauber» arbeiten, welches am Abend die Fahrzeuge von Bernmobil reinigt, würden vom Unternehmen ausgenutzt.
Das Geschäftsmodell des städtischen Arbeitsintegrationsprogramms sei «ausbeuterisch, rücksichtslos und rassistisch», und Bernmobil profitiere von der alternativlosen Situation der Migranten.
Weil diese nicht regulär arbeiten dürften, seien solche Modelle die einzige legale Möglichkeit für die Betroffenen, über mehr Geld zu verfügen als die Sozialhilfe. Die Teilnehmer des Programms würden für ihre geleistete Arbeit Tiefstlöhne von maximal neun Franken am Tag erhalten.
«Nicht nachvollziehbar»
Reguläres Reinigungspersonal würde mindestens das Achtfache verdienen, Bernmobil spare somit jährlich Hunderttausende Franken. Es gehe dem Unternehmen vor allem um die billigen Arbeitskräfte, nicht um die Integration. Diese sei nur ein Deckmantel für die wirtschaftliche Ausnutzung von Menschen.
Die Vorwürfe zum «Team Sauber» bezeichnet Bernmobil-Sprecher Meyer als «nicht nachvollziehbar». Bernmobil stelle den Leuten eine Beschäftigung zur Verfügung und sei eigens dafür von der Stadt angefragt worden. «Diese Arbeit würde sonst niemand machen, wir nehmen also niemandem etwas weg», so Meyer. Die Migranten würden die Arbeit freiwillig ausüben und seien froh, dass sie so zu einem Sackgeld kämen.
«Diese Vorwürfe weisen wir zurück», sagt auch Ursula Heitz, Leiterin Kompetenzzentrum Integration Stadt Bern. Das Programm sei etabliert und bei den Teilnehmern beliebt und für viele ein erster Schritt in den Arbeitsmarkt.
Politiker am Pranger
Im Bekennerschreiben sind unter dem Aufruf «seid kreativ und lasst nicht locker» die Namen und Adressen, sowie die Mail und Telefonnummern «von profitierenden Menschen aus dem Verwaltungsrat von Bernmobil» publiziert.
Gelistet sind bekannte SP-Politiker wie die Berner Gemeinderäte Ursula Wyss und Michael Aebersold sowie die Könizer Gemeinderätin Katrin Sedlmayer und die Nationalrätin Evi Allemann.
Immerhin musste das «Team Sauber» die Automaten nicht selber putzen.