2018,  Diverse Aktionen,  Türkei & Rojava

Lärmaktion für Afrin

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: https://revolutionär.ch/?p=3474)

Lärmaktion für Afrin
Am frühen Samstagmorgen um 05.00 haben wir die Stadt Bern mit mehreren Knall-Raketen geweckt. Die Aktion richtet sich gegen die Ignoranz der Schweiz bezüglich dem Türkischen Angriffskrieg auf den kurdischen Kanton Afrin im Norden Syriens. Während die türkische Armee massive Menschenrechtsverletzungen begeht und eine demokratisch organisierte Gesellschaft in Nordsyrien angreift, bleiben Politiker*innen, Parteien und auch ein Grossteil der hiesigen Bevölkerung bis jetzt still. Wirtschaftliche Beziehungen zwischen der Schweiz und der Türkei wiegen mehr als einige hundert (bald tausend) Menschenleben. Wenn die Empathie für durch Bomben getötete Menschen fehlt, müssen wir den Lärm hier hin tragen. Denn auch hier ist es notwendig gegen den Diktator Erdogan aufzustehen, auf die Strasse zu gehen und die Stimme zu erheben.

Seit rund 60 Tagen führt die Türkei einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Nordsyrischen Kanton Afrin. Afrin gehört zur demokratischen Konföderation Nordsyrien und bildet den westlichsten Kanton. Die Föderation ist basisdemokratisch organisiert und konnte in den vergangenen Jahren besonders in Sachen Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und under allen Ethnien/Religionen punkten. So werden Entscheidungspositionen immer von einem Mann und einer Frau gleichzeitig besetzt. Alle Ethnien und Religionen sind in den demokratisch organisierten Räten vertreten. Solch ein demokratisches und visionäres Projekt im mittleren Osten ist Erdogan und Gleichgesinnten ein Dorn im Auge. Besondere Beachtung bekam das Projekt Rojava durch die kurdischen Selbstverteidigungseinheiten YPG/YPJ, welchen es unter hohem Preis gelungen ist den Islamischen Staat aufzuhalten, zurückzudrängen und nahezu komplett zu zerschlagen.
Nun lässt die internationale Staatengemeinschaft diese heldenhaften Kämpfer*innen und ihre Familien im Stich. Nun, da die Gefahr des Islamischen Staates vorerst gebannt ist, sind wirtschaftliche Beziehungen mit der Türkei wieder wichtiger. Also schweigt die offizielle Politik zum Massenmord in Afrin. Sie schweigt ebenso zu tausenden Inhaftierten Aktivist*innen in türkischen Gefängnissen, zu Berufsverbote für Akademiker*innen, zu Folter durch die türkische Polizei, zu über 100 inhaftierten Journalist*innen, zu komplett zerstörten kurdischen Städten, zu Leichenschändungen durch die offizielle türkische Armee, zur finanziellen & logistischen Unterstützung für Al Qaida und Konsorten, zu gezielter Vernichtung von Kulturgütern usw. Die Welt schweigt und Erdogan baut sein grossislamisches Reich auf.

Wir wollen uns mit der notleidenden Bevölkerung und ihrem Widerstand gegen das Erdogan Regime solidarisieren. Staaten und Parteien sind in der Zwangsjacke der Profitmaximierung gefangen und werden nichts gegen den Krieg unternehmen solange wir still bleiben.
So sehen wir die Notwendigkeit auch hier unsere Stimmen zu erheben. Denn Afrin ist überall, Widerstand ist überall und nur eine grosse Solidaritätsbewegung kann das Massaker stoppen.
#DefendAfrin


2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.thunertagblatt.ch/region/bern/weckruf-mit-raketen-mehr-schall-und-rauch/story/15056398)
Weckruf mit Raketen mehr Schall und Rauch
Feuerwerk am Samstag um 5 Uhr in Bern: Was eine Protestaktion gegen den Krieg in Syrien sein sollte, blieb anscheinend grösstenteils unbemerkt.
«Am frühen Samstagmorgen um 5 Uhr haben wir die Stadt Bern mit mehreren Knall-Raketen geweckt», schreibt die Revolutionäre Jugendgruppe Bern (RJG) am Sonntag in einer Mitteilung. Ein Video zeigt die untere Berner Altstadt. Nach dem fünften Glockenschlag schrauben sich mehrere Raketen in die Luft. Sie explodieren mit einem lauten Knall und erhellen die Hausdächer. «Realisiert ihr die Bomben jetzt?», heisst es dann.

Die Aktion richte sich «gegen die Ignoranz der Schweiz bezüglich dem Türkischen Angriffskrieg auf den kurdischen Kanton Afrin im Norden Syriens», heisst es in der RJG-Mitteilung weiter. «Während die türkische Armee massive Menschenrechtsverletzungen begeht und eine demokratisch organisierte Gesellschaft in Nordsyrien angreift, bleiben Politiker, Parteien und auch ein Grossteil der hiesigen Bevölkerung bis jetzt still.»
Allerdings wird man beim Anschauen des Videos den Eindruck nicht ganz los, dass tontechnisch nachgeholfen wurde, um den Knalleffekt zu erhöhen. Zumindest scheint es unrealistisch, dass der Ton vom Rosengarten aus – dem Standort der Kamera – so aufgenommen werden konnte.

Nachtruhestörung? Fehlanzeige
Doch selbst wenn es in Berns Gassen laut gekracht hat, gestört scheint das niemanden zu haben: Wie ein Sprecher der Kantonspolizei Bern sagt, sei keine einzige Meldung eingegangen, die in Zusammenhang mit dem Feuerwerk gestellt werden kann. Ein Bewohner des Mattequartiers berichtet zwar, vom Lärm geweckt worden zu sein. Doch habe er gedacht, es habe zur Museumsnacht gehört.

Obschon in der Schweiz Feuerwerk ohne entsprechende Bewilligung nur am Nationalfeiertag und zum Jahreswechsel gestattet ist, fehlt der Polizei dadurch die Handhabe, um Ermittlungen aufzunehmen.
Es bleibt also zumindest fraglich, ob der von der RJG beabsichtigte «Weckruf» bei der Bevölkerung angekommen ist.