2018,  Antikapitalismus,  Arbeitskampf,  Demo,  Gender

Revolutionärer 1. Mai

Inhalt:
1. Aufruf
2. Aufruf Anarchistische Gruppe Bern
3. Bericht Revolutionäre Jugend Gruppe
4. Bericht Anarchistische Gruppe Bern

1. Aufruf (Originalquelle: http://anti-ka.ch/?p=230)
Auch in diesem Jahr gehen in aller Welt revolutionäre Genoss_innen auf die Strasse. Doch aus welchem Grund gehen Menschen am 1. Mai auf die Strasse?
Die kapitalistische Gesellschaft zwingt weltweit Menschen dazu, Lohnarbeit zu verrichten, denn wer kein Geld hat, kommt im Kapitalismus zu nichts. Da die meisten Menschen vom Eigentum an Produktionsmitteln, also Fabriken, Maschinen etc., ausgeschlossen sind, müssen sie ihre Arbeitskraft für Lohn verkaufen. Wir haben keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen und in dieser Gesellschaft, die über Geld organisiert ist, bedeutet dies den Ausschluss vom gesellschaftlichen Reichtum und schlussendlich von der Gesellschaft selber. Als Lohnabhängige sind wir also darauf angewiesen, zu eben diesem Lohn zu kommen. Dafür brauchen wir aber einen Arbeitsplatz und ob wir diesen bekommen, hängt nicht von uns ab. Wir sind somit nicht nur vom Verkauf unserer Arbeitskraft, sonder gleichzeitig auch vom Profit der Kapitalist_innen abhängig, die uns nur anstellen, wenn sie uns profitabel ausbeuten können. Denn der einzige Zweck dieses Systems ist es, den Profit zu steigern und die Wirtschaft anzukurbeln.
Dabei sind Lohn und Profit ein Gegensatz: Je mehr Lohn die Unternehmen auszahlen müssen, desto weniger Profit machen sie. Gleichzeitig stellen sie nur Menschen an, die sie ausbeuten können, d.h. die den Profit der Unternehmen steigern. Kein Wunder, versuchen die Kapitalist_innen Lohnkosten zu sparen. Wir befinden uns in einer hoch digitalisierten Gesellschaft, in der es immer einfacher möglich ist, Roboter anstelle von Menschen „einzustellen“ und damit nicht nur Lohnkosten einzusparen, sondern auch das Lohnniveau zu drücken.
Viele sehen dies als Gefahr, weil dadurch Arbeitsplätze und damit ihre Einkommensquelle verloren gehen. Aber was halten die Möglichkeiten der Digitalisierung für revolutionäre Ansprüche bereit? Ist es wirklich eine Gefahr, wenn immer weniger Menschen immer mehr herstellen können?

Folglich stellt sich die Frage: Was sind die Möglichkeiten sich gegen Ausschluss, Ausbeutung und Hierarchien zu stellen? Wie können wir die herrschenden Verhältnisse bekämpfen?
Eines ist sicher, ein weltweiter Protesttag kann nicht genügen.
Deswegen möchten wir in diesem Jahr nicht nur am 1. Mai auf unsere Anliegen aufmerksam machen, sondern diese in Form einer Kampagne vor und nach dem 1. Mai weiter ausführen, in der Hoffnung, dass daraus mehr werden kann…
Inhaltlich geht es in der Kampagne um die Geschichte des 1. Mais. Gleichzeitig denken wir auch an die Zukunft. Wie kann die Digitalisierung zu unseren Gunsten genutzt werden? Und welches sind denn nun unsere Perspektiven, was können wir tun und wie können wir uns organisieren, damit das schöne Leben endlich Einzug hält?
Deswegen ist es an der Zeit, dass wir als Lohnabhängige uns unserer Rolle in diesem System klar werden und uns gegen dieses aufstellen. Wir müssen für unsere Interessen einstehen. Nicht für die Interessen „der Wirtschaft“, sondern für die Interessen der Menschen. Aus diesem Grunde gehen wir am 1. Mai auf die Strasse. Gleichzeitig solidarisieren wir uns mit den Kämpfen in der ganzen Welt.
Den Kämpfen, die sich gegen die Auswüchse dieses Systems richten, welches auf Profit basiert, anstatt den Bedürfnissen der Menschen zu entsprechen. Stellen wir uns also dagegen und stehen gemeinsam, Seite an Seite um diesem System dem Kampf anzusagen.

Ab auf die Strasse an diesem 1. Mai!
Dazu rufen wir auf, dich mit den Genoss_innen in der ganzen Welt zu solidarisieren und dich der revolutionären 1. Mai Demo in Bern (15:45 beim Rosengarten) und Thun (18:00 Uhr beim Rathausplatz) oder anderswo anzuschliessen!
Für das schöne, hierarchiefreie Leben!


2. Aufruf Anarchistische Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/photos/a.527339417414419/1019840488164307/)
Nicht vergessen, am 1. Mai geht wieder was in Bern – hinein in den FLTIQ* & revolutionären Block, 15:45 Uhr Rosengarten
Der diesjährige 1. Mai findet zu einer Zeit von sozialen Kahlschlägen, wachsender Armut und steigender Kriegslust der kapitalistischen Krisenstaaten statt. Der 1. Mai ist und bleibt für uns als Anarchist*innen ein wichtiger Kampftag. Lasst uns zusammenschliessen und uns organisieren, damit wir das zerstörerische Übel der Herrschaft überwinden können.
Der Wohlstand und der technische Fortschritt scheinen in der Schweiz unaufhaltsam. Dennoch spart der Staat seit Jahren konsequent und die Armut steigt in allen Altersgruppen. Dieser Trend ist nicht zufällig, sondern folgt der Logik des kapitalistischen Systems. Dieses System muss stetig wachsen und Profit zu Gunsten der Besitzenden abwerfen. Nach der Wirtschaftskrise in den vergangenen Jahren, wird der Verlust der Märkte auf uns alle abgewälzt, um so Wachstum und Gewinnstreben aufrecht zu erhalten.
Damit die Schweiz als Standort attraktiv bleibt, müssen die Steuern für Unternehmen und Vermögende möglichst tief sein. Um die Ausgaben des Staates weiterhin zu decken, werden beispielsweise in der Bildung gespart, Sozialausgaben gekürzt oder das Rentenalter erhöht. Menschen werden nach ihrer Leistungsfähigkeit für die kapitalistische Wirtschaft beurteilt. Systematisch erfolgt diese Kategorisierung entlang von Nationalitäten und Landesgrenzen. Dementsprechend werden wir als Lohnarbeitende entschädigt oder sind auf die Sozialwerke des Staates angewiesen, weil die Wirtschaft keine Verwendung für uns hat. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass der Staat für ein gutes Leben für alle sorgt. Die sozialen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte wurden erkämpft und waren keine Geschenke der Staaten an die Bevölkerung.
Wir wollen kein kapitalistisches System, welches uns in brauchbare und nichtbrauchbare Menschen kategorisiert und wir wollen keinen Staat und keine Nation, welche uns gewaltsam Ländergrenzen aufzwingt. Sich zu organisieren ist der erste Schritt, um für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu kämpfen.
Deshalb: Solidarisch raus auf die Strasse für eine bessere Welt!

Bei Lohngleichheit ist noch lange nicht Schluss.
Für den kommenden 1. Mai fordern die Gewerkschaften, sowie linke Parteien unter dem Slogan «Lohngleichheit. Punkt. Schluss!» gleiche Lohnbedingungen zwischen Männern* und Frauen* und rufen zu FLTIQ*-Blöcken an den Demonstrationen auf. Wir finden, dass der Kampf gegen das Patriarchat und zur Befreiung alle Geschlechter* nicht nur an einzelnen Forderungen festgemacht, sondern thematisch breiter und gesellschaftlich tiefer angesetzt werden sollte. Deswegen rufen wir am 1 Mai in Bern zu einer revolutionären Beteiligung im FLTIQ*-Block auf.
In Bern, wie auch weltweit haben sich in den vergangenen Jahren antipatriarchale Kämpfe und Zusammenschlüsse intensiviert. Hierbei sind die meisten dieser Bewegungen von Unten organisiert und stellen hierarchische Strukturen wie Parteien oder Staaten ebenfalls in Frage. Warum dies so ist, lässt sich beispielsweise in Bern ganz simpel verdeutlichen. Bei Aktionen gegen die Miss Schweiz Wahl, dem Marsch fürs Leben oder dem queer-feministischen Abendspaziergang ging die Polizei repressiv gegen Aktivistinnen* vor, während linke GemeinderätInnen schweigend wegschauten. Genau solche Menschen sollen am 1. Mai auf der Bühne stehen und über antipatriarchale Kämpfe reden.
Im Kampf für eine Welt ohne Patriarchat können wir nur auf uns selbst vertrauen. Wir können uns zusammenschliessen, uns austauschen und handeln, ohne, dass wir die Erlaubnis einer übergeordneten Autorität brauchen.
Deshalb: Komm am 1. Mai mit uns in den revolutionären FLTIQ*-Block und hilf mit die Vielfalt unseres Widerstandes aufzuzeigen – ob gegen den kommenden Marsch fürs Läbe, in Solidarität mit den Kämpfenden in Rojava, gegen Sexismus in der revolutionären Bewegung oder patriarchale Strukturen im Privaten.

3. Bericht Revolutionäre Jugend Gruppe (Originalquelle: https://revolutionär.ch/?p=3612)
In diesem Jahr gabe es in vielen schweizer Städten revolutionäre, feministische und antikapitalitische 1Mai Demonstrationen. So kam es unter Anderem in Kreuzlingen, Solothurn, Thun, Winterthur, Zürich, Basel, Bern und Genf zu grossen revolutionären Demos und/oder Blöcken. Wir als revolutionäre Jugend legten unseren Fokus auch dieses Jahr darauf, lokale Strukturen zu stärken und sich zu vernetzen. So beteiligten wir uns früh am Morgen an der Kundgebung in Kreuzlingen. Lokale Strukturen sind in der Region am Aufbau revolutionärer und antikapitalistischer Strukturen. Diese Bemühungen sind sehr wichtig und brauchen unsere Solidrität, denn wer kein ruhiges Hinterland will, muss auch im Hinterland präsent sein und kann sich nicht nur auf die Städte und gelegentliche Ausflüge ausruhen!

Nach der sehr kämpferischen und von Rauch und Pyros begleiteten Demo in Kreuzlingen ging es in Zürich weiter. Nach einem guten Start im revolutionären Block an der offiziellen 1.Mai Demo gelang es am Nachmittag eine starke unbewilligte und nicht öffentlich mobilisierte Demo zum russischen Konsulat durchzufühen. Trotz der Belagerung der ganzen Stadt mit Bullen, ist es immer wieder möglich die Lücke zu finden und selbstbestimmt und entschlossen zu handeln. Zu diesem Anlass konnte auch nocheinmal auf die verhafteten & gefolterten Genoss*innen in Russland aufmerksam gemacht werden!

Dieses Jahr gelang es auch in Bern wieder, viele Leute in den revolutionären Block zu mobilisieren. So konnte die bewilligte Demonstrationsroute massiv ausgedehnt werden. Unbewilligt wurde im Rosengarten gestartet, wo sich bereits gut 400 Personen eingefunden hatten. In der Kramgasse, dem Besammlungsort der bewilligten Kundgebung wuchs unser revolutionärer Block auf gut 600 Teilnehmende an. Dieser grosse Erfolg zeigt einmal mehr, dass die Strategie der Sozialpartnerschaft, welche von den Systemgewerkschaften gegangen wird keinen grossen Zuspruch mehr findet. Wer eine lebenswerte Perspektive anstatt eine befriedete Situation will, muss dafür kämpfen!

Einen schönen Abschluss fand der diesjährige erste Mai in Thun. Auch hier war vor allem ein grosser (rund 300 Personen) revolutionärer Block sicht- und hörbar!
Von St.Petersburg über Paris bis nach Kobane – Für eine lebenswerte Perspektive kämpfen!

4. Bericht Anarchistische Gruppe Bern (Originalquelle: https://www.facebook.com/InfoAGB/posts/1020926848055671?__tn__=-R)
Heute beteiligten wir uns an den revolutionären und feministischen Blöcken in Zürich, Bern und Thun. Diese Blöcke machten einen kämpferischen Teil der Gewerkschaftsdemons aus. Bereits bei der Vordemonstration in Bern kamen einige hundert Menschen. Während dem offiziellen Gewerkschaftsumzuges schlossen sich weitere Menschen interessiert an. In Thun war der revolutionäre Block sogar grösser als der restliche Teil der Demonstration.
Der heutige Zulauf hat zeigt, dass Parteien und Gewerkschaften für viele Menschen keine Alternativen zu diesem Herrschaftssystem zu bieten haben. Neue Utopien und Perspektiven sind gefragt. Darum lasst uns vernetzen, organisieren und unser Leben in die eigenen Hände nehmen.