2018,  Antifaschismus

Hakenkreuze Niederscherli

Inhalt:
1. Medienberichte


1. Medienberichte (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/region/bern/hakenkreuze-auf-dem-land/story/12171605 & https://www.blick.ch/sonntagsblick/hakenkreuze-in-niederscherli-und-mittelhaeusern-aufgetaucht-ist-rassismus-hier-alltag-id15184765.html)
-Bernerzeitung: Hakenkreuz im Schnee
In den letzten Jahren war das Schulhaus Niederscherli oft Ziel antifaschistischer Sprayereien. Jetzt tauchen andere Symbole auf. Einer der von den Eltern aufgelisteten Vorfälle: Vor Weihnachten sei ein grosses Hakenkreuz auf dem Sportplatz in den Schnee gestampft worden, daneben die Zahl 88 für «Heil Hitler».

Für Sam Meyer, Co-Leiter der Schule Sternenberg, zu der auch die Standorte Mittelhäusern und Niederscherli zählen, ist mit der Verwendung des Hakenkreuzes «die Toleranzgrenze ganz klar überschritten», wie er festhält. Die Schule müsse sich des Themas aktiv annehmen.

Zum einen gehe es darum, im Unterricht den historischen Hintergrund von Symbolen wie dem Hakenkreuz unmissverständlich zu vermitteln. Zum anderen halte er es für wichtig, in der Schule geschützte Kanäle zu schaffen, in denen Ansichten, auch wenn sie extrem seien, diskutiert und reflektiert werden könnten. Meyer sieht im wieder häufigeren Auftauchen von Nazisymbolen auch eine Reaktion auf die Ausweitung der Toleranzgrenze. Provokationen gingen oft so weit, so Meyer, bis eine Reaktion komme.

-Blick: Hakenkreuze in Niederscherli und Mittelhäusern BE aufgetaucht
Im Dezember wurde auf dem Sportplatz neben der Schule Niederscherli ein grosses ­Hakenkreuz und die Ziffer 88 in den Schnee getreten. Der achte Buchstabe im Alphabet ist H – 88 steht für HH, die Abkürzung von «Heil Hitler».

Kommen die Kinder aus der Umgebung in die Oberstufe, gehen sie alle nach Niederscherli. Dort ist nun eine rote Linie überschritten worden. Nicht nur die Zeichen im Schnee beunruhigen gewisse Eltern. «Sie schrieben uns, dass ein dunkelhäutiger Schüler geplagt werde und in der Schule auch rassistische Äusserungen fallen», sagt Schulleiter Sam ­Meyer (56). Zwar habe er selbst bislang keinen Rassismus wahrgenommen. Aber er könne sich vorstellen, dass dieser geäussert wird, wenn Lehrer abwesend sind. Unbemerkt, auf dem Pausenplatz.

Davon kann der Berner Rapper ­Nativ, bürgerlich Thierry Gnahoré, ein Liedchen singen. Wortwörtlich. Der 23-Jährige ist in Niederscherli aufgewachsen und rappt in seinem Song «Noir» über den Rassismus, der ihm dort entgegenschlug. ­«Hamer 716 Mal aglost, ig sig e Aff», singt er. «‹Lug dr Neger, dä isch fuul›, ja si lehres ihne so.»

Sein Migrationshintergrund sei in der Schulzeit oft Thema gewesen, sagt Gnahoré. «Ich wurde immer wieder mit dem Wort Neger konfrontiert. Erst im Nachhinein habe ich gemerkt, dass Rassismus in der Schweizer Agglomeration Alltag ist», erzählt er. So ex­trem wie heute sei es damals aber noch nicht gewesen. «Ich finde das mit den Hakenkreuzen schon eine krasse Entwicklung. Auch dass seit einiger Zeit eine Konföderierten-Fahne auf einem Balkon weht, die ja mit dem Ku-Klux-Klan in Verbindung gebracht wird.» Von Freunden habe er gehört, dass auf der Strecke Bern–Schwarzenburg häufiger Personen unterwegs sind, die dem Bild eines Neonazis entsprechen. «Schockierend, dass es 2019 immer noch Leute gibt, die nicht begreifen, dass wir alle gleich sind», sagt Gnahoré.
Schule will Thema nicht unter den Teppich kehren

Während die Hakenkreuz-Sprayer von Mittelhäusern noch nicht ermittelt wurden, ist man in Niederscherli schon weiter – es waren Schüler. Schulleiter Sam Meyer: «Ich denke, das war eher ein gedankenloses Grenzen-Austesten und keine wirkliche, rechtsradikale Absicht dahinter.» Trotzdem sorgt er sich: «Es gab eine Zeit, da dachte man, das ist passé, aber jetzt drohen rassistische Gesinnungen wieder salonfähig zu werden.» Die Schule will das Thema – anders als gewisse Dorfbewohner – auf keinen Fall unter den Teppich kehren, «sondern hinschauen und handeln». Dass seine Schüler auch die Hakenkreuze in Mittelhäusern gesprayt haben, kann sich der Schulleiter nicht vorstellen.«Dort waren Leute am Werk, die das nicht das erste Mal gemacht haben.»