2020,  Diverse Aktionen,  Türkei & Rojava,  WEF

Plakataktion Trams

Inhalt:
1. Communiqué
2. Medienbericht


1. Communiqué (Originalquelle: https://barrikade.info/article/3094)
Wir haben uns heute Morgen in verschiedene Berner Trams gemischt und dort diverse Werbeplakate ausgetauscht. Auf diesen liessen wir die Schweizer Kriegsprofiteur*innen für einmal ehrliche Worte sprechen und platzierten einerseits ein Stellenangebot der RUAG, wonach ein*e Internationale*r Waffenhändler*in gesucht wird. Im Namen der Credit Suisse warben wir zudem für blutige Kriegsbeteiligungen.

Schweizer Waffen und Schweizer Geld – morden mit in aller Welt
Allein mit Kriegsmaterial wurden 2017 rund 447 Millionen Franken erwirtschaftet. Eine wichtige Profiteurin dabei ist die RUAG. Auf der Kundenliste stehen dabei unter anderem autokratische Staaten wie Saudi Arabien, Pakistan und die Türkei. Ehemals als staatlicher Produktions- und Rüstungsbetrieb der Schweizer Armee gegründet, ist die RUAG (RüstungsUnternehmen AktienGesellschaft) seit 1998 eine privatwirtschaftlich organisierte AG, mit dem Ziel möglichst hohe Profite abzuwerfen. Trotz dubioser Geschäfte liegen die Aktien weiterhin fest in der Hand der Eidgenossenschaft. Dem Bundesrat wird dabei jedoch auch immer unwohler und deshalb diskutiert er nun eine Teilung des Unternehmens mit anschliessender Privatisierung. So lieferte die Schweiz 2014 für rund 130 Millionen Franken Panzer gegen die Demokratie-Bewegung nach Bahrain. Mitten in der Ukraine-Krise lieferte die Schweizer Rüstungsindustrie Russland 2014 Tarnmaterial im Wert von 90 Millionen Franken – doch auch der ukrainische Repressionsapparat wurde versorgt: Als Scharfschützen Menschen auf dem Maidan niederschossen, geschah dies mit Schweizer Waffen. Für Aufsehen sorgten auch mehrere Fotos, welche Daesh a.k.a ISIS-Kämpfer und Al-Kaida Kämpfer mit angehängten Schweizer Handgranaten zeigte. Letzteres Beispiel verdeutlicht auch: In welchen Händen das Kriegsgerät schlussendlich landet, weiss und interessiert niemanden. Firmen wie der RUAG ist es letztendlich egal, ob mit ihren Waffen Jemenit*innen oder Kurd*innen ermordet werden, ihr geht es nur um die Rendite. Im gleichen Boot sitzen die Banken. Die Credit Suisse und andere Banken investieren gezielt in Rüstungsgeschäfte, wo je nach Kriegsverlauf hohe Renditen locken. Je fragiler der Frieden, desto höher steht der Aktienkurs. Doch nicht nur in konventionelle Rüstungsgüter, auch in Atombomben und Streumunition wird investiert. Allein die Schweizerische Nationalbank hat im Jahr 2015 Kriegsmaterial-Investitionen in der Höhe von 607.52 Mio. US-Dollar getätigt. Die türkischen F-35 Kampfjets, die im Moment in Nordsyrien und im Kandil-Gebirge einfallen und Bomben abwerfen, werden von Lockheed Martin in den USA gebaut, finanziert durch Investitionen der Credit Suisse. Die Liste der Konflikte, in denen Schweizer Kriegstechnik mitspielt und mitmordet ist lange – Hauptsache die Zahlung landet auf Schweizer Bankkonten.

Mit der Aktion wollen wir einerseits Bürger*innen zum Denken anregen, andererseits aber auch gegen die mörderischen und blutigen Geschäfte der Schweiz protestieren. Ihre Gewalt kennt viele Formen – unser Widerstand auch.

Die Aktion ist im Rahmen der Proteste gegen das World Economic Forum zu verstehen. Wir rufen alle zur Demonstration am 18. Januar – 15.00 Uhr auf dem Bahnhofplatz Bern auf.



2. Medienbericht (Originalquelle: https://www.20min.ch/schweiz/bern/story/-Reist-du-gerne–Werde-Waffenhaendler–22483208)
«Reist du gerne? Werde Waffenhändler»
Der Rüstungskonzern Ruag ist unter Beschuss: Unbekannte hängen in Berner Trams zynische Jobplakate auf und prangern damit die Geschäfte der Firma an.
Berner Pendlern ist am Mittwoch ein aussergewöhnliches Jobangebot präsentiert worden: Gemäss in Trams aufgehängten Inseraten sucht der Rüstungskonzern Ruag künftige Waffenhändler. Um das Interesse potentieller Mitarbeiter zu wecken, steht auf den Hängekartons: «Reist du gerne? Werde internationaler Waffenhändler.»

Als solcher bereise man nämlich verschiedene Konfliktregionen oder kriegsinteressierte Länder. Bebildert wird der Flyer mit einem hübsch lächelnden Geschäftsmann im Rollkragenpullover und Wollmantel, einem smarten Waffenhändler also. Im Hintergrund sind Soldaten zu sehen, die triumphierend Kalaschnikows und andere Waffen in die Höhe stemmen.

Macht die Schweizer Firma tatsächlich solche Jobangebote? Vielmehr ist anzunehmen, dass es eine zynische Protestaktion gegen den Rüstungskonzern ist. «Es handelt sich hier um eine Guerilla-Aktion gegen unsere Firma», bestätigt Ruag-Sprecherin Kirsten Hammerich. Unbekannte hätten die Plakate heimlich an den offiziellen Werbeflächen der Trams aufgehängt. «Bernmoil wurde bereits informiert, die Plakate werden umgehend entfernt», sagt Hammerich.

Plakat zum Schmunzeln oder Nachdenken?
Doch nur schon der kurze Aushang der zynischen Plakate genügte, um viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Inserate wurden fotografiert, verschickt und auf Social Media verbreitet. Auch 20 Minuten wurde das Waffenhändler-Angebot zugeschickt. «Ziemlich mutige Guerilla-Aktion», sagt ein Leser dazu. Und was meint man bei der Ruag zur Guerilla-Aktion? «Wir äussern uns nicht zum Inhalt des Plakates», sagt die Pressesprecherin. Doch sie fügt an: «Die Plakate brachten mich schon etwas zum Schmunzeln.»

Weniger ums Spassen ist es den Urhebern des Plakates. Dies zeigt die düstere Anspielung, die über dem Ruag-Logo zu lesen ist: «Starte bei uns durch und verändere das Leben von Millionen.»