2021,  Diverse Aktionen

Protest-Picknick Solidarität Chun Hee

Inhalt:
1. Aufruf
2. Communiqué
3. Medienbericht


1. Aufruf (Originalquelle: https://www.facebook.com/events/803097767077150/?ref=newsfeed)

Das Kollektiv Gastrostreik Bern solidarisiert sich mit dem Restaurant «Chun Hee» und ruft auf zum Protest-Picknick in der Münstergasse in Bern am Donnerstag, 24. Juni 2021 von 19.00 bis 20.00 Uhr. Die Platzkundgebung ist bewilligt.
Was ist passiert?
Die Beschränkung der Aussenbestuhlung des Restaurants Chun Hee in der Berner Altstadt zwingt einen funktionierenden Gastrobetrieb in die Knie. Aufgrund einer (!) Lärmklage verlieren 20 Mitarbeitende und die Betreiber:innen ihr Einkommen, denn ein Wirten nur bis 19:00Uhr ist nicht rentabel. Das Gastrostreik-Kollektiv solidarisiert sich mit dem Chun Hee und fordert die zuständigen Behörden zum Umdenken auf.
Was fordern wir?
Die Berner Politik muss sich entscheiden, was für eine Stadt sie sein möchte, anstatt mit solch unsinnigen Praktiken der Zeit hinterher zu hinken. Alle Jahre wiederholt sich dasselbe Trauerspiel: Kultur- und Gastrobetriebe sind dem Goodwill des Regierungsstatthalteramtes und der Anwohner:innen ausgeliefert – ihre Existenz ist nur auf Schlafbürger:innens Gnaden gesichert.
Mit dem Ende der Pandemie am Horizont kommt unsere Branche unter Zugzwang und ist darauf angewiesen, mit umsetzbaren Rahmenbedingungen arbeiten zu können. Das Corona-Virus und die damit verbundenen Massnahmen sind nicht der alleinige Grund für diese Entwicklung und die prekäre Situation vieler Betriebe: Wer in stetig wärmeren Sommern keine Aussenplätze stellen kann, verliert. Der öffentliche Raum wird kommerzialisiert durch Konzerte, Pop-Up-Bars und Zwischennutzungen. Gleichzeitig schreitet die Gentrifizierung voran. Sie betrifft nicht nur Menschen, die keinen günstigen Wohnraum in der Innenstadt mehr finden, auch Gastro- und Kulturbetriebe sind den Launen der zahlkräftigeren Klasse ausgesetzt. Wer in eine sanierte Stadtwohnung einzieht, auf deren Raum vorher doppelt so viele Leute Platz fanden, bringt nicht nur ein gefülltes Portemonnaie, sondern leider oft eine verzerrte Wahrnehmung in ein fragiles, urbanes Gleichgewicht mit.
Egal ob ein Club tausend Menschen pro Abend glücklich macht oder ein Restaurant inmitten einer Beizengasse seit Jahren Gäst:innen draussen bewirtet: Lärmwahrnehmung ist subjektiv – und im Moment schützt die Lärmschutzverordnung im Streitfall Herr:Frau Müller. Wenn sie:er will, steht alles still. Menschen, die an der Autobahn leben oder denen die S-Bahn alle zehn Minuten vor dem Küchenfenster vorbeizieht, haben diese Möglichkeit nicht. Besonders bedenklich ist diese Praxis in einer grösseren Stadt, die sich als urban vermarktet, Pop-Ups den roten Teppich ausrollt und den öffentlichen Raum beleben will.
Die zuständigen Behörden und Gesetzgeber:innen müssen sich entscheiden: Schreiben sie zukünftig umsetzbare Verordnungen und Gesetze, die ein Wirten ausserhalb der Halblegalität erlauben, oder wollen sie ihr vielgelobtes Weltkulturerbe um 19.00Uhr schliessen und die Menschen zwingen, ihre Cervelats selber mitzubringen, wenn sie Hunger haben? Das Gastrostreik-Kollektiv empfiehlt Koreanisch im Chun Hee und lädt ein zum Protestpicknick am 24. Juni in der Münstergasse von 19:00 – 21:00Uhr.
Mach mit!
Bring’ deine Picknick-Decke, halte dich maximal in 6er-Gruppen auf und trag eine Maske.

2. Communiqué (Originalquelle: https://www.facebook.com/gastrostreikbern)
…about last night: wir danken den gut 100 Menschen, die dem Regen getrotzt und sich an der Solidaritätsaktion für das Restaurant Chun Hee beteiligt haben! Der Kampf geht weiter! Herr/Frau Müller ist nur eine*r – wir sind viele! #save #chunhee Gastrostreik Bern ✊



3. Medienbericht (Originalquelle: https://www.bernerzeitung.ch/80-personen-trotzen-dem-regen-am-protest-picknick-326219142832)
Gastrostreik in Bern – 80 Personen trotzen dem Regen am Protest-Picknick
Gastrostreik in Bern80 Personen trotzen dem Regen am Protest-Picknick
Die Münstergasse werde zur «Flüstergasse»: Die Schliessung des Berner Restaurants Chun Hee hat am Donnerstagabend einige Sympathisanten auf das nasse Altstadtpflaster gerufen.
Das Heftigste des Gewitters an diesem frühen Donnerstagabend war vorüber, als sich in der Münstergasse in Bern mehrere Dutzend Personen zu einem Protest-Picknick einfanden. «Willkommen in der Flüstergasse», war ein Transparent über die Gasse gespannt – zum Ausdruck des Protestes, dass das Restaurant Chun Hee wegen Einsprachen aus der Nachbarschaft schliessen musste. Die Beiz hätte ihre Terrasse zwar erweitern, jedoch nur bis 19 Uhr bewirtschaften dürfen.

Neben ein Restaurant zu ziehen und sich über Beizenlärm beschweren sei genau so absurd wie in eine Stadt zu ziehen und sich über das lebhafte Treiben zu beschweren, stand auf einem weiteren Transparent. Rund 80 Personen, die sich mit dem Chun Hee solidarisieren, trotzten den garstigen Wetterbedingungen. Einige suchten unter den Lauben Unterschlupf, einige wenige harrten mit Regenschirmen auf ihren Picknick-Decken auf den nassen Pflastersteinen aus.

Die Aktion, zu der die mehrheitlich aus links-alternativen Beizerinnen und Beizern bestehende Organisation Gastrostreik aufgerufen hatte, war bewilligt.